„Außerhalb der Kirche kein Heil.“ An dieser Aussage haben sich seit Menschengedenken die Geister gerieben und die Gemüter erhitzt. Maßlos scheint der Anspruch, bedrückend die Konsequenz zu sein. Man sieht vor sich das Bild der Arche, die einsam über die Sintflut dahinfährt. Sie ist zwar nicht so klein wie die des Noah; eine beträchtliche Anzahl von Menschen hat in ihr Platz gefunden. Aber was ist mit den anderen? Sie bilden die massa damnata, die Masse, die dem endgültigen Verderben ausgeliefert ist...
Der heutige Katholik – und übrigens nicht erst er – hat Schwierigkeiten mit solchen Vorstellungen. Sie kommen ihm arrogant und unmenschlich vor. Er kann und will, wenn er viele Menschen außerhalb der Kirche betrachtet, einfach nicht annehmen, diese seien alle so schlecht, dass sie Verwerfung und Hölle verdient hätten. Nicht zu vergessen die Aussage des Völkerapostels Paulus über den allgemeinen Heilswillen: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Wie sollte das zusammengehen mit einer allein-seligmachenden Kirche, einer einzigen Arche des Heils?
Daher ist man schon seit einiger Zeit dazu übergegangen, den Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen, häufiger aber noch ihn in sein Gegenteil zu wenden: Außerhalb der Kirche ist sehr wohl Heil! Überhaupt sind die Theologen davon abgekommen, anderen christlichen Konfessionen und nichtchristlichen Religionen ihren Wert als Heilswege abzusprechen. Diese enthalten doch so viel Ehrenwertes und Kostbares, das uns mit Hochachtung statt mit Verachtung erfüllen muss! Und weshalb sollten nicht auch humanistische Atheisten, die oft weitaus angenehmer und hilfsbereiter sind als manche bigotten Katholiken, zur Vollendung in Gott finden können?
Gewichtige Fragen und Einwände wie diese werden der Lehre von der heilsnotwendigen Kirchenzugehörigkeit schon seit geraumer Zeit entgegengeworfen. Dennoch hält das römische Magisterium an ihr fest. So führt auch der 1992 veröffentlichte sog. Weltkatechismus das Wort „Außerhalb der Kirche kein Heil“ – das übrigens auf eine ähnliche Formulierung in einem Brief des heiligen Cyprian von Karthago (+ 258) zurückgeht – an, ohne Fragezeichen, aber nicht ohne nachfolgende Erklärung (Nr. 846).
Damit stellt sich der Katechismus in eine kontinuierliche Linie, die sich über die einschlägigen Aussagen des neuzeitlichen, mittelalterlichen und antiken Lehramtes der Kirche zurückverfolgen lässt bis zu Worten der Apostel und des Herrn selbst. Man denke hier nur an die Strenge des Taufbefehls (Mk 16,16: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“). Oder daran, dass sich an der Haltung gegenüber den Gesandten, d.h. den konkreten Kirchenvertretern, die Stellung zu Jesus entscheidet (Lk 10,16: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat.“).
Damit stellt sich der Katechismus in eine kontinuierliche Linie, die sich über die einschlägigen Aussagen des neuzeitlichen, mittelalterlichen und antiken Lehramtes der Kirche zurückverfolgen lässt bis zu Worten der Apostel und des Herrn selbst. Man denke hier nur an die Strenge des Taufbefehls (Mk 16,16: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“). Oder daran, dass sich an der Haltung gegenüber den Gesandten, d.h. den konkreten Kirchenvertretern, die Stellung zu Jesus entscheidet (Lk 10,16: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat.“).
Bevor wir in der Fortsetzung dieses Artikels auf die Frage nach der Rettung von Menschen außerhalb der sichtbaren Kirche eingehen werden, müssen wir uns darüber klarwerden, weshalb denn die Zugehörigkeit zu ihr durch Taufe, Glauben und Anerkennung der Amtsträger heilsnotwendig sein soll. Ist es nicht reichlich willkürlich, ausgerechnet solche Bedingungen aufzustellen? Ist nicht das Herz des Menschen entscheidend, sein guter Wille, seine Lebensweise – mehr die Orthopraxie als die Orthodoxie, d.h. mehr das rechte Tun als die Rechtgläubigkeit?
In derartigen Gedanken verkennt man Jesus Christus, die Kirche und die Verbindung beider. Zu Nikodemus spricht der Herr das geheimnisvolle Wort: „Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“ (Joh 3,13) Das heißt doch, dass unter allen Menschen nur Er selbst aus dieser Welt in die himmlische Herrlichkeit aufsteigen konnte. Wer daher zum Vater gelangen will, der vermag es ausschließlich durch Ihn (Joh 14,6), ja in Ihm. Er muss, wie Paulus erklärt, durch die Taufe in Christus hinein sterben, um in Ihm zu leben und mit Ihm aufzuerstehen (vgl. Röm 6).
Die Weise aber, wie wir in Ihm sein und leben können, ist keine andere als die der Zugehörigkeit zu Seiner Kirche, mit der sich Jesus so sehr gleichsetzt, dass Er dem Kirchenverfolger Paulus zuruft: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4) Weil die Kirche wahrhaft Sein Leib ist, deshalb wird nur, wer diesem eingegliedert ist, auch durch, mit und in ihm auferstehen zum ewigen Heil.
Wollte die Kirche den anstößigen Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ aufgeben, so käme das nicht nur einem Verrat an der eigenen Lehrüberlieferung gleich. Es wäre darüber hinaus eine Verleugnung ihres eigenen Wesens und letztlich dessen, der ihr Haupt und dessen Leib sie ist. Daher gilt, bei aller Erklärungsbedürftigkeit dieser Formulierung, weiterhin und für alle Zeiten, dass außerhalb der Kirche kein Heil ist!
Fortsetzung:
Extra Ecclesiam nulla salus (2)
Fortsetzung:
Extra Ecclesiam nulla salus (2)
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
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