Andrea vom Blog "Bachmichels Haus" fragt in der Runde nach Lieblingsliedern aus dem alten Gotteslob - bzw. einem religiösen Gesangbuch (hier) und zahlreiche Blogger und Nicht-Blogger haben bereits ihre Favoriten vorgestellt: ein schönes und interessantes Potpourri aus bekannten und weniger bekannten Kirchenliedern ist dabei herausgekommen.
Mein Lieblingslied im alten (und neuen Gotteslob) - da fällt es schwer, einen Favoriten auszumachen. Zu meinen allerliebsten Liedern gehört "O Du mein Heiland hoch und hehr..." GL... - uff, jetzt bin ich sehr erstaunt - denn: dieses Lied steht tatsächlich nicht im alten Gotteslob - und ebensowenig im neuen. Ich mache mich auf die Suche in älteren Gesangbüchern und stelle fest: auch im Interims-Gesangbuch der Diözese Essen von 1970, das ich damals zur Erstkommunion geschenkt bekam, ist es nicht enthalten.
Und weiter? Im Gesangbuch für das Erzbistum Köln von 1949 (also "vorkonziliar"): Fehlanzeige. Ebenso im "Laudate", dem Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster von 1950. Selbst im 1938 erschienenen "Kirchenlied", einer überdiözesanen Sammlung von etwa 140 Kirchenliedern, quasi die Mutter des Einheitsgesangbuches deutscher Diözesen, ist das Lied unbekannt. Das verwundert mich. Wo aber kommt es dann her und woher kennen es die Gläubigen? Ich bin mit diesem Lied groß geworden und es ist seit Kindertagen "mein" Lied. Immerhin: Im "Ordo Missae"-Büchlein der Petrusbruderschaft, herausgegeben im Jahre 2012, Nr. 182, da steht es :
O du mein Heiland, hoch und hehr, dem sich der Himmel beuget,
von dessen Liebe, dessen Macht die ganze Schöpfung zeuget:
Christus, mein König, Dir allein, schwöre ich die Liebe
lilienrein, bis in den Tod die Treue!
Nicht alle Welt und ihre Pracht, Engel und Menschen nimmer,
o Herr mich scheidet nichts von Dir; Dein eigen bleib' ich immer!
Christus, mein König...
Du nur allein lebst nun in mir, brennst mir in Herz und Händen;
läßt mich entflammen alle Welt mit Deinen Feuerbränden.
Christus, mein König...
Text: Erich Przywara SJ (1889-1972)
GL Nr. 480
Wir weih'n der Erde Gaben dir, Vater, Brot und Wein...
Also nun mein Lieblingslied aus dem alten Gotteslob: Ein Lied weckt in mir ganz besonders Erinnerungen an erstes, bewusstes Mitfeiern der Heiligen Messe: Wir weih'n der Erde Gaben dir, Vater, Brot und Wein..." Im alten Gotteslob Nr. 480, im neuen wird es die Nr. 187 sein.
Ich weiß noch, dass wir dieses Lied bei meiner Erstkommunion gesungen haben. Es muss auch um diese Zeit gewesen sein, vielleicht kurz nach dem "Großen Tag", als mich meine Eltern für einige Wochen zur Luftveränderung in ein Kindererholungsheim an die Nordsee schickten. Dort wanderten wir am Sonntag - ich weiß nicht mehr wie weit - in ein kleines Kirchlein, das unsere Kinderschar zum Überlaufen brachte. So standen wir dicht an dicht und sangen dort, ganz wie so oft zu Hause, zur Opferung dieses Lied. Und ich muss sagen, dass es mir an diesem Sonntag, so weit von zu Hause weg, einen großen Trost gab, denn ich litt doch sehr an Heimweh. Und dieses Gefühl des Zu-Hause- und Geborgenseins in der Gemeinschaft des Glaubens, das empfinde ich immer dann, wenn dieses Lied in der Kirche angestimmt wird.
Bereits im "Laudate" und im Gesangbuch für das Erzbistum Köln ist das Lied vorhanden, der Text stammt von Sr. Petronia Steiner OP (1908-1995) und ist datiert auf das Jahr 1945. Die Dominikanerin, auch Schulleiterin der Albertus-Magnus-Schule in St. Ingbert und später des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums in Speyer, hat in der Kriegs- und Nachkriegszeit einige Kirchenlieder gedichtet und z. B. das großartige und tiefe "Adoro te devote" des hl. Thomas von Aquin ins Deutsche übertragen (s. GL 546). Johannes und Hans haben die "eigentliche Hymne der Kirche" bereits erwähnt.
