Dietrich von Hildebrand |
Erstens sind es die abgeirrten Verweltlicher und die sich selbst als solche bezeichnenden Progressisten, die einen offenen Konflikt mit den Hütern der Orthodoxie vermeiden möchten. Sie glauben, sie könnten die Kirche leichter "reformieren" und in eine "moderne", eine weltliche Institution umwandeln, wenn sie ihre Leugnung des katholischen Dogmas tarnen. Dieser Typ ist wahrhaft teuflisch.
Zweitens gibt es einen Personenkreis, dem mehr an seinen einflussreichen Stellungen und materiellen Vorteilen als an den Glaubensdingen liegt. Solche Würdenträger, die keinen wirklichen Glauben hatten und eher weltliche Herren als Nachfolger der Apostel waren, hat es immer in der Kirche gegeben; ein unvermeidlicher Tribut an die menschliche Schwachheit. Diese Menschen haben weder einen starken orthodoxen Glauben, noch sind sie leidenschaftliche Anhänger einer Häresie, noch sind sie ,,Reformer". Daher wird die Ausbreitung einer Häresie sie nicht aufrütteln. Ihr Hauptinteresse ist, einen Kampf zu vermeiden. Sie schwimmen in der Strömung mit, die sie für den Zug der Zeit halten. Sie finden in dem Schlagwort von der ,,Kulturkrise" ein bequemes Mittel, die Bedrohung durch Häresie wegzuerklären und so Schwierigkeiten mit dem Hl. Stuhl zu vermeiden.
Der dritte Typ findet sich besonders unter den Autoritätsträgern in der Kirche: bei Bischöfen, Ordensoberen, Seminar- und Universitätsrektoren. Sie sind gläubig, aber haben nicht den Mut, einzuschreiten, ihre Autorität zu gebrauchen, um die Verbreitung der Häresien zu unterbinden. Sie fürchten sich, als "Reaktionäre", als "Ultra-Konservative" bezeichnet oder in der weltlichen Presse als "veraltet" beschuldigt zu werden und ihre Popularität zu verlieren. Daher versuchen sie, sich selbst und den verängstigten Gläubigen einzureden, in der heutigen Kirche gäbe es keine wirkliche Gefahr für den Glauben und in der gegenwärtigen ,,Kulturkrise" ginge es nicht um die Rechtgläubigkeit. So gelingt es ihnen, ihr Gewissen zu beruhigen und ihre apostolische Pflicht, die Integrität des Glaubens zu verteidigen, zu umgehen. So weichen sie z.B. der Pflicht aus, sich zu vergewissern, ob die Äußerungen der Priester in ihren Diözesen oder Universitäten mit der Lehre der Kirche übereinstimmen.
Aber die Gläubigen lassen sich nicht mit solchen Ausflüchten ablenken. Sie folgen der Führung des Hl. Vaters und fest in ihrem Glauben verankert, schließen sie sich zusammen um die Kirche vor den Verweltlichern in ihrem Inneren zu verteidigen."
Dietrich von Hildebrand, Auszug aus "The Wanderer" 9. November 1969;
Quelle: "Theologisches" März/April 2012, Spalten 143-154, Beitrag von Pfr. Joseph Overath
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(Fettdruck-Hervorhebung durch Administrator)
Ein Mann voller Weisheit und Einsicht. Dazu eine mächtige Sprache. Mögen seine Texte doch gerade heute gehört bzw. gelesen werden.
AntwortenLöschenQui habet aures audiendi!
AntwortenLöschenEin Text, so frisch wie am ersten Tag!
Nicht nur so gesehen paßt er zu "Frischer Wind", dessen tägliche Lektüre immer noch wertvoller wird; Danke!
Gereon
Danke, Gereon! :-)
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