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Freitag, 21. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 19: Die Bischöfe und die Theologieprofessoren

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 19


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


IV.  Die deutschen Bischöfe und die Theologieprofessoren

1.  Gespräche

Seit vielen Jahren führen deutsche Bischöfe und vor allem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (Anm.: das war im Jahre 1997 der Mainzer Bischof Karl Lehmann) Gespräche mit Vertretern der theologischen Fakultäten. Welches Ergebnis haben diese Gespräche gezeitigt? Sind die falschlehrenden Theologen zur Wahrheit zurückgekehrt? Haben die zur Rebellion aufrufenden Theologen sich zum Gehorsam bekehrt?

Jeder weiß, dass weder das eine noch das andere geschehen ist. Aber wozu dann die Gespräche, wenn das Grundlegende nicht geschieht? Die Beschäftigung mit Zweit- und Drittrangigem rechtfertigt die Gespräche nicht. Vor allem ist die entscheidende Frage: Sind es Gespräche unter Gleichen, oder bleiben die Bischöfe in diesen Gesprächen Inhaber des Lehramtes und Wahrer von Lehre und Ordnung der Kirche? Sprechen dort Kollegen miteinander, oder nehmen die Bischöfe ihre Verantwortung für die Glaubenshinterlage wahr?

Angesichts dieser ergebnislosen Gespräche zeigt sich erneut: Es waren krasse Fehlentscheidungen des Heiligen Stuhles, Theologieprofessoren zu Bischöfen zu machen. Ihre mannigfache Verflechtung mit den Personen, denen sie jahre- oder jahrzehntelang als Kollegen verbunden waren, lähmt die Aufsicht, die sie über sie zu führen haben, mit all den verhängnisvollen Folgen, die sich aus dem Schleifenlassen der Zügel ergeben.

Den Professoren-Bischöfen geht regelmäßig auch das Gespür dafür ab, welche verheerenden Folgen in der Praxis verkehrte Aufstellungen und intellektuelle Spielereien von Theologen haben können. Sie begreifen nicht die grundsätzlich verschiedenen Ebenen akademischer Gedankenspiele und der Führung von Menschen. Sie verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, welche Auswirkungen scheinbar geringfügige Abweichungen in der Lehre für das Leben in den Gemeinden haben.

Die sündhafte Solidarität mit ihren Universitätskollegen steht ihnen vor der pflichtmäßigen Verantwortung für ihre Gläubigen. Sie fürchten für ihren wissenschaftlichen Nimbus, wenn sie es unternähmen, den Glauben mit jenen Mitteln zu schützen, die allein wirksam sind. Sie sind die Hauptverantwortlichen dafür, dass die Zersetzung des Glaubens von Jahr zu Jahr ständig weiter fortgeschritten ist.


2. Berater der Bischöfe

Die deutschen Bischöfe ziehen Theologen als ihre Berater heran. Die Deutsche Bischofskonferenz hat für ihre Kommissionen eine große Zahl von Theologen ausgewählt. Von der Beratung hängt viel ab. Denn die Berater gelten als Fachleute, deren Ansichten achtungsvolles Schweigen gebührt.

Wie sehen nun diese Berater aus? Die Deutsche Bischofskonferenz zieht als Berater fast nur solche Theologen heran, die im progressistischen Trend mitlaufen. Ich erwähne ein krasses Beispiel. Zu den theologischen Beratern der Deutschen Bischofskonferenzgehörte viele Jahre Franz Böckle, einer der agilsten Kämpfer gegen die Sexualethik der Kirche und Vertreter einer völlig falschen Moral (9). Ein anderes Beispiel: Der Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer, dem der Apostolische Stuhl das Nihil obstat verweigerte, "hat öfter Aufträge der Deutschen Bischofskonferenz übernommen" (10).

Da die Bischofskonferenz sich zumeist an die falschen Berater hält, braucht man sich über die Richtung, in die ihre Beschlüsse gehen, nicht zu wundern. Der Münchener Moraltheologe Johannes Gründel rechtfertigte das Ausstellen von Beratungsscheinen, aufgrund derer Abtreibungen straflos vorgenommen werden können (11). Von diesem Gutachten ließ und lässt sich die Deutsche Bischofskonferenz bestimmen. Das Lehramt wird so vom Ersatzlehramt weitgehend beeinflußt, ja gelenkt.



  (9)  May, Der Glaube der nachkonziliaren Kirche 214, 257
(10)  Mieth, Ein Dokument voller Widersprüche 119 A.1
(11)  Der Fels 28, 1997, 181. Vgl. Elisabeth Backhaus: Theologisches 7/8, 1992, 317; Der Fels 23,1992, 129; 25, 1994,127





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