Der Zweck der Erlösung ist die Wiederherstellung aller Dinge in den Zustand vor dem Sündenfall. Der Mensch vor dem Sündenfall ist aber der Mensch im Gnadenstand, der Gottähnliche, der Heilige, der Erbe des Himmels. Sankt Johannes gibt als Ziel der Menschwerdung des Sohnes Gottes an, dass alle, die an Ihn glauben, Macht haben, Kinder Gottes zu werden. Das Kind Gottes aber, das ist der Heilige.
Die Apostelbriefe sind voll von Mahnungen zur Heiligkeit, die in der vollkommenen Nachfolge Jesu besteht. Im Thessalonierbrief heißt es: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung. Diese Uraufgabe der Kirche, Pflanzschule der Heiligen zu sein, lag in der apostolischen Zeit so offenbar zu Tage, dass die Gläubigen oft kurzerhand als die Heiligen, die Kirche als die Gemeinschaft der Heiligen bezeichnet wurde.
Damit über diesen Charakter und die Zweckbestimmung der Kirche niemals Zweifel entstehen, wurde im neunten Glaubensartikel die offizielle Bezeichnung der Kirche für alle Zeiten festgelegt: sie ist die eine, heilige, katholische, die Gemeinschaft der Heiligen.
Und zwar ist die Kirche die Gemeinschaft der Heiligen nicht bloß durch Zufall und in gewissen Blütezeiten, sondern naturnotwendig und immer, weil sie die Kirche des Heiligen Geistes ist und gleiche Ursachen immer gleiche Wirkungen haben.
Die Kirche besteht als lebendiger Organismus aus Leib und Seele. Ein Leib und ein Geist, wie Paulus im Epheserbrief sagt! Den Leib der Kirche bilden die Gläubigen, das Haupt Christus. Die Seele ist der Heilige Geist, der Heiligmacher.
Die Kirche ist auch heute nichts anderes als das, was sie an ihrem Geburtstag durch den Heiligen Geist geworden, eine Gemeinschaft der Heiligen. Allerdings, wenn wir gewisse Schriftsteller und Redner hören, meinen wir, die Kirche hätte heute andere Aufgaben als am ersten Pfingsttag.
Manche Apologeten reden sich heiser und schreiben sich wund, um zu beweisen, dass der Katholizismus der mächtigste Kulturfaktor, der Förderer der Kunst und der Wissenschaft und der irdischen Wohlfahrt sei. Das mag ja alles wahr sein. Es ist auch wahr. Aber es ist Nebensache. Man sollte nicht fast immer nur von dem reden!
In seiner ersten Pfingstpredigt hat der erste Papst nichts von diesen Nebensachen gesagt, aber dafür sehr vieles von der Hauptsache. Tut Buße, verlangte er, lasst euch retten aus diesem bösen Geschlechte; empfanget die Gaben des Heiligen Geistes. Mit anderen Worten: Werdet Heilige! Katholisch werden heißt eintreten in die Gemeinschaft der Heiligen! (...)
Gemeinschaft der Heiligen heißt's, nicht Gemeinschaft der Weisen, der Gelehrten, der Reichen, der Starken! Wir haben die Wahl. Petrus sprach in seiner ersten Pfingstpredigt ein geheimnisvolles Wort: Ich will Wunder geben am Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut und Feuer, Dampf und Rauch.
Entweder kommt das Feuer von oben oder das Feuer von unten. Entweder der Sturm der Glaubensbegeisterung oder der Sturm der Revolution. Entweder die Menschen der großen Liebe oder die Menschen des großen Hasses. Entweder der Heilige Geist oder der Teufel. Entweder kommt etwas wie Himmel auf die Erde oder etwas wie Hölle. Wählet!
aus: Robert Mäder: Der Heilige Geist - Der dämonische Geist; Verlag St. Michael Goldach; AD 1969; S. 58-60
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