Samstag, 31. Mai 2014

Maiandacht 31. und letzter Tag - Weihe an Maria

Gruß dir, o heiligste, jungfräuliche Mutter Maria!
O erhabenste Königin und Himmelsführerin!
Gruß dir, du Reinste, Gruß dir, du Keuscheste!
Himmelsblume, Gnadentau, zu dir rufen wir, 
höre uns und rette uns Arme!
(aus dem Paderborner Gesangbuch)



Zum letzten Mal in diesem Monat stehen wir so vor dem Bild Mariens. In heiliger Freude und Dankbarkeit schauen wir zu ihr auf. Wir haben sie wieder besser klennengelernt in ihrer Schönheit und Glorie. Kein Engel im Himmel. der ihr gleicht, kein Menschenkind auf Erden, das sie ganz erreicht. In Gottes ewigem Plan schauten wir sie, die Reine, Heilige, wir durften mit ihr gehen durch das Leben der Gottesmagd, Freud und Leid mit ihr teilen, ihre Himmelsherrlichkeit bewundern.

Wir haben sie wieder mehr lieben gelernt als unsere gütige himmlische Mutter, die voll Erbarmen die Betrübten tröstet, voll Liebe der Sünder sich annimmt und uns alle beschützt und zum Friedensreiche Christi führt.

So hab' denn Dank, du liebe Gottesmutter, für alles Schöne, das du ins in diesem Monat gezeigt, für alle Liebe, die du uns erwiesen, für alle Gnade, die du uns erwiesen, für alle Gnade, die du uns erfleht hast.

Nun kommen wir noch einmal und bitten dich um deine Hilfe, dass wir ein wenig so werden wie du. Ein wenig nur, so ist unsere Bitte; denn in vollkommener Weise können wir dich nicht erreichen, so groß und erhaben bist du.

Damit wir dir aber immer ähnlicher werden, darum weihen und schenken wir uns dir. Dafür aber schenke du dich uns! Nimm uns unter deinen mütterlichen Schutz, schirm uns mit deinem Mantel der Liebe und Güte. Geleite uns durchs Leben. Wende ab alles Böse, bewahre uns vor der Sünde. Forme und gestalte uns nach deinem Herzen.

Lass unser Leben ein Marienleben sein: dass wir Gott dienen in Reinheit und heiligkeit, in Demut und Liebe.

Lass unser Leben ein Marienschicksal sein: dass wir durch Kreuz und Leid hingelangen zur ewigen Herrlichkeit.

Lass unser Leben ein Mariengeheimnis sein: dass Christus in uns wohne mit dem Vater und dem Heiligen Geiste.

Siehe, o Mutter, wir sind ganz dein. Sende du uns aus, damit wir als deine Helfer und Helferinnen, als deine Werkzeuge, in Demut dir und deinem Sohne dienen, in ritterlicher Kraft für dein und deines Sohn Reich arbeiten und kämpfen. Gib uns einen Eifer, wie die Apostel ihn hatten. Lass uns immer mehr ergriffen sein von dem Gedanken, dass du uns sendest, die Welt wiederum zu erneuern in Christus.

Endlich aber, liebe himmlische Mutter, zeige uns nach diesem Elende Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes. Lass uns dein Kind schauen von Angesicht zu Angesicht im ewigen Frieden des Himmels.

Jungfrau Mutter Gottes mein,
lass mich ganz Dein eigen sein!
Dein im Leben, Dein im Tod,
Dein in Unglück, Angst und Not,
Dein in Kreuz und bittrem Leid,
Dein für Zeit und Ewigkeit
Jungfrau, Mutter Gottes mein,
lass mich ganz Dein eigen sein!

Mutter auf Dich hoff und baue ich!
Mutter zu Dir ruf und seufze ich!
Mutter Du gütigste, steh mir bei!
Mutter Du mächtigste, Schutz mir verleih!
 
O Mutter, so komm, hilf beten mir!
O Mutter so komm, hilf streiten mir!
O Mutter so komm hilf leiden mir! 
O Mutter so komm und bleib bei mir!

Du kannst mir ja helfen, o Mächtigste!
Du willst mir ja helfen, o Gütigste!
Du musst mir nun helfen, o Treueste!
Du wirst mir auch helfen, Barmherzigste!

O Mutter der Gnade, der Christen Hort,
,Du Zuflucht der Sünder, des Heiles Pfort',
Du Hoffnung der Erde, des Himmels Zier,
Du Trost der Betrübten, ihr Schutzpanier!
 
Wer hat je umsonst Deine Hilf angefleht?
Wann hast Du vergessen ein kindlich Gebet?
Drum ruf' ich beharrlich, in Kreuz und in Leid:
Maria hilft immer, sie hilft jederzeit!

Ich ruf voll Vertrauen im Leiden und Tod:
Maria hilft immer, in jeglicher Not!
So glaub' ich und lebe und sterbe darauf:
Maria hilft mir in den Himmel hinauf!

Jungfrau Mutter Gottes mein 
lass mich ganz Dein eigen sein.
Dein im Leben, Dein im Tod,
Dein in Unglück, Angst und Not
Dein in Kreuz und bittrem Leid,
Dein für Zeit und Ewigkeit
Jungfrau, Mutter Gottes mein,
lass mich ganz Dein eigen sein!
Amen.

Gebet:
Dreieiniger Gott! Schaue in Huld auf uns hernieder, die wir uns deiner reinsten und heiligsten Jungfrau und Mutter geweiht haben. Dankbaren Herzens schauen wir zu dir empor. Gott, himmlischer Vater, hab' Dank, dass du uns in der Mutter deine Liebe geschenkt hast. Gott Heiliger Geist, Hab' Dank, dass du auf das Gebet dieser Mutter der Gnade die Fülle deiner Liebe über uns ausgegossen hast.
 

Lasset uns preisen
den Vater und den Sohn und den heiligen Geist,
von nun an bis in Ewigkeit.

Maria mit dem Kinde lieb,
uns allen deinen Segen gib!
Amen. 

 
 
Bild: Krönung Mariens; Fra Angelico, gemeinfrei

"Deus providebit - Gott wird sorgen" - Die Hingabe an Gottes Vorsehung

 
Ein Gastbeitrag von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad über die göttliche Vorsehung (lat. Divina providentia)


1. Verlorene Vorsehung

Ich gehe mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg, den mich die Vorsehung gehen heißt.“ Die Aussage könnte von einem Heiligen stammen; einem Menschen, der im Vertrauen auf die weise und gütige Führung Gottes seinen Frieden gefunden hat, da er sich machtvoll und mild durch das Erdenleben geführt weiß, dem ewigen Ziel entgegen.

In Wahrheit aber stammen die Worte weder von einem Heiligen noch von sonst einem vorbildlichen Christen, sondern - von Adolf Hitler. Und seitdem ausgerechnet er immer wieder die „Vorsehung“ für sein Auftreten und Wirken verantwortlich gemacht, ja beschworen hat, ist dieser Begriff - zumindest im deutschen Sprachraum - verdächtig geworden.

Man tut sich schwer mit der Vorsehung. Sang man früher unbeschwert das beliebte Kirchenlied aus der Feder Joachim Neanders (+ 1680): „Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet...“, so wurden nach den Erfahrungen der NS-Zeit andere Stimmen laut. Z.B. die der 2003 verstorbenen Dorothee Sölle, einer angeblich „atheistisch an Gott glaubenden“ Vertreterin der „Gott-ist-tot-Theologie“, die behauptete, nach Auschwitz könne man nicht mehr einen Herrn loben, „der alles so herrlich regieret“.

Darauf ist verschiedentlich geantwortet worden, und das schon längst, bevor irgendjemand ein Drittes Reich und eine „Gott-ist-tot-Theologie“ für möglich hielt. Und dennoch hat ein unheilvolles Zusammenspiel verschiedener Kräfte es fertiggebracht, das lichte Mysterium der göttlichen Vorsehung für viele unserer Zeitgenossen zweifelstrübe, ja finster werden zu lassen. Man spricht nur noch selten von der Vorsehung. Mit dem Wort aber verschwindet bald auch der Inhalt. So erstaunt es nicht, dass einem Großteil der Menschen der christliche Vorsehungsglaube wenig bis nichts mehr sagt.

Eine wichtige Stelle innerhalb unserer Weltanschauung bleibt, einmal leergeräumt, nicht lange unbesetzt. Schnell drängen sich andere Ideen ein. Daher neigt, wer nicht mehr mit einer höheren Macht rechnen will, die uns weise lenkt und leitet, ohne uns dabei die persönliche Freiheit zu nehmen, ganz anderen Auffassungen zu. Diese sind – typisch für jeden Abfall von der Wahrheit! – durch ihre Einseitigkeit und Widersprüchlichkeit gekennzeichnet: Man hält sich für völlig frei, seine Existenz nach eigenem Gutdünken zu entwerfen und dann zu verwirklichen (vgl. die perversen Ausgeburten der sog. Gender-Ideologie); zugleich aber meint man, der Mensch sei in allen Dimensionen des Daseins, bis in das geistige Leben hinein, biologisch programmiert und determiniert.

Die Auswirkungen des verlorengegangenen Vorsehungsglaubens sind überaus verhängnisvoll. Als praktische Folgerungen einer Weltanschauung, die sich vom angeblichen „Gotteswahn“ emanzipiert hat, haben sie an deren Widersprüchen teil. Daher erleben wir in der Gegenwart direkt nebeneinander, ja häufig ineinander verwoben, einen enthusiastischen Machbarkeitswahn und eine geradezu fatalistische Resignation.