Zurück zu den Gaben, zu Brot und Wein und dem Erlösungsopfer Christi: Die Melodie wurde lt. Gotteslob schon vor 1526 gesungen und ist verzeichnet in der "Davidschen Harmonia" (Wien, 1659) und in Michael Töplers "Alten Choralmelodien" von 1832. Interessanterweise wurde das Lied nicht in das schon erwähnte
Interims-Gesangbuch ("Interims" wegen der Zeit zwischen den alten, vorkonziliaren und den durch Konzil und Liturgiereform beeinflußten
Gesangbüchern) der Diözese Essen (1970) aufgenommen. Ach ja, im "Ordo Missae"-Büchlein der Petrusbruderschaft ist es die Nr. 275:
Wir weih'n der Erde Gaben dir, Vater, Brot und Wein.
Das Opfer hocherhaben wird Christus selber sein.
Er schenkt dir hin sein Leben, gehorsam bis zum Tod,
uns Arme zu erheben aus tiefer Schuld und Not.
Sieh gnädig auf uns nieder, die wir in Demut nah'n,
Nimm uns als Christi Brüder mit ihm zum Opfer an!
Lass rein uns vor dir stehen, von seinem Blut geweiht,
Durch Kreuz und Tod eingehen in deine Herrlichkeit!
Hier ist das ganze Heilsgeschehen, der ganze Heilsplan Gottes für uns verwundete Menschen zusammengefasst: Christus, Gottes Sohn, ist für uns am Kreuz gestorben um uns aus Schuld und Not zu erheben; sein Leben hat er hingegeben um uns das übernatürliche Leben zu schenken. Die Kirche ermöglicht uns, Zeit und Raum zu überbrücken: In jeder Hl. Messe wird das eine Opfer Jesu Christi auf's Neue gegenwärtig, damit wir uns mit diesem einen Opfer vereinigen können. Er macht uns heil und nimmt uns auf in sein (Gottes-)Reich.
Backlink:
Weitere Informationen zum "Gotteslob":
Bilder: Details der Kommunionbank in der kath. Kirche St. Vincentius, Dinslaken; eigene Fotos
Beide von Dir genannten Lieder standen auch im "Salve Regina, Gebet- und Gesangbuch der Dioezese Speyer".
AntwortenLöschenDas Christkönigslied scheint in Deutschland tatsächlich erst in jüngerer Zeit (womöglich durch die FSSPX) verbreitet worden sein. In der Schweiz war es zuvor auch in den deutschsprachigen Diözesangesangbüchern enthalten. In einigen deutschen Diözesangesangbüchern, die ich zuhause habe, ist es in der Regel eher nicht zu finden. Ich glaube, ich bin nur in einem auf dieses Lied gestoßen.
AntwortenLöschenAh ja, also Speyer war eine Hochburg der Tradis... ;-)
AntwortenLöschen@Andreas
Das Lied ist ja tatsächlich noch garnicht so alt, sieht man sich die Lebensdaten von Erich Przywara SJ an. Ich habe in dem Andachts-Büchlein für Fußpilger nach Kevelaer, das meinem Großvater zu Eigen war und welches 1925 erschienen ist, einen Einlegezettel gefunden (passend für dieses Büchlein), mit dem das Pilgerbüchlein wohl um zwei Lieder erweitert werden sollte: "Meerstern ich dich grüße.." und "O du mein Heiland hoch und hehr...", letzteres unter dem Titel "Christus unser König" statt des Liedanfangs. Im Rheinland dürfte es somit Ende der 20er Jahre bekannt geworden sein, vielleicht eher als jugendbewegtes Bekenntnislied...
Es ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen bei Langzeit-Hitparaden, daß aktuelle Beiträge überbewertet werden und daher höhere Plazierungen erhalten, als ihnen aufgrund einer "objektiven" Qualitätsansprache zukäme. Der Begriff "Objektivität" ist natürlich überhaupt nur eingeschränkt auf Geschmacksurteile anzuwenden. Besser wäre vielleicht von Nivellement, also Einordnung in eine allgemeingültige Werteskala zu sprechen. So gesehen also nicht überraschend, daß fürs Christkönigslied jetzt und hier votiert wird.
