Prof. Dr. Georg May
Die andere Hierarchie
Teil 23
Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen
g) Die Sittenlehre der Kirche
Dem Kampf gegen die Glaubenslehre
der Kirche korrespondiert der Widerstand gegen ihre Sittenlehre. Wie es
auf vielen Lehrstühlen für Moraltheologie aussieht, ist bekannt. Von
ihnen wird der Kampf gegen die amtliche Morallehre der Kirche geführt.
In
dem von Dietmar Mieth herausgegebenen Sammelband "Moraltheologie im
Abseits?" wird die Rolle des Lehramtes in Fragen der Moral prinzipiell
in Zweifel gezogen. Der päpstlichen Enzyklika "Veritatis splendor" wird
der Rang der Verbindlichkeit abgesprochen (42). Wer behauptet, der
Moraltheologe dürfe legitim einem Satz des authentischen Lehramtes
widersprechen, wenn es nur begründet geschehe, und der Widerspruch des
Theologen habe dann Anspruch auf Anerkennung in der Kirche (43), der
setzt die theologische Meinung über die Stimme des Lehramtes.
Die
progressistische Moraltheologie kennt keine Handlungen, die immer und
in sich unsittlich sind. Vielmehr sei durch Güterabwägung festzustellen,
dass in einer gegebenen Situation erlaubt ist, was oft sittlich
unerlaubt ist. Die sittlichen Normen gelten jeweils nur unter bestimmtem
Umständen. "Entsprechend der Güterabwägung können die Tötung
Unschuldiger, der Abort, die Scheidung der Ehe, die Falschrede sittlich
erlaubt sein" (44).
3. Die Wirkungen
Die
Wirkungen dieser Art von Theologie liegen offen zutage. Im gläubigen
Volk ist eine kolossale Verwirrung über das eingerissen, was nach Gottes
Willen zu glauben und zu tun ist.
In weiten Teilen der
Kirche herrscht nicht mehr die Wahrheit des Glaubens, sondern jener
Restbestand, den die progressistischen und modernistischen Theologen
davon übriggelassen haben. Was vielleicht das Schlimmste ist: Die
progressistischen und modernistischen Theologen untergraben mit ihrer
Polemik gegen das Lehramt das Vertrauen zur Kirche. Sie erzeugen Missmut
und Unzufriedenheit unter den Gläubigen, ja Abneigung und Hass gegen
die Kirche. Gleichzeitig beklagen sie die angebliche oder wirkliche
Erbitterung von Christen über das Lehr- und Hirtenamt der Kirche, die
sie zum größten Teil selbst erzeugt haben.
Ja, es ist
dahin gekommen, dass die Widerspüche der Theologen in zahlreichen
Menschen den Verdacht wachrufen, mit der Religion habe es überhaupt
nichts auf sich. Rudolf Augstein hat die Bücher der biblischen
Schriftgelehrten gründlich studiert. Er kommt aufgrund dieser Studien zu
der Frage, "mit welchem Recht die christlichen Kirchen sich auf einen
Jesus berufen, den es nicht gab, auf Lehren, die er nicht gelehrt, auf
eine Vollmacht, die er nicht erteilt, und auf eine Gottessohnschaft, die
er selbst nicht für möglich gehalten und nicht beansprucht hat" (46).
Mit der Beschränkung auf die zersetzenden Theologen kann ich Augstein
nicht widersprechen.
(42) Moraltheologie im Abseits? Eine Antwort auf die Enzyklika "Veritatis splendor", Freiburg i. B. 1994
(43) Johannes Gründel, Menschliches Leben zur Disposition gestellt?: Theologisches 12, 1982, 4531, 4534
(44)
Josef Georg Ziegler, Zwischen Wahrheit und Richtigkeit. Zu F. Böckles
moraltheologischem Konzept: Münchner Theologische Zeitschrift 32, 1981,
222- 237, hier 230.
(45) Jesus Menschensohn, München, Gütersloh, Wien 1972, 7
Mit solchen Pauschalierungen bar jeder Differenzierung und und eine flächendeckenden Schimpfe auf "die" Theologen erweist der hochwürdige Herr Professor den Traditionalisten ungewollt einen Bärendienst.
