Heute hat man keine besondere Lust dazu, sich vor Gott klein zu fühlen. Der Mensch ist bis zum Mond vorgestoßen, er hat seine Füße darauf gesetzt, und er sagt: "Ich bin groß, Ich mache den Fortschritt. Ich werde viel Neues entdecken. Ich habe die ganze Welt in der Hand." Es ist richtig , und es ist großartig so.
Alle Wissenschaften und der ganze Fortschritt dieser Welt können uns zwar sagen, woraus die Welt gemacht ist, woraus der Mensch besteht, aber sie werden niemals in der Lage sein, uns Antwort zu geben auf die Frage: Zu welchem Zweck, warum bin ich auf dieser Welt? Weshalb das Leid? Denn auf diese Fragen gibt nur Christus eine Antwort: Du bist ein Pilger auf dieser Welt, du bist nur auf der Durchreise, dein Vaterland ist bei Ihm."
Manche Menschen aber wollen nicht klein sein, deshalb sagen sie: "Ich will von Gott nicht ausgebeutet werden." Aber wenn Gott uns aufträgt, ihm zu dienen, wenn er uns auffordert, seine Gebote zu beachten, dann ist das keine Ausbeutung, denn es ist nicht zu seinem, sondern zu unserem Vorteil.
Als ich noch Bischof in Vittorio Veneto war, habe ich einmal ein Auto gekauft. Der Verkäufer sagte zu mir: "Bitte, sehen Sie, der Wagen ist völlig in Ordnung, aber achten Sie auf ihn. Verwenden Sie kein Normalbenzin, sondern tanken Sie Super. Und auch das Öl, nur ja kein x-beliebiges!" Ich hätte ihm entgegnen können: "Hören Sie, ich habe das Auto bezahlt, nicht wahr? Lassen Sie mich nur machen!" Und er darauf: "Machen Sie nur, aber es ist nicht meine Schuld, wenn Sie morgen Schiffbruch erleiden." Was, wenn ich nun gesagt hätte: "Benzin schmeckt mir nicht, und erst der Geruch! Ich schütte lieber Sekt hinein, der schmeckt mir. Und was Ihr Öl angeht, behalten Sie es, Marmelade schmeckt mir besser." - "Bitte, nur zu", hätte er schließlich geantwortet, "aber lassen Sie mich dann wissen, was dabei herausgekommen ist."
So hat es Gott gemacht. Er ist unser Schöpfer, er hat uns dieses Auto gegeben: die Seele, den Leib. "Gut ist es und nützlich", hat er gesagt. "Passt darauf auf und tut, was ich gesagt habe!" Es ist zu unserem Vorteil. Wenn ich sage: "Deine Gebote gehen mich nichts an", dann ist nicht Er es, dem es schlecht geht, sondern ich bin es, der den Schaden hat.
Albino Luciani (Papst Johannes Paul I.) in: AveMaria - Gedanken zur Mutter des Herrn; Styria Verlag Graz, Wien Köln; AD 1996; S. 57/58 (s. Quellen)
Bild: Bergpredigt im Schwarzwald; Rudolf Yelin d. Ä. (1864–1940); wikimwdia commons
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