Montag, 28. Oktober 2013

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 2:. Der Unterschied zwischen Klerus und Laien

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 2


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997

 

II.  Der Unterschied zwischen Klerus und Laien


1. Gleichheit der Würde als Christen

Die Kirchenglieder werden unterschieden in Kleriker und Laien. Wer eine Weihe empfangen hat, gehört zum Klerus. Die Nichtgeweihten werden als Laien bezeichnet. Kleriker und Laien bilden zusammen das Volk Gottes.

Die Unterscheidung von Klerikern und Laien enthält keinerlei Beurteilung der einen wie der anderen. Kleriker und Laien unterscheiden sich nicht in bezug auf ihren Wert oder ihre Würde als Christen. Zwischen ihnen waltet vielmehr "eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi" (LG Nr 32; c 208). Alle Getauften sind in ihrer Weise des Amtes Christi als Priester, Prophet und König teilhaftig. Alle sind gerufen, je nach ihrer eigenen Lage die Sendung der Kirche auszuführen (c. 204 §1). Alle Gläubigen arbeiten je nach ihrer Lage zum Aufbau des Leibes Christi mit.

Das Amt beinhaltet lediglich einen besonderen göttlichen Auftrag und eine gesteigerte Verpflichtung, nicht einen menschlichen Vorzug seines Trägers. Auch der Kleriker bedarf zur Erlangung seines eigenen Heils der Dienste eines anderen Geweihten.


2.  Das Amt

Die Kirche ist von Jesus Christus gestiftet. Eine Stiftung unterliegt dem Willen des Stifters, nicht dem Willen ihrer Mitglieder oder Destinatäre. Der Herr, der die Kirche gestiftet hat, hat sie danach nicht verlassen. Er leitet und belebt sie in unsichtbarer Weise, wozu er sich der Mitglieder der Hierarchie bedient.

In der Kirche geht nicht alle Macht vom Volke, sondern von Jesus Christus aus. In ihr gibt es keine Volkssouveränität sondern in ihr gibt es Gottes Souveränität. In der Kirche wird die Autorität nicht von unten nach oben übertragen, sondern mit Hilfe des Wirkens Gottes von oben nach unten verliehen. Wahrheit und Gnade stehen nicht zur Disposition des Volkes oder einer Mehrheit. Auch die Amtsträger sind lediglich Diener Christi und Mitarbeiter Gottes. Dieser Sachverhalt wird am Apostolat deutlich.

Der Apostel repräsentiert Christus, steht und handelt an Christi Stelle. Paulus schreibt in 2 Kor 5,20: "An Christi Statt sind wir also gesandt, indem Gott durch uns ermahnt. Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott." Wenn der Apostel Christus, den Stifter der Kirche, in seinem Sein und in seinem Handeln repräsentiert, dann ist ihm auch - freilich in abgeleiteter Weise - Autorität zu eigen. Als Inhaber der Autorität darf er Gehorsam von der Gemeinde fordern (2 Kor 10,5). Was von den Aposteln gilt, das findet auch auf ihre Nachfolger Anwendung. Wer in der apostolischen Sukzession steht, gewinnt am Amte Christi Anteil.



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

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