Freitag, 28. März 2014

Kontinuität im Glauben: Vorbild alte Messe

Im  3. Quartal der Una Voce Korrespondenz 2013 erschien unter der Überschrift "Gedanken zur Reform der Reform" ein Beitrag des Philosophen Prof. Robert Spaemann mit Vorschlägen für eine Annäherung der ordentlichen und der außerordentlichen Form des römischen Messritus (derselbe Artikel erschien am 18. Januar 2014 in der "Tagespost" unter dem Titel "Zurück zu den Zielen der Konzilsväter") .

In diesem Beitrag weist Spaemann darauf hin, dass in der Forma ordinaria, also in der neuen Messe, die seit der Liturgiereform des Jahres 1972 üblich ist, nicht mehr wie bis dahin das große, nicänische Glaubensbekenntnis (s.u.), sondern in den meisten Fällen das kürzere Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen wird.

P. Bernhard Gerstle FSSP griff die Gedanken Spaemanns in seinem geistlichen Wort für den Ruhrgebietsrundbrief der Petrusbruderschaft St. Petrus Februar 2014 auf und schrieb dazu u.a. Folgendes: 
Einen schwerwiegenden Verlust sieht Spaemann darin, dass in den Sonntagsmessen der ordentlichen Form des römischen Ritus kaum noch das große Glaubensbekenntnis von Nicäa gebetet wird, sondern fast nur noch das verkürzte Apostolische Glaubensbekenntnis. Zitat:
Tatsächlich aber ist das große Credo seit über tausend Jahren niemals wichtiger gewesen als heute, niemals aktueller. Die Leugnung der Gottheit Christi ist bereits tief in die theologischen Fakultäten unseres Landes eingedrungen. Im großen Credo aber heißt es von Jesus: "Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit den Vater, durch ihn ist alles geschaffen."
Spaemann fährt weiter fort:
Deutlicher kann die Ablehnung des Arianismus nicht ausfallen, der sich heute sogar unter Christen breitmacht. Andererseits steht das große Credo nach wie vor in den liturgischen Büchern. Die deutschsprachigen Bischöfe müssen dafür Sorge tragen, dass Schluss ist mit der Fernhaltung dieses wundervollen Bekenntnisses. Nur dann bleibt auch die These von der wesentlichen Einheit der beiden Ritusformen mehr als ein leeres Postulat.

Ich selbst habe Papst Benedikt darum gebeten, dafür zu sorgen, dass das Nizäum nicht gänzlich verdrängt wird. Seine Antwort war: "Das ist zu wenig. Das nizänische Glaubensbekenntnis muss wieder das einzige reguläre Credo der Sonntagsmesse sein, auch in Deutschland."
Abschließend regt in dieser Frage Prof. Spaemann an, in der Glaubensverkündigung die Wahrheit von der Gottheit Christi zu vertiefen und die Verirrungen beim Namen zu nennen. Doch was ist, wenn etliche Priester selbst nicht mehr von dieser Wahrheit überzeugt sind?

In meiner Heimatdiözese wurde einmal ein Priester von einem meiner Verwandten zur Rede gestellt, warum er sonntags regelmäßig das Glaubensbekenntnis ausfallen und statt dessen nur noch ein Lied aus dem Gotteslob singen lässt. Er erhielt zur Antwort: "Das kann man doch keinen jungen Leuten mehr zumuten, beispielsweise zu glauben: Geboren aus der Jungfrau Maria!" Diese Antwort spricht Bände und zeigt, was oft hinter dem Verschweigen klarer Glaubensaussagen steht: Der Zweifel oder der Unglaube!
Wir sehen an diesem Beispiel, welche Bedeutung der gebetete Glaube hat, wie er in der Liturgie zum Ausdruck kommt. Spaemann beklagt, dass das Apostolische Glaubensbekenntnis das große Credo von Nizäa verdrängt hat. Doch meine Befürchtung ist, dass inzwischen mehrheitlich sogar das Apostolische Glaubensbekenntnis durch Lieder aus dem Gotteslob, die oft nur rudimentär noch das Glaubensbekenntnis zum Ausdruck bringen, verdrängt worden ist.
Dasselbe gilt auch für den wunderbaren Hymnus des Gloria, der ebenfalls durch kein Gloria-Lied annähernd an Qualität ersetzt werden kann. So wird der Glaube Schritt für Schritt ausgehöhlt. Man könnte noch weiter an Beispielen fortfahren.
Der wahre Glaube ist innerhalb der Kirche in großer Gefahr, keine Frage. Der überlieferte Messritus von 1962 ist eine bedeutende Schutzmauer für die Bewahrung des wahren Glaubens. Für jene, die von einer neuen Kirche mit einem neuen Glauben träumen, ist er freilich auch deshalb ein Stein des Anstoßes. Es geht daher um mehr als Latein und äußere Formen.

In der Tat wird man die neue Messe nicht im katholischen Sinne verstehen, wenn man sich nicht an der alten Form orientiert und durch diese der Schatz des heiligen Messopfers in Erinnerung gerufen wird. Eine Annäherung und Angleichung der neuen an die alte Messe ist deshalb nicht nur wünschenswert, sondern notwendig für das Überleben des überlieferten Glaubens.


CREDO

Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater,
Schöpfer des Himmels und der Erde,
aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit.
Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott;
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.
Durch Ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und um unseres Heiles willen
ist er vom Himmel herabgestiegen.
Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
aus Maria, der Jungfrau; und ist Mensch geworden.
Gekreuzigt wurde Er sogar für uns.
Unter Pontius Pilatus hat Er den Tod erlitten und ist begraben worden.
Er ist auferstanden am dritten Tage, gemäß der Schrift;
Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten des Vaters.
Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote
und Seines Reiches wird kein Ende sein.

Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender,
der vom Vater und vom Sohne ausgeht.
Er wird mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht;
Er hat gesprochen durch die Propheten.
Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Ich erwarte die Auferstehung der Toten
und das Leben der zukünftigen Welt. Amen.


(Nicäno-Konstantinopolitanum)




Weiteres zum Thema "Glaubenskrise":

Die oben verlinkten Berichte von liturgischen Missbräuchen sind nur exemplarisch für die zahlreichen Berichte, die katholische Blogger - oft blutenden Herzens - auf ihren Blogs veröffentlicht haben - wohl mit der berechtigten Hoffnung, dass diesem Treiben irgendwann Einhalt geboten wird...


Das Foto stammt vom Blog des Priesterseminars der FSSP in Wigratzbad: hier

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