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Samstag, 31. März 2012

Klare Worte zu liturgischem Missbrauch

"Zwischen Liturgie und Glauben besteht eine enge Wechsel-wirkung. Liturgische Missbräuche schwächen daher den Glauben. Im Interview zeigt Dr. Gero Weishaupt kirchenrechtliche Aspekte liturgischer Missbräuche auf und gibt Hinweise, was betroffene Gläubige tun können. Der Kirchenrechtler Weishaupt ist Offizial des niederländischen Bistums 's-Hertogenbosch.

Die Liturgie ist Feier und Ausdruck des Glaubens der Kirche, und der Glaube der Kirche manifestiert sich in der Liturgie. Liturgie ist der Spiegel der Glaubenslehre der Kirche, sie ist gefeiertes Dogma. (...)

Zwischen Liturgie und Glauben besteht darum eine enge Wechselwirkung. Sie bedingen sich gegenseitig.

Die Folge ist, dass der Glaube beeinträchtigt wird, wenn Liturgie nicht dem Glauben gemäß gefeiert wird. Umgekehrt gilt: Die Liturgie wird verfälscht, wenn der Glaube nicht mehr geteilt wird, wenn Glaubenwahrheiten bezweifelt und geleugnet werden. Liturgische Missbräuche sind einerseits die Folge eines Glaubensverlustes, andererseits tragen sie selber zur "Verdunkelung des Glaubens" (Johannes Paul II.) bei und folglich zu einer Krise der Kirche."


Die Auseinandersetzung mit dem Thema des liturgischen Missbrauchs ist wohl eine der wichtigsten Aufgaben der Verantwortlichen wie aller Gläubigen zur Überwindung der gegenwärtigen nun schon so lange schwelenden Glaubenskrise.

In der von Dr. Gero Weishaupt erwähnten Instruktion "Redemptionis Sacramentum" wird die Verantwortung und not-wendige Mitsorge aller Gläubigen hervorgehoben:
183. Alle haben entsprechend den Möglichkeiten in ganz besonderer Weise dafür zu sorgen, daß das heiligste Sakrament der Eucharistie vor jeder Art von Ehrfurchtslosigkeit und Mißachtung bewahrt wird und alle Mißbräuche vollständig korrigiert werden. Dies ist für alle und für jeden einzelnen eine sehr wichtige Aufgabe, und alle sind ungeachtet der Person zur Verwirklichung dieser Aufgabe gehalten.

184. Jeder Katholik, ob Priester, Diakon oder christgläubiger Laie, hat das Recht, über einen liturgischen Mißbrauch beim Diözesanbischof oder beim zuständigen Ordinarius, der ihm rechtlich gleichgestellt ist, oder beim Apostolischen Stuhl aufgrund des Primats des Papstes Klage einzureichen.[1] Es ist aber angemessen, daß die Beschwerde oder Klage nach Möglichkeit zuerst dem Diözesanbischof vorgelegt wird. Dies soll immer im Geist der Wahrheit und der Liebe geschehen. 

 [1]  Vgl. Codex Iuris Canonici, can. 1417 § 1.


Instruktion "Redemptionis Sacramentum": bitte HIER klicken!

So gibt der Kirchenrechtler auch Hinweise darauf, was betroffene Gläubige vor Ort tun können. Mögliche Hilfen finden sich auch auf der dem Kirchenrecht gewidmeten Website von Dr. Gero Weishaupt "Iuri canonico.": bitte HIER klicken!

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Der "ganz normale" liturgische Missbrauch (Norddeutschland):
Ichwesen: Aus meiner Gemeinde II (05.11.2011)


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Osterfreude statt Passionsfrömmigkeit?

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Kirche sei Gemeinschaft um den auferstandenen Herrn, die in der Eucharistie das „Ostergeheimnis“ (so das letzte Konzil) feiere. Daher müsse christliche Gläubigkeit vor allem von der Freude an der Auferstehung geprägt sein.

Eine Passionsfrömmigkeit, die in gequältem Betrachten des leidenden und sterbenden Heilands bestehe, sei passé. Sie produziere zumeist jämmerliche Karfreitagsgestalten. Demgegenüber sei der echte Christ ein erlöster, aufrechter, eben: ein österlicher Mensch... So der Tenor gewisser theologischer und pastoraler Stellungnahmen unserer Tage.

Wie bei den meisten Schlagworten und Modeansichten ist auch hier Wahres mit Halbwahrheiten und direkt Falschem vermischt. So besteht gewiss kein Zweifel daran, dass die Kirche in Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem Auferstandenen, steht, mehr noch: Seinen geheimnisvollen Leib bildet.

Doch bereits die Rede von der Feier des „Ostergeheimnisses“ bedarf zum richtigen Verständnis weiterer Erläuterungen. Denn es ist zumindest fragwürdig, den Ausdruck „mysterium paschale“, den das II. Vaticanum benutzt, in der deutschen Sprache einfach mit „Ostergeheimnis“ wiederzugeben.

Fällt nicht den meisten Gläubigen zu dem Wort „Ostern“ vorwiegend, ja ausschließlich die Auferstehung Jesu ein? Tatsächlich aber versteht die Kirche unter dem „Pascha des Herrn“ nicht nur das Geschehen des Ostermorgens, sondern Seinen ganzen Hinübergang aus dieser Welt zum Vater; jenen Weg „durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung“, den uns das Angelusgebet dreimal täglich in Erinnerung ruft.

In der frühen römischen Kirche dachte man bei „Pascha“ sogar in erster Linie an die (ähnlich klingende) „Passio“, weil man in Unkenntnis der hebräischen Sprache beide Worte für gleichbedeutend hielt. „Die Kirche feiert in der Eucharistie das Ostergeheimnis“ heißt demnach nichts anderes als das, was uns die guten alten Katechismen lehren: In der Heiligen Messe wird das Kreuzesopfer Jesu Christi unblutigerweise dargebracht – nur dass unser Blick dabei geweitet und zugleich mit dem „seligen Leiden auch die Auferstehung vom Tode und die glorreiche Himmelfahrt“ (wie der Römische Kanon nach der heiligen Wandlung betet) betrachtet wird.

Folglich ist auch die Behauptung, das christlich-österliche Leben müsse vor allem von der Freude an der Auferstehung geprägt sein, einseitig. Nehmen wir als exemplarisches Leben das des heiligen Paulus, dann stellen wir alsbald fest: So sehr für ihn die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus das Schlüsselerlebnis war und sehnsuchtsvolle Hoffnung auf Vollendung die beherrschende Kraft, so wichtig war es ihm doch auch, nichts anderes zu wissen als Jesus, den Gekreuzigten (1 Kor 2,2), mit dem Paulus sich ans Kreuz geheftet wusste (Gal 2,19) und dessen Leiden er gleichsam ergänzen wollte in dem, was noch aussteht für die Kirche (Kol 1,24).

Gänzlich verfehlt ist schließlich die Meinung, eine intensive Passionsfrömmigkeit drücke den Menschen nieder, anstatt ihn aufzurichten, und bringe daher Jammergestalten hervor. Das Gegenteil ist der Fall. Wer mit lebendigem Glauben, vertrauensvoller Hoffnung und inniger Liebe oft auf den schaut, den wir durchbohrt haben (Joh 19,37), den wird der am Kreuz Erhöhte empor- und an sich ziehen (Joh 12,32).

