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Dienstag, 27. November 2012

"CREDO - ich glaube" - Eine kleine unvollständige Betrachtung über ein vielsagendes Wort

Ich glaube. Das ist – zunächst einmal – weder etwas Positives noch etwas Negatives.

Jeder Mensch glaubt etwas, muss an etwas oder jemandem glauben. Undenkbar, dass er alles noch einmal selbst entdecken und alles neu erfinden könnte oder dass er ohne Vertrauen in das, was andere vor ihm entdeckt haben oder andere ihm versprechen, sein Leben gestalten könnte.

Wie schon angedeutet hat “glauben”, in welcher Form auch immer, mit Vertrauen zu tun. Hier stellen sich nun die Fragen: WEM vertraue ich und WAS glaube ich, damit mein Glaube nicht ins Leere läuft, sondern damit mein Leben – und das der anderen – funktioniert und (s)einen Zweck erfüllt. Dieser Zweck, das werden wir später sehen, ist das Heil, mein eigenes nämlich und das der anderen.

Wenn es niemanden gibt, der “nichts” glaubt, dann gibt es also vieles, an das ich glauben könnte. Und aus Erfahrung weiß ich, dass tatsächlich viele etwas anderes glauben als ich selbst. Ich muss mich für einen Glauben entscheiden. Ich will nur das glauben, was wirklich wahr ist, möglichst nah will ich der Wahrheit kommen denn sie allein erscheint mir wirklich erstrebenswert, wichtig und eine “gute Sache”. Alles andere ergibt sich daraus.

In der (Natur-)Wissenschaft werde ich den Wissenschaftlern, den Fachleuten für dieses Gebiet, vertrauen. Freilich gibt es hier seriöse und weniger ernstzunehmende Leute. Welchen ich vertraue und auf welche ich meine Hoffnung setze, dass ihre Forschungen am ehesten mit der Wahrheit übereinstimmen und deshalb einen wahren Fortschritt bedeuten, das bleibt mir überlassen. Gibt es einen anderen letzten Maßstab als die Wahrheit?

Ich kann mich nicht überall und mit allem auskennen. Ich muss anderen vertrauen. In der Politik glaube ich am ehesten Menschen, die ich für kompetent halte, von denen ich weiß, dass sie ein großes Wissen haben und meinem als richtig erkannten Weltbild am nächsten stehen, da ich glaube, dass sie am besten abschätzen können, welche Lösungen für bestimmte politische Probleme tauglich sind. In jedem anderen Lebensbereich ist es genauso.

In Geschichte, Naturwissenschaften, auch in der Philosophie usw. bin ich an dem interessiert, was wahr ist. Schein, Illusion und Lüge taugen vielleicht für gute Unterhaltung, aber mein Leben richte ich aus nach dem, was ich als wahr erkenne.

Alles hängt also davon ab, WEM ich glaube und WORAN ich glaube. Das “Glauben” allein ist noch keine gute Sache, zu groß ist die Gefahr des Irr- oder Unglaubens (der eben auch eine Art des Glaubens ist, eines unwahren Glaubens, Mythos). Ich könnte Dawkins glauben und daran, dass es Gott “aller Wahrscheinlichkeit nach” nicht gibt oder ich glaube Herrn Lammert und dass die Unterschiede zwischen protestantischem und katholischem Glauben zu gering sind, als dass sie noch immer eine Kirchenspaltung rechtfertigen.

Auch andere, sogar liebe, Menschen mögen mir einen Glauben (mit-)geben wollen, vielleicht schön verpackt als Geschenk, oberflächlich menschenfreundlich und verführerisch mitmenschlich – es wäre, wenn sie ihn nicht selbst von Gott haben, ein menschlicher Glaube, eine Fabelei, eine Illusion nur.

Auch könnte ich mir selbst etwas aussuchen, zurechtstückeln, was ich glauben wollte. Ein zärtlicher, angenehmer Glaube in schönen Bildern, mit freundlichen Worten und schönen Gefühlen. Ein “Glaube”, den ich mir ganz individuell gestalte und der sehr kreativ und betont intellektuell daherkommt. Wenn dieser dem Wort des liebenden und gerechten Gottes,  Seiner Offenbarung an uns Menschen, engegensteht, es wäre vergebliche Liebesmüh und letzlich nur eine Selbsttäuschung. Allein die Wahrheit ist das Maß.