Machbarkeitswahn: Man meint, alles selbst gestalten zu können. Dies nicht erst, seit man begonnen hat, in das menschliche Erbmaterial einzugreifen, um die Zukunft unseres Geschlechtes ganz in die eignen Hände zu nehmen. Auch andere, viel ältere Einrichtungen zeugen von vermessener Selbstsicherheit. Romano Guardini hat das 1950 in seiner berühmten Schrift „Das Ende der Neuzeit“ am Beispiel des modernen Versicherungswesens zu zeigen versucht: „Betrachtet man es in jener letzten Ausbildung, die es bereits in manchen Ländern erfahren hat, so erscheint es geradezu als Beseitigung jeglichen religiösen Hintergrundes. Alle Eventualitäten des Lebens werden ‚vorgesehen’, nach Häufigkeit und Wichtigkeit berechnet und unschädlich gemacht.“

Die Versicherung als neue Vorsehung! Ein offensichtlicher Widerspruch zu der Anweisung des Apostels Jakobus, dass wir nicht leichthin davon sprechen dürfen, was wir demnächst tun werden, da doch die Zukunft ungewiß ist, sondern stattdessen sagen sollen: „Wenn der Herr will, werden wir am Leben bleiben und das oder jenes tun.“ Diese Stelle aus dem Jakobusbrief (4,13-15) begründet übrigens die Gepflogenheit gläubiger Menschen, ihren Plänen stets ein demütiges „So Gott will“ voranzustellen.

Fatalistische Resignation: Sie ist nur die andere Seite des Machbarkeitsdünkels. Allzu häufig bemächtigt sie sich schon junger Menschen, die doch eigentlich von Hoffnung und hoher Erwartung erfüllt sein sollten. Weil sie sich aber einem riesenhaften Apparat gegenübersehen, der ohne Berücksichtigung ihrer Person und Wünsche abläuft, unaufhaltsam alles in sein Getriebe hineinzerrend und vieles gnadenlos zermalmend, deshalb verfallen sie in jene No-future-Haltung, die ebenso die Form rebellischer Verweigerung wie lustlosen Sich-Anpassens annehmen kann. Solche Menschen erstreben und ersehnen kaum noch etwas, es sei denn die hastig vorüberhuschenden Vergnügungen, mit denen die Welt der Werbung und des Entertainments lockt: „Was wollen sie? Sie wollen: to live and to have a fun, gut leben und ihr Späßchen haben. Man wird euch damit bedienen; mit Nahrung und Freizeitgestaltung, mit Kalorien und Kinos“, notierte der Staatsdenker Carl Schmitt schon 1949...

Die Verheerungen und Zerstörungen, die durch den Verlust der Vorsehung in immer neuem und schlimmerem Maße hervorgerufen werden, können keinem wachen Beobachter der Zeit verborgen bleiben. Daher tut es not, die Wahrheit über die weise, gütige und machtvolle Sorge Gottes für Welt und Menschen neu zu erkennen, sie gegen falsche Auffassungen abzugrenzen und ihre Folgen für das Leben zu bedenken.

2. Angemaßte „Vorsehung“

Hitler hat sich, wie eingangs bemerkt, der „Vorsehung“ bedient. Sie war ihm ein geeignetes Mittel, viele Christen und sogar hohe Kirchenvertreter für einige Zeit über seine Ideologie und Absichten zu täuschen. Selbst ein Kardinal Faulhaber, später so überaus mutig im Widerstand gegen den antichristlichen Nationalsozialismus, äußerte nach einer Obersalzberger Begegnung im November 1936: „Der Reichskanzler lebt ohne Zweifel im Glauben an Gott.“

Neben der Funktion als Maske stellte die „Vorsehung“ auch eine „zentrale geschichtstheologische Begründungskategorie“ dar, wie Rainer Bucher, Verfasser des Werkes „Hitlers Theologie“ (Würzburg 2008) bemerkt: „Die Vorsehung ist es, welche Hitlers Weg als gerechtfertigt erweist, denn von ihr werden die Erfolge geschenkt, von ihr die Prüfungen auferlegt.“

Manche Aussagen, die Hermann Rauschning in seinen historisch nicht unumstrittenen „Gesprächen mit Hitler“ (1940) anführt, könnten tatsächlich mit Aussprüchen großer Christen verwechselt werden: „Ich habe auch die Überzeugung und das sichere Gefühl, dass mir nichts zustoßen kann, weil ich weiß, dass ich von der Vorsehung zur Erfüllung meiner Aufgabe bestimmt bin. (...) Was wir sind, sind wir nicht gegen, sondern mit dem Willen der Vorsehung geworden, und solange wir treu, ehrlich und kampfmutig sind, an unser großes Werk glauben und nicht kapitulieren, werden wir auch weiterhin den Segen der Vorsehung haben. (...) So gehen wir auch mit der tiefsten Gottgläubigkeit in die Zukunft. Wäre das, was wir erreichten, möglich gewesen, wenn die Vorsehung uns nicht geholfen hätte? Ich weiß es, alles Menschenwerk ist schwer und vergänglich, wenn es nicht gesegnet wird von dieser Allmacht.“

Das klingt nicht schlecht. Doch bald schon offenbaren sich die Abgründe, die zwischen der christlich verstandenen und der völkisch verfälschten „Vorsehung“ liegen: „Ich möchte der Vorsehung und dem Allmächtigen danken dafür, dass er gerade mich ausersehen hat, diesen Kampf für Deutschland führen zu dürfen. (...) Die Vorsehung hat mich zu dem größten Befreier der Menschheit vorbestimmt. Ich befreie den Menschen von dem Zwange eines Selbstzweck gewordenen Geistes; von den schmutzigen und erniedrigenden Selbstpeinigungen einer ‚Gewissen‘ und ‚Moral‘ genannten Chimäre und von den Ansprüchen einer Freiheit und persönlichen Selbständigkeit, denen immer nur ganz wenige gewachsen sein können. (. . .) An die Stelle des Dogmas von dem stellvertretenden Leiden und Sterben eines göttlichen Erlösers tritt das stellvertretende Leben und Handeln des neuen Führergesetzgebers, der die Masse der Gläubigen von der Last der freien Entscheidung entbindet.“
Der „Vorsehungsglaube“, der sich in Hitlers Worten ausspricht, hat nichts Erlöstes und Frohes an sich. Er wirkt im Gegenteil hart, rücksichtslos und anmaßend. Mit der Vorsehung eines Gottes, der sich vom Himmel aus den Geringen und Armen zuwendet, um sie aus dem Staub zu erheben und der Verachtung zu entreißen (vgl. Ps 113, 7), hat er nichts zu tun. Daher konnte seine Folge nur Tod statt Leben sein, Untergang statt Heil, Fluch statt Segen.

3. Dunkles Schicksal und lichte Vorsehung

Der Mißbrauch, den Hitler mit der „Vorsehung“ trieb, stellt für uns keine nennenswerte Versuchung mehr dar. Doch speisen sich gewisse Mißverständnisse, die das Verhältnis gläubiger Menschen zur Vorsehung auch heute noch belasten, zum Teil aus den gleichen Quellen. Allzu oft nämlich hat sich in das christliche Denken eine Auffassung von Vorsehung eingeschlichen, die mehr mit der Philosophie der Stoiker als mit der biblischen Offenbarung gemein hat. Der frohe und kraftvolle Vorsehungsglaube wich dann komplizierten Spekulationen über Vorherwissen und Vorherbestimmung, und nicht selten nistete sich ein verdüstertes Gottesbild in den Herzen ein: Statt der festen Überzeugung, dass Gott Licht ist ohne Finsternis (vgl. 1 Joh 1,5) und dass Er Rettung und Wahrheitserkenntnis aller Menschen will (vgl. 1 Tim 2,4), spekulierte man über Gottes willkürliche Auswahl der Verdammten, ja grübelte im Anschluß an den bizarren protestantischen Mystiker Jakob Böhme (+ 1624) sogar darüber, ob sich im lichten Urgrund aller Dinge nicht auch ein dunkler, schrecklicher „Ungrund“ befinde, der sich gleichsam in das Böse der menschlichen Geschichte hinein entfalte.

Für die Stoa – jene Philosophenschule des Altertums, die auf Zenon von Kition (+ 264 v. Chr.) zurückgeht und deren Einfluß bis in die Neuzeit reicht – bildet die Vorsehungslehre eine Art Grunddogma. Das Geschick des Kosmos wie der einzelnen Wesen, so die Stoiker, folgt den Gesetzen eines unverrückbaren Plans. Dieser ist in der alles beseelenden Weltvernunft, die zugleich Vorsehung und Schicksal genannt wird, hinterlegt. Die Aufgabe des Menschen kann demnach nur darin bestehen, sich in den vorherbestimmten Lauf der Dinge einzufügen:

„Bedenke, du bist Darsteller eines Stückes, dessen Charakter der Autor bestimmt, und zwar eines kurzen, wenn er es kurz, und eines langen, wenn er es lang wünscht“, schreibt der Stoiker Epiktet (+ 138 n. Chr) und fährt fort: „Will er, dass du einen Bettler darstellst, so spiele diesen einfühlend; und ein Gleiches gilt für einen Krüppel, einen Herrscher oder einen gewöhnlichen Menschen. Deine Aufgabe ist es nur, die dir zugeteilte Rolle gut zu spielen; sie auszuwählen, steht einem anderen zu.“ (Handbüchlein, 17) In gleichem Sinne fordert der römische Philosophenkaiser Mark Aurel (+ 180 n. Chr.) zur Übereignung an die Vorsehung auf, die er in das Bild der Schicksalsgöttin faßt: „Freiwillig gib dich der Parze hin, damit sie dich verflechte, in welche Verhältnisse sie will.“ (Selbstbetrachtungen IV,34)

Die stoische Lehre mit ihrem stark lebenskünstlerischen Akzent hat durchaus manche Ähnlichkeiten mit dem christlichen Glauben. Sind nicht auch wir überzeugt davon, dass Gott es ist, der unsere Wege bestimmt? Dass wir in heiliger Indifferenz die uns übertragene Aufgabe zu erfüllen haben, sei sie nun hoch oder gering? Und dass die Pläne des Herrn unserem Geist unerforschlich sind?