Welche Kraft gerade von der Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu ausgeht, das erahnen wir angesichts so vieler Heiliger vom Altertum bis in die Gegenwart. Für sie bestand kein Widerspruch zwischen inniger Anteilnahme an der Passion und österlichem Jubel. Vielmehr wussten sie aus eigenem Erleben, dass dieser ohne jene gar nicht zu haben ist.

Daher werden wir uns bewährte Andachten wie den Kreuzweg, den Schmerzhaften Rosenkranz, die Betrachtung der letzten Worte des Herrn und die Verehrung der 5 Wunden nicht im Namen der Österlichkeit ausreden lassen. Dass es auch in der Kirche Gottes „Feinde des Kreuzes“ gibt, hatte schon der heilige Paulus zu beklagen (Phil 3,18). Gemeinsam mit ihm können wir allen Kritikern getrost den gekreuzigten Christus entgegenhalten: Mag er auch vielen Ärgernis und Torheit sein, so ist er uns doch Gottes Kraft und Weisheit (1 Kor 1,23-24)!


 
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Freitag, 30. März 2012

Katholische Kirche seit mindestens 50 Jahren im Dauerfrühling


"Der selige Papst Johannes XXIII. hat einen Frühling für die Kirche ausgerufen. Da darf es ruhig einmal Frühlingsstürme geben und die Zahl der Allergiker nimmt ja nun auch allgemein zu, insofern ist die katholische Kirche seit mindestens 50 Jahren im Dauerfrühling."

Wallfahrtsdirektor Wilhelm Imkamp (Maria Vesperbild) in den Mittelschwäbischen Nachrichten am 30.  März 2012 (Nr. 76) auf die Frage, ob die Kirche nach allen Befürchtungen und Sorgen der vergangenen Wochen auch Frühlingsgefühle brauche...

O Schmerzensmutter Maria




Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
schneidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.

Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang.
Angst und Jammer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.

Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,
wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?

Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;
sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.

O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.

Drücke deines Sohnes Wunden,
so wie du sie selbst empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz!
Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir Teil an seinem Schmerz!

Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
so lang mir das Leben währt!
An dem Kreuz mit dir zu stehen,
unverwandt hinaufzusehen,
ist’s, wonach mein Herz begehrt.

O du Jungfrau der Jungfrauen,
woll auf mich in Liebe schauen,
dass ich teile deinen Schmerz,
dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz!

Alle Wunden, ihm geschlagen,
Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,
das sei fortan mein Gewinn!
Dass mein Herz, von Lieb entzündet,
Gnade im Gerichte findet,
sei du meine Schützerin!

Mach, dass mich sein Kreuz bewache,
dass sein Tod mich selig mache,
mich erwärm sein Gnadenlicht,
dass die Seel sich mög erheben
frei zu Gott in ewgem Leben,
wann mein sterbend Auge bricht!



Stabat Mater Dolorosa

Stabat Mater dolorósa
iuxta crucem lacrimósa,
dum pendébat Fílius.

Cuius ánimam geméntem,
contristátam et doléntem
pertransívit gládius.

O quam tristis et afflícta
fuit illa benedícta
Mater Unigéniti !

Quae moerébat et dolébat,
pia mater, cum vidébat
nati poenas íncliti.

Quis est homo, qui non fleret,
Christi Matrem si vidéret
in tanto supplício?

Quis non posset contristári,
piam Matrem contemplári
doléntem cum Filio ?

Pro peccátis suae gentis
vidit Jesum in torméntis
et flagéllis subditum.

Vidit suum dulcem natum
moriéntem desolátum,
dum emísit spíritum.

Eia, mater, fons amóris,
me sentíre vim dolóris
fac, ut tecum lúgeam.

Fac, ut árdeat cor meum
in amándo Christum Deum,
ut sibi compláceam.

Sancta Mater, istud agas,
crucifíxi fige plagas
cordi meo válide.

Tui Nati vulneráti,
tam dignáti pro me pati,
poenas mecum dívide.

Fac me vere tecum flere,
Crucifíxo condolére
donec ego víxero.

Iuxta crucem tecum stare,
te libenter sociáre
in planctu desídero.

Virgo vírginum praeclára,
mihi iam non sis amára,
fac me tecum plángere.

Fac, ut portem Christi mortem,
passiónis fac me sortem
et plagas recólere.

Fac me plagis vulnerári,
cruce hac inebriári
et cruóre Fílii.

Flammis ne urar ne succénsus,
per te, Virgo, sim defénsus
in die iudícii.

Fac me cruce custodíri
morte Christi praemuníri,
confovéri grátia.

Quando corpus moriétur,
fac, ut ánimae donétur
paradísi glória. Amen.

Donnerstag, 29. März 2012

Der Weg Christi - erster und wichtigster Faktor für wahren Fortschritt


"Der Weg, den Christus der Menschheit, also jedem Menschen und jedem Volk, anbietet, schränkt sie in keiner Weise ein, sondern ist der erste und wichtigste Faktor für ihre wahre Entwicklung."


Papst Benedikt XVI. bei der Abschieds-Zeremonie am Internationalen Flughafen Havanna-José Martí, 28. März 2012

Adoramus te Christe





Adoramus te Christe, et benedicimus tibi, quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum. Qui passus es pro nobis, Domine, Domine, miserere nobis

Wir beten Dich an, Christus, und preisen Dich, denn durch Dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. O Herr, der Du für uns gelitten hast, Herr, erbarme Dich unser.

Mittwoch, 28. März 2012

Berufen, von der Wahrheit Zeugnis abzulegen

Papst Benedikt XVI. in der Predigt in Havanna am 28. März 2012 während seiner Pastoralreise nach Kuba:
„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,31). In diesem soeben vorgetragenen Abschnitt des Evangeliums offenbart sich Jesus als der Sohn Gott Vaters, der Erlöser, der Einzige, der uns die Wahrheit zeigen und die wahre Freiheit schenken kann. Seine Lehre ruft unter seinen Zuhörern Ablehnung und Unruhe hervor. Und er beschuldigt sie, zu versuchen, ihn zu töten, womit er auf das nahe, bevorstehende Opfer am Kreuz anspielt. Dennoch fordert er sie auf zu glauben, sich an das Wort zu halten, um die Wahrheit zu erkennen, die uns frei macht und Würde verleiht.
In der Tat hat der Mensch ein sehnliches Verlangen nach Wahrheit, und die Suche nach ihr setzt immer einen glaubwürdigen Umgang mit der Freiheit voraus. Zweifellos ziehen es viele vor, der Aufgabe aus dem Weg zu gehen, bzw. Umwege einzuschlagen. Manche, wie Pontius Pilatus, treiben ihren Spott mit der Möglichkeit, die Wahrheit erkennen zu können (vgl. Joh 18,38), indem sie lautstark die Unfähigkeit des Menschen verkünden, zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen zu können, oder überhaupt leugnen, daß eine für alle gültige Wahrheit existiert. (...)