Erst dann, wenn ich den wahren Glauben glaube, erst dann ist Glaube wirklich ein Geschenk: das (Gnaden-) Geschenk Gottes.

Wir kennen das Wort des hl. Apostel Paulus aus dem Brief an Timotheus:
Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. 2.Tim 4,4
Zurück zum “ich glaube” des apostolischen Glaubensbekenntnisses:
An dieser Stelle im “Credo” bedeutet 'glauben' "nicht 'meinen, dafürhalten, wähnen', sondern hat, wie die Heilige Schrift lehrt, den Sinn einer zweifellosesten Zustimmung, derzufolge die Erkenntnis dem seine Geheimnisse offenbarendem Gott fest und ohne Schwanken zustimmt. Daher glaubt nur der (und dies gehört zur Erklärung dieser Stelle), welcher etwas ohne jeden Zweifel für gewiss und ausgemacht annimmt." (1)


(1) Vgl. Katechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient, I,2,2


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Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. 1.Tim 2,4

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Hinweis:
Dieser Beitrag ist Teil eines größeren Projektes einiger Blogger zu dem von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen "Jahr des Glaubens", nämlich einem offenen Gemeinschaftsblog ("Das JA des Glaubens"- Bloggerbekenntnisse). Dieser Blog beschäftigt sich in vielfältigen Ansätzen mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, im Monat November konkret mit dem ersten Wort: "Credo".


9 Kommentare:

  1. Kein Zweifel? Wirklich nicht? Absolute Gewißheit? Klingt nach protestantischer Selbstrechtfertigung: Ich und mein Gott, wir beide!

    Intolerant ist, wer meint, sich in seinen Glaubensüberzeugungen selbst genügen, ihn also als Privatsache kultivieren zu können. Der ernsthaft Gläubige ringt beständig mit dem Zweifel, ob die Wahrheit nicht doch ganz anders sei, und zwar umso quälender, je intensiver er sich um Frömmigkeit bemüht (s. zahllose Hagiographien). Der Unterschied zum Wissen besteht ja darin, daß ich diesen Zweifel nicht bekämpfen kann, indem ich die Elemente spekuliere. Es gibt kein beliebig oft wiederholbares Experiment, das mir die Sinnfrage (mit akzeptabler Wahrheitswahrscheinlichkeit) beantworten könnte. Gewißheit zieht der Gläubige darum einzig aus dem gemeinsamen Bekenntnis der Vielen (Papst Benedikt in Freiburg: "Niemand kann glauben, wenn er nicht durch den Glauben der anderen gestützt wird, und durch meinen Glauben trage ich wiederum dazu bei, die anderen in ihrem Glauben zu stärken.") Religiös organisierter Glaube maximiert diesen Effekt, da (und soweit) er die Reinheit der Lehre garantiert. Auf dem Markt der religiösen Angebote erscheint daher diejenige Religion besonders attraktiv, die in Raum (Weltkirche und Mission!) und Zeit (Jahrtausende überdauernde Tradition!) möglichst umfassend agiert, wobei natürlich eine widerspruchsfreie Theologie als Grundbedingung für "Marktreife" vorausgesetzt wird. Dieser, ihrer Aufgabe wird eine Kirche nur gerecht, soweit sie den Anspruch nicht aufgibt, ewige Wahrheiten zu verkünden, welche - einmal durch Inspiration aufgefunden und nach zähem Ringen in begrenzte menschliche Sprache einformuliert - in sich notwendigerweise nicht verhandelbar, höchstens erweiterbar im Rahmen der Konsistenz sind.

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  2. Äh, "protestantische Selbstrechtfertigung"?

    Ich glaube, da bekämen Sie aber RICHTIG Ärger mit Protestanten, die das ihre ernstnehmen, Herr Volkmar. Das ist nämlich ziemlich akkurat das, was deren überzeugtere (oder ehrlichere?) Kreise gerade uns Katholiken vorwerfen... Natürlich zu unrecht und mit Frischer Wind hat es eh nichts zu tun.

