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Montag, 25. Februar 2013

Neuheit christlicher Freiheit: Wahl zwischen Ehe und Ehelosigkeit um der größeren Liebe willen

"Paulus macht sich freilich keine romantischen Illusionen; er ist realistisch genug, um die konkreten Schwierigkeiten des ehelichen Lebens zu sehen. Er spricht von irdischen Nöten, die es mit sich bringt (1 Kor 7,28), und er weiß, dass die neue Schöpfung in dieser Welt nur gebrochen und nie ungeteilt (1 Kor 7,34) Wirklichkeit werden kann. Die ganze und ungeteilte Hingabe an die „Sache des Herrn“ ist nach ihm in der freigewählten Jungfräulichkeit möglich (1 Kor 7,25-38). Sie ist ein eigenes Charisma (1 Kor 7,7), ein neben der Ehe anerkannter eigener Stand.

Dass Frauen und Männer aus bisherigen sozialen Rollenzwängen ausbrechen können und ihr Frau- und ihr Mannsein in neuer Weise leben können, die nicht Eigenbrötelei und nicht individualistisches Junggesellentum ist, ist Ausdruck der Neuheit christlicher Freiheit, die in der Liebe wirksam wird (Gal 5,6). Sie erlaubt, ganz für den Herrn und ganz für andere da zu sein. Diese Befreiung aus sozialen Zwängen hat in der jungen Christenheit offensichtlich viele Frauen vor allem aus höheren Ständen angezogen und zum Christentum hingezogen.

Die Möglichkeit des um der größeren Liebe willen freigewählten Unverheiratetseins hat Rückwirkungen für ein neues Verständnis des Verheiratetseins. Das Verheiratetsein ist nun ebenfalls nicht mehr ein naturnotwendiger biologischer oder soziokultureller Zwang, sondern eine Lebenswahl, die der Freiheit der Kinder Gottes entspringt, und die Ehe wird zu einer Institution der christlichen Freiheit. Dabei sind beide Stände, Ehe und Jungfräulichkeit gegenseitig aufeinander verwiesen. Sie stützen sich gegenseitig, oder beide geraten gemeinsam in Krise, wie wir es gegenwärtig leider erleben... "


Walter Kardinal Kasper; aus dem sehr beachtenswerten Vortrag zum Thema: "Das Zusammenwirken von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche“ am 20.02.2013 in Trier





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