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Freitag, 7. Juni 2013

Kardinal Lehmann: Eucharistiefeier nicht mehr unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers?

Gestern, am Donnerstag (06.06.2013) fand beim Eucharistischen Kongress (EC) in Köln der "Schülertag" statt. Die am Vormittag von Bischöfen gehaltenen Katechesen fanden allgemein großen Zulauf, sodass sogar, z. B. beim Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, die Kirche Groß St. Martin wegen Überfüllung geschlossen werden musste. 

Die Homepage zum EC berichtet über die Katechese des Mainzer Kardinals jedoch fragwürdige Dinge. So heißt es dort in einem Bericht:
"In seiner Katechese würdigte Lehmann die in den vergangenen Jahrzehnten erreichten neuen theologischen Einsichten zum Verständnis der Eucharistie. So könne man heute nicht mehr sagen, dass es sich um die unblutige Wiederholung des Kreuzesopfers Christi handle. Zugleich sei die Heilige Messe mehr als ein „bloßes Andenken“, eine „einfach nur rückwärtsgewandte Erinnerung“. Eine Einengung sei auch gewesen, „dass man längere Zeit die Eucharistie auf den Empfang durch den Einzelnen einschränkte“. Umso wichtiger sei die Wiederentdeckung ihres „dichten Gemein-schaftscharakters“ und ihrer „kirchenbildenden Wirkung“. Darin liege auch der eigentliche Grund dafür, dass unter den Teilnehmern einer solchen Feier „nichts fundamental Trennendes“ bestehen dürfe."
Möglicherweise handelt es sich hier um ein Missverständnis:
Kardinal Lehmann spricht - wenn er richtig zitiert wurde - von der "unblutigen Wiederholung des Kreuzesopfers Christi". Nun spricht die Lehre der Kirche im Grunde nicht von der "Wiederholung", sondern von der "Vergegenwärtigung" oder "Erneuerung" des Erlösungsopfers auf dem Altar, denn "was sich wiederholt, ist [lediglich] die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende Darstellung« (memorialis demonstratio), (4) durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird". (s. u. "Ecclesia de eucharistia")

Hält also der Kardinal hier etwas für überholt, das die Kirche auch "früher" garnicht so gelehrt hat? Das wäre eigentlich nicht nachvollziehbar und unlogisch, denn er behauptet ja, heute handle es sich nicht mehr um das, was es ("früher") gewesen ist. Wahrscheinlicher ist, dass Kardinal Lehmann durchaus die Lehre der Kirche meint, die besagt, dass es sich bei der Eucharistiefeier um die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers Christi handelt. 

Dann stellt sich die schwerwiegende Frage: Handelt es sich bei der Feier der Eucharistie heute nun nicht mehr um die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers Christi? Das hätte weitreichende Folgen. Was immer die Eucharistie dann wäre, sie wäre nicht mehr die katholische Messe. Aber wir können, glaube ich, ganz beruhigt sein. Die Lehre hat sich nicht geändert, noch immer lässt Christus in der eucharistischen Feier das am Kreuz vollzogene Opfer durch die Jahrhunderte fortdauern (vgl. Instruktion der Ritenkongregation vom 25. Mai 1967).

Ist es möglich, dass die neue Messe diese Wahrheit verdunkelt?

Zum Nachlesen, was Kardinal Lehmann (lt. Manuskript, S.6/12) gesagt hat:
Karl Kardinal Lehmann:
Katechese "Brot für das Leben der Welt" in Groß St. Martin (06.06.2013)
Katechese-Video auf domradio.de vom 06.06.2013, s. ab  min 18:50

Zum Vergleich dazu die Enzyklika "Mysterium fidei" von Papst Paul VI. (15.09.1965); v.a. ab Nr. 24.

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Die kirchliche Lehre über das Sakrament der Eucharistie im "Kleinen Katechismus" aus dem Jahre 2006 ist hier nachzulesen.
167. Wo wird das Kreuzesopfer auf unblutige Weise gegenwärtig?
Das Kreuzesopfer wird auf unblutige Weise in der heiligen Messe gegenwärtig.

168. Was ist die heilige Messe?
Die heilige Messe ist das immerwährende Opfer des Neuen Bundes, die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers.