Tatsächlich finden sich in der Heiligen Schrift Aussagen, welche die Unergründlichkeit der göttlichen Ratschlüsse und Seines Waltens hervorheben. „Ich sah ein“, heißt es im Buch des Predigers (8,17), „dass der Mensch das gesamte Walten Gottes, das sich unter der Sonne vollzieht, nicht ergründen kann. Wie sehr er sich auch bemüht, es zu erforschen, er kann es doch nicht durchschauen. Mag auch der Weise meinen, er habe es erkannt – er kann es trotzdem nicht finden.“ Und Paulus stimmt im Römerbrief die hymnischen Verse an: „O Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind Seine Entscheidungen und wie unaufspürbar Seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt? Oder wer ist Sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat Ihm zuerst gegeben, dass Er es ihm vergelten müßte? Denn aus Ihm und durch Ihn und für Ihn ist alles. Ihm die Ehre in Ewigkeit! Amen.“ (Röm 11,33-36)

Solche Schriftstellen reden aber, so sehr sie die Geheimnishaftigkeit der göttlichen Vorsehung betonen, nicht der Vorstellung eines abstrakten Weltengesetzes oder eines blinden Schicksals das Wort. Im Unterschied zur Stoa liegt der Plan nämlich im persönlichen Gott gegründet. „Die Vorsehung ist“, schreibt der heilige Thomas von Aquin, „nichts anderes als das Bild der Ordnung der Dinge, wie es in der göttlichen Vernunft lebt.“ (Quaest. quodl. XII,4) Dieses Innere Gottes bleibt uns Menschen zwar unerforschlich, doch seitdem Er sich als vertrauenswürdiger, überaus liebevoller Vater geoffenbart hat, besitzt es für uns nichts Finsteres und Bedrohliches mehr, denn wir wissen, wem wir uns glaubend anvertraut haben (vgl. 2 Tim 1,13). Und so sehen wir uns nicht, wie die Stoiker, einem verborgenen, dunklen Ratschluß gegenüber, sondern sehen diesen geborgen in Gott, in Seinem Herzen, das „von Geschlecht zu Geschlecht bedacht ist, unsere Seelen dem Tode zu entreißen und sie im Hunger zu nähren“ (Introitus vom Herz-Jesu-Fest, nach Ps. 32, Vulg.).

Deshalb auch ist der Tonfall, mit dem stoische Philosophen über die Vorsehung sprechen, so verschieden von dem der Psalmen und Weisheitsbücher des Alten Testamentes, der Bergpredigt Jesu und der Briefe des heiligen Paulus. Aussagen über einen Gott, der unseren Fuß nicht wanken läßt, sondern unser Gehen und Kommen am Tag und in der Nacht behütet (Ps 121) und ohne den kein Sperling vom Dach fällt, ja der alle Haare unseres Hauptes gezählt hat (Mt 10,29f.) – Aussagen also über die ganz persönliche Sorge des Allmächtigen in den kleinen, scheinbar unbedeutenden Belangen sucht man in den Schriften der Stoiker vergeblich.

Die Vorsehung wird uns in der Bibel also niemals wie eine unpersönliche Schicksalsmacht oder eine hochkomplexe, dabei kalte Vernunft vorgestellt, nach deren Plänen alles gleich einem Uhrwerk abläuft. Wohl betont die Offenbarung die überweltliche Macht des Schöpfers, dem ausnahmslos alles unterworfen ist. Doch zugleich unterstreicht sie immer Seine persönliche, gütige Sorge für Seine Schöpfung, für Sein Volk und für jeden einzelnen Menschen.

Und während die menschliche Freiheit gemäß stoischer Lehre von der Vorsehung nahezu erdrückt und beseitigt wird, kann sie nach christlichem Glauben trotz, ja durch die unendliche Macht und Wirksamkeit Gottes weiterbestehen. Der heilige Thomas von Aquin erklärt dazu, Gott sorge für jedes Geschöpf seiner Weise entsprechend, und da dem Menschen nun einmal der Gebrauch des Willens eigentümlich sei, nötige ihn die Vorsehung niemals dazu, das Rechte zu tun (vgl. Contra Gentiles, III,148). Gerade darin also erweist sich die Überlegenheit und Übermacht der Vorsehung Gottes, dass Er das freie Eigenwirken der Geschöpfe zuläßt und es sogar dann, wenn es sich gegen Seine Ordnung richtet, in Seine ewigen Pläne einzubeziehen weiß!

4. Hingabe an Gottes Vorsehung

Die Betrachtung dieser Zusammenhänge bewegt uns Menschen zu der einzig angemessenen, dabei sehr schlichten Konsequenz, die der geistliche Schriftsteller Jean Pierre de Caussade S.J. (+ 1751) in seinem gleichnamigen Buch auf die klassische Formel gebracht hat: „Hingabe an Gottes Vorsehung“.
Nicht das Sinnieren über verborgene Geheimnisse ist von uns verlangt. Vielmehr sollen wir uns von unserem Herrn immer neu belehren lassen (nach Mt 6,25ff.): Wer sich ganz auf die Vorsehung stützt, der braucht sich nicht gleich den Heiden und Kleingläubigen mit Gedanken über die ungewisse Zukunft herumzuplagen; der himmlische Vater weiß ja, wessen wir bedürfen, Er selbst übernimmt die Sorge für uns; und so bleibt letztlich nur die eine Sorge: „Suchet zuerst das Reich und seine Gerechtigkeit, und das andere wird euch hinzugegeben werden.“ (Mt 6,33) 

Gestützt auf die Verheißung, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht (vgl. Röm 8,28), ergibt sich so eine vollkommene Ruhe und Sicherheit. Weder Trübsal noch Bedrängnis, Verfolgung, Hunger, Blöße, Gefahr oder Schwert können uns ja von der Liebe Christi scheiden (Röm 8,35)! Hier sei an die 1935 verstorbene Dichterin Hedwig von Redern und ihre Verse erinnert, die schon vielen Menschen in schwerer Lage Trost und Zuversicht geschenkt haben:
Weiß ich den Weg auch nicht, Du weißt ihn wohl;
das macht die Seele still und friedevoll.
Ist´s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh,
dass ängstlich schlägt das Herz, sei´s spät, sei´s früh.
 
Du weißt den Weg ja doch, Du weißt die Zeit,
Dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
Ich preise Dich für Deiner Liebe Macht,
ich rühm’ die Gnade, die mir Heil gebracht.

Du weißt, woher der
Wind so stürmisch weht,
und Du gebietest ihm, kommst nie zu spät;
drum wart ich still, Dein Wort ist ohne Trug,
Du weißt den Weg für mich, - das ist genug.

Solche Hingabe an Gottes Vorsehung ist eine innere Haltung mit reichen praktischen Auswirkungen. Das zeigen uns große Gestalten des Glaubens wie der heilige Joseph, der sich in höchster Gefahr für die Heilige Familie gänzlich der Führung des Himmels überließ, und der heilige Cajetan von Thiene (+ 1547), Mitbegründer des Theatinerordens, der seinen Brüdern jegliche Sorge für zeitliche Güter, ja sogar das Betteln untersagte und dafür andauernd das Eingreifen der Vorsehung erfahren durfte; Leuchten unserer Religion wie die heilige Theresia von Lisieux (+ 1897), die allein das Heute aus Gottes Hand annehmen und sich keine Gedanken über das Morgen machen wollte, und der heilige Papst Pius X. (+ 1914), der in der Not der Kirche beständig die Kraft seines Leitspruchs „Deus providebit – Gott wird sorgen“ erlebte.

„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“ Dieses Wort des heiligen Don Bosco (+ 1888) beschreibt prägnant, wozu die Hingabe an Gottes Vorsehung schlußendlich führt. Fern von der Anmaßung eines Vorsehungswahns à la Hitler und fatalistischen Vorsehungsvorstellungen der Stoiker, befreit sie den Menschen nicht nur von drückenden Sorgen und Ängsten, sondern auch vom Schwergewicht seines Ich. Wer Gott vertraut, der kann sich leicht nehmen! Und so wird ihn die Vorsehung sicher durch das Leben führen und ihn hoffnungsfroh der ewigen Heimat entgegenschweben lassen.


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Herr, wie Du willst, soll mir gescheh'n,
und wie Du willst, so will ich geh'n,
hilf Deinen Willen nur versteh'n.

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit,
heut und in alle Ewigkeit.

Herr was Du willst, das nehm ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn,
genug, dass ich Dein Eigen bin.

Herr, weil Du's willst, drum ist es gut
und weil Du's willst, drum hab' ich Mut,
mein Herz in Deinen Händen ruht.


Pater-Rupert-Mayer-Gebet




Freitag, 30. Mai 2014

Informationsblatt der Petrusbruderschaft (FSSP) Juni 2014

Die Juni-Ausgabe des Informationsblattes der Petrusbruderschaft ist bereits online!





