In der früheren Liturgie des Psalmsonntags pochte beim Ankommen am Kirchengebäude der Priester mit dem Vortragekreuz mächtig an die verschlossene Kirchentür, die sich auf das Pochen des Kreuzes hin auftat. Das war ein schönes Bild für das Geheimnis Jesu Christi selbst, der mit dem Stab seines Kreuzes, mit der Kraft seiner sich verschenkenden Liebe von der Welt her an das Tor Gottes klopfte; von einer Welt her, die den Zugang zu Gott nicht finden konnte.
Mit dem Kreuz hat Jesus die Tür Gottes, die Tür zwischen Gott und Mensch aufgestoßen. Sie steht offen. Aber der Herr klopft mit seinem Kreuz auch umgekehrt an die Türen dieser Welt, an die Türen unserer Herzen, die so oft und so weithin für Gott verschlossen sind.
Und er sagt uns gleichsam: Wenn schon die Gottesbeweise der Schöpfung dich nicht für Gott auftun können; wenn schon das Wort der Schrift und die Botschaft der Kirche dich unberührt lassen – sieh doch mich an, den Gott, der für dich zu einem Leidenden geworden ist, der selber mitleidet – sieh, daß ich leide um dich, und tu dich auf für mich, deinen Herrn und deinen Gott.
Papst Benedikt XVI. in der Predigt zum Palmsonntag 2007
Erhebend und spannungsvoll ist dieser Augenblick, wenn die Palmprozession vor der Kirchentür vorerst endet (ähnlich wie in der Osternacht, in der Christus als das Licht der Welt Einlass begehrt in sein Eigentum: "Lumen Christi"!). Was für eine hoffnungsvolle Freude unter den Gläubigen, wenn sich auf das energische Pochen des Priesters, oder wie hier, des Diakons, mit dem Kreuzesstab an die Kirchentür nun das Heiligtum auftut und das Volk Gottes hinter dem Zeichen des Kreuzes einzieht in das Haus Gottes, diesen geweihten Kirchenraum, der Erde und Himmel eins werden lässt.
Wie schade, dass in der erneuerten Liturgie dieser tiefgründige Ritus entfallen ist! Ich jedenfalls freue mich, dass ich Gelegenheit habe, an diesen Zeremonien teilnehmen zu können: bei einer der inzwischen zahlreichen Gemeinschaften und Gemeinden, die den älteren Ritus (Usus antiqior) pflegen und solche zeichenhaften Riten in Ehren halten und der Nachwelt überliefern.
Zu verdanken haben wir diese Möglichkeiten nicht zuletzt dem heutigen Geburtstagskind, Papst em. Benedikt XVI., der den außerordentlichen Ritus, die alte Liturgie, wie sie vor der Liturgiereform von 1970 jahrhundertelang gefeiert wurde, durch das Motu proprio "Summorum Pontificum" einen gleichberechtigten Platz neben dem Novus ordo gegeben hat. Wie könnte auch das, was etliche Jahrhunderte vielen Gläubigen und Heiligen heilig war, auf einmal falsch und unerwünscht sein? In diesem Sinne nochmals und immer wieder ein herzliches Vergelt's Gott an den Heiligen Vater Papst em. Benedikt XVI.!
Foto: FSSP von hier
Ich habe den "Klopf-Ritus" in diesem Jahr zum ersten mal erlebt und empfand ihn auch als sehr schönes Zeichen.
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