Wenn alle untreu werden,
So bleib’ ich dir doch treu;
Dass Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing dich Leiden,
Vergingst für mich in Schmerz;
Drum geb' ich dir mit Freuden
Auf ewig dieses Herz.
Oft muss ich bitter weinen,
dass du gestorben bist,
Und mancher von den Deinen
Dich lebenslang vergisst.
Von Liebe nur durchdrungen
Hast du so viel getan,
Und doch bist du verklungen,
Und keiner denkt daran.
Du stehst voll treuer Liebe
Noch immer jedem bei;
Und wenn dir keiner bliebe,
So bleibst du dennoch treu;
Die treuste Liebe sieget,
Am Ende fühlt man sie,
Weint bitterlich und schmieget
Sich kindlich an dein Knie.
Ich habe dich empfunden,
O! lasse nicht von mir;
Lass innig mich verbunden
Auf ewig sein mit dir.
Einst schauen meine Brüder
Auch wieder himmelwärts,
Und sinken liebend nieder,
Und fallen dir ans Herz.
Novalis (1802)
Bild: Hl. Messe in der Kirche Ss. Trinità dei Pellegrini in Rom, Personalpfarrei der FSSP; FW
Wunderschön!
AntwortenLöschen(Ich wohnte übrigens mal fast gegenüber von Novalis - wenn man mal von der zeitlichen Trennung absieht! ;-) )
Muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Original von Novalis bisher gar nicht kannte und ein wenig irritiert war, weil ich an eine andere Version aus unrühmlicher jüngerer Vergangenheit dachte ... :-)
AntwortenLöschenDankeschön für den Link!
LG