Die Ehevorbereitung sollte bereits im Schulalter beginnen, schlägt der Salzburger Theologe Michael Gurtner vor (s. kath.net am 18.02.2014). "Die Art der Verkündigung des katholischen Glaubens [ist] in den letzten Jahrzehnten deutlich gescheitert", stellt Gurtner fest. Dies zeigten die Ergebnisse des jüngst vom Vatikan zur Vorbereitung der außerordentlichen Bischofssynode an alle Bistümer gesandten Fragenkatalogs zu Fragen der kirchlichen Ehe- und Sexuallehre.
Offensichtlich kennen die wenigsten Katholiken diese Lehre oder sie haben nur äußerst vage und nicht immer richtige Vorstellungen darüber. "Wie soll jemand auch den katholischen Glauben vollkommen annehmen, wenn
ihm dessen Inhalte, und besonders auch dessen inneren Gründe, Ursprünge
und Zusammenhänge niemals mit der notwendigen Gründlichkeit und Sorgfalt
dargetan wurden?" fragt der Theologe weiter und meint, dass es noch weiter bergab gehen wird, wenn selbst Geistliche und sogar Bischöfe, oft beeinflußt durch ungläubige Theologen, wegen der Unkenntnis der Lehre zu falschen Einsichten kommen und "unerhörte Forderungen" auf diesem Gebiet von der Kirche fordern.
Gurtner geht davon aus, dass der überwiegende Teil der Kinder - selbst aus katholischen Milieus - nicht mehr eine im katholischen Sinne intakte Familie erlebt und damit von ihrer Familie her auch keine Kriterien und Hilfen für die Partnersuche und Vorbilder für ein eigenes, gelungenes lebenslanges Liebesbündnis findet. Mit einer frühzeitig begonnenen und dem Alter entsprechenden Sakramentenkatechese könnten den Heranwachsenden Kriterien für die Wahl des "richtigen" Ehepartners wie auch Bedeutung und Wesen der sakramentalen Ehe nahegebracht werden.
Einen weiteren, wichtigen Aspekt bringt Bloggerkollege Bastian alias Sierra Victor vom Blog "Echo Romeo" ins Spiel. Er sieht in besonderem Maße eine Mitverantwortung der Eheleute für die Ehevorbereitung Heranwachsender. Paare, die gemäß der kirchlichen Lehre eine Ehe nach dem Willen Gottes leben, könnten nicht nur Vorbild sein, sondern auch in den verschiedensten Fragen rund um den Bereich Ehe und Sexualität praxisbewährten Rat geben - auch wenn ich nicht so weit gehen würde, zu behaupten, dass Eheleute "die
einzigen [sind], die vollständig vermitteln können, worum es geht und wie es
geht" und dass sie "die einzigen [sind], die das Loblied der Ehe singen können, weil
nur sie sie leben" (man muss z. B. nicht schon ein Heiliger sein, um das Wesen der Heiligkeit zu verstehen und wertzuschätzen). Hier sollte man den reichen, über 2000-jährigen Erfahrungsschatz der Kirche nicht unterschätzen, der sich auch in den Dokumenten des Lehramtes niederschlägt.
Aber dennoch bleibt das Zeugnis einer christlich gelebten Ehe ein großes Zeichen für alle anderen Glieder am Leibe Christi und das Sich-gegenseitig-Tragen in Gebet und Ratgeben in jedem Falle auch. Dieses Zeugnis ergänzt eine lebensbegleítende Katechese und lädt dazu ein, sich zu trauen...