Jeder Mensch muß die Wahrheit ergründen und, wenn er ihr begegnet, sich für sie entscheiden, auch wenn dies mit Opfern verbunden ist. (...)

Wenn das Christentum die Werte hervorhebt, welche die Ethik stützen, zwingt es damit den Anspruch Christi nicht auf, sondern bietet ihn an, das heißt, die Wahrheit zu erkennen, die uns frei macht. Der Glaubende ist berufen, sie seinen Zeitgenossen vorzulegen, wie es der Herr sogar angesichts des düsteren Vorzeichens der Ablehnung und des Kreuzes getan hat. Die Begegnung mit dem, der die Wahrheit in Person ist, gibt uns den Anstoß dazu, diesen Schatz besonders durch das Zeugnis mit den anderen zu teilen.


VIVA CRISTO REY !

Unruhestifter und Krawallkatholik

SPIEGEL-Journalist und Buchautor Matthias Matussek bei kath.net über einige Beobachtungen über Theologen, KNA und Glaubenskrise:

M. Matussek
"Ich werde nicht müde, zu betonen, daß ich den Memorandumskatalog der deutschen Theologen für einen längst abgehakten Rückfall in die verwirrten siebziger Jahre halte, und daß ich glaube, daß der Heilige Vater mit seiner Freiburger Rede und dem soeben ausgerufenen „Jahr des Glaubens“ auf das Kernproblem des deutschen Katholizismus die genau richtige Antwort gegeben hat. Wir haben keine Strukturkrise, sondern eine Glaubenskrise.

Nicht der Zölibat ist das Problem, führte ich aus, sondern daß nur noch knapp über 30 Prozent der eingetragenen Christen an einen personalen Gott glauben und im Grunde nur noch Bruchteile von ihnen in der Lage sind, das Credo zu beten und an dessen Inhalte zu glauben, nämlich an die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben.

Die Mehrheit unserer eingetragenen und Kirchensteuer-zahlenden Katholiken verzichtet also durchaus begründet auf den Gang zur Kirche und zur Messe. Aber nicht, weil sie dort keine Priesterinnen am Altar stehen sehen oder aus Protest gegen den Umgang der Kirche mit dem Missbrauch – sondern weil sie nicht mehr glauben können."

Dabei stellt er auch so einige Falschmeldungen über sich selbst richtig:
ganzer Beitrag HIER auf kath.net (bitte klicken)

Liebliches Feuer der Liebe...


O süßes, liebliches Feuer (der Liebe), du vertreibst alle Kälte des Lasters, der Sünde und des Egoismus; du erwärmst und entflammst das trockene Holz unseres Willens und Herzens, so dass es sich entzündet und in heiligen Wünschen verzehrt, indem es liebt, was Gott liebt und hasst, was Gott hasst. 


Dienstag, 27. März 2012

Neues in der Online-Bibliothek...

Folgende Bücher des Philosophen Dietrich von Hildebrand (geb. 12. 10.1889 Florenz, +26.1.1977 New York) sind ab sofort in der Sidebar-Bibliothek dieses Blogs als MS Word Dokumente über kath.tube abrufbar:


Dietrich von Hildebrand: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes; Verlag Josef Habbel Regensburg; AD 1968
MS Word Dokument (bitte auf das Bild klicken!):


 

Dietrich von Hildebrand: Der verwüstete Weinberg; Verlag Josef Habbel Regensburg; AD 1973
MS Word Dokument (bitte auf das Bild klicken!):




Dietrich von Hildebrand: Zölibat und Glaubenskrise, Verlag Josef Habbel Regensburg; AD 1970
MS Word Dokument (bitte auf das Bild klicken!):




Dietrich von Hildebrand: Die Enzyklika HUMANAE VITAE, Ein Zeichen des Widerspruches, Verlag Josef Habbel Regensburg; AD 1968
MS Word Dokument (bitte auf das Bild klicken!):

Wen also sollte ich fürchten?

Lesung am Dienstag nach dem ersten Passionssonntag:
Daniel in der Löwengrube





So harre des Herrn und handle männlich;
sei starken Herzens und harre des Herrn!
(Psalm 26,14)

Der Herr ist mein Licht und mein Heil:
wen sollte ich fürchten?



Introitus des Messformulars vom Dienstag nach dem ersten Passionssonntag (a.o. Ritus)

Foto: Priorat der Dominikaner in Hawkesyard in Staffordshire

Montag, 26. März 2012

Orientalische oder griechische Wahrheit?

Zu behaupten, daß Wahrheit in der ursprünglichen Bedeutung im Glauben keine Rolle spiele, heißt den Verlust des Glaubens bekennen. (...)

Die ganze Auflösung der Wahrheit kommt in der Antwort zum Ausdruck, die ein Theologe auf die folgende Frage gegeben hat: "Hat der Engel Gabriel wirklich der Jungfrau Maria verkündigt, daß sie vom Heiligen Geist empfangen und Christus gebären werde?" - Er antwortete: "Das ist eine orientalische Wahrheit." Diese Antwort schließt ein, daß es verschiedene Arten von Wahrheit gebe, eine orientalische und eine okzidentale (oder griechische), eine alte und eine neue.

Solche Taschenspielerkunststücke mit dem Begriff Wahrheit erinnern mich an eine Unterscheidung, die der Präsident des Vereins für Mathematik im Nazi-Deutschland zwischen jüdischer und arischer Mathematik machte."

Dietrich von Hildebrand in:
Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, S. 240/242; EOS Verlag St Ottilien; AD 1992



"Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes" lesen:




Foto: Fenster is Exeter College; Lawrence OP

Sei gegrüßt, Meeresstern, du Mutter Gottes...


1
Ave, maris stella,                               
Dei Mater alma
Atque semper Virgo
Felix caeli porta.

Meerstern, sei gegrüßet,
Gottes hohe Mutter,
allzeit reine Jungfrau,
selig Tor zum Himmel!


2
Sumens illud Ave
Gabrielis ore,
Funda nos in pace,
Mutans Evae nomen.

Du nahmst an das AVE
aus des Engels Munde.
Wend den Namen EVA,
bring uns Gottes Frieden.


3
Solve vincla reis,
Profer lumen caecis,
Mala nostra pelle,
Bona cuncta posce,

Lös der Schuldner Ketten,
mach die Blinden sehend,
allem Übel wehre,
jeglich Gut erwirke.


 4
Monstra te esse Matrem,
Sumat per te preces,
Qui pro nobis natus
Tulit esse tuus.

Zeige dich als Mutter,
denn dich wird erhören,
der auf sich genommen,
hier dein Sohn zu werden
.

5
Virgo singularis,
Inter omnes mitis,
Nos culpis solutos,
Mites fac et castos.

Jungfrau ohnegleichen,
Gütige vor allen,
uns, die wir erlöst sind,
mach auch rein und gütig.
 

6
Vitam praesta puram
Iter para tutum,
Ut videntes Iesum,
Semper collaetemur.

Gib ein lautres Leben,
sicher uns geleite,
daß wir einst in Freuden
Jesus mit dir schauen.