Im Katechismus der katholischen Kirche (KKK) heißt es:

[Das Sakrament der Eucharistie nennt man auch] Gedächtnis des Leidens und der Auferstehung des Herrn. Heiliges Opfer, denn es vergegenwärtigt das einzigartige Opfer Christi, des Erlösers, und schließt die Selbstdarbringung der Kirche mit ein. Oder auch heiliges Meßopfer, „Opfer des Lobes" (Hebr 13,15) [Vgl. Ps 116,13.17], geistiges Opfer [Vgl. 1 Petr 2,5], reines [Vgl. Mal 1.11] und heiliges Opfer, denn es vollendet und überragt alle Opfer des Alten Bundes. (KKK 1330)


Papst Johannes Paul II. sagt in der der Enzyklika "Ecclesia de eucharistia":

Die Kirche lebt unaufhörlich vom Erlösungsopfer. Ihm nähert sie sich nicht nur durch ein gläubiges Gedenken, sie tritt mit ihm auch wirklich in Kontakt. Denn dieses Opfer wird gegenwärtig und dauert auf sakramentale Weise in jeder Gemeinschaft fort, in der es durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht wird. Auf diese Weise wendet die Eucharistie den Menschen von heute die Versöhnung zu, die Christus ein für allemal für die Menschen aller Zeiten erworben hat. In der Tat: »Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer«.(1) Das sagte kraftvoll bereits der heilige Johannes Chrysostomus: »Wir opfern immer das gleiche Lamm, und nicht heute das eine und morgen ein anderes, sondern immer dasselbe. Aus diesem Grund ist das Opfer immer nur eines. [...] Auch heute bringen wir jenes Opferlamm dar, das damals geopfert worden ist und das sich niemals verzehren wird«.(2)
Die Messe macht das Opfer des Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht. (3) Was sich wiederholt, ist die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende Darstellung« (memorialis demonstratio), (4) durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird. Der Opfercharakter des eucharistischen Mysteriums kann deswegen nicht als etwas in sich Stehendes verstanden werden, unabhängig vom Kreuz oder nur mit einem indirekten Bezug zum Opfer von Kalvaria.

13. Kraft ihrer innigen Beziehung mit dem Opfer von Golgota ist die Eucharistie Opfer im eigentlichen Sinn, und nicht nur in einem allgemeinen Sinn, als ob es sich um eine bloße Hingabe Christi als geistliche Speise an die Gläubigen handelte. Das Geschenk seiner Liebe und seines Gehorsams bis zur Vollendung des Lebens (vgl. Joh 10, 17-18) ist in erster Linie eine Gabe an seinen Vater. Natürlich ist es Gabe für uns, ja für die ganze Menschheit (vgl. Mt 26, 28; Mk 14, 24; Lk 22, 20; Joh 10, 15), aber dennoch vor allem Gabe an den Vater: »ein Opfer, das der Vater angenommen hat, indem er für die Ganzhingabe seines Sohnes, der "gehorsam wurde bis zum Tod" (Phil 2, 8), die ihm als Vater eigene Gabe zurückschenkte, d.h. ein neues, ewiges Leben in der Auferstehung«.(5)

Indem Christus der Kirche sein Opfer schenkte, wollte er sich auch das geistliche Opfer der Kirche zu eigen machen, die berufen ist, mit dem Opfer Christi auch sich selbst darzubringen. Das lehrt uns das Zweite Vatikanische Konzil im Hinblick auf alle Gläubigen: »In der Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens, bringen sie das göttliche Opferlamm Gott dar und sich selbst mit ihm«.(6)


(1) Katechismus der Katholischen Kirche,1367.
(2) Hl. Johannes Chrysostomus, In Epistolam ad Hebraeos homiliae, 17, 3: PG 63, 131.
(3) Vgl.Konzil von Trient, 22. Sitzung, Lehre über das Meßopfer, Kap. 2: DH 1743: »Denn die Opfergabe ist ein und dieselbe; derselbe, der sich damals am Kreuze opferte, opfert sich jetzt durch den Dienst des Priesters; allein die Weise des Opferns ist verschieden«.
(4) Vgl. Pius XII., Enzyklika Mediator Dei (20. November 1947): AAS 39 (1947), 548.
(5) Johannes Paul II., Enzyklika Redemptor hominis (15. März 1979), 20: AAS 71 (1979), 310.
(6) II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11.


aus der Enzyklika "Ecclesia de eucharistia"; 17.04.2003



1 Kommentar:

  1. Es wird sich doch ganz sicher nur um ein Mißverständnis handeln können.

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