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Das heilige Messopfer -
dogmatisch, liturgisch und aszetisch erklärt von Dr. Nikolaus Gihr (pdf)
Verlag Herder Freiburg im Br.
AD 1922 (17.-19. Auflage)
Daraus ein kurzer Auszug (S. 264ff):
§ 31. Gebrauch und Bedeutung des Lichtes beim heiligen Messopfer
Von Zeiten der Apostel an bediente sich die Kirche des Lichtes bei Verrichtung ihrer gottesdienstlichen Handlungen. Der liturgische Gebrauch des Lichtes hat seinen Grund weder einzig noch hauptsächlich in der zufälligen Notwendigkeit, die Finsternis zu verscheuchen, um die heiligen Geheimnisse feiern zu können, wie z. B. beim Gottesdienst in den Katakomben eine Beleuchtung durch die Umstände geboten ward.
Der Kerzenschein auf dem Altare kann allerdings erinnern an jene schweren Tage blutiger Verfolgungen und Kämpfe, welche die Christen nötigten, das Opfer nachts oder in unterirdischen finstern Grüften zu feiern, aber es wäre falsch, das Brennen der Lichter beim Gottesdienste lediglich als Überrest jener damals notwendigen Beleuchtung oder nur als geschichtliches Denkmal an jene frühere Zeit zu betrachten.
Der eigentliche Grund für Anwendung des Lichtes bei gottesdienstlichen Verrichtungen liegt viel tiefer - in der Harmonie des Lichtes mit dem Wesen der Liturgie bzw. in der Förderung des Zweckes der Liturgie durch das Licht. Dasselbe trägt vorzüglich bei zur Verschönerung des Gottesdienstes und schließt eine ungemein reichhaltige Symbolik in sich - es ist Zierde des Kultus und zugleich Sinnbild religiöser, übernatürlicher Geheimnisse (1). (...)
Wenn Lichter in großer Anzahl brennen, eignen sie sich vorzüglich, die gottesdienstliche Feier zu erhöhen und zu verschönern sowie in den Anwesenden eine gehobene Seelenstimmung hervorzurufen; denn ihr milder, stiller, geheimnisvoller Schein gießt Strahlen des Lebens, der Freude, der Hoffnung, des Trostes, der Seligkeit über Gotteshaus und Gottesdienst aus.
Umgekehrt ist gar groß die Trauer und Betrübnis der Kirche, wenn unter den Klagegesängen der "düsteren Metten" (tenebrae) in der Karwoche Licht um Licht erlischt, bis endlich das letzte hinter dem Altare verschwindet und im Gotteshause ringsum tiefes Dunkel herrscht. (...)
Näherhin werden die drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe auf schönste Weise durch brennende Lichter dargestellt. Die Helle der Flamme weist hin auf den Glauben, der eine Leuchte ist unsern Füßen und ein Licht unsern Pfaden (Ps 118, 105); das beständige Aufflackern der Flamme nach oben ist ein Bild der christlichen Hoffnung, die unverwandten Blickes nach der Höhe schaut und alle ihre Wünsche auf überirdische Güter richtet; die Glut der Flamme, welche Docht und Wachs verzehrt, erinnert an die Liebe, welche all das Ihrige. alle Kräfte der Seele und des Leibes im Dienste Gottes hinopfert. (...)
Diese reiche, tiefsinnige Symbolik begründet und erklärt den vielfältigen Gebrauch des Lichtes in der Liturgie. Die Kirche vollzieht ihren Kult bei Lichterschein. Im Allgemeinen soll dadurch angedeutet werden, dass Jesus Christus das wahre Licht, Gegenstand ihres Gottesdienstes und Urheber ihrer Gnadenspende sei. -
Die Wachskerzen, welche während der Messe brennen, verkünden, dass Christus als geheimnisvolle Gnadensonne auf dem Altar erscheine, um Licht und Leben, Freude, Trost und Segen in alle empfänglichen Herzen zu strahlen.
Die brennenden Kerzen, welche leuchtend sich verzehren, erinnern an die Opferliebe Jesu, welcher auf dem Altare in den eucharistischen Opfertod sich hingibt, um den Menschen das innere Gnadenlicht mitzuteilen. Die Altarlichter bezeichnen die reichen Opfergnaden, durch welche der Herr die Seelen mit heiliger Erkenntnis erleuchtet, mit heilsamer Kraft erfüllt und mit himmlischer Freude erquickt.
Die brennenden Kerzen mahnen dich auch, mit lebendiger Andachts- und Liebesglut das hehre Opfer zu feiern oder mitzufeiern: der Anblick dieser geheimnisvollen Lichter soll stille, ernste, heilige Freude und Seelenwonne in dir wachrufen. Die Kerzenlichter zeigen dir, dass auf dem Altare der Zentralherd des göttlichen Liebesfeuers lodert, in dessen Gluten du Tag für Tag dein armes Herz eintauchen sollst, damit es umgewandelt werde in eine Liebesflamme und du als wahres Kind Gottes, tadellos und lauter, mitten unter einem argen, verkehrten Geschlecht in der Welt wie ein Himmelslicht leuchtest (Phil 2,15-16) und durch eifrigen Tugendwandel Gott verherrlichest und den Nächsten erbauest (2).
So sinnig, so lehrreich, so erhebend ist der kirchliche Gebrauch des Lichtes: er trägt dazu bei, dass wir den Gottedienst mit gebührenden Lichtgedanken, mit rechter Herzenswärme besuchen und feiern.
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Weiteres zum Thema "Heilige Messe":
- Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg): Die Eucharistie - 'Der kostbarste Schatz der Kirche' (09.07.2014)
- Zum Altare Gottes will ich treten - Die Messe in ihren Riten erklärt
- Peter Stephan: Ein ästhetisches Manifest - Die Schönheit des liturgischen Ornats
- Papst Franziskus: Liturgie - Eintreten in Gottes Mysterium
Bild: aus "Heilige Messe - Geheimnis unseres Glaubens" hrsg. von Pfr. Franz Rudrof; Kral Verlagsdruckerei Abensberg
Danke für die Verlinkung auf die PDF.
AntwortenLöschenIch habe das Buch zwar in der 7./8. Auflage im Regal stehen, aber es auf dem Rechner zu haben ist auch gut.