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Donnerstag, 5. Dezember 2013

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 14: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (1)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 14


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



§ 5  Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken

I.  Struktur

Besondere Aufmerksamkeit beim Aufbau der anderen Hierarchie muss dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken zugewendet werden. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wird als der vom Willen der Bischöfe getragene Zusammenschluss der Laienkräfte des deutschen Laienkatholizismus bezeichnet (1).

Das Gremium soll Meinungsbildung und Aktion der Katholiken koordinieren und Aufgaben der Katholiken in der Gesellschaft wahrnehmen. Diesem Zweck dient ein beträchtlicher Apparat. Das Zentralkomitee hat einen Präsidenten, mehrere Vizepräsidenten, einen geistlichen Assistenten, einen Generalsekretär und Mitglieder. Die Letzteren sind zusammengesetzt aus Vertretern der diözesanen Räte, der zentralen Organisationen sowie weiteren Einzelpersonen.

Unter diesen ist auf gewisse Personen hinzuweisen, die teilweise seit Jahrzehnten dieses Gremium zieren. Ich erinnere etwa an Frau Hanna-Renate Laurien, die engagierte Streiterin gegen die kirchliche Lehre von der geschlechtlichen Sittlichkeit und von dem Vorbehalt der sakramentalen Weihe für den Mann. Seit Döpfners Zeiten erfreut sie sich in den tonangebenden Kreisen des deutschen Katholizismus höchster Wertschätzung. In Münster erhielt sie die Ehrendoktorwürde der katholisch-theologischen Fakultät. Die Dame sprach auf der Mainzer Diözesan-Familienwallfahrt nach Marienthal am 22. Juni 1997 über das Thema "Brauchen wir eine neue Synode" (Anm.: Frau Hanna-Renate Laurien verstarb am 12.03.2010, R.I.P.). Unter den Mitgliedern befinden sich auch mehrere Priester; ich erwähne den Augsburger Fachmann für Homosexualität der Priester Hanspeter Heinz.*

Das Zentralkomitee hat zehn Kommissionen gebildet. Sein Generalsekretariat zählt einen Generalsekretär, einen Assistenten, einen Rektor, einen Geschäftsführer sowie zwei Abteilungen mit je mehreren Referaten. In Berlin unterhält es eine Geschäftsstelle. Wer die Kosten dieses Apparates aufbringt, ist mir nicht bekannt.

Als eine Art Zusammenfassung des deutschen Katholizismus hat das Zentralkomitee seinen Partner in der Bischofskonferenz oder, besser gesagt, stellt es sich neben die Bischofskonferenz. Tatsächlich besteht ja ein gemeinsames Gremium beider. (...) (Anm.: Neuester Stand der Mitglieder: hier)



* Mitbegründer der unabhängigen, nicht-katholischen Schwangerschaftsberatung "Donum vitae"; Mitglied der Vollversammlung des ZdK (seit 1974 Leiter des Gesprächskreises "Juden und Christen"



II.  Vertretung ohne Legitimation


Das Zentralkomitee gibt fortwährend Erklärungen zu allen möglichen Gegenständen des gesellschaftlichen und des kirchlichen Lebens ab. Wenn diese Meinungsäußerungen und Stellungnahmen überhaupt einen Sinn haben sollen, dann den, sich als Vertretung der Katholiken zu äußern. So werden sie auch durchweg in der Öffentlichkeit verstanden.

Dieses Unterfangen ist jedoch eine pure Anmaßung. Das Gremium ist nicht legitimiert, im Namen der deutschen Katholiken zu sprechen. Als Frau Waschbüsch ein protestantisch-katholisches Abendmahl forderte, fragte ein Leser: "In welchem Auftrag und mit welcher Legitimation verkündet sie solche Weisheiten? Spricht sie aus mangelnder Kenntnis des theologisch-religiösen Grundwissens oder hofft sie auf einen weiteren Abbau der katholischen Lehre von Weihesakrament, Opfercharakter der hl. Messe und der Realpräsenz in den eucharistischen Gestalten?" (3) "Welcher rechtgläubige katholische Christ fühlt sich durch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken noch vertreten?" (4) fragte eine Dame.

Das Zentralkomitee ist ein völlig unautorisiertes Gremium, das keinerlei Befugnis hat, amtliche Erklärungen zu kirchlichen Gegenständen abzugeben. Im Namen der Kirchenglieder können allein die geweihten Hirten der Kirche sprechen. Wenn das Zentralkomitee in Konkurrenz zu ihnen tritt, etabliert es sich als ein Bestandteil der anderen Hierarchie neben der legitimen Hierarchie.


III.  Ausfälle

Das Zentralkomitee fasst unaufhörlich Beschlüsse zu verschiedensten Punkten. Ich übergehe hier die Äußerungen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen und wende mich allein den Stellungnahmen zu kirchlichen Gegenständen zu.

Darin tummelt sich das Zentralkomitee mit großem Eifer. Ein bayerischer Priester sprach richtig von einer "Umkehrung der Rollen". Während sich die Bischöfe mit gesellschaftspolitischen Fragen befassten, diskutierten Laiengremien innerkirchliche Fragen (5). Bei diesem Beginnen steht das Zentralkomitee an der Spitze. Statt sich gegen die zunehmenden Schmähungen Gottes und der Kirche in der Gesellschaft zu wenden (6), schürt es mit seinen unangebrachten Äußerungen den innerkirchlichen Streit. Seinen Erklärungen ist gemeinsam, dass sie sich stets für die angenehme und bequeme Lösung anstehender Fragen ausspechen. Dabei stellt es sich nicht selten gegen Lehre und Ordnung der Kirche. (...)

Das Zentralkomitee verwechselt die Kirche mit einer Verbandsdemokratie. Es ist ganz richtig bemerkt worden, dass im Zentralkomitee "eine Tendenz zu einer deutschen Nationalkirche zu erkennen" ist, "die päpstlichen Festlegungen nur noch im jeweils genehmen Umfang zustimmt" (13). Leander Zirkelbach schrieb richtig, man kenne beim Zentralkomitee "schon lange kein katholisches Profil mehr" (14). Ein Leser stellte lapidar fest: "Es verschwendet Kirchensteuergelder und erzeugt Missmut gegen die Kirche und gegen den Heiligen Vater" (15).  (Fortsetzung)



 (1)  B. Hanssler, Zentralkomitee der deutschen Katholiken: LThK X, 2. Aufl., 1965, 1349f
 (2)  Materialdienst 48, 1997, 59
 (3)  Deutsche Tagespost Nr. 17 vom 6. Februar 1997 S. 9
 (4)  Deutsche Tagespost Nr. 82 vom 8. Juli 1997 S. 9
 (5)  Deutsche Tagespost Nr. 34 vom 18. März 1997 S. 4
 (6)  Deutsche Tagespost Nr. 68 vom 5. Juni 1997 S. 9
(13)  Informationen aus Kirche und Welt Nr. 6/97 S. 1
(14)  Deutsche Tagespost Nr. 155/156 vom 28. Dezember 1996 S. 13
(15)  Deutsche Tagespost Nr. 153 vom 23. Dezember 1995 S. 9



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