Themen sind neben dem Editorial von Pater Patrick du Fay de Choisinet FSSP (hier):

Eine Basilika für die Bruderschaft 
von P. Arnaud Evrat FSSP  über die Seelsorge in Fribourg/CH (hier)

"Veni Sancte Spiritus" 
von P. Daniel Eichhorn FSSP über die Pfingstsequenz (hier)

Ehe und Eucharistie 
von P. Andreas Hirsch FSSP über die Treue Christi als Maßstab (hier)

Zwischen Wissenschaftsgläubigkeit und Wissenschaftsfeindlichkeit
von P. Engelbert Recktenwald über die Realitätsverweigerung der Gender-Ideologen (hier)

Termine:
Exerzitien, Weihen, Freizeiten, Wallfahrten (hier)
Nierderlassungen und Gottesdienstorte im deutschsprachigen Raum (hier)

sowie ein Lebensbild des heiligen Norbert von Xanten (hier)



 weitere Ausgaben des Info-Blattes: hier
weitere Informationen über die Priesterbruderschaft St. Petrus
Web-Präsenz von P. E. Recktenwald: kath.info


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Maiandacht 30. Tag - Das Reich der Friedenskönigin

 Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden den Menschen, 
die guten Willens sind! (Lk 2,14)

Verherrlicht ist der Friesdenskönig!
Nach seinem Angesicht sehnt sich die ganze Welt. 
(Antiphon von Weihnachten)



Im Gebete des Herrn sprechen wir immer die Bitte: "Zu uns komme dein Reich." Das ist das Reich Gottes, das Reich Christi, unseres Erlösers, das Himmelreich auf Erden. Christi Reich ist ein Reich des Friedens, ein Reich der Harmonie, der Übereinstimmung zwischen Gott und Mensch, zwischen Geist und Fleisch.

Nach dem Frieden dieses Reiches sehnt sich die Menschenseele immerfort. Gar niemand kann diese Sehnsucht aus seiner Seele bannen. Mag einer noch so tief in Sünde sein, mag er Jahre und Jahrzehnte diese Sehnsucht vergessen haben im Trubel der Welt, - urplötzlich oft und mit Allgewalt bricht sie wieder hervor, lässt den Menschen ruhelos werden, bis er den Frieden wiedergefunden hat in der Versöhnung mit Gott.

Das aber ist der Friede: dass der Mensch wieder daheim ist, sich geborgen weiß im Reiche Christi, des Friedenskönigs. "Friede" ist der letzte Wunsch, den wir dem Menschen nachrufen in die Ewigkeit.

Dieser Sehnsucht der Menschen nach dem Frieden kommt Maria mit ihrer Muttersorge entgegen. Das ist ja letzten Endes das Einzige, was Maria will: dass jede Menschenseele lebe in Christi Reich. Und das ist letzter Sinn unserer Marienverehrung und Liebe, dass wir durch sie zu Christus und seinem Friedensreich gelangen.

Maria selbst hat diesen Frieden immer in ihrem Herzen gehabt. Ihr Wille war mit dem göttlichen Willen so sehr eins geworden, dass nie auch nur die leiseste Unstimmigkeit diesen Frieden störte. Ob Gott ihr Freude schickte oder Leid, immer war sie eines Sinnes mit ihm, immer war heiliger Friede in ihrer Seele.

Im Himmel ist dieser Friede ewig, vollkommen, ist ewige Freude im Reiche Gottes. Wir nennen Maria darum die Königin des Friedens. Wo sie als Königin herrscht in der Menschenseele, kann nur Friede sein. Wo sie als Mutter tätig ist, will sie nur das eine, den Menschen den Frieden bringen.

Meine Seele, du sehnst dich nach Christus und seinem Reich! Der Weg dorthin führt durch Mariens Friedensreich. Wenn die Friedenskönigin dein Weggeleit ist, ist keine Gefahr. Maria ist der leichteste, schnellste und sicherste Weg zu Christus, so sagt uns die lehrende Kirche in ihrem heiligmäßigen Papst Pius X., dessen Wahlspruch war: "Alles erneuern in Christus."

Wer Maria gefunden hat, hat das Leben gefunden und wird Heil schöpfen vom Herrn, so spricht die betende Kirche, die wohl weiß, dass Leben und Heil letztlich nur zu finden ist im Reiche des Friedenskönigs Christus.

Zu Christus willst du, meine Seele; so nimm von derselben Kirche die feierliche Glaubenserklärung entgegen: Maria ist die Christusträgerin und Christusbringerin. Maria hat Christus in ihrem reinen Schoß getragen und ihn der Welt geschenkt, damals, als die Engel sangen: "Friede auf Erden den Menschen." je mehr die Menschen der Friedenskönigin und ihrem Reiche dienen und angehören, desto mehr wird das Reich Christi in der Welt verwirklicht.

Lasst uns darum viel Sorge tragen für das Reich der Friedenskönigin, für das Reich Mariens. In unseren eigenen Herzen soll es gegründet sein, in unseren Familien, in unseren Vereinen, in der ganzen Gemeinde und im Vaterland. Für dieses Friedensreich arbeiten, beten und opfern wir gern. Ist die Welt wieder ganz das Reich der Gottesmutter, dann ist in Wahrheit das Reich Christi zu uns gekommen.

Hast du, meine Seele, bisher in diesem Reich Mariens gelebt? War in deinem Hause die Gottesmutter die Königin? Wenn ja, dann war auch Christus in deinem Hause König und Herr. Dann lebtest du in seinem Reich des Friedens. Wenn nicht, vielleicht bist du dann noch weit entfernt von der Erfüllung der Bitte: zu uns komme dein Reich.

Sieh, für den erdgebundenen Menschen ist es der natürliche Weg, dass er aufsteigt vom Geschöpf zum Schöpfer, durch Maria zu Christus, durch Christus zum Vater. Das soll auch dein Weg sein. Er ist leicht und schnell und sicher. Geh diesen Weg durch Maria zu Christus und der Friede des Herrn wird mit dir sein immerdar.

Wir beten ein Ave Maria, dass wir durch Maria zum ewigen Frieden des Reiches Christi gelangen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. 

Bitte für uns, o Königin des Friedens,
dass wir im Frieden Christi leben und sterben.
Durch seine jungfräuliche Mutter verleihe uns der Herr
Heil und Frieden! Amen.
(Ben. am Mariensamstag)

Gebet:
Ewiger Friedenskönig Jesus Christus! Du hast gesagt: "Meinen Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch!" Nimm gnädig auf unser demütiges Gebet um den Frieden. Schenke uns den Frieden, den die Welt nicht geben kann. Schenke ihn uns auf die Fürbitte deiner heiligsten Mutter, der Königin des Friedens. Der du lebst und als König herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 89-92 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)
 
 

Donnerstag, 29. Mai 2014

Europäische Kommission missachtet weiterhin Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zum Lebensrecht eines jeden Menschen

Die EU-Kommission hat am 28. Mai 2014 beschlossen, den Forderungen der Europäischen Bürgerinitiative "ONE OF US" auf Anerkennung des Lebensrechts für jeden Menschen von Beginn seines Lebens an, nicht nachzukommen. Damit lehnt die EU-Kommission die Umsetzung ihres eigenen, vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) festgestellten Rechts ab.

"Der Mensch ist ab dem Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle ein Mensch. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) am 18. Okt. 2011 erstmals höchstrichterlich festgestellt. Daraus ergeben sich weitreichende Folgen für das gesamte EU-Recht: Seither ist klar, daß seitens der EU das Leben und die Würde jedes menschlichen Embryos vom Zeitpunkt der Befruchtung an geschützt werden muss. Dieser Schutz ist aktuell jedoch nicht gewährleistet. Er muß von uns Bürgern jetzt durchgesetzt werden. Dazu wurde die Europäische Bürgerinitiative »Einer von uns« gegründet. " (Europäische Bürgerinitiative "ONE OF US")

Nach lautstarkem Widerspruch gegen die Initiative "ONE OF US", vor allem durch Europaabgeordnete von SPD, Grünen, Linken und der FDP und deren aktiver Unterstützung des -  "ONE OF US" diametral entgegengesetzten - Estrela-Berichtes im EU-Parlament, der jedoch im Plenum abgelehnt wurde, hat nun die EU-Kommission den Tod von Menschen in Kauf nehmende Praktiken der EU-Förderung gerechtfertigt: die  Finanzierung der Stammzellforschung werde fortgesetzt, Abtreibungen, die nicht gegen nationales Recht des entsprechendes Landes verstoßen, sollen weiterhin mit dem Argument der "sicheren Bedingungen" finanziell gefördert werden.

Der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Martin Lohmann, Theologe und Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV, sagte zu der Entscheidung der EU-Kommission:
„Ich finde es unglaublich traurig und beschämend, aber zugleich auch erschreckend aufschlussreich, dass das lebenswichtige Anliegen von mehr als 1,7 Millionen Menschen einfach so beiseitegeschoben wird. Hier herrscht offenbar eine panische Angst vor Argumenten und damit zugleich eine Phobie gegenüber den Grundlagen des Lebens und der Humanität. Wer so handelt wie die EU-Kommission, der handelt zutiefst respektlos. Auf mich wirkt das alles wie die Arroganz der Ignoranten und wie die tragische Bereitschaft, Europa in die totale Wertelosigkeit und damit in die radikale Wertlosigkeit zu führen.

Wer ein so wichtiges Anliegen, hinter dem weit mehr als 1,7 Millionen Menschen stehen, so perfide und selbstgerecht leugnet, ist wohl ein radikaler und fundamentalistischer Gegner des Lebens.