Bischof Vitus Huonder (Chur/Schweiz) bringt es auf den Punkt:
Aus dem Hirtenbrief zur Fastenzeit 2011 des Churer Bischofs:
Die Erziehung zur EheDie Ehe ist der Ursprung der menschlichen Gesellschaft und der Kern der Familie. Dem muss die Erziehung und Formung der Kinder und Jugendlichen entsprechen. Im Fastenhirtenbrief des vergangenen Jahres habe ich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass wir der Jugend die Werte des christlichen Lebens nicht vorenthalten (1) . Die Eltern insbesondere sollen diese Werte weiter vermitteln. Dazu gehört auch die Berufung zu einer christlichen Ehe. Es ist Aufgabe der Eltern, ihren Kindern und Jugendlichen diese Berufung vorzuleben und mit ihnen über deren Bedeutung und Schönheit zu sprechen. Sie werden andererseits für und mit ihren Kindern um eine gute Standes- oder Partnerwahl beten.Ebenso darf in den christlichen Gemeinschaften vor Ort die Reflexion über die Ehe mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht fehlen. Vor allem bei der Jugendarbeit soll die Gelegenheit wahrgenommen werden, jungen Menschen die Bedeutung einer christlichen Ehe zu eröffnen. Schließlich wird man der unmittelbaren Vorbereitung auf den Empfang des Ehesakraments genügend Zeit einräumen, damit die jungen Paare im Glauben gefestigt den Bund der Ehe eingehen können.Die Tugend der KeuschheitDie Erziehung zur Ehe hängt eng mit der Anleitung zu einem geord-neten und aus dem Glauben verantworteten sexuellen Leben zusam-men. Sie hat ihren Ort zunächst in der Familie und darf nicht dem vom Glauben losgelösten Geist der öffentlichen Sexualerziehung überlassen werden. Die Eltern werden auf ihrem Recht auf die Sexualerziehung ihrer Kinder und Jugendlichen beharren und es auch wahrnehmen. Sie können sich dabei von Personen unterstützen lassen, welche sich der Lehre der Kirche verpflichtet wissen. Die jungen Menschen sollen lernen, ihre Geschlechtlichkeit als Gabe Gottes zum Aufbau der Schöpfung anzunehmen und in Ehren zu halten. Zur Erziehung gehört daher auch die Anleitung zur Enthaltsamkeit, zur Tugend der Keuschheit. Um seine Geschlechtlichkeit geordnet und im Sinne des Schöpfers leben zu können, muss sich der junge Mensch in die geschlechtliche Enthaltsamkeit einüben. Erfreulich ist, dass es an vielen Orten auf der Welt Zusammenschlüsse von Jugendlichen und Familien gibt, welche sich für eine gute und dem christlichen Glauben entsprechende Vorbereitung auf die Ehe einsetzen, auch für die vor-eheliche Enthaltsamkeit.Brüder und Schwestern im Herrn, die Berufung zu einer christlichen Ehe soll viele junge Menschen begeistern und ihrem Leben Sinn und Inhalt geben. Es soll andererseits für Ehepaare eine Grundlage sein, als Hauskirche zu leben und sich immer wieder unter den Schutz der heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef, zu stellen. Ihre Fürbitte erwirke allen eine tiefere Erkenntnis des Schöpfungsplanes Gottes und die Kraft, diesem Plan zu entsprechen.
Zum Thema "Orientierung":
- Wege aus der Ehe-Krise: Auf die Paare schauen, deren Ehe intakt ist!
- Renate und Norbert Martin: „Wir brauchen begeisterte Apostel“ (DT vom 07.02.2014)
- hl. Alfons M. von Liguori: Weg zur Heiligkeit - Orientierung an denen, die ein gutes Beispiel geben
- Apostolisches Rundschreiben Familiaris consortio
Ich habe mich bei der ganzen Diskussion um den Bildungsplan 2014 in Ba-Wü auch dies gefragt: Wird denn bei aller Akzeptanz verschiedener Familienformen (die ich nicht schlecht finde, bin selbst in einer Patchworkfamilie aufgewachsen) die Möglichkeit der monogamen, lebenslangen Ehe überhaupt noch erwähnt? Kommt in Sexualkunde die Option des Wartens überhaupt vor? Dass eine säkularer Staat über Verhütungsmittel aufklärt, ja, ist ok, aber wird wenigstens erwähnt, welche Methoder garantiert WEDER Geschlechtskrankheiten NOCH Schwangerschaften nach sich zieht? Nämlich die Enthaltsamkeit? Oder ist dieses Ideal im säkularen Unterricht nur noch eine Lachnummer? Nein, ich will nicht den Sexualkundeunterricht "katholisieren", aber man könnte doch zumindest erwarten, dass Schüler, die vielleicht für die katholische Ehe offen sind, darin bestärkt werden, dass sie sozusagen auch als "schützenswerte sexuelle Minderheit" gelten - aber in den 90ern, als ich zur Schule ging, wars definitiv nicht so.
AntwortenLöschenLiebe e.,
AntwortenLöschenvöllig richtig. Zur Zeit (und schon seit Jahrzehnten) wird in der Schule nicht mehr über die christliche Ehe und über voreheliche Enthaltsamkeit gesprochen, meistens wird sie nicht einmal erwähnt. Auch ich habe darüber in der Schule nichts gehört - und ich war auf einem Gymnasium in katholischer Trägerschaft...
Auch staatliche Schulen haben das Recht der Eltern, ihre Kinder nach ihren Vorstellungen zu erziehen, zu respektieren und zu schützen, ganz besonders in dem so sensiblen Bereich der Sexualität.