Fortsetzung Teil 10
Unglückseliger Optimismus
C. Wir haben oben schon festgestellt: Diejenigen, die für die grundlegende Rolle des Glaubensaktes, die der Verherrlichung Gottes, blind sind, verurteilen auch die Lehre von der Notwendigkeit des Glaubens für das ewige Heil als abwegig und grauenvoll. Sie richten den Blick so ausschließlich auf die ewige Seligkeit, daß sie die Vorstellung der Hölle gar nicht vollziehen können; diese schreckliche Realität kann man freilich nur verstehen, wenn man weiß, daß erstes und oberstes Ziel des Menschen die Verherrlichung Gottes ist, und erst das zweite die eigene Seligkeit. Nur dann kann man begreifen, daß die Abwendung von Gott in der schweren Sünde den Verlust der ewigen Glückseligkeit nach sich ziehen kann.
Aber nicht genug damit: Wenn man den ersten und obersten Sinn der Welt, die Verherrlichung Gottes aus den Augen verliert, dann führt der Weg weiter zum Verlust des Glaubens auch an den Himmel. Oder mag man auch noch an den Himmel glauben, so wird doch die unerläßliche Rolle des Glaubens und der Kirche für die Erreichung des ewigen Zieles nicht mehr erkannt.
Man sagt: Gott will jeden Menschen retten, was freilich zutrifft, aber man vergißt oder verschweigt, daß er die Befolgung Seines Wortes oder wenigstens den Durst danach in der Begierdetaufe zur Bedingung der Rettung gemacht hat.
Die Menschen verfallen einem unglückseligen Optimismus, was ihr seliges Heil betrifft, und begreifen nicht mehr, wie schrecklich die Sünde ist. Mehr noch, sie revoltieren gegen alle Gebote, die Schweres von ihnen fordern, wie sie etwa die Enzyklika Humanae Vitae oder die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe aussprechen. Freilich kann man solche Verpflichtungen nicht verstehen,wenn man sie trennt von dem höchsten Wert der Sittlichkeit: Gott zu gefallen.
Laxismus und Utopismus
D. In der Folge werden auch alle anderen Dimensionen des religiösen Lebens unterminiert, u. a. besonders der große Auftrag Christi, hinauszugehen in alle Welt und den Samen Seines Wortes auszustreuen. Die übernatürliche Wirkkraft der heiligen Sakramente wird herabgespielt; gesucht und erstrebt wird nur die religiöse "Erfahrung".
Jedwede sittliche Forderung, die sich mit diesem reinen Immanenzdenken nicht verträgt, wird von solchen Menschen sehr bald abgeschüttelt, und schließlich bringen sie es fertig, den Glauben mit marxistischen und revolutionären Utopien gleichzusetzen.
Sie suchen die Verbindung mit Freimaurern und sogar mit Kommunisten und arbeiten mit ihnen zusammen für einen Humanismus, dem buchstäblich alle Elemente des wahren christlichen Humanismus abgehen, wie Henri de Lubac festgestellt hat. Sie setzen ihr Vertrauen auf eine innere Wandlung des Kommunismus - eine Utopie, gegen die Solschenizyn so machtvoll aufgetreten ist - und glauben an die Möglichkeit eines immerwährenden Friedens in der Welt, ja, sie erklären den übernatürlichen Glauben an einen überweltlichen Gott und an ein Leben nach dem Tode für einen platten Unglauben und die atheistische und historizistische Hoffnung auf eine immergeschichtliche Zukunft wird als Glaube proklamiert - so geschehen bei dem Dialog zwischen Marxisten und Katholiken in Salzburg im Jahre 1967.
Schluss folgt
Prof. Josef Seifert:
Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube
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