Samstag, 6. April 2013

Die Sonne des leuchtenden Tages

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

„Na, was war denn das Schönste am heutigen Fest?“ So fragte eine ältere Dame am Abend des Erstkommuniontages ihre Großnichte. Die Kleine war um eine Antwort nicht verlegen: „Dass das Elefantenbaby seine Mama wiedergefunden hat.“ Man stelle sich das Erstaunen der gläubigen Frau vor: Da hatte das Kind am selben Tag zum ersten Mal Jesus Christus, den Sohn Gottes, im Sakrament empfangen und wusste doch keinen stärkeren Eindruck zu schildern als den der Tiergeschichte, die der Pfarrer in der Predigt vorgetragen hatte! Vielleicht war das Happy End ja wirklich rührend. Vielleicht auch wollte das Mädchen über seine tieferen Gemütsbewegungen nicht sprechen. Oder hat es einfach auf eine dumme Frage eine dumme Antwort gegeben? 

Jedenfalls ist der Vorfall bezeichnend und keineswegs ein Einzelfall. In den letzten Jahren wurden mir immer wieder Klagelieder vorgetragen, welche die fragwürdige Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion und die oft eigenwilligen Inszenierungen der Feier zum Inhalt hatten. Nur einige Stichworte seien genannt: kein Unterricht mehr durch den Priester; stattdessen Tischmütter, die man sonntags selten bis nie in der Kirche sieht; Schwerpunktverlagerung auf Nebenthemen (z.B. Brotbacken); keine klaren Worte über das Messopfer und die wirkliche Gegenwart Jesu im Sakrament; kaum Förderung einer kindlichen Frömmigkeit im Blick auf den Tabernakel; Verstoß gegen die kirchliche Vorschrift, daß die Erstbeichte der Erstkommunion vorausgehen muss; horizontale und seichte, „aufgegagte“ Gestaltung des Festgottesdienstes; Ersticken der Ehrfurcht und Zerstörung der Innerlichkeit durch die Zur-Schau-Stellung der Kinder während der Messe (Umstehen des Altares zur Wandlung und Kommunion). Und so weiter und so fort. 

Wir wollen nicht ungerecht sein und dürfen daher nicht verschweigen, daß es viele Geistliche gibt, die den Erstkommuniontag mit Elan und Esprit vorbereiten und ihn dann zur würdigen, freudigen und innigen Feier werden lassen. Für die Kommunionkinder wie für die Eltern und Verwandten, ja für alle Anwesenden ist das eine unschätzbare Gnade. Bedauerlich aber, daß dieser Richtwert weithin zur Ausnahme geworden ist. Das geht nicht zuletzt auch aus dem Zeugnis mancher Gläubigen hervor, die mit einem gewissen Stolz betonen: „Unser Pfarrer macht es noch recht. So richtig katholisch!“ Offensichtlich ist das eben keine Selbstverständlichkeit mehr, sonst müsste man es nicht hervorheben. Es erscheint vielmehr als Relikt aus vergangenen Zeiten, das es hier und da noch gibt.

Die Angelegenheit hat herausragende Wichtigkeit. Wie aufnahmebereit die kindliche Seele für die Wahrheiten des Glaubens und wie formbar sie in Richtung Ehrfurcht und Frömmigkeit ist, das kann jeder bestätigen, der schon einmal Erstkommunionunterricht erteilt und dabei keinen Bogen um anspruchsvolle, angeblich „nicht kindgemäße“ Inhalte gemacht hat. In diesem Alter fesselt der katholische Katechismus, liebe- und kraftvoll vorgetragen, den Geist und das Herz mehr, als es sozialpädagogische Gruppenspielchen und substanzlose Animationen vermögen. Ob bewusst oder unbewusst, es denkt jedenfalls zu niedrig vom Kind, wer es mit Gehaltlosem abspeist und ihm das Nahrhafte vorenthält. Eine pastorale Verantwortungslosigkeit ohnegleichen! 

Früher wurde der Tag der Erstkommunion gerne als „der leuchtende Tag“ oder gar als „der schönste Tag im Leben“ bezeichnet. Dem gläubigen Katholiken ist klar, woher er letztlich seinen Glanz und seine Zierde bezieht: von der Vereinigung des Kindes mit Jesus Christus im Sakrament des Altares. Der eucharistische Herr ist das Licht dieses Tages, die Sonne, die ihn überstrahlt. Wo man Ihn aus dem Zentrum drängt, auf die Seite schiebt oder Seine wirkliche Gegenwart im Sakrament ganz verschweigt, wird die göttliche Sonne gleichsam hinter dicken Wolken verborgen. Dann mag man sich allerlei einfallen lassen, den Erstkommuniontag trotzdem zum besonderen Ereignis werden zu lassen, mag Elefantenbabys mit ihren Mamas zusammenführen und ähnliches mehr: Niemals jedoch werden solche künstlichen Lämpchen das Licht der Sonne ersetzen können, denn menschliches Getue ist wie ein Nichts vor dem herrlichen Wirken des Gottessohnes. 



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 


2 Kommentare:

  1. Erinnert mich an eine Messe am Weißen Sonntag vor ein paar Jahren, wo eine Mutter vom "Vorbereitungsteam" statt Predigt den Kindern als erstes einimpfte: "Das Wichtigste heute seid IHR!"

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  2. Ja, das hab ich auch schon öfter gehört.

    Letztens erzählte mir eine nun schon ältere Dame, die evangelisch ist und in einer Mischehe lebt, dass sie damals, als ihr Sohn dann zur Erstkommunion gehen sollte, auch "Tischmutter" war. Ganz offensichtlich hatte sie aber, wie aus dem Gespräch mit ihr zu entnehmen war, kein Verständnis für die katholischen Auffassungen von Priestertum, Sakramenten und Hl. Messe. Die Priester, die "vorgeben" den Zölibat zu halten, bezeichnete sie allesamt als "Heuchler"...

    Für den damaligen Pfarrer des Dorfes, einen inzwischen verstorbenen Comboni-Missionar, schien das wohl alles kein Problem.

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