"Jesus Christus, der reich war mit dem ganzen Reichtum Gottes, ist unsertwegen arm geworden, so sagt uns der heilige Paulus im 2. Korintherbrief (8, 9); es ist ein unergründliches Wort, über das wir immer wieder nachdenken sollten. Und im Philipperbrief heißt es: Er hat sich entäußert, sich erniedrigt und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz (2, 6ff).
Er, der arm geworden ist, hat die Armen selig gepriesen. Der heilige Lukas zeigt uns in seiner Version der Seligpreisungen, daß dieser Zuruf – die Seligpreisung der Armen – sich durchaus auf die armen, wirklich armen Menschen im Israel seiner Zeit bezieht, wo es einen bedrückenden Gegensatz zwischen Reichen und Armen gab.
Der heilige Matthäus aber erklärt uns in seiner Version der Seligpreisungen, daß freilich die bloße materielle Armut als solche für sich allein noch nicht die Nähe zu Gott verbürgt, denn das Herz kann hart und von der Begierde nach Reichtum erfüllt sein.
Freilich läßt er uns – wie die ganze Heilige Schrift – erkennen, daß Gott in jedem Fall in besonderer Weise den Armen nahe ist. So wird klar: Der Christ sieht in ihnen Christus, der auf ihn wartet, auf seinen Einsatz.
Wer Christus radikal nachfolgen will, muß auf materielle Habe verzichten. Aber er muß diese Armut von Christus her leben, als inwendiges Freiwerden für den Nächsten. Die Frage der Armut und der Armen muß für alle Christen, aber besonders für uns Priester und Ordensleute, die einzelnen wie die Ordensgemeinschaften, immer wieder Inhalt einer ernsten Gewissenserforschung sein."
Papst em. Benedikt XVI. am 08.09.2007 in Mariazell
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