AntwortenLöschenLieber Guardini,
AntwortenLöschenSie werden zur Kenntnis nehmen, dass Prof. May sehrwohl differenziert und seine "flächendeckende Schimpfe" sehr wohl und mit zahlreichen Quellenangaben belegt. Wenn Sie aufmerksam gelesen haben, werden Sie bemerkt haben, dass May, wenn er von "die" Theologen spricht, diejenigen meint, die in der deutschsprachigen Theologie zuallermeist zu Wort kommen, die progressistisch bzw. modernistisch orientierten nämlich. So spricht May z. B. von "vielen Lehrstühlen", nicht von ALLEN Lehrstühlen für Moraltheologie, die die Lehre der Kirche ignorieren und unter den Gläubigen Verwirrung stiften.
Er spricht von "dieser Art der Theologie", nicht von der Theologie insgesamt, und davon, dass in "weiten Teilen der Kirche" nicht mehr die Wahrheit des Glaubens herrsche, nicht pauschal von "der Kirche" (immer gemeint: die Kirche im deutschsprachigen Raum).
Wie Sie sicher z. B. in Teil 18 gelesen haben, stellt May fest, dass die Lehrstühle sozusagen fest in progrssistischer Hand sind und es Theologen "anderer Couleur", sprich: lehramtstreuen Theologen, fast unmöglich ist, sich Gehör zu verschaffen. Sehen Sie, wie May sehrwohl differenziert, und nicht über alle Theologen gleichermaßen "schimpft"?
Es wäre erfreulich und sehr viel konstruktiver, wenn Sie, statt pauschaler (und unzutreffender) Kritik an den Beobachtungen des Mainzer Kirchenrechtlers, z. B. auf positive Erscheinungen in der deutschsprachigen katholischen Theologenwelt hinweisen würden. Wie Ihrer Kritik zu entnehmen ist, sind Ihnen offenbar solche bekannt. (Ich bitte Sie sogar ausdrücklich, das zu tun und bin auf Ihre Hinweise sehr gespannt...)
Weiters sei daraufhingewiesen, dass es dem hochwürdigen Herrn Professor ganz sicher nicht darum geht, den "Traditionalisten" einen Dienst zu erweisen, sondern diesen Dienst erweist er der gesamten Kirche, die zur Zeit besonders im eigentlich christlich geprägten Abendland und ganz besonders in unseren deutschen Landen in einer tiefen Krise steckt. Die Gründe für diese Krise aufzudecken und zu benennen und zur Heilung beizutragen ist das Anliegen des Professors. Was, frage ich Sie, hat das mit "Traditionalisten" zu tun?
Lieber Frischer Wind,
AntwortenLöschenich danke Ihnen herzlich für Ihre eingehende Erwiederung auf meinen kurzen Post. Und bitte um Entschuldigung, daß ich arbeitsbedingt jetzt erst darauf reagieren kann.
Ich könnte sehr viel zu Ihren Rückfragen an mich sagen und zu Ihrem Posting, aber das würde den Rahmen sprengen. Lassen Sie mich nur auf einige Punkte eingehen.
Der Eindruck einer, wie ich es nannte, "flächendeckenden Schimpfe" bei Hw. Professor May ergibt sich nicht zuletzt aus dem Ganzen seiner raumgreifenden Äußerungen, die im Netz ja leicht zugänglich sind. Wann immer ich Predigten/Vorträge von ihm lese, bin ich - trotz mancher Zustimmung zu einzelnen Gedanken und Bemerkungen von ihm, am Ende verstört: weil fast nur Negatives zu lesen war. Überall scheint er nur Unglaube, Modernismus, Zersetzung, Ungehorsam, Sittenlosigkeit, kurz: Verfall und böse Protestantisierung am Werk zu sehen. Er meint zwar, mit diesen Diagnosen der Mutter Kirche einen Dienst zu tun, aber das ist kein "Sursum corda!" und schon gar kein "sentire cum ecclesia". Denn das hiesse, die Kirche, wie sie ist, zu lieben und an und mit ihr zu leiden, und aufbauend Kritik zu üben. Wahrscheinlich finden Sie seine Art der Kritik konstruktiv; ich finde sie destruktiv, da müssen wir unsere divergierenden Wahrnehmungen stehen lassen.
