Die andere Hierarchie
Teil 2
Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997
II. Der Unterschied zwischen Klerus und Laien
1. Gleichheit der Würde als Christen
Die
Kirchenglieder werden unterschieden in Kleriker und Laien. Wer eine
Weihe empfangen hat, gehört zum Klerus. Die Nichtgeweihten werden als
Laien bezeichnet. Kleriker und Laien bilden zusammen das Volk Gottes.
Die
Unterscheidung von Klerikern und Laien enthält keinerlei Beurteilung
der einen wie der anderen. Kleriker und Laien unterscheiden sich nicht
in bezug auf ihren Wert oder ihre Würde als Christen. Zwischen ihnen
waltet vielmehr "eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen
gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi" (LG Nr 32;
c 208). Alle Getauften sind in ihrer Weise des Amtes Christi als
Priester, Prophet und König teilhaftig. Alle sind gerufen, je nach ihrer
eigenen Lage die Sendung der Kirche auszuführen (c. 204 §1). Alle
Gläubigen arbeiten je nach ihrer Lage zum Aufbau des Leibes Christi mit.
Das
Amt beinhaltet lediglich einen besonderen göttlichen Auftrag und eine
gesteigerte Verpflichtung, nicht einen menschlichen Vorzug seines
Trägers. Auch der Kleriker bedarf zur Erlangung seines eigenen Heils der
Dienste eines anderen Geweihten.
2. Das Amt
Die Kirche ist von Jesus Christus gestiftet. Eine
Stiftung unterliegt dem Willen des Stifters, nicht dem Willen ihrer
Mitglieder oder Destinatäre. Der Herr, der die Kirche gestiftet hat, hat
sie danach nicht verlassen. Er leitet und belebt sie in unsichtbarer
Weise, wozu er sich der Mitglieder der Hierarchie bedient.
In der Kirche geht nicht alle Macht vom Volke, sondern von Jesus
Christus aus. In ihr gibt es keine Volkssouveränität sondern in ihr gibt
es Gottes Souveränität. In der Kirche wird die Autorität nicht von
unten nach oben übertragen, sondern mit Hilfe des Wirkens Gottes von
oben nach unten verliehen. Wahrheit und Gnade stehen nicht zur
Disposition des Volkes oder einer Mehrheit. Auch die Amtsträger sind
lediglich Diener Christi und Mitarbeiter Gottes. Dieser Sachverhalt wird am Apostolat deutlich.
Der Apostel repräsentiert Christus, steht und handelt an Christi Stelle. Paulus schreibt in 2 Kor 5,20:
"An Christi Statt sind wir also gesandt, indem Gott durch uns ermahnt.
Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott." Wenn der
Apostel Christus, den Stifter der Kirche, in seinem Sein und in seinem
Handeln repräsentiert, dann ist ihm auch - freilich in abgeleiteter
Weise - Autorität zu eigen. Als Inhaber der Autorität darf er Gehorsam
von der Gemeinde fordern (2 Kor 10,5).
Was von den Aposteln gilt, das findet auch auf ihre Nachfolger
Anwendung. Wer in der apostolischen Sukzession steht, gewinnt am Amte
Christi Anteil.
Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen
- Teil 1: Die Existenz der Hierarchie
- Teil 2: Der Unterschied zwischen Klerus und Laien
- Teil 3: Die Hierarchie - Das Weihesakrament
- Teil 4: Der Heilige Stuhl - Die Lehre
- Teil 5: Der Heilige Stuhl - Die Lage (1)
- Teil 6: Der Heilige Stuhl - Die Lage (2)
- Teil 7: Die Bischöfe - Rechtliche Stellung
- Teil 8: Die Bischöfe - Versagen
- Teil 9: Die Rede von der "Mitte" und von der Polarisierung
- Teil 10: Der Ungehorsam gegenüber dem Vicarius Christi
- Teil 11: Das Rätesystem auf der Ebene des Bistums - Der Priesterrat
- Teil xy: Die Pfarrbeauftragten (v. a. am Beispiel Bistum Limburg)
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