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Dienstag, 28. Oktober 2014

Compelle intrare - Nötige sie, hereinzukommen!


Klatschet in die Hände, ihr Völker alle, jauchzet Gott zu mit Jubelschall!
Denn der Herr, der Allerhöchste, ist furchtbar, ein großer König über die ganze Erde. 
Er zwang Völker unter unsere Macht und Nationen unter unsere Füße...

Der Gott Israels, also auch der Christen, ist Gott des Universums. Also werden "alle Völker" aufgefordert, "in die Hände zu klatschen und zu jubeln".

Welcher Grund hat dieser Jubel? Die Antwort ist merkwürdig, ja paradox: "Denn furchtgebietend ist der Herr und ein großer König über die ganze Erde." Und dann heißt es auch noch von den Völkern, die Ihn preisen sollen, dass er sie "uns unterwirft und unter unsere Füße zwingt". Unter wessen Füße? Unter die Füße des Gekreuzigten, sagt der heilige Augustinus. 

Und der Zwang, der von Ihm ausgeht, ist kein physischer. Er geht aus von der Liebe des Herzens Jesu. Jeder, der sich bekehrt zum Glauben an Ihn, erfährt diese Bekehrung nicht als seine Wahl, sondern als Nötigung durch Ihn. Compelle intrare, "Nötige sie, hereinzukommen", sagt der Hausherr, der seine Boten an die Hecken und Zäune schickt, um zu seinem Mahl zu laden (Lk 14,23). "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt" (Joh 15,16), sagt der Herr.

Und so erscheint die Aufforderung zum Jubel nur von außen wie Zwang. Von innen, vom Inneren des Bekehrten aus gesehen, ist sie der Eintritt in das Reich Gottes, das Reich der Liebe, das Reich, das nicht von dieser Welt ist. Und der Anfang der Weisheit", also des Eintritts in dieses Reich, ist die Furcht Gottes (Ps 111,10). Durch sie erst tritt der Mensch ein in das göttliche Koordinatensystem, in die Realität.


Robert Spaemann: Meditationen eines Christen - Über die Psalmen 1-51; Verlag Klett-Cotta Stuttgart; AD 2014 (s. Quellen)





Bild: Herz Jesu-Medaillon in der Kirche Santa Maria Maddalena in Rom; eigenes Foto

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