III. Die Bejahung von Lehre und Ordnung der Kirche
1. Die Forderung
Weiter kann man über die Umsetzung der kirchlichen Lehre in der Praxis nur mit Personen sprechen, die diese Lehre in vollem Umfang bejahen. Ein Dialog, der nicht die verbindliche Lehre zur Voraussetzung hat, ist von der Wurzel her verfehlt. Das Gespräch, das nicht von der Wahrheit ausgeht und zur Wahrheit findet, besorgt die Geschäfte des Durcheinanderwerfers.
Dasselbe gilt für die Ordnung der Kirche. Wer die bestehende Ordnung nicht bejaht und befolgt, ist Meuterer oder Aufrührer; mit ihm ist nicht zu diskutieren sondern er ist in seine Schranken zu verweisen. Die kirchliche Lehre und die kirchliche Ordnung müssen die Grundlage des Dialogs, nicht aber der diskutable Gegenstand sein.
Kardinal Ratzinger schrieb am 15. Oktober 1998: "Dialog darf nicht heißen, daß die Lehre der Kirche in Frage gestellt, sondern daß sie im gemeinsamen Beten, Suchen und Ringen besser verstanden und in die Praxis umgesetzt wird". (1)
Das bedeutet aber: Wenn der Dialog darauf hinausläuft, Lehre und Ordnung der Kirche zu zerstören, dann muß er abgebrochen werden. Die Wahrheit darf nicht einem hemmungslosen Palaver geopfert werden. In der Kirche wird nicht darum gerungen, den Wunsch der Mehrheit durchzusetzen., sondern dem Willen des Stifters gehorsam zu sein.
2. Die Nichterfüllung
Eben diese unerläßlichen Voraussetzungen sind bei den meisten Teilnehmern an dem Dialog in der Gegenwart nicht gegeben. Sie stehen weder auf dem Boden des Glaubens noch der Ordnung der Kirche; sie wollen vielmehr beides nach protestantischem Vorbild verändern. Es geht ihnen auch nicht um die eine oder andere Änderung in der Kirche; sie erstreben vielmehr eine andere Kirche als die römisch-katholische.
Ein Diakon bezeichnete als das "unausgesprochene Leitbild der Mehrheit" der Delegierten des Bamberger Diözesanforums "ein Wohlfühlchristentum der weitgehenden Beliebigkeit" (2).
Angesichts dieser Verhältnisse rufen wir den Bischöfen zu: Es gibt keine Gemeinsamkeuit zwischen jenen, die ungebrochen den Glauben bekennen, und den anderen, die ihn zu zerstören suchen. Es besteht kein Bedarf für Gespräche mit Leuten, die innerlich dem Protestantismus näherstehen als der katholischen Kirche und die deren Umwandlung in eine weitere protestantische Denomination betreiben.
Wenn die Gemeinschaft des Glaubens nicht mehr gewahrt ist, erübrigt sich jedes Gespräch. Wer nicht mehr glaubt, den muß man missionieren, nicht aber mit ihm dialogisieren. Dies gilt an erster Stelle für die aktiven Kirchenvolksbegehrer. Was sie nötig haben, ist Aufklärung darüber, daß sie auf dem Holzweg sind. Sie sind zu belehren, nicht aber in der Verbreitung ihrer Irrtümer zu unterstützen. Sie sind aufzurufen, zu Glaube und Lehre der Kirche zurückzukehren.
(1) Kirche heute Nr. 1/Januar 1999 S. 10.
(2) Deutsche Tagespost Nr. 140 vom 19. November 1998 S. 12
Prof. Georg May, Die Sendung der Kirche; Editiones Una Voce; AD 1999
Weiteres zum Thema:
Gedanken zum "Dialogprozess" in der Kirche
Gedanken zum "Dialogprozess": I. Kompetenz
Gedanken zum "Dialogprozess": II. Der Klärungsbedarf
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