Was ich damit meine, finde ich immer noch unübertroffen ausgedrückt in dem, was Johannes XXIII. in seiner berühmten Eröffnungsrede zum Konzil am 11.10.1962 über die sog. "Unglückspropheten" sagte und wie die Kirche sich zu diesen stellen solle. Meiner bescheidenen Meinung nach dürfte sich Hw. Prof. May davon ruhig angesprochen fühlen.
Zum Schlagwort "Modernismus" (vulgo "Progressismus"). Das sind so Worte, die alles und nichts aussagen. In einem sich selber "konservativ" nennenden, aber tatsächlich eher traditionalistischen Milieu fängt der "Modernismus" schon damit an, daß man Demokratie und Menschenrechte, und Religionsfreiheit eien Errungenschaft findet, und wenn man sagt, daß man mit gewissen Einschränkungen die "historisch-kritische Exgese" biblischer Texte hochachtet und daraus etwas lernt, dann hat man ein für alle Mal dies Etikett weg. (Kleine Ironie am Rande: nach dieser Logik muß der in diesen Kreisen ja hochgeschätzte Papa emeritus eigentlich ein "Modernist" reinsten Wassers sein, denn was er in seinem berühmten, nicht genug zu rühmenden großen Vorwort zu seinem Jesus-Bich zur hist.-krit. Exegese schreibt, ist höchst differenziert und in einer eindrucksvollen Balance von Kritik und Hochachtung vor dieser Methode gehalten. Das ist Theologie vom Allerbesten - hätte denselben Text aber nicht Ratzinger, sondern z.B. Kasper oder Lehmann geschrieben (und Ratzinger unterscheidet sich an der Stelle in nichts von diesen beiden), wären dieselben Katholiken über diese hergefallen von wegen "Modernismus". Bedeutende Exgeten wie Schnackenburg, Vögtle, Mussner gelten als "Modernisten" - einfach nur, weil sie, wie jeder seriöse Bibelwissenschaftler, historisch-kritisch gearbeitet haben. So etwas ist grotesk und wird solchen Leuten, die die katholische Exegese gegenüber der jahrzehntelang alles dominierenden protestantischen aus dem "Getto" rausgeholt haben, in keiner Weise gerecht.
Ich hatte das Glück, in meinem Studium so verschiedene Glaubensdenker wie Walter Kasper, Gerhard L. Müller, Karl Lehmann oder Gisbert Greshake erleben und von allen viel lernen zu können. Niemandem von uns, die wir diese großen Lehrer gehört haben, wäre bei manchem Widerspruch im einzelnen je die Idee gekommen, ihre Katholizität und absolut authentische Glaubensfestigkeit anzuzweifeln. Und ich würde diejenigen, die beim Namen "Kasper" gleich mit erhobenem Zeigefinger "Geschiedene Wiederverheiratete!" krähen, gerne einmal fragen, ob sie sich die Mühe gemacht haben, auch nur eines seiner zahlreichen dicken Bücher durchzuarbeiten...
(Teil II folgt)
Last but not least noch eine Bemerkung zum "Traditionalismus". Wenn Sie dieser Begriff stört, kann ich ihn gerne auch durch "traditionstreu" oder "altgläubig" oder ähnliches ersetzen. Ich meine den Terminus nicht als Schimpfwort, wie ihn manche aus dem liberalen Spektrum verwenden, sondern ganz wertneutral als Charakterisierung eines bestimmten Milieus in der Kirche, das zwar zahlenmässig überschaubar ist, aber sich v.a. im Internet sehr vernehmbar macht. Was dieses Spektrum etwa von den "Konservativen" (zu denen ich mich zähle) unterscheidet, läßt sich an einigen Stelle sehr gut erkennen:
AntwortenLöschen- Große Affinität zur sog. "Messe aller Zeiten" und Bevorzugung dieser gegenüber dem eher kritisch beäugten "Ordentlichen Ritus"
- Ein sehr ambivalentes, wenn nicht kritisches Verhältnis zum Vatikanum II
- Die Überzeugung, dass jeder theologische Inhalt sich durch eine ausgeprägte äußere Form darstellen muß, und Rückschlüsse von Formen auf Inhalte (bzw. die Veränderung derselben durch andere Formen)
- Ein sehr pessimistisches, defensives Verhältnis zu vielem, was (tatsächlich oder vermeintlich) mit der sog. "Moderne" zu tun hat
- Eine sehr kritische Sicht auf die Aufklärung und deren Folgen
- Ablehnung des sog. "Ökumenismus", inbesondere Richtung Evangelen, bzw. die klare Haltung: Ökumene ist nur als "Rückkehrökumene" denkbar.
