Die andere Hierarchie
Teil 27
Fortsetzung von hier
Gründe des Priestermangels (Forts.)
c) Diakonat und Priestertum der Frau
Das
Priestertum ebenso wie der Diakonat ist aus inneren Gründen und wegen
der ununterbrochenen Tradition zwingend dem Mann vorbehalten (c. 1024).
Gegen diesen Bestandteil des göttlichen Rechts laufen der Progressismus
und der Feminismus seit vielen Jahren Sturm.
Die
einen fordern (vorläufig) nur den Diakonat, die anderen auch das
Priestertum der Frau. Die Zahl der Stimmen, die sich für den
Frauendiakonat aussprechen, ist nicht mehr zu zählen. ich nenne den
Tübinger Theologen Peter Hünermann und den Bonner Dogmatiker Hans
Jorissen (20), Frau Hanna-Renate Laurien (21) und Frau Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (22) sowie den sogenannten "Katholischen Deutschen Frauenbund" (23).
In
Bendorf tagte die Arbeitsgemeinschaft "Feminismus und Kirchen" mit dem
Thema "Ekklesia der Frauen" (24). Der Verein "Diakonat der Frau" ist in
17 Diözesen tätig (25). Auf dem Stuttgarter Kongress für den
Frauendiakonat verkündete der Tübinger Dogmatiker Hünermann, die
Forderung stehe "in Übereinstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz"
(26). In der Tat ermutigte Bischof Lehmann Vorstöße für den Diakonat
der Frau (27).
Andere
gehen weiter. Rita Waschbüsch fordert die Priesterweihe für Frauen (28).
Nach Bischof Lehmann ist die Argumentation für den Vorbehalt des
Priestertums für den Mann "haltlos und kraftlos" (29). Das heißt doch
wohl nichts anderes, als dass die Bestimmung willkürlich ist und in der
Luft hängt.
Als
die Altkatholiken sogenannte Priesterinnen zu weihen sich anmaßten,
schwiegen die Deutsche Bischofskonferenz und ihr ansonsten so beredter
Vorsitzender (Anm.: damals: Bischof Karl Lehmann, Mainz). Die "Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands" und der
"Katholische Deutsche Frauenbund" sprachen ihre Glückwünsche aus (30).
Diese
Haltung ist konsequent. Wer nicht mehr weiß, was die Weihe im Geweihten
wirkt, dem fehlt das Verständnis für den Ausschluss der Frauen vom
Priestertum.
d) Die Schuld der Bischöfe
Der
Priestermangel führt die deutschen Bischöfe fortwährend zu neuen
Überlegungen, wie die Seelsorge in der Zukunft gewährleistet werden
kann, aber er veranlasst sie nicht dazu, die Ursachen des Mangels zu
erkennen und zu beseitigen.
Sie
weisen auf alle möglichen vordergründigen Erscheinungen hin, aber ihre
eigene Schuld an den Verhältnissen räumen sie nicht ein. Statt sich zu
bekehren, stellen die deutschen Bischöfe "die Frage nach neuen
Zugangswegen zum Priestertum" (Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde
IV,1). Diese verschleiernde Redeweise kann doch wohl nur bedeuten:
Abschaffung der priesterlichen Enthaltsamkeit. Auf diese Weise suchen
die Bischöfe die Unfähigkeit der nachkonziliaren Kirche zu vertuschen,
genügend Priester nach dem Herzen Jesu hervorzubringen.