Trotz allem hoffe ich – wieder alle Hoffnung -, dass es in Europa dennoch Inseln der Erkenntnisbereitschaft geben wird. Zur Humanität, die auf dem Lebensrecht aller Menschen von Anfang an fußt, gibt es nämlich keine Alternative.“ (s. kath.net)

Weitere Informationen zu "ONE OF US":

Maiandacht 29. Tag - Maria, Hilfe der Christen

 
Freu dich, Jungfrau Maria!
Alle Irrlehren hast du allein überwunden.
Gar schön bist du und liebreich,
schrecklich bist du wie ein geordnetes Schlachtheer!
(Ant. Marienfest)


Trösterin der Betrübten und Zuflucht der Sünder ist die wunderbare Mutter. Ob ihrer mütterlichen Gesinnung aber, die Maria in besonderer Weise allen Christgläubigen gegenüber offenbart, rufen wir zu ihr: Du Hilfe der Christen, bitte für uns! Das ist Gruß und Bitte, die seit Jahrhunderten von Menschenmund gesprochen werden.

Der Apostel Paulus bekennt von sich: "Die Liebe Christi drängt mich." Kann nicht Maria weit mehr so sprechen? Es drängt sie, den Christen zu helfen, dieselbe Liebe, die in Christus war und ihn drängte, uns zu erlösen.

Es drängt sie aber auch die Liebe zu Christus, wie er heute noch fortlebt in der Welt. Sie sieht den fortlebenden Christus in der ganzen Christenheit, sieht ihn in jedem einzelnen Menschen, der an Christus glaubt. Alle Glieder der Kirche sind Glieder Christi, Glieder des einen geheimnisvollen Leibes, von dem Christus das Haupt ist. Die mütterliche Liebe Mariens geht darauf hinaus, dass alle Menschen heranwachsen zum "Vollalter Christi", dass in den Menschen und durch die Menschen die Kirche vollendet werde und makellos dastehe am Tage der Vollendung.

Als sorgende Mutter hat Maria Christus in seinem irdischen Leben zur Seite gestanden, hat ihn bewahrt und behütet, ihn genährt und gepflegt, ist mit ihm den Lebensweg gegangen. Im Leidenskampfe hat sie ihm beigestanden bis zur Vollendung seines Opferlebens. Sie will ihm beistehen auch jetzt in seinem Wirken durch die Gnade.

So ist Maria die mütterliche Schützerin des fortlebenden Christus, die Schutzfrau und Schutzherrin der heiligen Kirche. Nur die Art ihrer Hilfe ist eine andere: heute hilft sie durch ihre Fürbitte. Damit kämpft sie gegen das Reich der Finsternis, dass es uns nicht überwältige. Erschrecklich wie ein geordnetes Schlachtheer ist Maria in den Augen des bösen Feindes.

"Du allein, o Maria", so betet die Kirche, "hast alle Irrlehren überwunden." In den großen Glaubenskämpfen aller christlichen Jahrhunderte hat Maria den Weg gezeigt aus allem Irrtum. Maria ist die Mutter Gottes: der Gedanke hat auf dem Konzil zu Ephesus (341) alle Irrlehren über die Gottheit Christi abgetan. 

Maria, unsere liebe Frau, hat seit dem Mittelalter die Menschen entflammt zu heiligem Kampf gegen die Türken, die mit Waffengewalt das Christentum vernichten wollten. Wo man Maria treu blieb zur Zeit der unglückseligen Glaubensspaltung in unserem Vaterland, da ist man Christus treu geblieben und seiner heiligen Kirche.

Wer zur reinsten Jungfrau und Mutter aufschaut, der bewahrt auch heute klare Sicht in allen Gefahren; er weiß, dass Gott und nur er allein Mittelpunkt des Lebens ist - und nicht der Mensch.

Mitkämpferin gegen Satans Reich ist Maria für einen jeden von uns. Sie erfleht uns Gnade, damit wir wachsen von Stufe zu Stufe und immer mehr vollendet werden in Christus Jesus. Versuchungen und Kämpfe warten auf uns im Leben. Maria ist unsere Hoffnung und Zuversicht. Stürme und Gefahren sind der Anteil unserer Seele in diesem Erdental. Maria will unsere mächtige Helferin sein, die uns sicher geleitet im wahren Glauben und uns heimführt zur ewigen Gottesschau.

Für so viele Hilfe in Glaubens- und Seelennot haben wir der Gottesmutter zu danken. Nun bitten wir sie heute von Neuem: Verlass uns nicht, bis "wir Jesum schauen - einst in Himmelsauen".

Aber damit nicht genug; wir bitten auch: lass uns an deine Seite treten, lass uns deine Sorge um den fortlebenden Christus mit dir teilen. Öffne uns das Auge des Glaubens, dass wir Christus sehen in unseren Mitmenschen. Lass die Eltern und Erzieher Christus sehen in den Kindern, die Vorgesetzten ihn sehen in den Untergebenen, der Freund ihn sehen im Freunde. 

Ja, Mariens Sorge wollen wir teilen, wollen lehren und ermahnen, wollen hüten und bewahren, wollen beten und opfern, dass Christus in allen Menschen mehr und mehr Gestalt gewinnt, dass alle zum "Vollalter Christi" gelangen.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria die ganze Christenheit vor allem Unheil bewahren wolle:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

O Maria, du Mutter vom Siege,
Erflehe uns den Sieg über die Feinde unseres Heils.
Maria, du Hilfe der Christen, bitte für uns alle!


Gebet:
O Gott, der du gewollt hast, dass die Mutter deines eingeborenen Sohnes die immerwährende Hilfe der Christen auf Erden sei, verleihe uns die Gnade, sie in allen Anliegen Leibes und der Seele vertrauensvoll anzurufen: damit wir, durch ihren Schutz und Beistand gerettet, zur immerwährenden Anschauung deiner Herrlichkeit im Himmel gelangen mögen. Durch Christus unsern Herrn. Amen.
(Gebet nach der Litanei von der immerwährenden Hilfe)


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 87-89 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Mittwoch, 28. Mai 2014

Maiandacht 28. Tag - Maria, Zuflucht der Sünder

 
Lös' der Schuldner Ketten,
mach die Blinden sehend,
allem Übel wehre,
jeglich Gut erwirke, o Maria!
(aus dem Hymnus "Ave maris stella")


Für alle Menschen in dem Elend und der Betrübnis dieser Welt ist Maria die liebevolle, mütterliche Trösterin und Helferin. Es gibt ein Leid auf der Welt, das ist das größte von allem. Dieses Leid ist die Sünde, die Ursache jedweden Leides.

In der Sünde trennt sich der Mensch von Gott und seiner Liebe. Die (schwere oder Tod-) Sünde macht den Menschen tot für den Himmel, zu dem er doch berufen ist. Für die Sünder ist darum Christus auf die Welt gekommen; er will suchen und selig machen, was verloren war. Die 99 Schafe lässt er allein und geht dem verlorenen nach. In aufrichtigem Schmerz weint er über das sündige Jerusalem. Als man ihm vorwirft, er nähme sich der Sünder an, gibt er zur Antwort: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken."

Diese Gesinnung des Heilandes ist auch in Maria, seiner Mutter. Man sagt wohl, Sorgenkinder seien die liebsten Kinder; wie betet und leidet doch eine Mutter um ihr krankes oder sündiges Kind! Und Maria unsere himmlische Mutter, sollte der Kinder vergessen, die im Unglück der Sünde weilen, die von Gott getrennt sind? 

Maria hat uns den Heiland geschenkt am Weihnachtstag, hat ihn uns von Neuem geschenkt, ihn hingeopfert am Kreuze. Nun ist es ihre größte Muttersorge, dass Christus in allen Menschenseelen lebe, dass nicht für eine einzige Seele Christi Blut umsonst geflossen sei. Mit gütigen, barmherzigen Mutteraugen blickt die Mutter der Barmherzigkeit auf uns herab. Sie will nicht richten über die Sünder, sie will nur retten, will helfen, will versöhnen.

Wo nur ein Sünder in der Not seiner Seele sich an diese Mutter wendet, da will sie ihm Zuflucht sein. Wer mit gutem Willen zu ihr kommt, den wird sie nie zurückweisen. Der strafenden Gerechtigkeit Gottes wirft sie sich gleichsam immer wieder in die Arme; immer wieder erfleht sie Wunder der Gnade.

Von wunderbaren Krankenheilungen und wunderbarer Hilfe in andern irdischen Nöten hören wir oft; die Wunder der Gnade vollziehen sich meist in der Stille. Nur die eigene Seele weiß darum und vielleicht der Priester, der im Bußsakrament der reuigen Seele das frohe Wort der Lossprechung sagen darf. Aber wir können davon überzeugt sein, es sind viele, viele Wunder der Gnade, die tagtäglich sich vollziehen auf die Fürbitte der Mutter der Barmherzigkeit.

O sündiges Menschenherz, gehe zu dieser Mutter, zur Zuflucht der Sünder. Wenn die Sünde Finsternis in deine Seele brachte, dann schau empor zu Maria. Sie ist der lichte Morrgenstern, sie weist dir den Weg, sie führt dich hin zum Vaterherzen Gottes. Sie geleitet dich zum Kindlein in der Krippe, sie nimmt dich an der Hand und zeigt dir das Kreuz, an dem ihr Kind für dich sein Blut vergossen hat.

Sie bittet und fleht mit dir und für dich, dass Christi Blut dich wieder rein wasche von aller Makel und aller Schuld. Habe Vertrauen zu ihr. Wenn es dir an Mut gebricht, zu bekennen, klage zuerst all deine Schuld der Mutter; ihr Mutterherz ist voll gütigen Verstehens für deine Seelennot; dein Bekenntnis im Richterstuhl der Beichte wird dir danach leichter fallen. Will Verzweiflung ob der Menge deiner Sünden dich niederdrücken, dann ergreife die Hand dieser Mutter, halte sie fest, sie lässt dich niemals sinken und untergehen.