- Und schließlich, das sage ich mit Augenzwinkern: die ziemlich neue, fast genau ein Jahr alte Erkenntnis, daß ein Papst grundsätzlich immer kritisierbar ist, solange er nicht unfehlbar spricht, was er, wie neuerdings gerne erinnert wird, in den letten 150 Jahren gerade zwei Mal getan hat.
(Dies indes ist nun keine Eigenschaft mehr, die die Traditionalisten/Altgläubigen von den anderen unterscheidet. :-)
Diese hier genannten Sichtweisen ziehen sich als Magnus consensus durch fast alle Blogs der sog. Blogozese, und insofern versteht diese sich durchaus als traditionalistisch.
Soweit mal. Bitte entschuldigen Sie, daß ich mit diesem nun doch etwas länglich geratenen Posting Zeit und Raum in Anspruch genommen habe. Gottes Segen Ihnen!
Lieber Guardini,
AntwortenLöschendanke für Ihre ausführliche Antwort! Die Nennung glaubenstreuer Moral- oder Pastoraltheologen (und ich sage das mit einem Augenzwinkern) bleiben Sie allerdings schuldig - aber das nur kurz und nebenbei...
Und ja, "traditions-" bzw. "lehramtstreu" würde ich der Bezeichnung "traditionalistisch" vorziehen.
Bitte geben Sie mir einige Zeit, eventuell auch einige Tage, für eine ausführlichere Antwort...
Auch Ihnen Gottes Segen!
Prof. Andreas Wollbold, München.
AntwortenLöschenSelbstverständlich. Danke.
LöschenNebenbei hier die gemeinsame Antwort von 20 Moral- und Pastoraltheologen (aus dem deutschsprachigen Raum) auf den Fragebogen zur Vorbereitung auf die außerordentliche Bischofssynode im Oktober 2014 mit dem Bekenntnis zur simultanen Zweit- bzw. Mehrehe sowie der Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften (beides widerspricht der Lehre der Kirche).
Prof. Eberhard Schockenhoff u. Prof. Hubert Windisch (beide Freiburg)
AntwortenLöschen@Michael
LöschenNun, ein ziemlich ungleiches Paar... ;-)
Zunächst zu Prof. Hubert Windisch:
Er scheint mir eher ein Beispiel für das, was Prof. May in seinen Beobachtungen beschreibt: dass nämlich durch das Establishment versucht wird, Professoren, die eine andere Meinung, insbesondere die lehramtstreue, vertreten, auszugrenzen und mundtot zu machen.
Erinnern wir uns an das, was der Priester und Professor für Pastoraltheologie im Februar 2010, damals kochte gerade des Skandal der Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen hoch, zur Vereinbarkeit von Homosexualität und Weiheamt sagte: hier (die kirchliche Haltung dazu: hier Nr. 2).
Daraufhin veröffentlichte die Fachschaft Katholische Theologie der Uni Freiburg einen "Offenen Brief", in dem sie sich öffentlich und in aller Deutlichkeit von Prof. Windisch distanzierte, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, Windischs Aussagen könnten in irgendeiner Weise Gedankengut der Fachschaft sein: hier. Wörtlich heißt es in dem Offenen Brief:
"Es geht uns dabei auch darum, nach außen wie nach innen den Eindruck zu vermeiden, die Positionen, die Sie als Professor der Albert-Ludwigs-Universität formulieren, würden – und sei es nur an der Theologischen Fakultät – geteilt. Wir möchten dem Eindruck entgegentreten, dass eine öffentliche Diskriminierung Homosexueller an der Theologischen Fakultät geduldet würde."
Die Reaktion des Bischofs/der Bischöfe darauf? Fehlanzeige.
Im Übrigen bestätigt auch Windisch (z. B. im Februar 2011 in einer Stellungnahme zu dem skandalösen Theologen-Memorandum) das, was Prof. May (bereits im Jahre 1997) feststellte. Der fast 65-Jährige ist seit April 2012 emeritiert.