AntwortenLöschenDer Text ist von Erich Przywara, vmtl. (ich weiß es nicht, kann es auch ad hoc nicht nachprüfen - wäre aber gut möglich) in seiner Sammlung "Karmel" enthalten. Diese erschien 1932. Ab 1933 wurde das Christkönigsfest ja immer auch als ausdrückliches Fanal gegen den anmaßenden Führerkult begangen. Es wäre also nachvollziehbar, daß das Lied einerseits nicht in offizielle Gesangbücher aufgenommen wurde, weil dann zu befürchten gewesen wäre, staatlicherseits keine Druckerlaubnis zu erhalten, aber andererseits darum inoffiziell gerade besonders weiterverbreitet wurde.
Mit dem lyrischen Werk (wenn ich das mal so sagen darf) Przywaras bin ich nicht weiter vertraut. Seiner Prosa habe ich aber mir sehr wertvolle Gedanken entnehmen können, wenngleich ich weit davon entfernt bin, den darin verborgenen Schatz in seiner Gänze erfaßt, geschweige denn gehoben zu haben. Sein Paradigma, Ziel und Urgrund seines ganzen Schaffens, die "Analogia entis" habe ich in diesem Forum ja schon einmal erwähnt. Sehr schön (und etwas eingängiger zu lesen) ist auch der "Logos". Die Anregung, mich mit Przywara zu beschäftigen, verdanke ich wiederum Carl Schmitt. Schmitt, Przywara und dazu noch Ernst Jünger bilden das Triumvirat meiner Lieblingsautoren. Überhaupt ziehe ich das Triumvirat der Alleinherrschaft vor, wenn es um Lieblingslisten geht.
Würde ich gefragt, das Kirchenlied zu nennen, das ich am meisten schätze, dann würde ich also auch mit dreien antworten: "Fest soll mein Taufbund immer stehen" (Liedanhang des Gotteslobes der ostdeutschen Diözesen, Nr. 855), "Du Gottmensch bist mit Fleisch und Blut" (ebd., Nr. 833), "Laßt, Christen, hoch den Jubel schallen" (Beilage Prozessions- und Wallfahrtslieder für das Eichsfeld und die Rhön, Nr. 914).
Oh ja, "Fest soll mein Taufbund immer stehen" hätte die Liste meines Kirchenlieder-"Triumvirats" vervollständigt. Es ist wirklich nicht einfach, ein einziges Lied als das eine Lieblingslied festzulegen.
LöschenHier hatte ich es schon einmal gepostet:
http://frischer-wind.blogspot.de/2012/04/dank-sei-dem-herrn-alleluja.html
"Du Gottmensch bist mit Fleisch und Blut" kenne ich als weitere Strophe zu "Fest soll mein Taufbund immer stehen (vgl. hier: http://zaezilie.blogspot.de/2011/09/fest-soll-mein-taufbund.html). Gibt es auch eine eigene Melodie dazu?
"Laßt, Christen, hoch den Jubel schallen" ist (war) mir völlig unbekannt. Habe es nun auf kathtube (Libori-Prozession 2009) gehört. Für die Leser, denen das Lied ebenfalls unbekannt ist, hier der eucharistisch geprägte Text:
1. Laßt Christen hoch den Jubel schallen und schwingt die Herzen himmelan.
Gott ist mit uns und uns vor allen hat seine Huld sich kundgetan. Laßt uns verein in frommen weisen anbetend das Geheimnis preisen, das uns nach seines Vaters Rat der Sohn zum Heil gegeben hat. Halleluja, halleluja.
2.Wie sollen wir gebührend preisen in Brot und Wein das höchste Gut? /Wie können wir dir Dank erweisen, die du erkauf mit deinem Blut? / Die Gotteslieb soll uns verbinden, / der Welt wolln wir dein Heil verkünden, / verknüpft als Glieder deines Bunds sind wir mit Gott und Gott mit uns. / Halleluja, Halleluja.
3.Verborgen unter den Gestalten von Brot und Wein verehren wir / auf dem Altar der Liebe Walten. Du selbst, oh Herr, erscheinst uns hier. Du kommst aus deiner ewgen Höhe, / wir preisen deiner Gottheit Nähe, / wir rühmen dich mit Herz und Mund, da du mit uns im heilgen Bund. / Halleluja, Halleluja.