Dann aber, wenn du durch Mariens Fürbitte wieder ein Kind des dreifaltigen Gottes geworden oder es geblieben bist, dann hilf auch du Maria in ihrem Rettungswerk. Gott will die Menschen retten mit Hilfe der Menschen. Sei auch du ein Helfer, eine Helferin, handle wie Maria. Du sollst nicht richten und verurteuilen, sondern beten und opfern.

Von der großen heiligen Theresia wird berichtet, dass sie durch ein einziges Gebet zehntausend Irrgläubige bekehrt habe. Der heilige Augustinus schreibt: "Aus einem Sünder einen Gerechten zu machen, ist ein größeres Werk, als Himmel und Erde zu erschaffen." Du, meine Seele erzeige dich der Gottesmutter dankbar und wisse, dass es auf Erden kein herrlicheres und köstlicheres Werk geben mag als das eine: mit Gott, dem Herrn, mitzuwirken am Heile der Seelen.

Wir beten ein Ave Maria und bitten die Gottesmutter um ihre Hilfe in aller Seelennot:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Höre uns, o Mutter,
denn es ehrt dich der Sohn dadurch,
dass er dir nichts versagt!
Rette uns ,o Jesus,
denn für uns fleht dich an
deine jungfräuliche Mutter!
(Audi nos... Paderborner Gesangbuch zu den Rorate-Ämtern)


Gebet:
O Jesus! Du bist in die Welt gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war. Höre auf die Bitten deiner Mutter, die für uns Sünder dich anfleht. Rette uns, o Jesus, und führe uns zur Seligkeit. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 84-86 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Dienstag, 27. Mai 2014

Maiandacht 27. Tag - Maria,Trösterin der Betrübten

 
Heilige Maria, du Mutter des Herrn!
Sei du den Armen Helferin,
den Kleinmütigen sei Trösterin,
den Schwachen sei du Stärke!
Heilige Maria, du Mutter des Herrn!
Für Volk und Priester bete du,
wend' Gottgeweihten Segen zu,
sei Trösterin im Leide.

(Magn. Ant. an Marienfesten)


Maria ist die wunderbare Mutter. Dreimal wunderbar nennen wir sie als die Mutter Gottes, die Mutter des Erlösers und die Mutter der Erlösten. In Ehrfurcht, Dankbarkeit und Liebe grüßen wir sie. In wahrer kindlicher Liebe dürfen wir zu ihr aufschauen; denn das ist nicht alles, dass Maria, die Mutter, in die Herrlichkeit des Himmels erhoben ist. Nein, mit hinaufgenommen in den Himmel hat Maria ihr mütterliches Herz, ihre mütterliche Gesinnung. Sie will auch von dort noch als Mutter wirken; sie will uns, ihre Kinder, im Elend dieser Welt nicht vergessen.
"Eine Mutter, gut wie keine,
hat der Vater uns geschenkt,
auf dass kein Auge trostlos weine,
wenn einer dieser Mutter 'denkt."

Gerade für die betrübten Menschenherzen hat sie herzliches Mitempfinden, sie hat ja selbst als Mutter auf Erden alle Betrübnis der Menschen durchkosten müssen. Darum ist sie immer zu helfen bereit. Wenn die Wallfahrtsorte, an denen die liebe Gottesmutter verehrt und angerufen wird, erzählen könnten, und es würde einer alle die Dankesworte zusammentragen, das gäbe ein gewaltiges Loblied auf die "Trösterin der Betrübten".

Ohne Unterlass pilgern die Menschen hin zum Bilde Mariens, zur "Mutter in der Not", zur "Immerwährenden Hilfe". Der gläubige Christ trägt in sich das sichere Gefühl und den festen Glauben: Maria ist die Mutter, die mich am besten versteht, die mit mir fühlt und mich nicht verlässt. Vielleicht haben wir selbst schon ihre Hilfe erfahren; viele haben uns davon erzählt. Wir sprechen es darum gern immer wieder aus: "Dass Maria eine Bitte nicht erhört, ist unerhört, unerhört in Ewigkeit!"

Dieses große Vertrauen der Menschen hat seinen Grund in der Macht und Güte Mariens. Maria ist nicht allmächtig - das ist Gott allein. Aber durch ihre Fürbitte nimmt sie teil an der Macht Christi. Wie könnte Christus, ihr Kind, der Mutter eine Bitte verwehren? Was aber ihre Güte anbetrifft, so wissen wir, dass Maria das getreueste Abbild Christi ist. "Der Herr ist mit dir", so hat der Engel gesagt. 

Maria ist voll von der Gesinnung des Heilandes. Von diesem aber wissen wir, wie sehr er sich der Betrübten angenommen hat: von Mitleid gerührt, spendet er den Hungernden Brot; die Blinden macht er sehend; die Lahmen, die Gichtbrüchigen, die Aussätzigen und so viele andere Kranke macht er gesund. Von seiner Güte berichtet fast jede Zeile der Heiligen Schrift: "Er ging umher und spendete Wohltaten."

Als des Herrn vollkommene Jüngerin trägt Maria seine Güte und Liebe in ihrem Herzen. Als gütige Mutter ist sie allzeit bereit zu trösten und zu helfen, wo nur eine verzagte Seele zu ihr aufschaut.

In jedem Menschenleben gibt es viel Kreuz und Leid. Niemand ist auf Erden davon ganz verschont. Auch du, meine Seele, trägst Leid und Weh, Kummer und Sorge quält dich gar sehr. Geh' doch hin zur Mutter, zur Trösterin der Betrübten! Blicke auf zu ihr in dem Dunkel dieses Erdentals: blicke auf zu diesem hellleuchtenden Stern; habe Vertrauen! Rufe Maria, sie wird dir tröstend helfen!

Aber sieh, meine Seele, immer, wenn du den Trost Mariens suchst, wenn du von ihr Hilfe und Heil erwartest, dann denk' auch daran, wie du hinwiederum Trost spenden sollst für andere. Je mehr du dich bemühst, Maria ähnlich zu werden,desto mehr wirst du Christi Abbild sein, desto mehr auch seiner Träger seiner Güte und Liebe. 

Das ist rechte Marienart, wenn du in dem Leid und der Not der Welt dich abmühst, Tränen zu trocknen, Menschenherzen wieder froh zu machen. Dein ganzes Leben sei eine ständige Gelegenheit, Liebe zu spenden.. Ein feines Sprüchlein lautet: "Oft hab' ich andere froh gemacht und stets an mich selbst zuletzt gedacht." Vielleicht ist das der größte Trost, den die Gottesmutter dir schenkt, dass du dein eigenes Leid vergisst, wenn du anderen hilfst.

Wir beten ein Ave Maria und bitten die Mutter, uns in allem Leid trösten zu wollen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. 

Sancta Maria, Mutter und Magd,
all uns're Not sei dir geklagt!
Drückt dich ein Weh, zur Mutter geh'!
O sag' es ihr, so hilft sie dir!


Gebet:
Durch die Fürbitte der Trösterin der Betrübten wollest du, o Gott allen leidgeprüften Menschen Trost und Stärke verleihen. Schau auch gnädig auf uns herab, die wir in unserer Not die Trösterin der Betrübten um ihre Hilfe anflehen. Schenke uns durch sie die Gnade, dass wir auch im Leid dir freudig dienen und unseren Mitmenschen Tröster sein können. Durch Christus unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 81-84 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Bild: Gnadenbild der Luxemburger Muttergottes (Consolatrix afflictorum), das in Kevelaer verehrt wird

Montag, 26. Mai 2014

Maiandacht 26. Tag - Maria, wunderbare Mutter

Maria, die Jungfrau, stieg empor zu den Himmeln!
Freuet euch: 
denn mit Christus herrscht sie in Ewigkeit!
Tochter Sion! Ganz schön bist du und liebreich,
schön wie der Mond, der strahlenden Sonne gleich!
(Ant. von Mariä Himmelfahrt)


Maria ist heimgegangen in den Himmel. jetzt steht sie vor uns in ihrer Himmelsherrlichkeit. Wenn schon für jede Seele im Himmel unaussprechliche Wonne der Seligkeit bereitet ist, wieviel mehr und ganz besonders für Maria.

Sie ist schon auf Erden gegrüßt worden: "Du bist voll der Gnaden." In der Ewigkeit werden die Engel sie grüßen: "Du bist voll der Glorie und Herrlichkeit, die Königin des Himmels!" Wer kann ihre Schönheit in Worte fassen? Mit welchen Worten sollen wir sie preisen? Mit welchem Namen sie nennen, um ihre Herrlichkeit und Schönheit entsprechend auszudrücken?

Wenn Christus, der Herr, unter den Volksscharen lehrte und seine Lehre beglaubigte durch Wunder und Zeichen, dann staunten die Menschen und lobten und priesen Gott. Der Herr war der Wunderbare nicht nur durch seine Werke, sondern auch durch sein Leben und seine Lehre. "Er lehrte wie einer, der Macht hat."

In der Lauretanischen Litanei nennen wir auch die Gottesmutter mit diesem Namen und sprechen: "Du wunderbare Mutter!" Sie ist jene, die uns nächst Christus am meisten in Staunen setzt ob ihrer Macht und Größe; nicht als ob sie allmächtig wäre und aus eigener Kraft Wunder wirken könnte. Aber sie ist die Mutter des Herrn, des Wundertäters, ja, sie ist selbst das größte Wunder in Menschengestalt.