7
Sit laus Deo Patri,
Summo Christo decus,
Spiritui Sancto
Honor, tribus unus.

Lob sei Gott dem Vater,
Christ, dem Höchsten, Ehre
und dem Heilgen Geiste:
dreifach eine Preisung.
Amen

Und Gott ist Mensch geworden!

Fest Mariä Verkündigung



Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft,
und sie empfing vom Heiligen Geist.

Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus,
Heilige Maria, Mutter Gottes,bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Maria sprach: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn,
mir geschehe nach deinem Wort."

Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus,
Heilige Maria, Mutter Gottes,bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Und das Wort ist Fleisch geworden 
und hat unter uns gewohnt.
 
Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus,
Heilige Maria, Mutter Gottes,bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes.


Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin,
auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Lasset uns beten:
Wir bitten Dich, o Herr:
gieße Deine Gnaden in unsere Herzen ein.
Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes erkannt,
führe uns durch Sein Leiden und Kreuz zur glorreichen Auferstehung!
Durch ihn, Christus, unsern Herrn.

Amen.

Der "Engel des Herrn" in lateinischer Sprache: bitte HIER klicken!

Bild: Verkündigung; B.E.P. Murillo; um 1658

Bedeutung der Volksfrömmigkeit im Jahr des Glaubens

Pilger auf der Pfingst-Wallfahrt nach N.D. de Chartres

Welche Rolle spielt die Volksfrömmigkeit im Jahr des Glaubens, das der Heilige Vater für 2012/13 ausgerufen hat?

"Die Volksfrömmigkeit ist ein ganz wichtiges Element in der Neuevangelisierung. Denn die Volksfrömmigkeit hat ja die Wahrheiten des Glaubens in konkrete Praxis gesetzt und konkret auch anschaulich werden lassen. Mit Volksfrömmigkeit ist immer auch Anschaulichkeit verbunden. Und auf diese Anschaulichkeit wird es bei der Neuevangelisierung wesentlich ankommen.

Die Volksfrömmigkeit wird im Jahr des Glaubens eine große Rolle spielen, oder das Jahr des Glaubens wird zum Jahr des Unglaubens oder des Beliebigkeitsglaubens. Wallfahrten und/oder gezielte Reisen zu geistlichen Zentren mit der Möglichkeit der vertieften Beschäftigung mit Glaubensthemen dürften ganz entscheidend sein. "

Msgr. Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild

Quelle:
http://www.vatican-magazin.de/index.php/magazin/aktuelle-ausgabe/titel-thema

Ihr könnt die katholische Lehre nicht ausstehen...


"Mutter Angelica verschränkte ihre Arme, ihre Stimme schwoll an. „Der Heilige Vater ist ein heiliger Vater. Sein ganzes Amt besteht darin, die Wahrheit zu verkünden… und ihr zerstört sie schon, bevor sie in der Zeitung erscheint.


Ihr lehnt euch dagegen auf. Ihr nennt ihn einen alten Mann…  Ihr könnt diese großartige katholische Lehre nicht ausstehen, deshalb verderbt ihr sie, so, wie ihr vieles in den letzten dreißig Jahren ruiniert habt…"

Dich, Herr, will ich preisen...



Dich will ich preisen, Herr, aus ganzem Herzen.
Erweise Deinem Diener Huld,
so werd ich leben und Dein Wort befolgen.
Belebe neu mich, Herr, so wie Du mir verheißen.

Psalm 118,17 und 107

Offertorium des 1. Passionssonntags (Judica)

Foto: Lawrence OP

Samstag, 24. März 2012

Freiheit und Willkür

Es gibt eine pervertierte Auffassung von Freiheit, die heute weitgehend herrscht und in der man die Universalität und Objektivität der Wahrheit - die Tatsache, daß sie unserer Willkür entzogen ist - als eine erniedrigende Beschränkung unserer Freiheit erlebt. Die innere Ausschließlichkeit der Wahrheit, das Ausschalten anderer Möglichkeiten, vor allem im Bereich der metaphysischen und ethischen Wahrheit, wird als eine unwillkommene Verpflichtung zu einer Hingabe angesehen.

Wir können diese Haltung mit der Reaktion von Soldaten im ersten Weltkrieg vergleichen, die giftige Gase einatmeten; daraufhin erlebten sie die frische Luft, die für den gesunden Menschen kräftigend und heilsam ist, als unerträglich erstickend.

Ebenso sind diejenigen modernen Menschen, die von ihrer eigenen Willkür vergiftet sind, nicht mehr fähig, die befreiende Kraft der Wahrheit zu erleben. Sie erkennen nicht an, daß die Unveränderlichkeit und Eindeutigkeit der absoluten Wahrheit (1) etwas ist, was uns von den Fesseln der Selbstbezogenheit und des Immanentismus befreit und uns das unerhörte Privileg der Transzendenz verleiht.

Christus sagt "Die Wahrheit wird euch frei machen." Das gilt vor allem von der göttlichen geoffenbarten Wahrheit; doch jede grundlegende metaphysische und ethische Wahrheit hat in analoger Weise eine solche befreiende Wirkung. Denn es gibt eine tiefe Beziehung zwischen echter persönlicher Freiheit und dem verpflichtenden Einsatz, den die Wahrheit von uns fordert. (2)



"...die höchste Norm des menschlichen Lebens (ist) das göttliche Gesetz selber.., das ewige, objektive und universale, durch das Gott nach dem Ratschluß seiner Weisheit und Liebe die ganze Welt. und die Wege der Menschengemeinschaft ordnet, leitet und regiert. Gott macht den Menschen seines Gesetzes teilhaftig, so daß der Mensch unter der sanften Führung der göttlichen Vorsehung die unveränderliche Wahrheit mehr und mehr zu erkennen vermag (3). Deshalb hat ein jeder die Pflicht und also auch das Recht, die Wahrheit im Bereich der Religion zu suchen..."



Dietrich von Hildebrand in: Das trojanische Pferd in der Sadt Gottes, S. 173f.; AD 1968

(Hervorhebungen von mir)

Äußere Formen

Von  P. Bernward Deneke FSSP

Kopfschüttelnd nehmen Beobachter zur Kenntnis, mit welcher Leidenschaft sich Katholiken über äußere Dinge streiten können. Ein Großteil der Auseinandersetzungen betrifft den Gottesdienst: Hoch- oder Volksaltar? Hand- oder Mundkommunion? Knien oder Stehen? Lateinische oder deutsche Liturgiesprache? Nur männliche oder auch weibliche Ministranten? – Die Reihe ließe sich mühelos verlängern und auf andere Gebiete (z.B. die Kleidung) ausweiten.

Da erheben sich einige Fragen: Kommt es denn für Christen wirklich auf Äußerlichkeiten an? Geht es nicht vielmehr um die innere Einstellung, um Glaube, Hoffnung und Liebe? Was würde wohl Jesus dazu sagen, Er, der die ungewaschenen Hände Seiner Jünger gegen pharisäische Kritik in Schutz nahm (Mk 7,1ff.)? Und erst der heilige Paulus, der die engen jüdischen Gesetzesregeln hinter sich ließ, mutig gegen jede Fesselung der neuerrungenen Freiheit kämpfte (z.B. Gal 5) und nicht einmal mit dem Verzehr von Götzenopferfleisch grundsätzliche Schwierigkeiten hatte (vgl. 1 Kor 8)? Bedeutet also der Streit über äußere Formen nicht Rückfall in ein Stadium, das Jesus und die Urkirche längst überwunden haben?

