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Donnerstag, 15. Mai 2014

Maiandacht 15. Tag - Maria, die glaubensstarke Magd des Herrn

Selig bist du, o Maria,
Die du dem Herrn geglaubt hast!
Was dir gesagt ist von dem Herrn,
es wird sich in dir erfüllen!
(Magn. Ant. I. Vesp. Dom. III. Adv.)

Die gnadenvolle Begegnung an der Schwelle von Zacharias' Haus ist stilles Geheimnis der beiden Frauen geblieben. In aller Stille hat Maria ihre Arbeit getan; in aller Stille kehrt sie nach Hause zurück. Sie ist die demütige Magd des Herrn. Es ist gut, dass Maria um ihr Magdtum weiß, dass ihre ganze Seele davon erfüllt ist und es den ganzen Inhalt ihres Lebens ausmacht. Wie hätte sie sonst alle Prüfungen ihres Lebens ertragen sollen!

Maria ist die erste, von der Gott den Glauben verlangt: an ihr Kind und seine göttliche Sendung. Der Glaube fordert vom Menschen Unterwerfung seines Verstandes, Anerkennung der göttlichen Wahrheit, auch dann, wenn die natürliche Kraft des Verstandes sie nicht mehr zu erkennen und zu durchdringen vermag.

Solch ein demütiges Unterwerfen unter Gott musste auch der Glauben Mariens sein. Wohl wusste sie, um das Wunder der Menschwerdung des Gottessohnes aus Engelsmund. Noch war es ihr leicht zu glauben. Dann aber kam alles ganz anders, wie sie erwarten konnte, anders, wie die Menschen der damaligen Zeit sich das Erscheinen des Messias dachten. Nicht im glänzenden Königsschloss, nicht einmal in der Stille des eigenen Hauses, sollte sie ihrem Kindlein das Leben schenken.

Wie bitter muss die Enttäuschung gewesen sein, dass sie zum zweitenmal - diesmal durch Gebot des Kaisers gezwungen - mit ihrer gesegneten Last das traute Heim verlassen und nach Betlehem pilgern muss. Noch herber der Schmerz in Betlehem selbst. Überall dieselbe Antwort: "Es ist kein Platz für euch in der Herberge." Überall abgewiesen, in schwerster Stunde verstoßen werden von allen Menschen, die kein Verstehen haben für den anklopfenden Christus, - und doch glauben an ihr Kind, dass es Herr und Schöpfer und Erlöser aller Menschen ist, - das war gewiss schwer.

Und dann liegt das Kindlein im Stalle in der Krippe, das ärmste aller Menschenkinder, so arm, dass Heu und Stroh sein Lager sind, dass der Atem der Tiere es wärmen muss! Und doch: Maria glaubt an ihr Kind! Diesen Glauben finden wir versinnbildet in fast allen Krippendarstellungen: Maria kniet neben ihrem Kinde anbetend nieder. Diesen Glauben, dass ihr Kind der gottgesandte Erlöser und Heiland der Welt ist, hat sie starkmütig in ihrem Leben bewahrt.

Wenn sie auch nach Ägypten fliehen muss vor dem irdischen Könige, sie glaubt an ihr Kind, das da ist: König aller Könige. Sie glaubt an ihn, da er heranwächst wie jedes andere Kind in Nazareth, glaubt an ihn auch, als er am Kreuze hängt und sterben muss. Fürwahr: "Selig, die du geglaubt hast."

"Der Gerechte lebt aus dem Glauben," sagt der Apostel. Mariens demütiges Leben war ein Leben aus dem Glauben. Aus dem Glauben gewinnt sie die Kraft zum Dienen.

Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen." Dieses Wort der Schrift galt für Maria, es gilt auch für jeden Menschen. Auch du, meine Seele, musst glauben: glauben an Gott, glauben an Christus und seine Sendung, glauben an sein Werk, die heilige Kirche.

Glauben sei schwer, meinst du, weil du Gott nicht siehst? Glauben sei schwer, weil Christus vor 2000 Jahren gelebt und du seine Wunder nicht selbst gesehen hast? Es sollte uns heutigen Menschen viel leichter werden zu glauben an die göttliche Sendung des Herrn, weil wir sein Werk erkennen in der heiligen Kirche all die Jahrhunderte hindurch. 

Oder war es etwa die Menschenkraft, die in den Aposteln wirkte, als sie den Glauben in der ganzen Welt verkündeten! War es Menschenarbeit, dass die Kirche sich allen Gewalten zum Trotz immer weiter ausbreitete und zu dem großen Reich wurde, das alle Völker umspannt? War das nur Menschenverstand, der alle Irrlehren abwehrte und den Glauben rein und unverfälscht bewahrte Jahrtausende hindurch? Kannst du als denkender Mensch noch zweifeln, dass alles das nur Gottes Werk ist?

Maria sah nur das arme Kindlein, sah den verfolgten, leidenden und am Kreuze sterbenden Christus - und glaubte. Wir aber schauen den unendliches Gottkönig Jesus Christus in seinem Werk, der heiligen Kirche; da sehen wir seine Macht und Herrlichkeit. Und demütig bekennen wir: "Herr, ich glaube; mache stark meinen Glauben!"

Wir beten ein Ave Maria, damit Maria uns helfe, im Glauben stark zu sein:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben;
wer aber auf den Sohn nicht hören will, wird das Leben nicht schauen. (Joh 3,36)
Wer glaubt, dass Jesus der Messias ist,
der ist aus Gott geboren. (1 Joh 5,1)


Gebet:
Herr und Heiland, Jesus Christus! Mit felsenfestem  Glauben bekennen wir, dass du der Sohn Gottes, Mensch geworden bist aus Maria der Jungfrau. Wir glauben, dass du gesandt bist, die sündige Menschheit zu erlösen. Wir glauben, dass die katholische Kirche dein Werk ist und dass du in ihr fortlebst und durch diese Kirche alle Menschen selig machen willst. In diesem Glauben wollen wir leben und sterben! Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 48-50 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



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