Schier unbegreiflich ist es, dass ein Menschenkind ausgewählt wird zur Mutter des allmächtigen Gottes, zur Mutter des Menschenerlösers und damit zur Mutter der ganzen erlösten Menschheit. Darum mag das Wort: "Du wunderbare Mutter" all unser Staunen, unsere Ehrfurcht und unsere Liebe zum Ausdruck bringen. Um aber die Fülle der Gnaden und ihrer Macht und ihre außerordentliche, überragende Stellung anzudeuten, hat frommgläubiger Sinn das Wort geprägt: "Du dreimal wunderbare Mutter." *)

O wunderbare Mutter! Höchstes Lob soll dir zuteil werden, du bist die Mutter Gottes. O wunderbare Mutter! Den schönsten und wärmsten Kindesgruß schicken wir zu dir empor, du bist die Mutter des Erlösers. O wunderbare Mutter! Mit inniger Bitte kommen wir zu dir, zu deinem erbarmenden Mutterherzen, du bist die Mutter der Erlösten, unsere Mutter. Was nun Menschensinn erdenken mag an Vorzügen und Herrlichkeiten der Gottesmutter im Himmel, kann man füglich ausdrücken mit diesem Wort: Du wunderbare Mutter. Alles Unbegreifliche, Herrliche und Wunderbare ist darin enthalten.

O meine Seele, das mag auch dein liebster Gruß sein, den du zur himmlischen Mutter emporsendest; darin magst du all seine Liebe und Verehrung zum Ausdruck bringen, dass du sie nennst: die wunderbare, die dreimal wunderbare Mutter.

Geh zur ihr hin und nenne sie die Wunderbare, die Mutter Gottes. Heiliges Staunen wird dich ergreifen, heilige Ehrfurcht dich erfüllen vor solch hoher Herrlichkeit Die besten und heiligsten Seelen unseres Volkes haben dieser hohen, heiligen Frau ihre Lieder gesungen. Und immer noch ist das Wort wahr, das Maria gesprochen: "Von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter."

Geh hin zu Maria, meine Seele, und nenne sie die Wunderbare, die Mutter des Erlösers. Die Mutter deines Erlösers ist sie. (...)

Gehe hin und nenne sie  die Wunderbare, die Mutter der Erlösten, nenne sie deine Mutter. Und sieh, wie das Kindlein sich freut, wenn es bei der Mutter ist und sich in ihrem Schutz geborgen weiß, so magst auch du wissen: die Mutter im Himmel ist dir nahe, dieser Mutter Herz schlägt auch für dich in Liebe. In grenzemlosen Vertrauen darfst du dich an diese Mutter wenden; sie ist dir nahe und liebt dich wie nur eine Mutter dich lieben kann.

Wir beten ein Ave Maria in andächtiger Verehrung der dreimal wunderbaren Mutter:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Weit geöffnet sind des Himmels Pforten
durch dich Maria, für uns alle!
Mit den Engeln triumphierst du, ruhmgekrönt!
(Ant. von Mariä Himmelfahrt)

O du wunderbare Mutter, bitt' für uns!


Gebet:
O Gott, in deiner Allmacht und Liebe hast du die Mutter deines Sohnes in den Himmel aufgenommen und wunderbar verherrlicht. Nun thront sie in der Glorie wunderbar sla Mutter deines Sohnes, wunderbar als Mutter unseres Erlösers, wunderbar als Mutter aller Erlösten. Wir bitten: lass uns allezeit ihre wunderbare Macht erfahren. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.


*)  Über den Ausdruck: "dreimal wunderbare Mutter" und seine Entstehung siehe Näheres bei: Franz Hattler SJ, "Der ehrwürdige Pater Jakob Rem und seine Marienkonferenzen", Mainz, Regensburg 1896. - Von den Pallotiner- Missionsschülern in Schönstatt wurde dieser Ausdruck wieder aufgegriffen. Die Anrufung in der Wallfahrtskapelle dort lautet: Du dreimal wunderbare Mutter und Königin von Schönstatt, bitte für uns!



Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 78-81 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)


Bild: "Dreimal wunderbare Mutter" im Liebfrauenmünster Ingolstadt, eine Abwandlung der Marienikone „Salus populi romani“ in der Cappella Paolina in Santa Maria Maggiore in Rom. Die Kopie war ein Geschenk des Jesuitengenerals Francisco de Borja an das Jesuitenkolleg in Ingolstadt. (wikipedia)

Sonntag, 25. Mai 2014

Maiandacht 25. Tag - Maria, Königin des Himmels

 
Aufgenommen ist Maria in den Himmel,
es freuen sich die Engel,
lobpreisend singen sie dem Herrn.
Maria, die Jungfrau, ist aufgenommen 
ins himmlische Brautgemach,
allwo trohnet sternenumstrahlt der König der Könige.

(Brevier am Fest Mariä Himmelfahrt)


Über das Leben der lieben Gottesmutter senkt sich der Abend hernieder. Nach langem Lebensleid darf Maria heimgehen ins himmlische Vaterhaus. Sie, die so oft den Ruf Gottes vernommen zu Arbeit und Leid, hört jetzt die Einladung ihres Kindes: "Veni sponsa!" Komm, du meine Braut, und empfange die Krone, die dir bereitet ist von Anbeginn!

Die heilige Schrift erwähnt nicht mehr den Tod der Mutter des Herrn. Aber das ist gewiss: Maria ist gestorben. Sie ist zwar ohne Sünde; darum stand sie nicht unter dem Gesetz des Todes. Sie wäre würdig gewesen, zu Gott zu gehen, ohne den Tod zu kosten. Aber wie hätte des Herrn Mutter und demütige Magd über ihrem Sohn und Meister stehen wollen, der am Kreuz sein Leben hingegeben hatte.

Und ein zweites ist lebendiges Glaubensgut der Christenheit: Mariens Leib ist nach dem Tode in den Himmel aufgenommen worden. Nicht nur die Seele geht heim, sondern auch der Leib, aus dem Christus, der Sohn Gottes, Fleisch angenommen hat. So geziemte es sich für Christi irdische Wohnstatt. 
"Ihr keuscher Leib, der Gott gebar,
kein Raub für die Verwesung war.
Ihr Sohn, der Tod und Grab besiegt,
er lässt im Grab' die Mutter nicht."

Wenn uns ein Liebes stirbt und wir können am Sterbebett weilen, dann achten wir auf alles, was in der letzten Stunde geschieht; alle Worte des Sterbenden bewahren wir in treuer Hut. Wir erzählen es gern den Angehörigen, wie der Vater, die Mutter oder sonst ein lieber Mensch von hinnen gegangen ist. Wir hätten gern auch Kunde, wie Maria, die reinste Gottesmutter gestorben ist. Es ist uns nichts berichtet. Und doch wissen wir genug von ihrem Tod.

Es heißt ja: Wie man lebt, so stirbt man. Der Tod ist die Krönung des Lebens, das man auf Erden geführt hat. Mariens Leben ist ein Leben der Liebe und der Sehnsucht gewesen. Ihr Tod ist darum die Krönung aller Liebe und Sehnsucht ihres Herzens. Die Liebe drängt nach Vereinigung mit Gott, nach einer Vereinigung, die nicht nur in der Gnade besteht, sondern Gott schauen lässt von Angesicht zu Angesicht.

Wenn schon der Apostel Paulus ausruft: "Ich wünsche aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein" (Phil 1,23), wieviel mehr wird Maria gewünscht und gebetet haben, bei Christus zu sein, bei Christus ihrem Sohne. Für Maria hat darum der Tod alle Schrecken verloren. Ihr Tod ist ein Sterben in Freude und Seligkeit. Jetzt geht ihr Glaube über in Schauen; was sie ersehnt, wird zum ewigen Besitz. Aus dem Schatten des irdischen Lebens geht sie heim zum Licht, aus der Fremde zur Heimat. Aus der Bewährung im Leben führt sie Gott heim zur Verklärung und Herrlichkeit. Mit Recht mögen wir ausrufen: "Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?"

Siehe, meine Seele, auch für dich kommt einst der Tag, da Gott dich ruft aus dieser Zeitlichkeit. "Es ist dem Menschen einmal gesetzt zu sterben, und danach kommt das Gericht." (Hebr 9,27) Sterben ist ein ernstes Wort. Sterben ist schwer. Die Seele trennt sich vom Leibe. Die Einheit, die zwischen beiden bestanden hat das ganze Leben hindurch, hört auf. Das geht nicht ohne Schmerz, auch nicht ohne Angst: es ist ja die letzte Entscheidung nahe, die letzte Bewährung im Gerichte.

Meine Seele, kannst du ohne Schrecken an deinen Tod denken? Wenn Gott dich heute, diese Nacht, vor seinen Richterstuhl riefe, wie würde dann die Entscheidung ausfallen? Es hängt ganz von dir ab. Nur die Sünde bringt  Angst und Schrecken. Wenn du aber die Sünde meidest und dich bemühst, heilig zu leben, dann wird auch für dich der Tod etwas Beseligendes, Freudiges mit sich tragen. Im Tode öffnet sich dir das Tor, dass du hindurchschreitest zu Gott. 

Dein Todestag ist der eigentliche Geburtstag; er bringt dir die Erfüllung der Erlösung; er ist Heimkehr ins Vaterhaus. Ein neues Leben beginnt, ein Leben der Wonne und Seligkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gedrungen ist. Wie man lebt, so stirbt man. Auf ein heiliges Leben folgt ein heiliges Sterben. Wer wie Maria in seinem Leben Gott liebt und ihm ganz dient, der wird auch wie Maria sterben.

