Der heilige Geist führt ein in alle Wahrheit des Glaubenslebens. (...) Die katholische Ideenwelt als Offenbarungsgut ist etwas Einheitliches, Geschlossenes, Ganzes, Unteilbares. "Der katholische Glaube", sagt Benedikt XV. in seiner Programmenzyklika*, "ist von so eigener Art und Natur, dass man ihm nichts hinzufügen, nichts von ihm wegnehmen kann. Entweder nimmt man ihn ganz an oder man lehnt ihn ganz ab."
Hier, in Beziehung auf das von Gott Geoffenbarte und von der Kirche zu glauben Vorgestellte, gibt es darum keine Parteien, keine Schulen, keine Richtungen. Hier gilt nur das Ja und das Nein, Alles oder Nichts. Man ist entweder ganz katholisch oder man ist es überhaupt nicht. Man glaubt alle geoffenbarte Wahrheit oder man glaubt keine.
Der Grund für dieses Alles oder Nichts liegt im Motiv des Glaubens. Wir glauben, d. h. wir halten die geoffenbarten Lehren für wahr, nicht weil die Wissenschaft uns unwiderlegliche Beweise für sie erbracht, nicht weil sie uns durch ihre Vernünftigkeit, Schönheit und Wichtigkeit einleuchten und begeistern, sondern einzig und allein und ausschließlich, weil der Heilige Geist, die ewige und unfehlbare Wahrheit, sie uns mitgeteilt hat.
Das Wesentliche, das Ausschlaggebende und darum Entscheidende bei jedem übernatürlichen Glaubensakte, bei dem des Gelehrten wie dem des Kindes, ist die Zustimmung auf Grund der göttlichen Autorität. Ich glaube. Warum? Der Heilige Geist hat es gesagt! Das gilt für jeden einzelnen Glaubensartikel wie für die Summe aller Glaubenswahrheiten. Das letzte Motiv ist immer das gleiche. Der Heilige Geist hat es gesagt!
In der Allwissenheit und unfehlbaren Wahrhaftigkeit des Heiligen Geistes beruht also aller göttliche Glaube (Anm.: die erste göttliche Tugend). Ist diese Allwissenheit und unfehlbare Wahrhaftigkeit des Heiligen Geistes einmal erschüttert, ist sie in einem einzigen Falle nicht mehr imstande, mich zur Zustimmung zu einer Glaubenslehre zu bewegen, dann fällt eben der Grund zum göttlichen Glauben dahin, ich kann überhaupt nicht mehr göttlich glauben. Ich glaube somit alle Wahrheit oder ich glaube keine. Ich bin ganz katholisch oder ich bin es überhaupt nicht. Es kommt im Glaubensleben alles an auf unsere Stellung zum Heiligen Geiste. Er führt ein in alle Wahrheit.
Robert Mäder in "Der Heilige Geist - Der dämonische Geist"; Verlag St. Michael Goldach; AD 1969; S. 62f (s. Quellen)
vgl. Papst Franziskus in der Enzyklika "Lumen fidei", Nr. 48:
Da der Glaube einer ist, muss er in seiner ganzen Reinheit und Unversehrtheit bekannt werden. Gerade weil alle Glaubensartikel in Einheit verbunden sind, bedeutet, einen von ihnen zu leugnen, selbst von denen, die weniger wichtig zu sein scheinen, gleichsam dem Ganzen zu schaden. Jede Epoche macht die Erfahrung, dass einzelne Aspekte des Glaubens leichter oder schwieriger angenommen werden können: Deswegen ist es wichtig, wachsam zu sein, damit das ganze Glaubensgut weitergegeben wird (vgl. 1 Tim 6,20), damit in angemessener Weise auf alle Aspekte des Bekenntnisses des Glaubens bestanden wird. Insofern die Einheit des Glaubens die Einheit der Kirche ist, heißt etwas vom Glauben wegnehmen in der Tat etwas von der Wahrheit der Gemeinschaft wegnehmen.
Weiteres zum Thema:
- Glauben katholisch (Definition des I. Vatikanums; "Porta fidei")
- Zur Frage: Was ist katholisch? (1) - Papst Franziskus
- Zur Frage: Was ist katholisch? (2) - CIC