Die andere Hierarchie
Teil 14
Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997
§ 5 Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken
I. Struktur
Besondere
Aufmerksamkeit beim Aufbau der anderen Hierarchie muss dem
Zentralkomitee der deutschen Katholiken zugewendet werden. Das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken wird als der vom Willen der
Bischöfe getragene Zusammenschluss der Laienkräfte des deutschen
Laienkatholizismus bezeichnet (1).
Das Gremium soll
Meinungsbildung und Aktion der Katholiken koordinieren und Aufgaben der
Katholiken in der Gesellschaft wahrnehmen. Diesem Zweck dient ein
beträchtlicher Apparat. Das Zentralkomitee hat einen Präsidenten,
mehrere Vizepräsidenten, einen geistlichen Assistenten, einen
Generalsekretär und Mitglieder. Die Letzteren sind zusammengesetzt aus
Vertretern der diözesanen Räte, der zentralen Organisationen sowie
weiteren Einzelpersonen.
Unter diesen ist auf gewisse
Personen hinzuweisen, die teilweise seit Jahrzehnten dieses Gremium
zieren. Ich erinnere etwa an Frau Hanna-Renate Laurien,
die engagierte Streiterin gegen die kirchliche Lehre von der
geschlechtlichen Sittlichkeit und von dem Vorbehalt der sakramentalen
Weihe für den Mann. Seit Döpfners Zeiten erfreut sie sich in den
tonangebenden Kreisen des deutschen Katholizismus höchster
Wertschätzung. In Münster erhielt sie die Ehrendoktorwürde der
katholisch-theologischen Fakultät. Die Dame sprach auf der Mainzer
Diözesan-Familienwallfahrt nach Marienthal am 22. Juni 1997 über das
Thema "Brauchen wir eine neue Synode" (Anm.: Frau Hanna-Renate Laurien
verstarb am 12.03.2010, R.I.P.). Unter den Mitgliedern befinden sich auch
mehrere Priester; ich erwähne den Augsburger Fachmann für Homosexualität
der Priester Hanspeter Heinz.*
Das Zentralkomitee hat
zehn Kommissionen gebildet. Sein Generalsekretariat zählt einen
Generalsekretär, einen Assistenten, einen Rektor, einen Geschäftsführer
sowie zwei Abteilungen mit je mehreren Referaten. In Berlin unterhält es
eine Geschäftsstelle. Wer die Kosten dieses Apparates aufbringt, ist
mir nicht bekannt.
Als eine Art Zusammenfassung des
deutschen Katholizismus hat das Zentralkomitee seinen Partner in der
Bischofskonferenz oder, besser gesagt, stellt es sich neben die Bischofskonferenz. Tatsächlich besteht ja ein gemeinsames Gremium
beider. (...) (Anm.: Neuester Stand der Mitglieder: hier)
*
Mitbegründer der unabhängigen, nicht-katholischen
Schwangerschaftsberatung "Donum vitae"; Mitglied der Vollversammlung des
ZdK (seit 1974 Leiter des Gesprächskreises "Juden und Christen"
II. Vertretung ohne Legitimation
Das
Zentralkomitee gibt fortwährend Erklärungen zu allen möglichen
Gegenständen des gesellschaftlichen und des kirchlichen Lebens ab. Wenn
diese Meinungsäußerungen und Stellungnahmen überhaupt einen Sinn haben
sollen, dann den, sich als Vertretung der Katholiken zu äußern. So
werden sie auch durchweg in der Öffentlichkeit verstanden.
Dieses
Unterfangen ist jedoch eine pure Anmaßung. Das Gremium ist nicht
legitimiert, im Namen der deutschen Katholiken zu sprechen. Als Frau
Waschbüsch ein protestantisch-katholisches Abendmahl forderte, fragte
ein Leser: "In welchem Auftrag und mit welcher Legitimation verkündet
sie solche Weisheiten? Spricht sie aus mangelnder Kenntnis des
theologisch-religiösen Grundwissens oder hofft sie auf einen weiteren
Abbau der katholischen Lehre von Weihesakrament, Opfercharakter der hl.
Messe und der Realpräsenz in den eucharistischen Gestalten?" (3)
"Welcher rechtgläubige katholische Christ fühlt sich durch das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken noch vertreten?" (4) fragte eine
Dame.
Das Zentralkomitee ist ein völlig
unautorisiertes Gremium, das keinerlei Befugnis hat, amtliche
Erklärungen zu kirchlichen Gegenständen abzugeben. Im Namen der
Kirchenglieder können allein die geweihten Hirten der Kirche sprechen.
Wenn das Zentralkomitee in Konkurrenz zu ihnen tritt, etabliert es sich
als ein Bestandteil der anderen Hierarchie neben der legitimen
Hierarchie.
III. Ausfälle
Das
Zentralkomitee fasst unaufhörlich Beschlüsse zu verschiedensten
Punkten. Ich übergehe hier die Äußerungen zu politischen und
gesellschaftlichen Fragen und wende mich allein den Stellungnahmen zu
kirchlichen Gegenständen zu.
Darin tummelt sich das
Zentralkomitee mit großem Eifer. Ein bayerischer Priester sprach richtig
von einer "Umkehrung der Rollen". Während sich die Bischöfe mit
gesellschaftspolitischen Fragen befassten, diskutierten Laiengremien
innerkirchliche Fragen (5). Bei diesem Beginnen steht das Zentralkomitee
an der Spitze. Statt sich gegen die zunehmenden Schmähungen Gottes und
der Kirche in der Gesellschaft zu wenden (6), schürt es mit seinen
unangebrachten Äußerungen den innerkirchlichen Streit. Seinen
Erklärungen ist gemeinsam, dass sie sich stets für die angenehme und
bequeme Lösung anstehender Fragen ausspechen. Dabei stellt es sich nicht
selten gegen Lehre und Ordnung der Kirche. (...)
Das Zentralkomitee verwechselt die Kirche mit einer
Verbandsdemokratie. Es ist ganz richtig bemerkt worden, dass im
Zentralkomitee "eine Tendenz zu einer deutschen Nationalkirche zu
erkennen" ist, "die päpstlichen Festlegungen nur noch im jeweils
genehmen Umfang zustimmt" (13). Leander Zirkelbach schrieb richtig, man
kenne beim Zentralkomitee "schon lange kein katholisches Profil mehr"
(14). Ein Leser stellte lapidar fest: "Es verschwendet
Kirchensteuergelder und erzeugt Missmut gegen die Kirche und gegen den
Heiligen Vater" (15). (Fortsetzung)
(1) B. Hanssler, Zentralkomitee der deutschen Katholiken: LThK X, 2. Aufl., 1965, 1349f
(2) Materialdienst 48, 1997, 59
(3) Deutsche Tagespost Nr. 17 vom 6. Februar 1997 S. 9
(4) Deutsche Tagespost Nr. 82 vom 8. Juli 1997 S. 9
(5) Deutsche Tagespost Nr. 34 vom 18. März 1997 S. 4
(6) Deutsche Tagespost Nr. 68 vom 5. Juni 1997 S. 9
(13) Informationen aus Kirche und Welt Nr. 6/97 S. 1
(14) Deutsche Tagespost Nr. 155/156 vom 28. Dezember 1996 S. 13
(15) Deutsche Tagespost Nr. 153 vom 23. Dezember 1995 S. 9
Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen
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