Die andere Hierarchie
Teil 21
Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen
d) Die Ekklesiologie
Mit
größter Schärfe wenden sich viele der progressistischen Theologen gegen
die göttliche Verfassung der Kirche, im Besonderen gegen ihre
hierarchische Struktur. So verkündet der Tübinger Theologe Greinacher:
"Hierarchie als 'heilige Herrschaft' stellt eine nichtchristliche ...
strukturelle Häresie in der Kirche dar, die überwunden werden muss"
(33). In seinem wütendem Hass versteigt er sich zu der beschimpfenden
Äußerung: "Die katholische Kirche ist eines der letzten totalitären
Systeme in unserer Weltgesellschaft" (34). Unaufhörlich ist die
Autorität der Kirche Gegenstand schlimmer Kritik der progressistischen
Theologen.
Ich erinnere an das Buch "Unsere Erfahrung
mit der Kirche" (hrsg. von Marianne Müssle, Freiburg 1971), in dem
Alfons Auer, Alfons Deissler, Heinrich Fries, Herbert Haag und Bernhard
Häring ihre ätzende Lauge ausschütten. Der emeritierte Tübinger Theologe
Herbert Haag "lädt" in seinem Buch "Den Christen die Freiheit.
Erfahrungen und widerspenstige Hoffnungen", Freiburg 1995, "den Leser
ein, den innerlichen Bruch mit der katholischen Kirche zu vollzihen"
(35). Keinem dieser Theologen ist von den zuständigen Oberhirten
energisch entgegengetreten worden.
e) Die Lehre vom Weihepriestertum
Eine
erstrangige Aufgabe sehen die progressistischen Theologen darin, das
Weihepriestertum zu untergraben. Es besteht nicht der geringste Zweifel,
dass es Kräfte in unserer Kirche gibt, die das katholische Priestertum
zerstören wollen.
Der Bamberger Neutestamentler
Hoffmann schreibt: "Die Idee eines von den übrigen Genmeindegliedern
'seinsmäßig' unterschiedenen Klerikerstandes, für den kraft der Weihe
der alleinige Führungsanspruch oder eine heilsmittlerische Kompetenz
postuliert werden, findet im Zeugnis des neuen Testaments keine Stütze.
Im Gegenteil. Er steht zum Neuen Testament in klarem Widerspruch" (36).
Der
Papst lehrt unfehlbar, dass die Priesterweihe von Frauen durch das
göttliche Recht verboten ist. Das Ersatzlehramt in Bonn und Tübingen und
anderswo (37) erklärt das Gegenteil.
Die
katholisch-theologische Fakultät Bonn veranstaltete einen Projekttag,
dessen Ziel war, die kirchliche Lehre über den Empfänger der Weihe aus
den Angeln zu heben (38). Frau Claudia Reimüller gab in einem Interview
mit Bischof Lehmann ihren Eindruck wieder: "je besser die Ausbildung in
einem Land ist ..., desto weniger Berufungen gibt es." (39).
Bemerkenswerterweise ging Lehmann auf diese Äußerung überhaupt nicht
ein. Wenn er eine sachgemäße Antwort hätte geben wollen, dann hätte er
sagen müssen, dass die theologische Ausbildung in Deutschland weder gut
noch besser ist als anderswo. Er hätte vielmehr darauf hinweisen müssen,
dass viele an dieser Ausbildung Beteiligte für das Entstehen, Wachsen
und Reifen von Priesterberufen nichts tun, sondern all diesem
entgegenarbeiten.
Die meisten theologischen
Ausbildungsstätten in deutschen Landen sind unfähig, Priesterberufe zu
wecken und zu fördern. Diese vielgerühmte Theologie ist steril. Sie ist
unfähig, genügend priesterliche Berufe zu fördern, versagt also vor
einer Lebensfrage der Kirche. Man kommt um das Urteil nicht herum: Die
deutschen theologischen Fakultäten sind nicht mehr in der Lage, ihre
entscheidende Aufgabe, gläubige, gebildete, fromme und kirchentreue
Priester auszubilden.
(33) Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 54
(34) Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 53
(35) Peter Christoph Düren in: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 77
(36) Paul Hoffmann, Das Erbe Jesu und die Macht der Kirche, Mainz 1991, 104
(37) Herder-Korrespondenz 51, 1997, 414-419
(38) Una Voce-Korrespondenz 26, 1996, 276f.; Projekttag Frauenordination. Mit Beiträgen von Ernst Dassmann, Walter Fürst, Helmut Merklein, Heinz Waldenfels und Josef Wohlmut. Vorwort: Albert Gerhards, Alfter 1997
(39) Deutsche Tagespost Nr. 57 vom 10. Mai 1997 S. 4
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