2.Teil einer Predigt (ausschnittweise) von Prof. Georg May über die Unveränderlichkeit und Ewigkeit Gottes:
Mit der Unvergänglichkeit und der Unveränderlichkeit Gottes eng verbunden ist die Ewigkeit.
Was besagt Ewigkeit? Ewigkeit besagt unendliche Dauer. Ewigkeit
bedeutet, es gibt kein Früher und kein Später, es gibt keinen Anfang und
kein Ende. Diese Ewigkeit ist Gott eigen. Und deswegen hat die
Theologie in einem glücklichen Ausdruck Gott nunc stans genannt.
Das bedeutet zu deutsch „das stehende Jetzt“. In Gott ist nicht ein
Voranschreiten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern in Gott ist alles Gegenwart. In Gott gibt es kein Früher und kein Später, keinen Anfang und kein Ende, sondern nur ein stehendes Jetzt. Gott ist ewig. Er war immer, er ist immer, und er wird immer sein. Auch diese Eigenschaft Gottes ist ausgesagt worden vom IV. Laterankonzil und vom I. Vatikanischen Konzil.(...)
Auch die Ewigkeit Gottes ist in der Heiligen Schrift
deutlich ausgesagt, vor allem im 90. Psalm: „Ehe denn die Berge
entstanden und Erde und Welt du hervorgebracht, von Ewigkeit zu Ewigkeit
bist du, o Gott.“ Auf die Befragung seiner Gegner sagt Jesus: „Ehe
Abraham ward, bin ich.“ Nicht „war“ ich. „Ehe Abraham ward, bin ich.“
Damit ist die absolute Anfangslosigkeit Gottes, des göttlichen Wesens,
dargestellt. Und auch die Kirchenväter haben sie verteidigt gegen die
sterblichen Götter. (...)
Nein, meine lieben Freunde, Gott ist
ewig, weil er unveränderlich ist. Er ist ewig, weil er die Fülle des
Seins besitzt, weil er der actus purus ist. Er ist ewig, weil er
in keiner Weise eine Abfolge der Zeiten in sich geschehen lassen kann.
„Vor mir sind tausend Jahre wie ein Tag,“ sagt die Heilige Schrift.
(...)
Gott ist ewig, weil er die Fülle des Seins ist, weil er der absolut vollkommene Gott
ist, der nicht in irgendeiner Weise zunehmen oder abnehmen kann.
„Willst du ewige Freude, so halte dich an den Ewigen!“ mahnen uns die
geistlichen Schriftsteller. Das ist also der Heilssinn der Ewigkeit
Gottes. Nicht daß wir uns davor fürchten oder daß wir die Ewigkeit wegen
ihrer Unbegreiflichkeit verwerfen, nein, daß wir sagen: Hier habe ich
einen Stand, den mir niemand erschüttern kann. Willst du ewige Freude,
halte dich an den Ewigen! So wie die Veränderlichkeit eine Gefahr ist,
so ist die Unveränderlichkeit Gottes ein Schutz. Menschen ändern sich,
verlassen einen, Gott ist unveränderlich und bleibt derselbe. Menschen
vergehen, kommen und gehen, Gott, er bleibt derselbe. Willst du ewige
Freude, so halte dich an den Ewigen!
(...)
Geboren – gestorben! Das ist das Lebenslied eines jeden Menschen. (...) Ganz anders die Lebensmelodie Gottes. Sie wird in der Kirche fortwährend laut in den Schlußformeln der Gebete: Qui vivis et regnas per omnia saecula saeculorum – der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Predigt von Prof. Georg May 11.02.1990; Hervorhebungen durch Fettdruck von FW
Die ganze Predigt ist hier nachzulesen.
Zur Predigtsammlung von Prof. Georg May: hier entlang
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