Allerdings kann man den Vorwürfen, die in diesen Fragen liegen, auch einiges entgegenhalten. So ist es eindeutig falsch, Jesus zum Gegner hergebrachter Formen zu erklären. Denken wir nur an seine Worte über Jota und Strichlein des Gesetzes (Mt 5,18) oder an die Tatsache, daß Er Sein eucharistisches Opfer in die vorgegebene Form des Paschamahls einfügte. Ebenso unpassend ist die Erhebung des Völkerapostels zum Patron der Formlosigkeit. Berufen sich nicht gerade auf Paulus auch diejenigen, die eine strenge kirchliche Kleiderordnung und namentlich das Kopftuch für Gottesdienstbesucherinnen verlangen (vgl. 1 Kor 11,5ff.)?

Im Zusammenhang mit äußeren Formen müssen wir uns daran erinnern, dass wir nun einmal keine Engel, sondern Menschen, seelisch-leibliche Wesen sind. Auch der Glaube, den wir bekennen, hat es nicht mit rein geistigen Inhalten, mit abstrakten Lehrsätzen zu tun. Vielmehr kündet er von dem Wort, das Fleisch geworden ist (Joh 1,14); von dem, „was wir [die Apostel] mit eigenen Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände betastet haben“ (1 Joh 1,1). Der Sohn Gottes hat das Leib- und Sinnenhafte in seiner Menschwerdung angenommen und geheiligt. Folglich soll auch im Leben der Kirche wie des einzelnen Christen das Geistige verleiblicht und das Leibliche vergeistigt werden. Ohne diese Verbindung bleibt die äußere Form toter Buchstabe. Der Geist des Glaubens und der Liebe aber vermag sie zum Leben zu erwecken (vgl. 2 Kor 3,6).

Das wird anschaulich in der Liturgie. Hier bietet sich uns das Heilshandeln Gottes in sinnenhafter Gestalt dar, und auch unsere Antwort darauf drückt sich leiblich aus: Kreuzzeichen, Händefalten, Verneigung, Kniebeugen – alle diese Zeichen stellen die gläubige Ehrfurcht vor Gott sichtbar dar. Zugleich stützen und schützen sie unsere religiöse Haltung, indem sie die Seele gleichsam gegen Ehrfurchtslosigkeit imprägnieren und ihr den Geist des Gebetes einschreiben. Von hohler und nutzloser Äußerlichkeit zu sprechen, wo es um derart sinnerfüllte, aussagekräftige und zudem erzieherisch wirksame Formen geht, zeugt von erheblichen Mißverständnissen.

Streitthemen wie die eingangs erwähnten erfordern, dass jeweils der Zusammenhang der Formen, die zur Frage stehen, mit ihrem Inhalt bedacht werde. So ist etwa beim Kommunionritus zu überlegen, welche der leiblichen Haltungen die gläubige Ehrfurcht vor dem Leib Christi denn klarer zum Ausdruck bringt, sie tiefer in uns verwurzelt und dadurch auch stärker wachsen läßt. Wer darüber nachsinnt, erkennt alsbald, ob es sich tatsächlich nur um Äußerlichkeiten handelt oder ob mit den äußeren Formen nicht doch sehr viel mehr auf dem Spiel steht.

Diese Zeilen möchten nicht unerquicklichen Streitereien unter Christen das Wort reden. Wenn aber durchaus gestritten werden muss, wenn man also meint, als Glaubenszeuge für eine bestimmte äußere Form kämpferisch eintreten zu sollen, dann hat man natürlich gerade hier mit gutem Beispiel voranzugehen und in der Auseinandersetzung selbst die rechte, von christlichem Geist erfüllte Form zu wahren!




Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Freitag, 23. März 2012

Relativismus und wahre Erziehung


(...) Die Freiheit ist ein kostbarer, aber heikler Wert; sie kann mißverstanden und mißbraucht werden. „Ein besonders tückisches Hindernis für die Erziehungsarbeit stellt heute in unserer Gesellschaft und Kultur das massive Auftreten jenes Relativismus dar, der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich mit seinen Gelüsten gelten läßt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden zu einem Gefängnis wird, weil er den einen vom anderen trennt und jeden dazu erniedrigt, sich ins eigene »Ich« zu verschließen.

Innerhalb eines solchen relativistischen Horizonts ist daher wahre Erziehung gar nicht möglich: Denn ohne das Licht der Wahrheit sieht sich früher oder später jeder Mensch dazu verurteilt, an der Qualität seines eigenen Lebens und der Beziehungen, aus denen es sich zusammensetzt, ebenso zu zweifeln wie an der Wirksamkeit seines Einsatzes dafür, gemeinsam mit anderen etwas aufzubauen“ [4].

Um seine Freiheit auszuüben, muß der Mensch also den relativistischen Horizont überwinden und die Wahrheit über sich selbst und die Wahrheit über Gut und Böse erkennen. Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muß und dessen Stimme ihn zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und dazu, die Verantwortung für das vollbrachte Gute und das getane Böse zu übernehmen.[5]

Deswegen ist die Ausübung der Freiheit zuinnerst an das natürliche Sittengesetz gebunden, das universaler Art ist, die Würde eines jeden Menschen ausdrückt, die Basis seiner fundamentalen Rechte und Pflichten und also letztlich des gerechten und friedlichen Zusammenlebens der Menschen bildet. Der rechte Gebrauch der Freiheit steht also im Mittelpunkt der Förderung von Gerechtigkeit und Frieden, welche die Achtung vor sich selbst und gegenüber dem anderen verlangen, auch wenn dieser weit von der eigenen Seins- und Lebensweise abweicht.


(Hervorhebungen durch Administrator)

Zum Nachdenken - Schweigen (1)


Erst das Schweigen tut uns das Ohr auf für den inneren Ton in allen Dingen. Und auch im Wort des anderen Menschen vernimmt nur ein Schweigender das Eigentliche; das, was gemeint ist.

Romano Guardini 


Zum Nachdenken 

 

Donnerstag, 22. März 2012

Organspende und Nächstenliebe

In einem Leserbrief in "Die Tagespost" Nr. 35 vom 22.03.2012 äußert sich Prof. em. W. Waldstein folgendermaßen zum Thema Organspende:

(...) Als „höchste Form der Nächstenliebe“ darf man wohl nur die Spende eines von paarigen Organen bezeichnen. Das Verfügen über das Leben besonders von Kindern und Jugendlichen, aber natürlich auch von allen anderen Menschen zum Zwecke der Organspende kann niemals rechtens sein.
Papst Johannes Paul II. hat bereits in einer Stellungnahme am 14. Dezember 1989 für einen von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften veranstalteten Kongress über die Bestimmung des Todeszeitpunktes gesagt, dass „der dem menschlichen Leben geschuldete Respekt es absolut verbietet, dieses direkt und positiv zu opfern, auch wenn dies zum Vorteil eines anderen Menschen wäre, bei dem man es für berechtigt hält, ihn derart zu bevorzugen“.
Wie inzwischen wissenschaftlich klargestellt wurde, ist der „Hirntote“ keineswegs tot, aber auch keineswegs immer ein „Sterbender“, sondern ein schwer Kranker. In vielen bezeugten Fällen konnten, wie bereits gesagt, solche schwer Kranke durch die richtige Behandlung gerettet und wieder ganz gesund werden.

em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang
Waldstein, A-5020 Salzburg

Zum Thema "Organspende" siehe auch:


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Die Schöpfung

 
       Aus Liebe hat der Herr die Welt gemacht
       und um das Gute nicht an sich zu halten,
       teilt Er auch andern mit sein gütig Walten,
       an Engel und an Menschen mit Bedacht.