4. Drum laßt mit Dank uns nieder fallen, denn Großes hat der Herr getan. / Er ist mit uns, und uns vor allem weist dies Geheimnis himmelan. / Wir wollen dich anbetend ehren / den Glauben und die Liebe mehren. / Schenk uns an deinem Leiben teil, denn nur in dir allein ist Heil. / Halleluja, Halleluja.
Das leidige Problem der Fassungen! In dem angezogenen Beiheftchen steht folgende Version, auf die ich mich bezog:
Löschen1.
Laßt, Christen, hoch den Jubel schallen
und schwingt die Herzen himmelan!
Gott ist mit uns, und uns vor allen
hat seine Huld sich kundgetan.
Laßt uns vereint in frommen Weisen
anbetend das Geheimnis preisen,
aus dessen wunderbarem Schoß
das Heil der Menschheit sich ergoß.
Halleluja, hallelujah!
2.
Triumph, in hehrem Feiertone
macht es, ihr Christen, allen kund
und ruft es bis zur fernsten Zone
hinaus ins weite Erdenrund.
Was früher keinem Volk hinieden,
ist uns, nur uns allein, beschieden.
Verknüpft als Glieder eines Bunds,
sind wir mit Gott, ist Gott mit uns.
Halleluja, hallelujah!
3. Gehüllt in Brots- und Weinsgestalten,
mit Gott- und Mensch(en)heit*, Fleisch und Blut,
will Jesus immer bei uns walten,
er, unser höchstes, bestes Gut,
und wird als Gott, verborgner Weise,
in Brot und Wein uns Trank und Speise;
indes für uns von Brot und Wein
nichts übrigbleibt(,)* als Form und Schein.
Halleluja, hallelujah!
4.
Drum, laßt des Dankes Lieder schallen
und jauchzet, Christen, himmelan!
Gott ist mit uns, und uns vor allen
hat seine Huld sich kundgetan.
Laßt uns, vereint in Feierchören,
anbetend das Geheimnis ehren,
das unser Herz mit Wonne füllt,
aus dem der Seele Leben quillt!
Halleluja, hallelujah!
* Original-(abgedruckter)text, dem ich aus Gründen der Metrik bzw. der Grammatik nicht folgen möchte.
Als Quelle wird angegeben das Fuldaer Orgelbuch Nr. 279. Zum Bistum Fulda gehörte das Eichsfeld ja zeitweilig. Aufgrund Duktus' und Inhalts halte ich meine Version für die (eine) originale(re).
Das zitierte Gesangbuch weist die anderen beiden Lieder als eigenständig auf. Der Text von "Du Gottmensch" wird auf Köln 1799 datiert (mit einer Melodie von Toepler aus Köln 1832), während "Fest soll mein Taufbund" ja bekanntlich 1810 von Verspoell in Münster geschrieben/veröffentlicht wurde. Mein Gesangbuch beginnt mit der originalen 1. Strophe und schließt J. Pinskens Ergänzungsstrophen an.
Sehr schön! :-)
LöschenVielen Dank!
Ich habe übrigens zunächst einmal Przywaras "Augustinus - Gestalt als Gefüge" auf meine Bücher-Wunschliste gesetzt...
Du bist im Bistum Würzburg aufgewachsen ;-))) Bistum Trier hat es nicht.
AntwortenLöschen4. Was du gelehret, glaube ich und auf den Wort ich baue; - treu will ich halten dein Gebot, auf dich ich stets vertraue.
5. Naht mir der Satan, will die Welt mich in die Sünde treiben, - will mich verführen böse Lust, mein Wahlspruch soll stets bleiben: Christus, mein König
6. An meinem Wege rechts und links seh' ich viel Kreuze ragen, - Krankheit und Unglück, Not und Tod; was kommt, ich will stets sagen: - Christus, mein König
7. Hoch sei gepriesen, Jesu Christ, König in Leid und Freuden. - Heut sollen festlich weit und breit dir alle Glocken läuten: - Christus, mein König.
Sorry: Das Ave Maria, aus dem ich die weiteren Strophen abgetippt habe, wurde 1949 approbiert.
AntwortenLöschen@Eugenie Roth
AntwortenLöschenNein, liebe Eugenie, definitiv nicht! ;-)
Vielen Dank für die Textvariante!