Freitag, 16. November 2012

Die Zeichen der Zeit erkennen - Lethargie der Glaubenswächter


"Eine der erschreckendsten Krankheiten, die heute in der Kirche weit verbreitet sind, ist die Lethargie der Wächter des Glaubens in der Kirche.

Ich denke hier nicht an jene Bischöfe, die Mitglieder der „Fünften Kolonne" sind, die die Kirche von innen her zerstören oder in etwas ganz anderes umwandeln wollen, was der Zerstörung der wahren Kirche gleichkommt.

Ich denke an die viel zahlreicheren Bischöfe, die keinerlei solche Intentionen haben, die aber, wenn es sich um das Einschreiten gegen häretische Theologen oder Pfarrer handelt oder gegen eine blasphemische Verunstaltung des Kultes - keinerlei Gebrauch von ihrer Autorität machen.

Sie schließen entweder die Augen und versuchen durch eine Vogelstrauß-Politik die schweren Missstände zu ignorieren sowie den Appell, der an ihre Pflicht einzugreifen ergeht.

Oder aber sie fürchten, von der Presse oder den Massenmedien angegriffen und als reaktionär, engherzig, mittelalterlich verschrien zu werden. Sie fürchten die Menschen mehr als Gott. Von ihnen gilt das Wort des heiligen Don Bosco: „Die Macht der Bösen lebt von der Feigheit der Guten".

Gewiss, die Lethargie der Inhaber einer autoritativen Stellung ist eine auch außerhalb der Kirche weit verbreitete Zeitkrankheit. Man findet sie bei den Eltern, bei Präsidenten von Universitäten, Colleges und unzähligen anderen Organisationen, bei Richtern, Staatsoberhäuptern u. a.

Aber dass diese Krankheit auch in die Kirche eingedrungen ist, ist eines jener furchtbaren Symptome dafür, dass der Kampf gegen den Geist der Welt unter dem Schlagwort des „aggiornamento" durch ein Mitschwimmen mit dem Zeitgeist ersetzt worden ist.

Man muss an den Mietling denken, der seine Herde den Wölfen überlässt – wenn man an die Lethargie so vieler Bischöfe und Ordensoberen denkt, die selbst noch orthodox (1) sind, aber nicht den Mut haben, gegen die flagrantesten Häresien und Missbräuche aller Art in ihren Diözesen oder in ihrem Orden einzuschreiten."


(1) Wir verstehen unter orthodox den Glauben an die unverfälschte offizielle Lehre der Heiligen Kirche, die die vom Heiligen Geist beschützte authentische geoffenbarte Wahrheit darstellt. In keiner Weise meint der Ausdruck orthodox die Zugehörigkeit zur schismatischen östlichen Kirche.

aus: Dietrich von Hildebrand, Der verwüstete Weinberg; AD 1973; S. 17f (s. Quellen)


Fortsetzung HIER



1 Kommentar:

  1. Ja wie wahr. Als ich noch auf dem Weg zum katholischen Kirche war, saß ich einmal durch "Zufall" am Tisch eines gerade frisch ernannten Bischofs, dessen größte Angst war, ob er von der Presse und seinen Mitbrüdern demnächst angegriffen würde.

    Das werde ich nie vergessen. Damals war ich schon schwer erstaunt, aber heute frage ich mich, warum er die Ernennung überhaupt angenommen hat.
    Nun, es hat ihn in den ganzen Jahren niemand angegriffen, weil er bis heute schweigt.
    Ich frage mich immer, ob die heutigen Bischöfe oder auch Priester auch mal die Kirchenväter oder Kirchenlehrer lesen, was diese glauben, was Gott beim Gericht zu solchen Priestern oder gar Bischöfen sagen wird, nämlich: "Ich kenne Dich nicht, du unnützer Knecht!"
    Davor sollte man doch viel mehr zittern als vor Menschen oder nicht?

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