       An allem leuchtet eine Schönheit auf,
       der Liebe Glanz an allen Kreaturen:
       an Menschen, Tieren Bergen, Fluren,
       an Sonne, Mond und auch der Sterne Lauf.

       Der Menschen wegen läßt der Herr die Welt
       im Jahreskreis der Zeiten nun bestehen.
       Der Menschen wegen Licht und Schatten fällt.

       Der Menschen Leben Gott in Händen hält.
       Aus Liebe wird, was sichtbar hier, vergehen:
       Aus Liebe hat Er alles so bestellt.

       Horst Seidl

entnommen aus:
Horst Seidl: Kleine Gedichtsammlung "Aus Liebe hat der Herr die Welt gemacht"
Gustav-Siewerth-Akademie, Weilheim-Bierbronnen; AD 1992

Horst Seidl, geb. 1938, Philosoph, siehe Kathpedia (bitte HIER klicken!)
Homepage von Horst Seidl (bitte HIER klicken!)


Foto: Tambaco the Jaguar

Mittwoch, 21. März 2012

Aufruf an die Piusbruderschaft

Offener Brief von Don Nicola Bux an Msgr. Fellay und die FSSPX

Der Liturgiewissenschaftler  Nicola Bux ist Mitglied der Glaubenskongregation und der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei.

In einem offenen Brief an Bischof Fellay appelliert Don Bux an die FSSPX, eine Einigung mit Rom nicht auszuschlagen:


An Seine Exzellenz Msgr. Bernard Fellay
und die Priesterbruderschaft St. Pius X.

Hochwürdigste Exzellenz,
liebe Brüder,


die christliche Brüderlichkeit ist mächtiger als Fleisch und Blut, weil in ihr dank der göttlichen Eucharistie das Leben im Paradies bereits vorweggenommen ist.

Jesus Christus hat uns gerufen die Erfahrung der Communio zu machen: in dieser existiert unser ich. Gemeinschaft bedeutet vor allem Wertschätzung für den anderen, weil wir gemeinsam den einzigen Herrn haben. Daher ist die Gemeinschaft für die Einheit zu jedem Opfer bereit: eine Einheit, die sichtbar sein muß gemäß dem letzten Willen unseres Herrn im Gebet an den Vater „ut unum sint, ut credat mundus“; sichtbar, weil sie das entscheidende Zeugnis der Freunde Christi ist.

Es steht außer Zweifel, daß nicht wenige Fakten des ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils und der darauf folgenden Zeit, die mit dem menschlichen Teil dieses Ereignisses zusammenhängen, ein wahres Unheil darstellen und große Männer der Kirche betrübten. Aber Gott läßt es nicht zu, daß Seine Kirche bis zur Selbstzerstörung geht.

Wir können nicht die Härte des menschlichen Elements abwägen ohne Vertrauen in das göttliche zu haben, das heißt in die Vorsehung, die, wenn auch im Respekt vor der menschlichen Freiheit, die Geschichte lenkt und besonders die Geschichte der Kirche.

Die Kirche ist eine göttliche Stiftung, von Gott garantiert und sie ist auch ein menschlicher Faktor. Der göttliche Aspekt schädigt oder hemmt das menschliche Element – Persönlichkeit und Freiheit – nicht; der menschliche Aspekt, wenn er redlich bleibt, sogar wenn er kompromittierend ist, schädigt nie den göttlichen Aspekt.

Aufgrund des Glaubens, aber auch wegen der Bestätigungen, die sich – wenn auch langsam – im geschichtlichen Lauf zeigen, sind wir überzeugt, daß Gott in diesen Jahren Menschen vorbereitet hat und vorbereitet, die würdig sind, die vielen Irrtümer und die vielen Einbrüche, die wir alle beklagen, zu beheben; daß bereits heilige Werke entstehen und immer mehr entstehen werden gemäß einer göttlichen Strategie, die das Wirken von Seelen verknüpft, die sich nicht einmal kennen, deren Handeln jedoch einem Plan folgt, wie es auf wunderbare Weise auch im Jahrhundert geschehen ist, in dem die schmerzliche Revolte Luthers stattfand.

Es handelt sich um göttliche Eingriffe, die sich, wie es scheint, dann mehren, wenn sich die Ereignisse verdunkeln. Das alles wird die Zukunft zeigen. Wir aber sind uns dessen bereits sicher und wir können bereits die Morgendämmerung sehen.

Für eine gewisse Zeit kämpft das Morgengrauen mit der Finsternis, die sich nur langsam zurückzieht, aber wenn man die Morgendämmerung sieht, weiß man, daß dort die Sonne ist und daß die Sonne den Himmel beherrscht!

Mit den Worten der heiligen Katharina von Siena können wir Euch daher sagen: „Kommt sicher nach Rom“, in das Haus des gemeinsamen Vaters, der uns zum immerwährenden und sichtbaren Prinzip und Fundament der katholischen Einheit geschenkt wurde.

Kommt, um teilzuhaben an dieser gesegneten Zukunft, von der man, wenn auch inmitten noch andauernder Finsternis, bereits die Morgendämmerung erahnen kann.

Eure Ablehnung würde den Raum der Finsternis vergrößern, nicht den des Lichts. Vielfältig sind die Lichtstrahlen, die wir bereits bewundern, vor allen anderen eine sich abzeichnende große liturgische Wiederherstellung, die durch das Motu proprio Summorum Pontificum bewirkt wird, die weltweit eine breite Bewegung auslöst, die vor allem von Jungen getragen wird, die mit neuem Eifer den Kult des Herrn pflegen wollen.

Wie könnte man jedoch andere konkrete und bedeutende Gesten des Heiligen Vaters vergessen, wie die Aufhebung der Exkommunikation der von Msgr. Lefebvre geweihten Bischöfe, die Einleitung einer offenen Auseinandersetzung über die Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils im Licht der Tradition und in diesem Sinne auch der Erneuerung der Kommission Ecclesia Dei?

Gewiß können noch Perplexitäten bleiben, Punkte, die zu vertiefen und noch besser zu klären sind, wie die Fragen zur Ökumene und zum interreligiösen Dialog (der auf jeden Fall bereits eine wichtige Klärung durch die Erklärung der Glaubenskongregation Dominus Jesus vom 6. August 2000 erfahren hat) und jene über die Art und Weise, wie die Religionsfreiheit zu verstehen ist.