Das
Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" geht wie fast alle
Äußerungen der deutschen Bischofskonferenz auf die entscheidenden
Ursachen des Priestermangels nicht ein. Die wahren Gründe für den
Priestermangel werden verschwiegen, weil sie für die Bichöfe vernichtend
wären. Denn sie sind es, die durch Tun und Unterlassen die Hauptschuld
am Priestermangel tragen. Darum sei es ihnen an dieser Stelle noch
einmal in aller Öffentlichkeit gesagt:
Wenn
man den Priestermangel geradezu züchten will, dass muss man mit dem
Priestertum so umgehen, wie es die Bischöfe seit Jahrzehnten tun. Sie
haben die progressistischen Theologieprofessoren ihre Unheilssaat
ausstreuen lassen. Sie haben die Pfarrgemeinderäte ins Leben gerufen,
die sich nicht selten als Neben- oder Gegeninstanz zum Priester
verstehen. Sie haben weibliche Ministranten eingeführt. Der damalige
Bischof von Eichstätt, Karl Braun, bemerkte bei ihrer Zulassung, "die
Sorge um Priesterberufe" dürfe dadurch "keinerlei Beeinträchtigung
erfahren" (31).
Die
Bischöfe haben sich als unfähig erwiesen, eine zahlenmäßig
ausreichende, auf der Höhe ihrer Berufung stehende Priesterschaft
heranzubilden. Die hohe Zahl von Pfarrstellen, die nicht mit zölibatären
Priestern besetzt werden können, erhebt Anklage gegen die Amtsführung
der deutschen Bischöfe.
e) Mängel in der Ausbildung
Soweit
mein Blick reicht, muss ich die Feststellung treffen: Die deutschen
Priesterseminare sind fast ausnahmslos ihrer Aufgabe nicht gewachsen
(32). In vielen Priesterseminaren erfährt die Berufung junger Männer
keine Förderung sondern eine Erschütterung. Wer das Priestertum in der
Gesinnung anstrebt, die der regierende Papst (Anm.: Johannes Paul II.)
unermüdlich verkündigt und fordert, gerät in Gefahr, unter Druck gesetzt
oder entlassen zu werden.
In
der Diözese Chur war es vor der Ernennung des Bischofs Haas üblich,
dass Priesterkandidaten und angehende Pastoralassistenten gemeinsam in
einem Haus untergebracht waren, das trotz dieser Mixtur den Namen
Priesterseminar führte.
Beten um Priesternachwuchs ist gut, ist notwendig, ist unerlässlich. Aber Beten allein reicht nicht aus. Es müssen eine Menge anderer Faktoren zusammenkommen, um ein Klima zu schaffen, in dem Berufungen gedeihen können.
Beten um Priesternachwuchs ist gut, ist notwendig, ist unerlässlich. Aber Beten allein reicht nicht aus. Es müssen eine Menge anderer Faktoren zusammenkommen, um ein Klima zu schaffen, in dem Berufungen gedeihen können.
(20) Deutsche Tagespost Nr. 42 vom 5. April 1997 S. 4
(21) Glaube und Leben vom 12. Mai 1996 S. 2
(22) Nachdenkliches zum Diakonat der Frau: Internationale katholische Zeitschrift "Communio" 25, 1996, 534-542
(23) Glaube und Leben Nr. 16 vom 20. April 1997 S.2
(24) Glaube und Leben Nr. 21 vom 25. Mai 1997 S. 6
(25) Glaube und Leben Nr. 3 vom 19. Januar 1997 S. 13; Nr. 15 vom 13. April 1997 S. 5
(26) Deutsche Tagespost Nr. 42 vom 5. April 1997 S. 4
(27) Deutsche Tagespost Nr. 148 vom 10. Dezember 1996 S. 4; Glaube und Leben Nr. 41 vom 13. Oktober 1996 S. 2, S. 11
(28) FAZ vom 24. Mai 1996 S. 5; Deutsche Tagespost Nr. 144 vom 30. November 1996 S. 15
(29) Deutsche Tagespost Nr. 52/53 vom 29. April 1997 S. 7
(30) Materialdienst 47, 1996, 105
(31) Pfarramtsblatt 68, 1995,128
(32) May, das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 10-15
(Anm.: Links wurden von mir hinzugefügt.)
Fortsezung folgt
Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen
Weiteres zum Thema "Priestermangel":
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Andreas Wollbold:
Wegweisung für Wegweiser - Eine Hilfe zur Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens
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