Nun zu Prof. Eberhard Schockenhoff
Prof. Schockenhoff ist Unterzeichner des schon oben erwähnten Theologen-Memorandums, befürwortet also demokratischere Strukturen in der Kirche, verheiratete Priester, Frauen im kirchlichen Amt, Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in der Kirche. Bezüglich zivil wiederverheirateter Geschiedener sieht er die Lösung darin, "dass die Kirche die zivile Zweitehe im Vertrauen auf das Gewissensurteil der Betroffenen toleriert und diese nicht länger vom Kommunionempfang ausschließt".
Schockenhoff gehört eindeutig zu der Gruppe von Theologen, die gegen die Lehre der Kirche agieren und die May als "Establishment" bezeichnet...
Das Urteil über oder auch gegen Prof. Schockenhoff ist so ein typischer Fall, daß ein einzelnes Gebiet, nämlich die sog. "Unterleibs-Thematik" herausgegriffen wird, und weil er an dieser Stelle Ansichten geäussert hat, die evt. nicht lehramtskonform sind, sofort der Schluss gezogen wird, daß er "eindeutig gegen die Lehre der Kirche agiert". Wenn man seine Ansichten auf diesem Feld sehr kritisch sieht, kann man das meinetwegen für diese sexualethischen Themen so sagen. Die sind aber nur ein ganz kleiner Teil des weiten Feldes der Moraltheologie. Und z.B. in den ganzen Fragen der Bioethik (die wahrlich wichtiger sind als die "Unterleibs"-Themen, denn dort geht es um Leben und Tod!) vertritt Prof. Schockenhoff absolut lehramtskonforme Meinungen. Eben darum haben ihn die deutschen Bischöfe auch für die kath. Theologie in den Nationalen Ethikrat entsandt. Schockenhoff gilt zu Recht als der bedeutendste und weltweit geachtetste Vertreter der Moraltheologie in Deutschland.
AntwortenLöschenMich erinnert das an das, was der User "Guardini" in seinem bedenkenswerten langen Beitrag weiter oben zu Kardinal Kasper geschrieben hat. Ein international renommierter, hoch angesehener Theologe und Kardinal - aber daß er in einer einzelnen Frage, der "Geschiedenenpastoral" unbequeme Fragen stellt, reicht aus, um ihn als "ungehorsamen" Theologen abzustempeln. Das ist einfach viel zu einfach. Und wird der Weite und Vielfalt der Catholica nicht gerecht. :-)
Die Weite und Vielfalt der Catholica hat da ihre Grenzen, wo sie nicht mehr Catholica ist.
LöschenDemokratische Strukturen in der Kirche, Frauen im geweihten Amtspriestertum, das sind m. E. keineswegs Fragen der von Ihnen sogenannten "Unterleibs-Thematik". Ihr Vorwurf ist deshalb unbegründet.
Manchmal steckt der Teufel im Detail. Von einem katholischen Theologen erwarte ich, dass er als Grundvoraussetzung - als Glaubender und als Theologe - den katholischen Glauben vollumfassend und ganz bejaht, so wie er vom Lehramt vorgestellt wird. Auf dieser Grundlage kann und soll er forschen und den Glauben der Kirche fördern.
Papst Franziskus schreibt z. B. in seiner Enzyklika ""Lumen fidei":
"Außerdem betrachtet die Theologie, da sie vom Glauben lebt, das Lehramt des Papstes und der mit ihm verbundenen Bischöfe nicht als etwas, das von außen kommt, als eine Grenze ihrer Freiheit, sondern im Gegenteil als eines ihrer inneren, konstitutiven Elemente, weil das Lehramt den Kontakt mit der ursprünglichen Quelle gewährleistet und folglich die Sicherheit bietet, aus dem Wort Christi in seiner Unversehrtheit zu schöpfen."
Ein Theologe, der die Lehre der Kirche außer Kraft setzen zu können glaubt und Gläubige dadurch verwirrt und im Glauben verunsichert, schadet der Kirche und der Sache Jesu Christi. Bischöfe hätten die Pflicht, einen solchen Theologen in die Schranken zu verweisen und die Gläubigen im rechten Glauben zu bestärken.