Die andere Hierarchie
Teil 29
Fortsetzung von hier
V. Der ökumenische Betrieb
Ein
wahres Verhängnis für das katholische Priestertum war die Eröffnung des
ökumenischen Betriebs durch das Zweite Vatikanische Konzil. Hier wurde
eine Lawine losgetreten, die das Priestertum zu vernichten droht.
Man
versteht, weshalb die Modernisten und Progressisten allesamt fanatische
Ökumeniker sind. Denn ihre geistige Heimat ist der Protestantismus. Je
mehr Gemeinsamkeit mit dieser Religion hergestellt wird, um so geringer
muss das katholische Wesen der Kirche werden. Je protestantischer die
Kirche wird, um so leichter lassen sich ihre Aufstellungen vertreten und
um so selbstverständlicher werden die chaotischen Verhältnisse, in
welche die sogenannten Reformen sie hineingestoßen haben.
Wenn
Bischof Lehmann erklärt, die Chancen für die Wiedervereinigung der
Kirche seien heute so groß "wie noch nie in der Geschichte" (37), dann
hat er recht.
Noch
nie war der Klerus für den Protestantismus so anfällig wie heute. Noch
nie war der Widerstand gegen die Protestantisierung so gering wie heute.
Die allermeisten Katholiken wissen nicht mehr, was katholisch ist und
weshalb sie katholisch bleiben sollen. Die Masse der katholischen
Christen mag sich erst recht nicht mehr als katholisch bekennen und will
sich nicht mehr als katholisch behaupten. Sie will sein wie die
anderen, untertauchen in der Menge entkirchlichter und entchristlichter
Zeitgenossen.
Der
ökumenische Betrieb trifft das katholische Priestertum in der Wurzel.
Im Namen des Ökumenismus zwingen die deutschen Bischöfe ihre Priester,
mit nichtkatholischen Religionsdienern in gemeinsamen Gottesdiensten
zusammenzuwirken. Auf diese Weise verwirren sie die Gewissen, verdunkeln
den Glauben und fördern den Übergang zum Protestantismus.
Die
Entwicklung ist auch hier, wie vorauszusehen war, über die
bischöflichen Vorgaben hinausgegangen. Kanzeltausch und Interzelebration
sind in deutschen Landen keine Seltenheit mehr. Ich kenne einen
katholischen Pfarrer, der den Vorabendgottesdienst am Samstag von einer
protestantischen Pastorin halten ließ. Niemals ist etwas Ernsthaftes
geschehen, um die Missbräuche zu unterbinden. Man bedenke, was hier
geschieht: Der katholische Priester, der mit dem nichtkatholischen
Religionsdiener bei religiösem Tun gemeinsam auftritt, begibt sich damit
eines Stückes seiner Identität.
Der
protestantische Pfarrer ist unserer Achtung gewiss. Aber eines dürfen
Sie nicht tun, meine Herren Bischöfe! Stellen Sie ihn nicht auf dieselbe
Ebene wie den katholischen Priester, denn dahin gehört er nicht. Er ist
ein mit gewissen religiösen Funktionen betrauter Laie, aber kein
seinsmäßig Christus, dem Priester, verähnlichter Vollzieher unsagbarer
Geheimnisse. Hören Sie auf mit dem Ökumenismus, der den
Priesternachwuchs erdrosselt, dem geweihten Priester das
Würdebewusstsein raubt und das gläubige Volk in die totale Verwirrung
führt! Der Teil des katholischen Volkes, der sich den Glauben bewahrt
hat will den geweihten Priester haben, nicht den protestantischen
Religionsdiener!
Viele
Priester haben keine Einwände, wenn die Kirche immer mehr nach dem
protestantischen Vorbild umgestaltet wird. Sie spüren, wie die Kirche
immer mehr in protestantisches Fahrwasser abdriftet, und sie helfen
dabei kräftig mit, denn das Leben wird bequemer.
Die
Moral ist schon auf weite Strecken protestantisiert. Von der
Glaubenslehre bröckelt ein Gegenstand nach dem anderen ab. Der Empfang
des Bußsakramentes hat weithin aufgehört. Viele Priester haben in Lehre
und Lebenswandel das protestantische Vorbild weitgehend übernommen.
Die
katholische Wahrheit bleibt häufig ungesagt oder wird verkehrt, die
protestantischen Irrtümer werden nicht aufgezeigt. Die Kirche wird
geschmäht, über den Protestantismus darf nur Gutes geäußert werden.
Ein
beträchtlicher Teil des Klerus ist damit beschäftigt, die Gläubigen in
die protestantischen Hürden zu treiben. Die Haltung gegenüber dem
Protestantismus ist bei der Mehrheit die konstante Bereitschaft zur Kapitulation. Das Ringen um den katholischen Abschluss von Mischehen, um
die katholische Taufe und Erziehung der Kinder und um die Beheimatung
der Mischehen in der katholischen Kirche hat fast überall aufgehört.
(37) Materialdienst 47, 1996, 43; L'Osservatore Romano Nr. 8 vom 23. Februar 1996 S. 4
Fortsetzung folgt
Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen
Weiteres zum Thema "Protestantisierung":
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