    Mit einem "Markt" hat der schöne Beitrag übrigens auch nichts zu tun und schließlich bezweifle ich, ob Ihr, wie mir scheint, sehr subjektzentrierter Begriff vom "Zweifeln" etwas mit demjenigen zu tun hat, der aus dem zitierten Katechismus spricht, und den sich Frischer Wind insofern zu eigen gemacht hatte.

    Merke: Subjektives Unvermögen von Fall zu Fall hindert ncht an der Wahrnehmung und dem, insofern "zweifelsfreien", Für-richtig-und -wahr-halten" objektiv geoffenbarter (Galubens-) Tatsachen.

    Gereon Lamers

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  3. @JoVolkmar
    Jetzt mal bei Tageslicht betrachtet:
    Sie haben offenbar ein Verständnis von Glaube und Glaubensgemeinschaft, das ein ganz anderes ist als das der katholischen Glaubensgemeinschaft.

    Die katholische Kirche ist von Christus gebaut auf Petrus, dessen Nachfolger der Papst ist. Der Glaube der Kirche ist wahr, gegründet "auf das Wort Gottes, das nicht lügen kann" und er ist kein Produkt irgendwelcher "aufgefundener Inspirationen".

    Sie meinen:
    "Gewißheit zieht der Gläubige darum einzig aus dem gemeinsamen Bekenntnis der Vielen."

    Aus katholischer Sicht ist es so, dass der Gläubige aufgrund der Autorität Gottes glaubt, der die Wahrheit selbst ist. Der Glaube ist ein übernatürliches Gnadengeschenk Gottes und eine Folge der Vernunft.
    Glaube ist keine Massenpsychose, wie Sie das darstellen (jedenfalls verstehe ich Sie so). Der Gläubige entscheidet sich in Freiheit für oder gegen Gott, für oder gegen sein Heils- und Liebesangebot. Er antwortet der Liebe Gottes oder er versteckt sich vor Gott.
    Mit absonderlichen "Marktreife-Theorien" oder Effekt-Maximierungen" hat das allerdings nichts zu tun.

    Das Glaubensbekenntnis s. hier:
    http://www.kathpedia.com/index.php?title=Apostolisches_Glaubensbekenntnis
    oder auch in etwas ausführlicherer Fassung:
    http://www.30giorni.it/articoli_supplemento_id_18076_l5.htm)

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  4. Zurück ins Dunkel der Nacht; bei Tage widme ich mich den profanen Dingen.

    Tja, je nachdem, wer gerade zuhört, erscheine ich als Häretiker oder als Ultramontanist, werde für einen Sonderling oder einen Extremisten gehalten. Und sage doch immer nur dasselbe; aber wer Ohren hat, der höre - auch richtig zu.

    Nicht die Inspiration ist aufgefunden, sondern die Wahrheit, und zwar durch Inspiration (http://www.vatican.va/archive/DEU0035/__PV.HTM). Und wurde dann in menschliche Sprache gekleidet, damit auch uns Nachgeborenen die Wahrheit als Worte der Schrift geoffenbart werde. Freilich kann die Schrift nie die ganze Wahrheit explizite darlegen, denn ihre Sprache gehört ganz dem Horizont des menschlichen Seins an, welches dem göttlichen Sein zwar sehr ähnlich, aber doch zugleich unendlich unähnlich ist (inter creatorem et creaturam non potest tanta similitudo notari, quin inter eos maior sit dissimilitudo notanda). Insofern ist es statthaft und kein Sakrileg, wenn wir Menschen Aussagen machen über Gott, ihn mit unseren schwachen Geisteskräften zu verstehen uns bemühen, weil wir, obwohl wir ihm damit natürlich keineswegs gerecht werden können, seine Würde dadurch doch nicht schmälern können. Das heißt, wir Menschen können selbsttätig (aber durch Gebrauch der von Gott gegebenen Kräfte und ermutigt und bestärkt durch das Wirken des Hl. Geistes, also inspiriert) Aussagen über Gott machen, die richtig und zutreffend sind - einerseits, jedoch zugleich noch viel mehr unzutreffend. Dieses Unzutreffende zu bezeichnen, gelingt uns indes nicht, denn bewegen wir uns mit den zutreffenden Aussagen im Bereich des Endlichen, so würden Aussagen über das Unzutreffende ins Unendliche zielen, das uns endlichen Geschöpfen - vorerst jedenfalls - unerreichbar bleibt.

    (...)

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  5. (...)

    Der Zweifel, die Anfechtung ist dem Glauben immanent. Man kann die Anfechtung bestehen, den Zweifel aushalten, ohne vom Glauben abzufallen; das ist Tapferkeit. Und wird uns dereinst, so hoffe ich, gegen unsere vielen Unzulänglichkeiten und Schwachheiten als Haben angerechnet. Wobei damit nicht gesagt sein soll, daß wir uns mit solchen Werken des Glaubens und der Liebe die Erlösung erarbeiten könnten. Aber mit jedem Mal, wo wir standhaft geblieben sind, wo wir Treue gezeigt haben, wo wir verkündigt haben durch Wort und Liebeswerk, da haben wir recht eigentlich um Gnade gefleht. Denn vor dem Richterstuhl gibt es kein Bitten mehr. Aber bitten muß ich doch, damit Gott sich meiner erbarmen kann. Nicht, daß er über seine Gnade nicht absolut souverän verfügen könnte; aber ich muß sie annehmen wollen, und meine Bitte, mein Flehen um Erbarmen ist genau der Ausdruck dieses Wollens.

    Uns ist indes nur die Zeit von der Geburt bis zum Tode gegeben, uns auf den rechten Weg zu machen. Der Ruf: Kehrt um! heißt doch aber nichts anderes, als daß, verschiedene Wege zu testen, zunächst erlaubt ist. Wir dürfen suchen, und sollen schließlich finden, so wie der verlorene Sohn mit (nicht entgegen) dem Segen des Vaters auszog und endlich in die geöffneten Arme des Vaters zurückkehren durfte. Darum hat Gott uns die Freiheit geschenkt. Nur, welcher Weg ist der richtige? Wie oft stehen wir am Kreuzweg und wissen nicht, welche Richtung wir einschlagen sollen! An jeder Einmündung steht ein Prophet, der uns einlädt, seinem Weg zu folgen, denn dieser führe sicher zur Wahrheit und zum Leben. Das ist der Markt, auf dem die Angebote ausliegen. Erst wenn wir uns fest entschieden haben, erscheinen die übrigen Offerten wie eitler Tand.

    Und dennoch kann uns die Entscheidung auch späterhin noch reuen; wenn nicht, wie könnten wir dann auf falschem Wege umkehren? Denn wir wissen nicht, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind, wir glauben es - mal mehr, mal weniger. Phasen der festen Überzeugung wechseln mit solchen der Prüfung. Wären wir allezeit fest und unerschütterlich, also zweifellos, gäbe es überhaupt keine Prüfung. Daß die Kirche aber die Versuchung sehr wohl kennt, werden Sie wohl nicht bestreiten wollen. Mithin anerkennt sie auch den Zweifel im Glauben und damit die Notwendigkeit, Stärkung im Glauben zu erbitten. Natürlich erbittet sie diese von Gott. Aber wodurch erfährt sie der einzelne Gläubige? Wie Papst Benedikt sagte: durch das gegenseitig ermunternde Beispiel der Mitgläubigen. Bezeichnend, daß Sie auf diesen Satz gar nicht eingehen; denn Ihre Argumentation gegen den Papst verträgt sich nicht gut mit der Papsttreue-Stilisierung.

    Im Unterschied zum protestantischen Verständnis von Kirche geht nach unserer, katholischer Überzeugung die Kirche aus Jesus Christus selbst hervor und gehört als mystischer Leib ihm selbst an. Sie setzt sich damit in ununterbrochener apostolischer Folge von Petrus bis Benedikt und den heutigen Bischöfen fort und umfaßt damit eine über 2000-jährige Tradition. Es sind eben nicht nur die gerade zufällig mitfeiernden Getauften, die lokale, autonome Gemeinde (u. U. also auch ich ganz allein mit meinem Gott), sondern alle jetzt überall lebenden sowie alle vormals gelebt habenden, nunmehr vorausgegangenen gläubigen Katholiken, welche diesen Leib bilden, dessen Haupt Christus ist. Deshalb bietet diese allumfassende Kirche das höchste Maß an gegenseitiger Bestärkung, jedoch nur solange sie einig ist im Glauben. Darum haben Schismen gravierendere Auswirkungen auf die Kirche als den geheiligten Leib Christi denn vereinzelte sündhafte Fehlentwicklungen innerhalb der Kirche und ihrer Glieder. Hierin liegt der tiefere Grund, warum ich für religiös organisierten Glauben plädiere, im Gegensatz zur sich aufgeklärt gebenden Privatseligkeit.

