denn du trugst
den Schöpfer des Weltalls;
den Schöpfer des Weltalls;
Du hast den geboren, der dich schuf
und bleibst doch ewig Jungfrau.
(Offert. Marienmesse der Osterzeit)
Aus Mariens Kammer ist der Engel wieder himmelwärts gegangen. Maria bleibt allein zurück; und doch nicht allein. Ihr Herz weiß bereits um das tiefe Muttergeheimnis. Ein seliges Gotteswunder blüht unter ihrem Herzen. All ihre Sehnsucht nach dem Erlöser, all ihr Sinnen und Minnen, das auf Gott gerichtet war, ist nun in überreichem Maße erfüllt. Gesehnt hat sie sich danach, die Zeit des Erlösers zu erleben, darum gebetet: Er möge kommen.
Unendliche Gnade ist ihr zuteil geworden: sie aber ist die Auserwählte, sie selber ist die gesegnete, die dem Gotteskind das Leben schenken soll. Ja, Mutter ist sie, und doch Jungfrau, rein und unversehrt. Ihr ist anvertraut der leib und die Seele Christi, des Gottmenschen, mitsamt seiner göttlichen Natur. In diesem Augenblick ist sie gewordn der gesegnete Brunnen aller Gnaden, der lebendige Baum des Lebens, sie ist geworden eine heilige Monstranz Gottes, die Christusträgerin.
Seit dieser Stunde gehören all ihre Kräfte dem Gotteskinde und seinem Werk. Jesus, Heiland wird der Name dieses Kindes sein; und sein Werk wird sein: den Menschen Erlösung und Heil, ewiges Heil zu bringen. Und in selbiger Stunde wird die Berufung zur Mutter des Herrn ihr zu heiliger Aufgabe: selber Segen und Heil zu bringen durch ihr Kind.
Auf diesen Segen wartet bereits eine andere Mutter in einer Stadt in Juda. Mariens Base Elisabeth sieht ihrer schweren Stunde entgegen. Durch Engelsmund weiß Maria darum. Ihr Mutterherz drängt sie zu helfen und Segen zu bringen. Sie ist ja so reich, so beglückt!
Unaufgefordert, aber doch von sorgender Mutterliebe gedrängt, verlässt sie ihr Heim und wandert über das Gebirge. Ist auch der Weg weit und rauh und steil, nichts kann sie schrecken. Ihr Leben ist in Gottes Hand, und sie trägt in sich den, der da ist Herr und Schöpfer der Welt. Wie schön singt der Volksmund: "Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen". Das ist der Glaube an den Segen von "Jesus und Maria", dass selbst die Natur diesen Segen erfahren musste.
Wie wird Elisabeth sich gefreut haben, als Maria sich ihrem Hause nahte. Da kam Hilfe in schwerer Zeit! Zwei junge Hände werden nun zufassen im Haus. Jetzt mag nach Gottes Willen ihre Stunde kommen, es wird alles gutwerden. Elisabeth weiß noch nicht, dass diese natürliche Hilfe das Geringste ist, was Maria ihr bringt. In dem Augenblick, da Maria ihr den Gruß entbietet, erfährt sie den übernatürlichen Segen dieser gebenedeiten Jungfrau und Mutter. Ihr Kindlein Johannes ist der erste Mensch, den der Gottessohn durch Maria segnet und heiligt.
Erfüllt vom Heiligen Geiste, erkennt Elisabeth die hohe Gnade, die ihr und ihrem Kinde zuteil wird. Ihr Gegengruß ist deshalb nicht mehr ein Dank für die menschliche Hilfe, die Maria bringt - er wird zu einem Lobpreis der Mutter des Lebens, zu einem ehrfürchtigen Gruß an die Mutter des Erlösers. "Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes! Wie habe ich verdient, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?"
O selige Stunde! Evas Bannfluch ist gebrochen. Der Erlöser schreitet durch die Welt. Mutterliebe trägt ihn hinaus, dass er die Menschen segne und heilige.
In Ehrfurcht neigen auch wir uns vor dieser Mutter - und nicht nur vor dieser, nein, vor jeder Mutter! In Maria und ihrem Kinde sind alle Mütter gesegnet, haben alle ihre Mutterweihe empfangen. In Ehrfurcht gedenken wir auch imnmer unserer leiblichen Mutter, die nach Gottes Willen uns getragen hat. Allzeit danken wir ihr für ihre Mutterliebe und für für ihren Muttersegen. Jede Mutter auf Erden empfängt ihr Kindlein als ein Geschenk von Gott. In sorgender Liebe soll sie es hüten und vor allem Unheil des Leibes bewahren. In heiliger Liebe soll sie es segnen, damit es werde ein heiliges Gotteskind. Dann mag sie einst froh hintreten zu Gott und ihm ihr Kind zurückgeben. Die Frucht ihres Leibes ist dann geworden köstliche Frucht für den Himmel.
Wir beten ein Ave Maria und bitten die Gottesmutter um ihren Muttersegen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Deine Mutterschaft, jungfräuliche Gottesmutter,
hat der ganzen Welt Freude bereitet.
Denn aus dir ist hervorgegangen die Sonne der Gerechtigkeit:
Christus unser Gott!
(II. Vesper zum Muttergottesfest)
Gebet:
O Gott, der du gewollt hast, dass durch die heilige Mutter Maria der Welt Segen gebracht werde, lass auch uns, wir bitten dich, dieses Segens teilhaftig werden. Segne besonders alle Mütter auf Erden, dass sie ihr heiliges Mutteramt gut verwalten. Für all ihre Mühen aber schenke ihnen einst den ewigen Lohn deiner Herrlichkeit. Amen.
Maria mit dem Kinde lieb',
uns allendeinen Segen gib! Amen.
Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes;
A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.; AD 1935; S. 42-45 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)
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