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Mittwoch, 22. Oktober 2014

Bischofssynode zum Thema Familie - Jetzt geht die Arbeit richtig los

Ein Lustspiel? Drama? Trauerspiel? - Oder doch ein Lehrstück katholischen Glaubens, Denkens und Lebens - in drei Akten?

Erster Akt

Der erste Akt ist bereits Geschichte, der Vorhang gefallen - und wer das Schauspiel verfolgt hat, der war überrascht über die Dramatik und die Diskrepanz von Meinungen, die hier unter Bischöfen, d. h. unter den Hütern des Glaubens und den Lehrern der Wahrheit zu Tage trat. Dennoch steht die Lehre fest und aus ihr ergibt sich die rechte Pastoral.

Die Lehre der Kirche, z. B. in Bezug auf die Unauflöslichkeit einer sakramentalen und vollzogenen Ehe, ändert sich nicht. Darin zumindest sind sich alle einig. Dem widerspricht auch nicht, dass sich durch Forschung und Erkenntnis die Lehre auf einigen Gebieten weiterentwickelt. Kardinal Kasper wies in einem Interview auf einen Ausspruch des sel. John Henry Kardinal Newman hin, der sich in dieser Weise geäußert habe. In der Tat kann eine Glaubenswahrheit vertieft, verdeutlicht und verfeinert werden, kann den Blick auf das Heilige und die Heiligkeit weiter freigeben, niemals aber kann die Entwicklung eines Dogmas dem ursprünglichen Sinn und Verständnis desselben widersprechen. So verstand es auch Newman.

Die Lehre der Kirche geht der Pastoral voraus. Aus der Pastoral hat sich das Kirchenrecht entwickelt, es beschreibt das Normale, das Prinzipielle, wie die Lehre der Kirche in der Praxis und in Zweifelsfällen anzuwenden ist und trifft Vorsorge für die im Einzelfall möglichen Ausnahmesituationen. So ist das kirchliche Recht ein Hilfsmittel der Pastoral, wie Michael Gurtner darlegt, und ein Schutz der Gläubigen vor Willkür und Zeitgeistmanier (s. Michael Gurtner: Unbarmherziges Kirchenrecht?).

Viele Bischöfe haben ihre Verantwortung für die Verteidigung des Glaubens und der Lehre wahrgenommen, viele Gläubige haben diese Synode im Gebet begleitet und Papst Franziskus sagte in seiner Schlussansprache an die Synodenteilnehmer: 
"Wie ich zu Beginn der Synode gesagt habe, ist es nötig, das alles in Ruhe und innerem Frieden zu durchleben, damit die Synode cum Petro et sub Petro (mit Petrus und unter der Leitung Petri) verläuft, und die Anwesenheit des Papstes ist für das alles Garantie.

Die Aufgabe des Papstes ist es nämlich, die Einheit der Kirche zu garantieren; es ist seine Aufgabe, alle Gläubigen an ihre Pflicht zu erinnern, treu dem Evangelium Christi zu folgen; es ist seine Aufgabe, die Hirten daran zu erinnern, dass es ihre wichtigste Aufgabe ist, die Herde zu hüten, [die] der Herr ihnen anvertraut hat und die verirrten Schafe zu suchen und willkommen zu heißen, in Väterlichkeit, Barmherzigkeit und ohne falsche Angst." (Quelle: DBK)
Angst aber muss man nur haben vor dem Gerichte Gottes, davor, als untreuer Verwalter erfunden zu werden, als Mietling, dem das Leben und Seelenheil der Schafe gleichgültig ist und der ihnen verdorrtes Gras als Nahrung und verfaultes Wasser zu trinken gibt, statt sie zu den saftigen Wiesen und klaren Wassern des Gottesreiches zu führen. Und das nur, weil ihm der Weg zu den frischen Wiesen zu weit für die wohlgenährten Schafe schien.

