Freitag, 22. März 2013

Die Zärtlichkeit Gottes im Antlitz der Kirche

"Die gesamte biblische Geschichte kann man als fortschreitendes Enthüllen des göttlichen Angesichts lesen bis hin zu seiner vollen Offenbarung in Jesus Christus. »Als aber die Zeit erfüllt war«, so sagt uns auch heute der Apostel Paulus, »sandte Gott seinen Sohn« (Gal 4,4). Und er fügt sogleich hinzu: »geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt«.

Das Angesicht Gottes hat ein menschliches Antlitz angenommen, er läßt sich anblicken und erkennen im Sohn der Jungfrau Maria, die wir deshalb mit dem hohen Titel der »Mutter Gottes« verehren. Sie, die im Herzen das Geheimnis der Gottesmutterschaft bewahrte, war die erste, die das Antlitz des menschgewordenen Gottes in der Frucht ihres Leibes sah. (...)

In der byzantinischen Tradition gibt es unter den zahlreichen Ikonentypen der Jungfrau Maria jene der »Gottesmutter der Zärtlichkeit«, in der das Jesuskind dargestellt wird, wie es sein Gesicht – Wange an Wange – an das der Mutter drückt. Das Kind blickt auf die Mutter, und diese sieht uns an, so als wolle sie auf den betenden Betrachter die Zärtlichkeit Gottes reflektieren, der vom Himmel auf sie herabgekommen und Fleisch geworden ist in jenem Menschensohn, den sie auf den Armen trägt. In dieser Marienikone können wir etwas, das von Gott selbst kommt, betrachten: ein Zeichen der unsagbaren Liebe, die ihn dazu brachte, »seinen einzigen Sohn hinzugeben« (Joh 3,16).

Doch dieselbe Ikone zeigt uns in Maria auch das Antlitz der Kirche, die auf uns und die ganze Welt das Licht Christi ausstrahlt, jener Kirche, durch die jeden Menschen die frohe Botschaft ereicht: »Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn« (Gal 4,7), wie wir wiederum bei Paulus lesen."


Papst Benedikt XVI. am 01.01.2010 am Hochfest der Gottesmutter Maria und gleichzeitig Weltfriedenstag




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