Wir beten gemeinsam ein Ave Maria, dass wir mit Maria leben und wie sie einst sterben mögen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Selig bist du, Jungfrau und Gottesmutter Maria, 
weil du dem Herrn geglaubt hast!
Erfüllt hat sich in dir, was dir ist gesagt worden.
Sieh, über die Chöre der Engel bist du erhoben!
Bitte du für uns beim Herrn, unserm Gott!
(Responsorium zum Fest Mariä Himmelfahrt)


Gebet:
Jesus, du Sohn Gottes und Sohn der Jungfrau Maria, durch den Heimgang deiner heiligsten Mutter wollest du uns verleihen, dass wir bei unserm Sterben selig ins Haus der Herrlichkeit deines Vaters heimkehren. Der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 75-78 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)


5. Sonntag nach Ostern - Tage der Zuversicht

Der heutige Sonntag und die kommenden Tage sind in besonderer Weise "Tage der Zuversicht". Im Evangelium (Joh 16,23-30) sagt Christus, dessen Himmelfahrt nun bald bevorsteht, das tröstliche Wort: "Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er es euch geben." Bittet nur im Namen Christi und "ihr werdet empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei"! Und an den Sonntag dieser frohen Botschaft schließen sich drei Bittage an, die uns gleich zeigen werden, wie wahr der Herr gesprochen hat. Tage der Zuversicht!

Ganz voller Zuversicht sollen wir den Vater im Himmel bitten. Wir dürfen ja mit Christus und durch Christus den Vater bitten, wie sollte er da Steine statt Brot gewähren, nein, er wird uns mehr und Besseres geben, als wir selber ahnen: denn "unsere Freude soll vollkommen sein"!

Immer wieder lehrt uns der Herr diese Zuversicht im Bitten. Er scheut sich nicht einmal zu sagen: "Wer zu dem Berg da spricht: Heb' dich empor und stürze dich ins Meer - und in seinem Herzen nicht zweifelt, dem wird es erfüllt. Darum, bei allem, was ihr im Gebet erbittet, glaubt nur, dass ihr es tatsächlich empfangt, so wird es euch zuteil werden" (Mk 11,23f). Die "Berge" sind natürlich nicht wörtlich zu nehmen, und das "glaubt nur" heißt nicht: "Bildet euch nur ein", sondern Christus findet kein Bild, das stark genug wäre für die Macht des Gebets, und wenn er von "glauben" spricht, so meint er unsere Zuversicht in Gottes gütige Allmacht; "denn bei Gott ist alles möglich" (Mk 10,27).

Der Vater im Himmel hat den Menschen so geschaffen, dass er seiner Natur nach den Schöpfer bittet, und nach Thomas von Aquin (Hom 43) weiß der Mensch recht zu leben, der recht zu beten weiß. Deshalb will auch Christus nicht nur, dass wir danken, sondern auch, dass wir bitten.

Er selbst bittet häufig den Vater, freilich nur um übernatürliche Güter, z.B.: "Vater, ich will, dass da, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen" (Joh 17,24) oder: "Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben" (den Heiligen Geist um Pfingsten: Joh 14,16).

Aber er lehrt seine Jünger und damit auch uns ausdrücklich, nicht nur um die ewigen Werte zu bitten, sondern auch um die Dinge dieses irdischen Lebens, vorab um das tägliche Brot. Rein "alles, um was ihr (sinnvoll) bittet, werdet ihr empfangen" (Mt 21,22).

Die kommenden Tage: Montag, Dienstag, Mittwoch sind vor allem drei Bittage um guten Ausfall der werdenden Ernte. Mitten in der Osterfreude setzt sich da doch eine recht irdische Sorge durch. Sie kommt seit vielen Jahrhunderten aus dem Volk, und die Kirche gibt ihr Raum, und Christus nimmt diese Bitten gleichsam selber bei seiner Himmelfahrt mit hinauf zum Vater. Zur Sorge um das Brot für unser Volk kommt noch so manche andere Not des Einzelnen und der Gemeinschaft. Lasst uns sie durch Christus dem Vater im Heiligen Geiste vortragen! Es sei ein Tag der Zuversicht! (...)


Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 37/38) (s. Quellen)


Foto: Ölbergszene; Kapelle der Gebetsstätte Wigratzbad; FW

Samstag, 24. Mai 2014

Maiandacht 24. Tag - Königliches Priestertum

 
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen,
der auf euch herabkommt.
Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, 
in ganz Judäa und Samaria,
ja, bis an die Grenzen der Erde. (Apg 1,8)


Gar lang ist es her seit den Tagen des Erdenlebens Christi, des Hohenpriesters. Viele Jahrhunderte sind vergangen, seit Maria betend den Heiligen Geist herabflehte auf die auserwählten Apostel des Herrn, dass sie in der Kraft dieses Geistes sich einsetzten für ein rastloses, schaffensfrohes Bauen an Christi Reich.

Doch nicht nur für ein kurzes Menschenalter hat Christus sein Reich, die Kirche, gestiftet. Sie soll die Jahrtausende überdauern und nicht vergehen, ehe die Erde vergeht. Darum lautet Christi letzter Auftrag: "Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Völkern."

Auch an uns hat der Herr bei diesem Wort gedacht. Denn in seiner göttlichen Allwissenheit schaute er kommende Zeiten und Geschlechter, schaute uns, heils- und erlösungsbedürftig, und in seiner Allgüte wollte er auch uns gerettet wissen. Von ganzem Herzen sagen wir Dank dafür, dass er seine Boten auch in unser Land den, Weg finden ließ, dass wir - wir selbst - nun zu den Erlösten gehören, die, auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft, zu Kindern Gottes geworden sind.

Auserwählt sind wir aber auch zu Streitern im Heerbann Christi. Das Gebet Mariens, der Königin der Apostel, galt auch uns, wollte auch uns das Pfingstwunder erflehen. Ja, den Aposteln hat der Herr uns zugesellt durch die Eingießung des heiligen Geistes in unsere Seele. Uns Kinder Gottes hat der Herr stark gemacht zum Kampf: in der heiligen Firmung, dem Sakrament der Stärkung im Heiligen Geiste.

Sieh, einst knieten wir vor dem Bischof, dem Nachfolger der Apostel, dem Stellvertreter Christi, knieten vor ihm in heiliger Ergriffenheit. Und er legte uns seine Apostelhände auf, betete über uns und salbte uns mit dem Chrisam des Heiles im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Da ist der Heilige Geist in unsere Seele gekommen, - nicht sichtbar wie einst bei den Aposteln, - aber doch wahrhaft mit den Feuersgluten seiner Liebe und Kraft; all seine Gnaden und Gaben hat er uns geschenkt. Warum? 

Wir sollen jetzt Apostel sein! Wir sollen heute, in unserem Leben, die Arbeit der Apostel fortsetzen. Gewiss, nicht alle führt Gottes Geist hinaus in die Welt der Heiden, nicht alle beruft er zu dem besonderen Priester- und Aposteldienst, aber doch schickt er jeden aus als seinen Apostel und Helfer. Er schickt uns zu den Menschen, mit denen wir zusammen leben, mit denen wir zusammen arbeiten und schaffen, mit denen wir Freud und Leid gemeinsam teilen.

Eine wahrhaft priesterliche, apostolische Aufgabe ist uns da zugefallen: Das Reich Christi zu erhalten und zu vermehren, auf dass es immer mehr wachse in den Seelen der Menschen. Das meint der Apostel Petrus, wenn er uns zuruft: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliche Priestertum, ein heiliger Stamm, ein zu eigen erworbenes Volk; ihr sollt die Wundertaten dessen verkünden, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht geführt hat." (1 Petr 2,9)

Sind wir uns dieser Berufung und Begnadigung bewusst? Ist unser Leben wirklich ein Apostel- und Kämpferleben? Handeln wir aus dem Gedanken heraus, überall dienende Aufbauarbeit zu leisten im Sinne des  Welterlösers? Stellen wir uns ganz dem Heiligen Geiste zur Verfügung. Lassen wir uns von ihm leiten auf seinen Wegen; all unser Wirken gehöre ihm!

Seien wir bereit, ihm zu dienen, wie und wo immer es sei, ob nun große, weltbewegende Taten oder nur die stille unscheinbare Arbeit im Alltag des Lebens. Und wenn es nur unser stilles Beten im Dienste des Herrn wäre - es ist doch von höchstem Werte. Maria wirkte und betete nur in der Stille und ist doch der Apostel Königin.

Wir beten gemeinsam ein Ave Maria und bitten die Königin der Apostel, dass sie uns wahren apostolischen Mut und Eifer erflehen wolle:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


Sende aus deinen Geist und alles wird neu geschaffen
und du wirst das Angesicht der Erde erneuern!

Komm, o Geist der Heiligkeit, 
aus des Himmels Herrlichkeit 
sende deines Lichtes Strahl.

O du Licht der Herrlichkeit,
mach dir unser Herz bereit,
dring in unsere Seelen ein.
(aus der Pfingstmesse)


Gebet:
O Gott, du hast uns in der heiligen Firmung das Siegel aufgedrückt und das Pfand des Heiligen Geistes in unsere Herzen gegeben. Auf die Fürbitte der Königin der Apostel verleihe uns die Gnade, dass wir in demselben Geiste das, was recht ist, verstehen, und für die Wahrheit deiner Lehre mutvoll Zeugnis ablegen durch ein heiliges Leben. Durch Christus, deinen Sohn, unsern Herrn, der mit dir in der Einheit desselben Heiligen Geistes lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.



Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 72-75 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Foto: Firmung 2011 in Schellenberg, FL; FW
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