Das neue Leben in Christus, das wir durch die Sakramente der
christlichen Initiation empfangen haben, kann durch die Gebrechlichkeit
der menschlichen Natur geschwächt werden, ja durch die Sünde sogar
verloren gehen. Daher stellte Papst Franziskus in seiner Katechesenreihe
zu den Sakramenten am heutigen Mittwoch vor über 20.000 Pilgern und
Besuchern die Sakramente der Beichte und der Krankensalbung — Sakramente
der Heilung — in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit und beschäftigte
sich mit dem Bußsakrament.
„Wenn ich zum Beichten gehe, so tue ich das, um mich zu heilen“, so
Franziskus: „um die Seelen zu heilen, um das Herz zu heilen von etwas,
das ich getan habe, das nicht in Ordnung ist“. Das biblische Bild, das
dies am Besten zum Ausdruck bringe, sei das der Heilung des Gelähmten,
wo sich Jesus gleichzeitig als Heiler des Leibes und der Seele zeige.
Christus habe der Kirche, die sein Heilswerk fortsetze, diese beiden
Sakramente der Heilung gegeben. Im Sakrament der Buße und der Versöhnung
„erlangen wir die Vergebung der Sünden“. Diese sei nicht Frucht unseres
Mühens, sondern Gabe des Heiligen Geistes, der uns in die
Barmherzigkeit und Gnade eintauche, „die vom geöffneten Herzen des
gekreuzigten Christus ausströmt“.
Dies geschehe in der Gemeinschaft der Gläubigen, der Kirche, wo der
Heilige Geist gegenwärtig sei. Daher genüge es nicht, den Herrn bloß
still im Herzen um Vergebung zu bitten. Es sei notwendig, die eigenen
Sünden dem Diener der Kirche zu beichten. Der Priester „vertritt dabei
nicht nur Gott, sondern die Gemeinschaft der Kirche, die dem Beichtenden
Versöhnung schenkt und ihn auf dem Weg der Umkehr begleitet.
„Einer könnte sagen: ich beichte nur vor Gott’“, so der Papst: „Ja, du
kannst zu Gott sagen: ‚Vergib mir‘ und ihm deine Sünden bekennen. Aber
unsere Sünden sind auch gegen unsere Brüder, gegen die Kirche, und
deshalb ist es notwendig, in der Person des Priesters die Kirche und und
die Brüder um Vergebung bitten“.
Die damit verbundene Scham sei gut, „es ist gesund, sich ein bisschen zu
schämen. Die Scham tut uns gut, weil sie uns demütiger macht. Und der
Priester empfängt voll Liebe und Zärtlichkeit diese Beichte, und im
Namen Gottes vergibt er“. Das Schöne der Beichte sei, dass man danach
frei, „weiß und glücklich“ sei.
Franziskus rief alle dazu auf, in sich auf die Frage zu antworten: „Wann
war meine letzte Beichte? Vor zwei Tagen — zwei Wochen — zwei Jahren —
zwanzig Jahren — vierzig Jahren?“. Und wenn viel Zeit vergangen sei,
dürfe kein Tag mehr verloren werden: „Geh zum Priester, der gut sein
wird. Jesus ist dort, und Jesus ist gütiger als die Priester, Jesus
empfängt dich. Er empfängt dich mit so viel Liebe. Sei mutig, und geht
zum Beichten!“.
Allzu oft werde dieses Sakrament vergessen oder beiseite geschoben: aus
Bequemlichkeit, aus eben dieser Scham oder wegen eines fehlenden
Sündenbewusstseins, dem ein mangelndes Gottesbewusstsein zugrunde liege:
„Wir machen uns selbst zum Maß der Dinge, verschließen uns gegenüber
Gott und den Mitmenschen, und unser Gewissen stirbt letztlich ab“, so
der Papst, der dazu aufrief, häufiger den Schatz zu nutzen, den der Herr
seiner Kirche im Bußsakrament anvertraut habe.
Abschließend erinnerte Franziskus an das Gleichnis vom verlorenen Sohn,
der so viel Schuld auf sich geladen und so viel Scham im Herzen gehabt
habe: „Und die Überraschung war, dass der Vater, als dieser zu reden
begann und um Vergebung bitten wollte, ihn nicht ausreden ließ: er hat
ihn umarmt, er hat ihn geküsst und ein Fest gefeiert. Ich sage euch:
jedes Mal, wenn wir zur Beichte gehen, umarmt uns Gott“.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 19.02.2014; Zusammenfassung von Armin Schwibach; hier der Original-Wortlaut der Katechese des Heiligen Vaters in deutscher Übersetzung)
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