Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997
IV. Die deutschen Bischöfe und die Theologieprofessoren
1. Gespräche
Seit
vielen Jahren führen deutsche Bischöfe und vor allem der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz (Anm.: das war im Jahre 1997 der Mainzer
Bischof Karl Lehmann) Gespräche mit Vertretern der theologischen
Fakultäten. Welches Ergebnis haben diese Gespräche gezeitigt? Sind die
falschlehrenden Theologen zur Wahrheit zurückgekehrt? Haben die zur
Rebellion aufrufenden Theologen sich zum Gehorsam bekehrt?
Jeder
weiß, dass weder das eine noch das andere geschehen ist. Aber wozu dann
die Gespräche, wenn das Grundlegende nicht geschieht? Die Beschäftigung
mit Zweit- und Drittrangigem rechtfertigt die Gespräche nicht. Vor
allem ist die entscheidende Frage: Sind es Gespräche unter Gleichen,
oder bleiben die Bischöfe in diesen Gesprächen Inhaber des Lehramtes und
Wahrer von Lehre und Ordnung der Kirche? Sprechen dort Kollegen
miteinander, oder nehmen die Bischöfe ihre Verantwortung für die
Glaubenshinterlage wahr?
Angesichts dieser
ergebnislosen Gespräche zeigt sich erneut: Es waren krasse
Fehlentscheidungen des Heiligen Stuhles, Theologieprofessoren zu
Bischöfen zu machen. Ihre mannigfache Verflechtung mit den Personen,
denen sie jahre- oder jahrzehntelang als Kollegen verbunden waren, lähmt
die Aufsicht, die sie über sie zu führen haben, mit all den
verhängnisvollen Folgen, die sich aus dem Schleifenlassen der Zügel
ergeben.
Den Professoren-Bischöfen geht regelmäßig auch
das Gespür dafür ab, welche verheerenden Folgen in der Praxis verkehrte
Aufstellungen und intellektuelle Spielereien von Theologen haben
können. Sie begreifen nicht die grundsätzlich verschiedenen Ebenen
akademischer Gedankenspiele und der Führung von Menschen. Sie verstehen
nicht oder wollen nicht verstehen, welche Auswirkungen scheinbar
geringfügige Abweichungen in der Lehre für das Leben in den Gemeinden
haben.
Die sündhafte Solidarität mit ihren
Universitätskollegen steht ihnen vor der pflichtmäßigen Verantwortung
für ihre Gläubigen. Sie fürchten für ihren wissenschaftlichen Nimbus,
wenn sie es unternähmen, den Glauben mit jenen Mitteln zu schützen, die
allein wirksam sind. Sie sind die Hauptverantwortlichen dafür, dass die
Zersetzung des Glaubens von Jahr zu Jahr ständig weiter fortgeschritten
ist.
2. Berater der Bischöfe
Die
deutschen Bischöfe ziehen Theologen als ihre Berater heran. Die
Deutsche Bischofskonferenz hat für ihre Kommissionen eine große Zahl von
Theologen ausgewählt. Von der Beratung hängt viel ab. Denn die Berater
gelten als Fachleute, deren Ansichten achtungsvolles Schweigen gebührt.
Wie
sehen nun diese Berater aus? Die Deutsche Bischofskonferenz zieht als
Berater fast nur solche Theologen heran, die im progressistischen Trend
mitlaufen. Ich erwähne ein krasses Beispiel. Zu den theologischen
Beratern der Deutschen Bischofskonferenzgehörte viele Jahre Franz
Böckle, einer der agilsten Kämpfer gegen die Sexualethik der Kirche und
Vertreter einer völlig falschen Moral (9). Ein anderes Beispiel: Der
Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer, dem der Apostolische Stuhl
das Nihil obstat verweigerte, "hat öfter Aufträge der Deutschen
Bischofskonferenz übernommen" (10).
Da die Bischofskonferenz sich zumeist an die falschen Berater hält, braucht man sich über die Richtung, in die ihre Beschlüsse
gehen, nicht zu wundern. Der Münchener Moraltheologe Johannes Gründel
rechtfertigte das Ausstellen von Beratungsscheinen, aufgrund derer
Abtreibungen straflos vorgenommen werden können (11). Von diesem
Gutachten ließ und lässt sich die Deutsche Bischofskonferenz bestimmen.
Das Lehramt wird so vom Ersatzlehramt weitgehend beeinflußt, ja
gelenkt.
(9) May, Der Glaube der nachkonziliaren Kirche 214, 257
(10) Mieth, Ein Dokument voller Widersprüche 119 A.1
(11) Der Fels 28, 1997, 181. Vgl. Elisabeth Backhaus: Theologisches 7/8, 1992, 317; Der Fels 23,1992, 129; 25, 1994,127
Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen
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