Auch zu diesen Punkten, wird Eure kanonisch garantierte Präsenz in der Kirche helfen, mehr Licht zu bringen.

Wie könnte man nicht schätzen, was Ihr zum Wohl der ganzen Kirche werdet einbringen können, dank Eurer pastoralen und doktrinellen Ressourcen, Eurer Fähigkeiten und Sensibilität?

Das ist der geeignete Moment, das ist die günstige Stunde zurückzukehren: Timete Dominum transeuntem: laßt Euch die Gelegenheit der Gnade nicht entgehen, die der Herr euch anbietet, laßt nicht zu, daß sie an Euch vorbeigeht und Ihr erkennt sie nicht.

Wird der Herr eine weitere gewähren können?

Werden wir nicht alle eines Tages vor Seinem Gericht erscheinen müssen, und Rechenschaft geben nicht nur für das begangene Böse, sondern auch für all das Gute, das wir tun hätten können, aber nicht getan haben?

Das Herz des Heiligen Vaters klopft: Er erwartet Euch, weil er Euch liebt, weil die Kirche Euch braucht für ein gemeinsames Zeugnis des Glaubens in einer immer säkularisierteren Welt, die Ihrem Schöpfer und Heiland den Rücken zukehren zu wollen scheint.

In der vollen kirchlichen Einheit mit der großen Familie, die die katholische Kirche ist, wird Eure Stimme nicht verachtet werden, Euer Einsatz wird weder vernachlässigbar noch vernachlässigt sein, er wird vielmehr, gemeinsam mit vielen anderen, reiche Früchte tragen; außerhalb würden sie hingegen zerstreut werden.

Die Unbefleckte lehrt uns, daß zu viele Gnaden verloren gehen, weil sie nicht erbeten werden: wir sind überzeugt, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. durch eine positive Antwort auf den Vorschlag des Heiligen Vaters ein Instrument wird, um an den Händen unserer himmlischen Mutter neue Strahlen zu entzünden.

An diesem ihm gewidmeten Tag möge der heilige Josef, Bräutigam der Allerseligsten Jungfrau Maria, Patron der Weltkirche, Eure guten Vorsätze erleuchten und stützen: „Kommt sicher nach Rom.“



Rom, den 19. März 2012

Fest des heiligen Josef

Don Nicola Bux


Übersetzung: Giuseppe Nardi


Quelle: Scuola Ecclesia Mater; deutsche Fassung: katholisches.info

Abendspaziergang


 20 Minuten später:


 Allen Lesern einen gesegneten Abend!

Freundschaft und Gottesliebe



In einem Christen, in einem Kind Gottes,
bilden Freundschaft und Gottesliebe eine einzige Realität:
sie sind Licht Gottes, das Wärme spendet.

Hl. J. Escrivá de Balaguer:
Im Feuer der Schmiede, n 565; Adamas Verlag Köln 1987

 Foto: Votivkerzen; Lawrence OP

Dienstag, 20. März 2012

Relativierung der Dogmen, eine Irrlehre...

Winfried Kretschmann ist Mitglied im Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg, im Verein der Freunde der Erzabtei St. Martin e. V., im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und im Kuratorium der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Während seines Studiums war er Mitglied in der katholischen Studentenverbindung Carolingia Hohenheim (nichtschlagend, im CV). (Quelle: Wikipedia)  Außerdem ist er seit 2011 Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

W. Kretschmann behauptet:
"Denn der Glaube kann nur dort inkulturiert und zeitgenössisch werden, wo er in der jeweiligen Kultur auch gelebt wird. Letztlich besteht der Glaube nur aus den Dogmen und Haltungen, die das Kirchenvolk auch tatsächlich glaubt."

Entweltlichung der Kirche?
Die Freiburger Rede des Papstes
Herausgegeben von Jürgen Erbacher
Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2012



Demgegenüber lehrt die Kirche:


Katechismus der Katholischen Kirche:
88 Das Lehramt der Kirche setzt die von Christus erhaltene Autorität voll ein, wenn es Dogmen definiert, das heißt wenn es in einer das christliche Volk zu einer unwiderruflichen Glaubenszustimmung verpflichtenden Form Wahrheiten vorlegt, die in der göttlichen Offenbarung enthalten sind oder die mit solchen Wahrheiten in einem notwendigen Zusammenhang stehen.

2032 Die Kirche ist „die Säule und das Fundament der Wahrheit" (1 Tim 3, 15). Den „feierlichen Auftrag Christi zur Verkündigung der Heilswahrheit hat die Kirche von den Aposteln erhalten" (LG 17). „Der Kirche kommt es zu, immer und überall die sittlichen Grundsätze auch über die soziale Ordnung zu verkündigen wie auch über menschliche Dinge jedweder Art zu urteilen, insoweit die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen dies erfordern" ( [link] CIC, can. 747, § 2).

2034 Der Papst und die Bischöfe sind „authentische, das heißt mit der Autorität Christi versehene Lehrer, die dem ihnen anvertrauten Volk den Glauben verkündigen, der geglaubt und auf die Sitten angewandt werden soll" (LG 25). Das universale ordentliche Lehramt des Papstes und der in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfe lehrt die Gläubigen die zu glaubende Wahrheit, die zu lebende Liebe und die zu erhoffende Seligkeit.


II. Vatikanum:
Daher heißen seine Definitionen mit Recht aus sich und nicht erst aufgrund der Zustimmung der Kirche unanfechtbar, da sie ja unter dem Beistand des Heiligen Geistes vorgebracht sind, der ihm im heiligen Petrus verheißen wurde. Sie bedürfen daher keiner Bestätigung durch andere und dulden keine Berufung an ein anderes Urteil. In diesem Falle trägt nämlich der Bischof von Rom seine Entscheidung nicht als Privatperson vor, sondern legt die katholische Glaubenslehre aus und schützt sie in seiner Eigenschaft als oberster Lehrer der Gesamtkirche, in dem als einzelnem das Charisma der Unfehlbarkeit der Kirche selbst gegeben ist. (Lumen gentium LG 25) 


aus dem "Credo des Gottesvolkes", Papst Paul VI., 1968:
Wir glauben alles, was im geschriebenen oder überlieferten Gotteswort enthalten ist und was die Kirche als von Gott geoffenbarte Wahrheit zu glauben vorlegt: entweder durch eine feierliche Glaubensentscheidung oder durch das ordentliche und allgemeine Lehramt (1). Wir glauben an die Unfehlbarkeit, die dem Nachfolger des heiligen Petrus zukommt, wenn er ex cathedra als Hirte und Lehrer aller Gläubigen (2) spricht. Diese (Unfehlbarkeit) ist auch dem Kollegium der Bischöfe verheißen, wenn sie – gemeinsam mit dem Papst – das höchste Lehramt ausüben. (3) (Quelle: 30Giorni)
(1) Vgl. Denzinger 3011.
(2) Vgl. ebd. 3074.
(3) Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 25.

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Maria, Mutter der Kirche

"Wenn Sie mich nach der Konzilsstelle fragen, die für mich eine ganz besondere Bedeutung hat, dann verweise ich gerne auf Lumen Gentium 63-65, was ich fast an jedem Samstag im Brevier, in der Lesehore des Stundengebets, bete: Maria Urbild der Kirche!

