Von P. Bernward Deneke FSSP
Nicht nur einmal wurde im Rahmen des interreligiösen Dialoges der Vorschlag unterbreitet, die Christen sollten auf ihre Sonderlehre von der Dreifaltigkeit Gottes verzichten. Sie bilde ein trennendes Hindernis zu den anderen monotheistischen Religionen, zu Judentum und Islam.
Für die meisten Gläubigen und ihr religiöses Leben habe sie ohnehin keine Bedeutung. Die spitzfindigen theologischen Unterscheidungen zwischen göttlicher Natur und göttlichen Personen könne der Durchschnittschrist nicht nachvollziehen, und die Gleichung 3=1 leuchte ihm auch nach ausführlichem Religionsunterricht und langen Predigten nicht ein.
Entscheidend sei doch, dass man an den einen Schöpfergott, an Seine Güte und Liebe glaube. Von dieser Basis aus könne man dann mit Juden und Muslimen jenes gemeinsame Zeugnis ablegen, das angesichts des anwachsenden Atheismus immer notwendiger werde.
Leider kann man nicht bestreiten, dass vielen Christen der Zugang zum Mysterium der Dreifaltigkeit fehlt, dass es folglich auch in ihrem Leben kaum eine Rolle spielt. Deshalb aber die Lehre abschaffen zu wollen, erinnert an den Gedanken, die allzu komplizierten Innereien eines Computers zu entfernen, weil diese dem gewöhnlichen Benutzer nichts oder nur wenig sagen. Sehr schnell müsste nach vollbrachter Tat auch der technisch unkundigste Anwender einsehen, wie töricht dieser Verzicht war...
Die Bedeutung unseres Dreifaltigkeitsglaubens mag ein erdachtes Gespräch veranschaulichen, das eine Mutter mit ihrem unnachgiebig fragenden Kind führt:
Sohn: „Mutter, was hat denn Gott eigentlich getan, bevor Er die Welt erschaffen hat?“
Mutter: „Das ist ein großes Geheimnis. Jedenfalls war Er damals noch ganz allein.“
Sohn: „Ganz allein? Das muss aber sehr traurig und langweilig für Ihn gewesen sein…“
Mutter: „Nein, keineswegs. Der liebe Gott ist nämlich auch mit sich allein ganz zufrieden.“
Sohn: „Mit sich allein zufrieden? Ist Gott denn ein Egoist?“
Ein selbstzufrieden-egoistischer „Gott“! Wirklich, so könnte man versucht sein zu denken, wäre Gott nur eine einzige, einsame Person. Die Engel, die Welt und die Menschen hätte er dann wohl aus lauter Langeweile ins Dasein gerufen, um endlich ein Gegenüber zu haben, mit dem er in Kontakt treten oder vielleicht auch nur spielen wollte. Jedenfalls wäre dieser „Gott“ entweder ein selbstherrliches und kaltes oder gar ein bedürftiges Wesen, angewiesen auf seine eigenen Kreaturen, nicht aber der souveräne Herr, der ohne jede Notwendigkeit und ohne Nutzen für sich selbst, aus reiner Güte erschafft.
Welcher Religion mag die Mutter, die ihrem Kind solche Antworten gibt, angehören? Eine echte Christin jedenfalls ist sie nicht; denn der Gott, vom dem uns das Neue Testament Zeugnis gibt und den uns die Kirche kündet, war niemals allein. Von Ewigkeit her ist bei Ihm jener Logos, jenes Wort, das selbst Gott ist und als der Sohn am Herzen des Vaters ruht (Joh 1,1f. u. 18). Und von Ewigkeit her sind Vater und Sohn verbunden in ihrer personhaften Liebe, dem Heiligen Geist, der mit ihnen „zugleich angebetet und verherrlicht wird“ (Großes Credo). Der Gott, an den wir Christen glauben, war demnach niemals allein, sondern ist in sich schon immer die unendlich glückselige Gemeinschaft von drei Personen.
Richtig betrachtet, ist die Lehre von der Dreifaltigkeit unüberbietbar wichtig für alle Bereiche unseres Glaubenslebens. Sie führt uns von der monotheistischen Außenansicht, die Gott nur als eine Einheit zu erkennen vermag, in das Innere Seines Lebens, um uns daran Anteil zu geben.
Nur mit dem Trinitätsglauben wird das Erlösungsgeheimnis überhaupt verständlich: die Sendung des Sohnes in die Welt, Seine Menschwerdung durch den Heiligen Geist und Sein Opfer an den Vater, um uns mit Ihm zu versöhnen; die Ankunft des Heiligen Geistes, der die Kirche als Mystischen Leib Christi auferbaut, dessen Werk in ihr sakramental vergegenwärtigt und uns zu Kindern des Vaters macht, indem Er uns dem Sohn gleichförmig gestaltet... Hierzu wäre noch manches zu sagen, doch sollen diese Andeutungen genügen.
Das heilige Kreuzzeichen mit der Anrufung des dreifaltigen Gottes, das Gloria Patri und viele andere Gebete laden uns täglich dazu ein, den Glauben an das Geheimnis aller Geheimnisse liebend zu vertiefen und so wirkliche Christen zu werden. Was einen wirklichen Christen ausmacht? Dass er für die Wahrheit der göttlichen Dreifaltigkeit eher sterben würde als auf sie zu verzichten.
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
(ich hoffe, ich bring' das jetzt in die richtigen Worte:)
AntwortenLöschenWarum nur Gottes SOHN uns erlösten kann, hat mal jemand erklärend damit begründet - Bilder hinken immer, so wohl auch dieses -, dass z. B. ein Hund, der einen Menschen schädigt, soviel reuig winseln und sich auf den Rücken legen kann, wie er will, nur ein Ebenbürtiger, ein Mensch, kann dem Menschen Schadenersatz leisten (das zerrissene Hemd ... ersetzen etc.). So ist auch nur ein Gott Ebenbüriger - eben: Gott - in der Lage, die durch die Sünde entstandene Beleidigung Gottes zu sühnen. Gott wird Mensch und sühnt für unsere Sünden.
Und zwar durch seine Menschwerdung so, dass es der Mensch sehen - begreifen - kann und dann aus DANKBARKEIT Seinen Geboten folgen. Denn dieses Opfer Jesus ist doch wert, Gottes Gebote zu halten (ach ja, aber es bleibt doch oft graue Theorie ...).