Aber auch: Kein Schaf kann mit Gewalt und gegen seinen Willen aus den Dornen befreit und zu den saftigen Wiesen geführt werden. Wenn es der Stimme des guten Hirten nicht folgen will, sich vehement gegen die Rettung durch seinen Erlöser wehrt, so muss es der Hirte zurücklassen und es der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen. Auch dann besteht noch Hoffnung, solange es noch am Leben ist! Gott ist barmherzig und Gottes Gesetz ist es gleichfalls.


Zweiter Akt

Der zweite Akt wird in der Aufarbeitung der im ersten hervorgetretenen Schwierigkeiten und umstrittenen Positionen bestehen, die einige der Synodenväter als Dauerbrenner ihrer Ortskirche in die Synodenaula getragen hatten: Kommunionempfang für zivil wiederverheiratete Geschiedene oder eine wertschätzende Einstellung, sprich Akzeptanz von "alternativen Familienmodellen", wie z. B. gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Über vieles andere wurde während der Synode vom 05. - 19. Oktober 2014 gesprochen, aber kein anderes Thema war unter den Bischöfen so kontrovers vorgebracht worden wie diese beiden.

Das alles sind keine neuen Themen oder auch keine neuen Probleme - Tatsache ist, dass die Intensität dieser Probleme - auch unter katholischen Gläubigen - seit der Ordentlichen Bischofssynode von 1980 über die Familie in der damaligen Zeit, zumindest in den reichen westlichen Ländern, weiter dramatisch zugenommen hat. Voreheliches Zusammenleben, außereheliche Verhältnisse, zivile Ehescheidungen und Wiederverheiratung, also Missachtung des bestehenden Ehebundes und Ehebandes, sind selbst unter nominellen Katholiken üblich und verbreitet.

Zu all diesen Phänomenen, der "Lebenswirklichkeit" vieler heutiger Kirchenglieder hat bereits die Synode von 1980 und das Nachsynodale Schreiben "Familiaris consortio" des Papstes Johannes Paul II. Stellung bezogen und Hilfen für die pastorale Unterstützung der Gläubigen in schwierigen (Ehe- und Familien-) Situationen aus dem Glauben heraus formuliert. Die Situationen wurden hier sogar so eindeutig und klar erfasst, bei der Synode behandelt und die pastoralen Möglichkeiten ausgelotet, dass es dafür eigentlich keiner neuerlichen Synode über Ehe und Familie bedurft hätte: Eine Rückbesinnung auf diese Quellen des Lehramtes und die Beschäftigung mit ihren pastoralen Ansätzen und Möglichkeiten (und vor allem deren Annahme und Verwirklichung) würden ausreichen, um die verschiedenen Situationen im Lichte des Glaubens einschätzen und angehen zu können.

Auch die Katechesen des "Papstes der Familie" Johannes Paul II. und andere seiner Aussagen zum Thema Ehe und Familie sind eine Fundgrube und ein Schatz, aus dem Eheleute und Familienangehörige und nicht zuletzt Seelsorger und in der Pastoral Tätige Altes und Neues hervorholen können um der Familie zu dienen und sie auf ihren oft nicht leichten Pfaden zu begleiten. Dieser Ansatz scheint mir in der am Sonntag zuende gegangenen Synode recht kurz gekommen zu sein. Es verwundert doch, dass ausgerechnet die Synodenväter aus Deutschland, das Land, in dem die Schönstatt-Bewegung mit ihrer starken Familienspiritualität entstanden ist, diesen Schatz nicht heben (wollen oder können?).

Was man in den veröffentlichten Botschaften aus der Synode vermisst hat, ist ein Warnruf vor der menschenverachtenden Ideologie des Gender/ Gender Mainstreaming. Als Familie würde man sich wünschen, dass die Hüter des Glaubens und des christlichen Menschenbildes hier eindeutig widersprechen und deutlich machen, dass diese Ideologie der christlichen Lehre diametral entgegensteht, materialistische Wurzeln hat und droht, den Gläubigen das Leben nach christlichen Werten in der Gesellschaft unmöglich zu machen. Man würde ein Wort der Aufklärung und der Ermutigung vonseiten der Bischöfe begrüßen, so wie dies in vorbildlicher Weise der Bischof von Chur, Vitus Huonder, getan hat.


Dritter Akt

Im Herbst 2015, vom 4. bis zum 25. Oktober 2015, wird im Vatikan die XIV. Ordentliche Bischofssynode unter dem Motto "Berufung und Mission der Familie in der Kirche in der heutigen Welt" stattfinden.

Zu den "deutschen Themen", gemeint sind die Schwierigkeiten in der Pastoral in Fragen um zivil wiederverheiratete Geschiedene oder um eine gewisse Anerkennung alternativer, nichtehelicher aber eheähnlicher Beziehungen, die deutschsprachige Synodenväter in die Synode eingebracht haben, können schon heute den Gläubigen und in der Pastoral Tätigen sichere Handlungsperspektiven aufgezeigt werden, die sich bereits in den Dokumenten des Lehramtes der katholischen Kirche, nämlich vor allem in "Familiaris consortio" und dem "Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge an homosexuellen Personen" nachlesen und erarbeiten lassen.

"Die Unauflöslichkeit der Ehe", so Kardinal Joseph Ratzinger im Jahre 1998, "ist eine dieser Normen, die auf den Herrn selbst zurückgehen und daher als Normen göttlichen Rechts bezeichnet werden. Die Kirche kann auch nicht pastorale Praktiken – etwa in der Sakramentenpastoral – gutheißen, die dem eindeutigen Gebot des Herrn widersprechen." Die Synode wird andere Wege der Begleitung finden. 

Die Pastoral der Kirche war auch bisher nicht unbarmherzig, auch wenn das heute gerne einige Kreise insinuieren wollen. Die Lehre der Kirche ist von ihrer Pastoral nicht zu trennen, so wenig wie Wahrheit von Liebe. Beides gehört untrennbar zusammen. So wird auch die Synode im Oktober 2015 nicht die Lehre zugunsten einer nur oberflächlich "barmherzigen Pastoral" ändern, vielmehr müssen wir uns bemühen, die dem Lehramt der Kirche anvertraute  unveränderliche Lehre Jesu immer mehr und immer besser zu hören und anzunehmen und darin Gottes Barmherzigkeit und Heilung für unser Leben zu finden. Eine andere Rettung aus dem Dornengeflecht der Sünde, einen anderen Weg der Heiligkeit gibt es nicht.



Sonst noch zum Thema "Bischofssynode 2014/15":


Foto: Petersbasilika:Baldachin über dem Papstaltar; Vatikan, eigenes Foto

1 Kommentar:

  1. Schade, dass der notwendige Warnruf gegen Gender mainstreaming ausblieb. Denn ein wenig ungesund für Frauen, Mütter und Kinder scheint Gender Mainstreaming schon zu sein. Zum Beispiel das Negieren wichtiger und dem Mann überlegener weiblicher Eigenschaften mit der Folge, dass häufig der Body nur noch wichtig wird. Vergessen der für Sprach- und Kognitiventwicklung wichtigen frühkindlichen Mutterbindung infolge des frühen flüssigkeitsgekoppelten Hörens des Foeten im Mutterleib (Muttersprache nicht Vatersprache!). Probleme durch Cortisolausschüttung (gefährliches Stresshormon) und Schlafmangel mit entsprechendem Wachstumshormonmangel von Krippenkindern mit Hippocampusminderung (Lernmaschine des Gehirns).
    Erschreckende Zunahme von Depressionen auch bei Kindern und Jugendlichen.
    [siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 4. erweiterte Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014: ISBN 978-3-9814303-9-4]

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