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    1. "...je nachdem, wer gerade zuhört, erscheine ich als Häretiker oder als Ultramontanist..." Nun, das Schicksal teilen wir dann wohl.

      Werter JoVolkmar,

      bei vom Schnee noch zusätzlich erhelltem Tageslicht betrachtet:
      Da scheine ich (aber sie sehen ja, nicht nur ich) Sie ordentlich missverstanden zu haben. Das tut mir leid. Vielleicht lag es daran, dass Sie hier einen Kommentar hinterlassen haben, den Sie bereits vor mehr als einem Jahr schon in der FAZ (und vielleicht zuvor auch schon anderswo?) veröffentlicht hatten, und der also insofern tatsächlich nichts mit meinem obenstehenden Beitrag zum "Credo" zu tun hatte - bis auf die diesem vorangestellten beiden Zeilen, die, ich gebe es gerne zu, mich sehr ratlos gemacht haben, denn ich sehe (noch immer) nicht, wo Sie in dem Text eine "protestantische Selbstrechtfertigung" oder (aus Ihrem neuen Kommentar) eine "sich aufgeklärt gebende Privatseligkeit" herauslesen. Diese Haltungen liegen mir sicher so fern wie Ihnen, so wie ich Sie jetzt (hoffentlich besser) verstehe.
      Aber das nur zur vorweg.

      Zu Ihren neuen beiden Kommentaren möchte ich mich meinem anonymen Vorkommentator anschließen. Ausgezeichnet!

      "Zweifel", ein Thema, dass sich unausweichlich aufdrängt, wenn von "Glaube" die Rede ist...
      Dennoch bleibe ich dabei, dass ich im "Credo" meinen Glauben ohne den leisesten Zweifel bekenne(n soll), eben weil ich im Moment des Bekennens ganz darauf ausgerichtet bin, jedem Glaubensartikel des Credos und allem was wahr ist und die Kirche zu glauben vorlegt, zuzustimmen.
      Um diesen "Glaubensakt", diesen Moment (!), geht es in meinem kleinen Beitrag.

      Ihre Ausführungen zum Thema Glauben (und Zweifel) sind sehr schön und ich habe ihnen nichts mehr hinzuzufügen. Vielen Dank dafür. Allerdings würde ich mir wünschen, dass Sie Ihren obengenannten Vorwurf noch einmal überdenken...

      Ich habe mir erlaubt, einen Teil Ihres Kommentars auf dem Gemeinschaftsblog zu zitieren, wo wir auch um dieses Thema gerungen haben (bzw. noch ringen):
      http://www.das-ja-des-glaubens.de/?p=412

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  6. Vorsicht mit dem Lichte! Der Photograph weiß, daß starke Beleuchtung bloß die Oberflächen betont. Willst du aber diese äußere Hülle durchstoßen, um in die Tiefe vorzudringen, dann suche die Dunkelheit! Mit abnehmendem Schlaglicht beginnt die Oberfläche dünner und durchlässiger zu werden, und in der absoluten Finsternis löst sie sich vollends auf.

    Lieber Frischer Wind!

    Die Bestätigung im Glauben, von der ich schrieb, - ich komme von Zeit zu Zeit auch hierher, um sie bei Ihnen zu finden. Denn ich war sicher, der Wind weht - nicht stürmisch bewegt, böig aufwallend und sich gelegentlich überschlagend, vielmehr ruhig, aber stetig und fest von Rom her, so daß sich mein Windfähnchen immer wieder ausrichten konnte. Jetzt, aber, las ich diesen Essay, und mußte befürchten, der Wind habe sich in ein unbestimmtes Küseln gewandelt. Ich meinte daher, mein Schweigen aufgeben zu müssen und zu sagen, was ich zu sagen pflege, wenn mir jemand entgegentritt mit der Behauptung, er stehe fest im Glauben und wanke nicht, sei mit seinem Gott im Reinen und bedürfe weder der Anleitung von oben noch der Stützung von unten.

