Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad
Man geht zur Kommunion, und das möglichst vollzählig. Daran haben wir uns längst gewöhnt. Wer an einer Heiligen Messe teilnimmt, ohne zu kommunizieren, hat es nicht immer leicht. Irritierte Blicke der anderen Messbesucher, ja sogar des Zelebranten sind dann keine Seltenheit. Jemand erzählte mir, der Priester habe sich eigens zu ihm in den hinteren Teil des Kirchenschiffes begeben, um ihn am „Gemeinschaftsmahl“ teilhaben zu lassen, obwohl er doch gar nicht wollte. Eigentlich rührend, diese Sorge um das verlorene Schaf...
Mancherorts wird geworben: „Jesus lädt alle ein, unabhängig von irgendwelchen Bedingungen. Niemanden schließt er aus. Kommet daher alle, esset und trinket!“ Das abweichende religiöse Bekenntnis und die ungeordnete Lebensweise sollen also keine Hindernisse mehr bilden. Letztlich konsequent, wenn man in der Kommunion nur eine religiöse Brotzeit, ein sinniges Zeichen der Gemeinschaft mit Jesus und den Mitmenschen sieht. Das wäre ja auch ein sonderbares Mahl, bei dem sich einige damit begnügen müssten, beim Essen zuzuschauen!
Ganz anders freilich liegt der Fall, wenn auf unseren Altären tatsächlich das Erlösungsopfer dargebracht und als dessen Frucht Jesus Christus selbst denen zur Speise gereicht wird, die durch ihn, mit ihm und in ihm leben wollen. Und genau dies ist unser Glaube.
Mit aller Deutlichkeit fordert Paulus die Korinther auf, sich vor dem Empfang des Leibes und Blutes Christi zu prüfen, „denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich das Gericht, da er den Leib des Herrn nicht unterscheidet“ (1 Kor 11,28f.). Zur Prüfung und Unterscheidung brauchen die Gläubigen Kriterien; objektive Maßstäbe, anhand derer sie zu einer Sicherheit gelangen können, ob der Gang zur Kommunion im Einzelfall gut und ratsam oder vielmehr unangemessen, ja sündhaft ist. Bedauerlicherweise sind Belehrungen solcher Art heute rar geworden. Die kirchlichen Organe in unseren Landen produzieren en masse Handreichungen über Dinge, für die sie weder Zuständigkeit noch die Verheißung des göttlichen Beistandes in Anspruch nehmen können, während gleichzeitig Kernfragen des christlichen Glaubens und Lebens selten und dann zumeist eher unklar behandelt werden. Deshalb hier einige Grundsätze zum Kommunionempfang:
1) Den Leib des Herrn darf nur ein getaufter, gläubiger Katholik empfangen. Das Taufsakrament bildet die notwendige Voraussetzung für alle anderen Sakramente, die Zugehörigkeit zur Kirche aber und die Übereinstimmung mit ihrem Glauben sind erfordert, weil ein wesentlicher Zusammenhang zwischen dem eucharistischen und dem mystischen Leib Christi, der Kirche, besteht.
2) Die Kommunion ist ein „Sakrament der Lebenden“. Das bedeutet: Sie darf auf keinen Fall im Zustand einer schweren, für das Gnadenleben tödlichen Sünde empfangen werden. Wer seit längerer Zeit nicht mehr gebeichtet hat, der tut auch dann, wenn er sich keiner schlimmen Verfehlung bewusst ist, gut daran, vor dem Weg zur Kommunion Seele und Herz im Sakrament der Busse zu reinigen.
3) Damit der Leib des Herrn von gewöhnlicher Speise unterschieden werde, hat man von alters her eine „eucharistische Nüchternheit“ eingehalten. Die heutige Vorschrift verlangt nur noch eine Stunde Nahrungslosigkeit bis zur Kommunion; es ist also möglich, sich direkt von einem reichlich gedeckten Frühstückstisch zur Messe und in ihr zum Tisch des Herrn zu begeben! In Anbetracht dieser Lage kann nur wärmstens empfohlen (aber nicht vorgeschrieben) werden, durch eine längere Nüchternheit von z.B. drei Stunden bewusst den Akzent einer „ganzheitlicheren“ Vorbereitung zu setzen.
4) Niemand gehe zur Kommunion, „weil man halt geht“. Gruppenzwänge und bloße Routine kommen hier einfach nicht in Frage. Bekanntlich kommunizierten viele unserer großen Heiligen keineswegs täglich (geschweige denn mehrmals täglich), oft nicht einmal wöchentlich. Gerade wer es häufiger tut, muss sich um einen lebendigen eucharistischen Glauben, um Ehrfurcht und Anbetung bemühen. Echtes Verlangen nach der Vereinigung mit Jesus soll ihn beseelen, verbunden mit dem aufrichtigen Willen, in der Liebe und im Gehorsam gegenüber Gottes Geboten zu wandeln und zu wachsen.
Diese Angaben sind sie mehr als die Privatmeinung des Verfassers: Sie geben den Standpunkt der Kirche wieder. Weil er von vielen hauptamtlichen Kirchenvertretern allzu leise und undeutlich, manchmal sogar verdreht dargeboten wird, erscheint er inzwischen wie eine persönliche Ansicht gestrenger Priester. Aber das lässt sich im Einsatz für die höchsten und heiligsten Güter kaum vermeiden.
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
Siehe auch:
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