Paul VI. hat feierlich Maria als „Mutter der Kirche“ proklamiert, und zwar in seiner Schlussrede zur dritten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanums am 21. November 1964. Bei dieser Proklamation kam es zum „Szenenapplaus“: Die Konzilsväter erhoben sich von ihren Sitzen und es gab „standing ovations“ für den Papst, als er diesen Titel feierlich verkündete.

René Laurentin, der ursprünglich ein Gegner dieses Titels war, beschreibt diese Szene nicht ohne den Hinweis, dass einige deutsche Kardinäle und Bischöfe sich nicht von ihren Sitzen erhoben und auch nicht applaudierten!"


Prälat Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild im VATICANmagazin 3/2012


Montag, 19. März 2012

Hl. Josef, bitte für uns!



Allen, die heute, am Fest des hl.Josef, Namenstag feiern,
ganz besonders unserem Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger,
herzliche Glück- und Segenswünsche!

Benedikt XVI. hatte die Gläubigen am Sonntag vor dem Angelus-Gebet
auf dem Petersplatz aufgerufen, an seinem Namenstag für ihn zu beten.  (s. kath.net)


Was wir tun können, hängt nicht von uns ab,
aber von uns hängt es ab, dass wir es tun. 

Nicolás Gómez Dávila



Laetare - Freue dich!


Freue dich, Jerusalem!
Kommet alle zusammen, die ihr es liebt;
froh überlasst euch der Freude, die ihr traurig waret;
frohlocken sollet ihr und satt euch trinken
an der Tröstung Überfülle, die euch quillt.
 (Isaias 66,10.11)

Wie freute ich mich, da man mir sagte:
Wir ziehen zum Hause des Herrn!
(Psalm 121,1)


Foto: Marien-Basilika, Kevelaer

Samstag, 17. März 2012

Hingabe...


Jesus, Du willst mich für Dich.

Du findest es der Mühe wert, mich ganz für Dich zu begehren.

Ich soll Dir gehören;
alle Deine Einsprechungen sollen sich abbilden in mir.

Mein Herz soll weich sein für alle Deine Berührungen.

Ich soll Dich kennen, indem ich grenzenlos für Dich bereit bin.

Johannes Benedikt: Der strömende Brunnen; AD 1957

Gebet um die Bekehrung der Juden?

Von Pater Bernward Deneke FSSP

Dürfen wir Christen um die Bekehrung der Juden beten? Haben wir nach alledem, was diesem Volk auf dem Boden des christlichen Abendlandes an Leid zugefügt wurde, überhaupt noch ein Recht dazu?

Die Frage ist schon im Ansatz falsch gestellt. Und dennoch konnte sie vor einigen Jahren eine solche Brisanz gewinnen, daß selbst die Tageszeitungen darüber berichteten.

Auslöser war die Nachricht, Papst Benedikt XVI. gedenke, der alten römischen Meßliturgie ihren Platz im Leben der Kirche zurückzugeben. Schnell wurde daraufhin die polemische Rede von der „antisemitischen Messe“ in Umlauf gesetzt.

Weshalb? Vor allem deshalb, weil diese Liturgie am Karfreitag ausdrücklich für die Juden betete, „Gott, unser Herr, möge den Schleier von ihrem Herzen wegnehmen, auf daß auch sie unseren Herrn Jesus Christus erkennen.“ Im zweiten Teil der Fürbitte war sogar von der „Verblendung jenes Volkes“ die Rede, die dadurch aufgehoben werden soll, daß die Juden „das Licht Deiner Wahrheit, das Christus ist, erkennen und ihrer Finsternis entrissen werden.“

Seit der Papst nun tatsächlich im Sommer 2007 der altehrwürdigen Form des Meßritus die Tore geöffnet hat, erhielt die Kritik an der Bekehrungsbitte für die Juden wiederum Auftrieb. Daran konnte nicht einmal die Nachricht etwas ändern, daß das betreffende Gebet höchstamtlich im Jahr 2008 durch eine neue Fassung ersetzt wurde. Im Gegenteil, denn auch mit den neuen Worten wird weiterhin um die Bekehrung der Juden gebetet. Die Kirche erbittet nämlich nun, „daß unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen“, und „daß beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet werde.“

Nochmals also die Frage: Dürfen wir Christen um die Bekehrung der Juden beten?

Am besten antwortet man darauf mit einigen Gegenfragen: Sollen wir Christen etwa unseren Glauben an Jesus, den „Heiland aller Menschen“ (wie es das Gebet völlig biblisch ausdrückt), über Bord werfen? Wenn aber nicht, dürfen wir dann auch nur einen einzigen Menschen von dem Wunsch ausschließen, er möge diesen seinen Erlöser erkennen und von ihm das Heil empfangen? Und sofern wir für jeden Menschen das höchste, ewige Glück erbitten sollen: Wie könnten wir dann ausgerechnet dem Volk, das Gott sich einst erwählte, dieses so wichtige Gebet vorenthalten? Hieße das denn nicht, dem Unrecht, das den Juden in der jüngeren Vergangenheit von abgefallenen Christen angetan wurde, ein weiteres Unrecht, jetzt begangen von gläubigen Christen, hinzuzufügen?

Man täusche sich nicht: In den Diskussionen über die Karfreitagsfürbitte geht es letztlich um nicht weniger als um eine fundamentale Glaubensentscheidung. Tatsächlich steht hier das gesamte Selbstverständnis des Christentums zur Frage; das Selbstverständnis als Volk des Neuen Bundes, in dem der Alte Bund seine endgültige Erfüllung gefunden hat.

Beide Fassungen der Karfreitagsfürbitte in der traditionellen römischen Liturgie ruhen jedenfalls auf festem biblischem, genauer: auf paulinischem Fundament. Der heilige Paulus spricht nämlich davon, bei der Lesung des Alten Bundes liege für die Juden eine Hülle auf dem Herzen: „Sobald sich einer jedoch zum Herrn bekehrt, wird die Hülle fortgenommen“(2 Kor 3,14 f.) – der Anknüpfungspunkt für die frühere Fassung des Gebetes. Und im Römerbrief prophezeit der Völkerapostel, daß dann, wenn die Vollzahl der Heiden (d.h. der Nichtjuden) in das Gottesreich eingetreten sei, auch „ganz Israel das Heil erlangen“ wird (11,26) – die Grundlage für die neue Fassung der Karfreitagsbitte.

Problematisch ist es daher nicht, die Bekehrung der Juden zu ihrem wahren und einzigen Erlöser zu erbitten, problematisch wäre es vielmehr, sie nicht zu erbitten! Wer damit Schwierigkeiten hat, der hat sie bestimmt auch mit Jesus Christus selbst. Wer hingegen wirklich an Ihn glaubt, der kann gar nicht anders, als liebevoll für jenes Volk zu beten, aus dem Jesus dem Fleische nach stammt, damit es seinen Messias erkenne, den Heiland aller Menschen. 



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)


Zum Thema Juden-Mission siehe bitte auch:
Robert Spaemann in der FAZ vom 20.04.2009: Gott ist kein Bigamist