    Sie sind dem kleinen Hinweis gefolgt und haben entdeckt, bei welcher Gelegenheit ich versuchte, solchen Menschen die Haltlosigkeit ihrer Argumentation aufzuzeigen. Daß ich nun bei Ihnen mit beinah denselben Worten auftrete, darum werden Sie mir hoffentlich nicht ernsthaft böse sein. Die Zeichenbegrenzung in den Kommentarspalten zwingt zu äußerster Verdichtung der Gedanken in treffender Formulierung. Ich hielt die meine für einigermaßen gelungen und habe sie daher hier einfach wiederholt, weil ich annahm - annehmen mußte, daß Sie, die Sie doch immer als profunder Kenner der Materie hervorgetreten sind, meinen Wink ohne weiteres verstehen würden, und konnte ja nicht ahnen, daß Sie gleich so in Harnisch geraten würden. Denn es ist eines, in der eher behüteten Sphäre der Blogoezese zu schreiben, wo man im Grunde auf Wohlwollen und gegenseitige Bestätigung rechnen darf, und ein ganz anderes in Foren, wo Liberale oder gar Libertäre dominieren, denen ihre persönliche Freizügigkeit und Freiheit von jeglicher autoritärer Instanz das höchste Gut bedeutet.

    In Zeiten, in denen Religion für alles Übel in der Welt verantwortlich gemacht wird, weil sie rückwärts gewandt sei, Aufklärung verhindere oder gar bekämpfe und durch Ausübung ihrer geistliche Macht den Menschen in Knechtschaft halte und zu bösen Taten verleite, kommt es mir besonders darauf an zu zeigen, daß die 3 fundamentalen Fragen menschlicher Existenz: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was ist der Sinn meines Lebens? aus eigener Kraft heraus nicht abschließend beantwortet werden können, sondern (eine notwendig prekär bleibende) Gewißheit nur aus der Gemeinschaft mit Gleichdenkenden gezogen werden kann, und daß dies der eigentliche Zweck jedweder Religion ist (unabhängig vom je inneren, absoluten Wahrheitsanspruch).

    Leider haben Sie eine Stelle hinüber gezogen, die diesen Gedanken gerade nicht ausführt, statt dessen skizzenhaft zeigt, wie ich das Rechtfertigungsproblem lösen würde, wenn denn die protestantische Seite ernsthaft an einer Lösung interessiert wäre. Nach kurzem Stöbern drüben habe ich festgestellt, daß zwar viele wichtige Aspekte des Nexus behandelt wurden, mein Punkt aber in dieser Deutlichkeit noch nicht. Ich habe im übrigen den Eindruck, daß viele Mißverständnisse auf der doppelten Bedeutung von Glauben beruhen, nämlich einmal als Tätigkeit des Glaubenden (wo der Zweifel angreift) und ein andermal als Inhalt, als das Geglaubte (das aus sich heraus den unbedingten Anspruch auf Wahrheit erhebt).

    Lieber Frischer Wind, vielleicht werde ich einmal das Vergnügen haben, ausführlicher mit Ihnen über diese Dinge sprechen zu können. Bis dahin werde ich die Freude genießen, mir Ihre immer wieder interessanten Fundstücke und auch Ihre eigenen Gedanken durchzulesen. Sie machen mir damit, seien Sie überzeugt, ein wertvolles und kostbares Geschenk, zumal ich Ihren Charakter zu schätzen weiß und die leuchtenden Spuren Ihres reichen Talentes mit Bewunderung verfolge.

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    1. "... daß viele Mißverständnisse auf der doppelten Bedeutung von Glauben beruhen". So ist es wohl.

      Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte und Ihre interessanten Ausführungen.
      So manches werde ich davon sicher noch betrachten.
      Gerade der Gedanke des "religiös organisierten Glaubens", wie sie schreiben, ist bedekenswert...

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