Von P. Bernward Deneke FSSP
Wir müssten eigentlich darüber lachen, wäre es nicht so traurig: Da nennen Eltern ihre Kinder Pumuckl, Winnetou oder Tarzan, und die zuständigen Behörden gewähren wohlwollend die Zustimmung. Auch das Ansinnen, dem Töchterlein den Namen Himmelsblau zu geben, wurde einem Berliner Paar nicht verwehrt. Vor dem Schritt allerdings, Rumpelstilzchen oder Whisky als Vornamen anzuerkennen, schreckten die Ämter bisher noch zurück…
„Name ist Schall und Rauch“, könnte man einwenden. „Ist doch egal, wie einer heißt, wenn’s ihm nur gefällt.“ Ja, wenn es dem Namensträger (und nicht nur den Namensgebern) auch wirklich gefällt. Aber genau hier liegt das Problem! Und es ist nicht der einzige Grund, der gegen solche Namen spricht.
Nicht erst die Marktforscher, die um die hohe Bedeutung eines Produktnamens wissen, können uns darüber belehren, dass Name eben nicht Schall und Rauch ist. Mehr und Wesenhafteres haben uns die Lehren menschlicher und göttlicher Weisheit darüber zu sagen. So begegnen wir in der Heiligen Schrift Gott selbst als Namensgeber erwählter Menschen. Entweder bestimmt Er deren Namen von Anfang an, oder Er nimmt später eine vielsagende Namensänderung vor.
Ihren Gipfel erreicht diese Entwicklung beim menschgewordenen Gottessohn: Maria wird vom Erzengel Gabriel angewiesen, ihr Kind Jesus zu nennen (Lk 1,31). Und Joseph erhält ebenfalls den Auftrag, Ihm den Namen Jesus zu geben, „denn Er wird Sein Volk von seinen Sünden erlösen.“ (Mt 1,21)
Wichtig ist in diesem Satz das Wörtlein „denn“. Es stellt eine innere Verbindung her zwischen dem Namensträger und dem, was Er tun wird. Tatsächlich stimmt im Fall Jesu ja beides vollkommen miteinander überein, Seine Sendung als Erlöser und der Name mit der Bedeutung „Gott rettet“. Ein Name also, der nicht Schall und Rauch ist, sondern göttliches Programm!
Man versteht, warum im Neuen Testament so sehr auf diesem Namen insistiert wird, denn es ist ein „Name, der über allen Namen steht, auf dass im Namen Jesu sich jedes Knie beuge im Himmel und auf Erden und in der Unterwelt“ (Phil 2,9f.). „In Ihm allein ist Heil, denn es ist den Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den sie das Heil erlangen sollen“ (Apg 4,12). So mächtig ist dieser Name, dass durch ihn Heilungen geschehen (z.B. Mt 7,22; Apg 3,6).
Deshalb auch verleiht Jesus denen, die „an Seinen Namen glauben“, die Macht von Gotteskindern (Joh 1,12), während der Ungläubige schon gerichtet ist, „weil er an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat“ (Joh 3,18).
Die Namen-Jesu-Verehrung der Christenheit hat also ihr festes biblisches Fundament. So die Kopfverneigung, die der Priester in der überlieferten Form der römischen Messe bei jeder Nennung des heiligen Namens macht. So auch das sogenannte Jesugramm („IHS“), mit dem im Gefolge des hl. Bernardin von Siena viele Frommen ihre privaten Besitztümer und öffentlichen Gebäude zierten. („IHS“ sind ja die ersten drei Buchstaben des Namens Jesu in griechischer Schrift, während die schöne Deutung als „Jesus, Heiland, Seligmacher“ eine spätere Entwicklung darstellt, die wohl so nur in unserer Sprache funktioniert.)
Im Gegensatz zu spanischsprachigen Völkern schrecken wir davor zurück, Kinder auf den Namen Jesus zu taufen. Aber es muss uns klar sein, dass nicht allein dieser Name mehr ist als „Schall und Rauch“. Auch andere christliche Namen tragen durch ihre Bedeutung oder wenigstens durch frühere, heilige Namensträger eine Art Programm in sich. Einem Menschenkind, das in der Taufe zum Gotteskind erhoben wird, steht ein solcher Name wirklich zu!
Es ist wahr, dass auch Namen mancher großer Heiliger dem Heidentum entstammen. So leitet sich z.B. Martin von dem römischen Kriegsgott Mars her. Doch haben diese Menschen ihre Namen gleichsam für künftige Geschlechter geheiligt und in sie eine Verheißung gelegt, die man in Pumuckl oder Tarzan bei bestem Willen nicht wird finden können, von dem Namen Whisky ganz zu schweigen… Arme, gestrafte Kreaturen, die unter einer solchen Schnapsidee ihrer Eltern vielleicht ein ganzes Leben lang leiden müssen! Wahrlich, durch eine gläubige, liebevolle Verehrung des Namens Jesu könnten viele Torheiten vermieden werden.
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen