Für das Wesen des interreligiösen Dialogs werden heute im allgemeinen zwei Regeln als grundlegend angesehen:
1) Der Dialog zielt nicht auf Bekehrung, sondern auf Verstehen. Dadurch unterscheidet er sich von der Evangelisierung, von der Mission.
2) Demgemäß verbleiben bei diesem Dialog beide Seiten bewußt in ihrer Identität, die sie im Dialog für sich und für den anderen nicht in Frage stellen.
Diese Regeln sind richtig, aber ich finde sie doch in dieser Form zu vordergründig formuliert. Ja, der Dialog zielt nicht auf Bekehrung, sondern auf gegenseitiges besseres Verstehen – das ist richtig. Aber die Suche nach Erkennen und Verstehen will doch immer auch Annäherung an die Wahrheit sein.
1) Der Dialog zielt nicht auf Bekehrung, sondern auf Verstehen. Dadurch unterscheidet er sich von der Evangelisierung, von der Mission.
2) Demgemäß verbleiben bei diesem Dialog beide Seiten bewußt in ihrer Identität, die sie im Dialog für sich und für den anderen nicht in Frage stellen.
Diese Regeln sind richtig, aber ich finde sie doch in dieser Form zu vordergründig formuliert. Ja, der Dialog zielt nicht auf Bekehrung, sondern auf gegenseitiges besseres Verstehen – das ist richtig. Aber die Suche nach Erkennen und Verstehen will doch immer auch Annäherung an die Wahrheit sein.
Beide Seiten sind so im stückweisen Zugehen auf Wahrheit auf dem Weg nach vorn und zu größerer Gemeinsamkeit, die von der Einheit der Wahrheit gestiftet wird.
Was das Festhalten an der eigenen Identität betrifft: Es wäre zu wenig, wenn der Christ mit seinem Identitätsentscheid sozusagen vom Willen her den Weg zur Wahrheit abbrechen würde. Dann wird sein Christsein etwas Willkürliches, bloß Positives. Er rechnet dann offenbar gar nicht damit, daß man es in der Religion mit Wahrheit zu tun bekommt.
Was das Festhalten an der eigenen Identität betrifft: Es wäre zu wenig, wenn der Christ mit seinem Identitätsentscheid sozusagen vom Willen her den Weg zur Wahrheit abbrechen würde. Dann wird sein Christsein etwas Willkürliches, bloß Positives. Er rechnet dann offenbar gar nicht damit, daß man es in der Religion mit Wahrheit zu tun bekommt.
Demgegenüber würde ich sagen, der Christ habe das große Grundvertrauen, ja, die große Grundgewißheit, daß er ruhig ins offene Meer der Wahrheit hinausfahren könne, ohne um seine Identität als Christ fürchten zu müssen. Gewiß, wir haben die Wahrheit nicht, aber sie hat uns: Christus, der die Wahrheit ist, hat uns bei der Hand genommen, und wir wissen auf dem Weg unseres Ringens um Erkenntnis, daß seine Hand uns festhält. Das innere Gehaltensein des Menschen von der Hand Christi macht uns frei und zugleich sicher.
Frei – wenn wir von ihm gehalten sind, können wir offen und angstlos in jeden Dialog eintreten. Sicher sind wir, weil er uns nicht losläßt, wenn wir nicht selbst uns von ihm lösen. Mit ihm eins stehen wir im Licht der Wahrheit.
Papst Benedikt XVI. (inzwischen emeritus) in der Ansprache am 21.12.2012
(Hervorhebung durch Fettdruck von FW)
Weiteres zum Thema:
Papst Benedikt XVI. (inzwischen emeritus) in der Ansprache am 21.12.2012
(Hervorhebung durch Fettdruck von FW)
Weiteres zum Thema:
- Der Dialog in der Katholischen Kirche
- Voraussetzungen für einen sinnvollen Dialog in der Kirche : UR 4
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