"Die göttliche Offenbarung und der mystische Leib Christi sind von allen natürlichen Gebilden (Anm.: Vereinen, Institutionen etc.) so vollkommen verschieden, daß der Begriff "konservativ" einen falschen Beigeschmack erhält, sobald man damit die Treue gegenüber Christus und der heiligen Kirche meint und den unveränderten Glauben an die unwandelbare geoffenbarte Wahrheit, wie sie uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes im depositum fidei überliefert ist. (1)Auch ein Mensch, der keineswegs von Natur aus "konservativ" ist und jeden Fortschritt und jede Veränderung zum Guten in jenen Bereichen begrüßt, die wandelbar sind, muß in Bezug auf das unfehlbare Lehramt der Kirche "konservativ" sein, sofern man da dieses Wort überhaupt gebrauchen darf.
Hier ist das unverrückbare Festhalten an der geoffenbarten Wahrheit, der Glaube an die Gottheit Christi und das unfehlbare Lehamt der Kirche, gleichbedeutend mit Katholischsein. (...)
Der wahre Katholik erkennt keine Möglichkeit eines Wandels dieser Lehre an, es sei denn im Sinne einer expliziteren Formulierung dessen, was schon im Glauben der Apostel implizit enthalten war, oder was notwendig daraus folgt. (Genau in diesem Sinn spricht Kardinal Newman von Dogmenentwicklung.) Er hält daran fest, daß die christliche, übernatürliche Sittlichkeit, die Heiligkeit, die in der heiligen Menschheit Christi geoffenbart und in allen Heiligen verwirklicht ist, keinem Wandel unterworfen ist und immer dieselbe bleibt. (2) (...)
Das ist einfach der katholische Standpunkt ohne irgend einen Zusatz von progressiv oder konservativ."
(1) Vgl. "Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung" 1. Kap. 4;3. Kap. 11; vor allem 6. Kap. 21:"In diesen Schriften zusammen mit der hl. Überlieferung hat die Kirche immer die höchste Richtschnur des Glaubens gesehen und sieht sie noch darin. Denn, von Gott eingegeben, und ein für allemal aufgeschrieben, bieten sie das Wort Gottes selbst unwandelbar dar und lassen in den Worten der Propheten und Apostel die Stimme des Hl. Geistes vernehmen."
(2) Dies geht schon allein aus der Tatsache hervor, daß die Heiligkeit, wie die "Dogmatische Konstitution über die Kirche" 40, Kap. 5 ausdrücklich wiederholt, eine Teilhabe am Wesen Gottes ist, "in dem es keinen Wechsel und keinen Schatten von Veränderung gibt." Vgl. Jakobus 1,17; auch Matth. 5,48; Mk. 14,31: Himmel und Erde werden vergehen, aber meinen Worte werden nicht vergehen." - Anm. d. Übers.
Dietrich von Hildebrand (s. Foto) in: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes; 1. Teil, 1. Kap. Progressismus - Konservatismus: Eine falsche Alternative; Seite 23ff; AD 1969 (s. Quellen)
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Siehe auch: DvH: Christsein und Konservatismus
Sehr treffend und präzise! Wie eigentlich bei Dietrich von Hildebrand immer.
AntwortenLöschenStrenggenommen hat der Begriff "konservativ" in der innerkirchlichen Debatte nichts verloren, weil das Bewahren des Dogmas, des Glaubens usw. schon im Begriff "katholisch" enthalten ist. Trotzdem wird es Menschen von konservativem Temperament leichter fallen, diesen Aspekt zu beherzigen.
Und angesichts der weithin stattfindenden Abkehr von Lehramt, Glaube, Tradition usw., selbst innerhalb der Kirche, ist es leider oft üblich geworden, im alltäglichen Diskurs das hässliche und eigentlich inadäquate Wörtchen "konservativ" vor das Wort "katholisch" zu setzen, um klar zu sagen, was man denkt. Das ist eigentlich eine unerträgliche Konzession an die, die aus der Kirche eine politische Vereinigung machen wollen, und sich daher mit Vergnügen "liberal", "modern", "fortschrittlich", oder "progressiv" nennen.
Ich selbst verwende deswegen meist den Pleonasmus "glaubenstreuer", "traditionstreuer" oder "lehramtstreuer" Katholik als Notbehelf. (Die Protestantisierer kann man sehr schön als "Katholiken der Reformation" bezeichnen...;))
Aber eigentlich sollte "Katholik" allein ausreichend sein, um den Glauben auszudrücken, und wer dann politisch oder in anderen weltlichen Fragen konservativ ist, kann sich treffend "konservativer Katholik" nennen.
@Catocon
AntwortenLöschenganz dabei, der Adjektiv . Katholik ist ein begriffliches Unding.
Der Katholik ist durch die Taufe (und die Firmung) sowie die die Bejahung zum Lehramt definiert, (das von Papst Benedikt XVI immer wieder als in Kontinuität mit der Tradition bekräftigt wird)
Insofern ist jeder Katholik ohnehin konservativ.
Es ist richtig, auf letztlich diese Tatsache negierende Zuordnungen zu verzichten. (für mich klingt es sehr merkwürdig, wenn sich sogar selbst jemand als konserv. Kath. bezeichnet)
Wenn Du nun den "Katholik" einfach wegläßt, bei "glauben- oder traditions- oder lehramtstreu" , entfällt auch der Pleonasmus:-)
Das Gegenstück wären dann die Untreuen, da wird es dann gleich klarer: wer würde von einem häretischen Katholiken sprechen?
Und da es hier um D.v. H. geht: der hat in "Umgestaltung in Christus" eine wunderbare Definition drin, was den Christen von einem politisch Konservativen unterscheidet. (finde es leider grade nicht)
(Einen bemerkenswerten Versuch hat vor kurzem auch Armin Schwibach in einem kath. net - Artikel unternommen, mit dem Begriff "Traditionist" in Unterscheidung zum "statischen" Traditionalist)
@L.A.
Löschenja, aber "Katholik" wegzulassen hat den wunderbaren Nebeneffekt, dass die meisten Leute gar nicht verstehen, wovon man eigentlich spricht. Ich bin "glaubenstreu" oder "traditionstreu" kann genauso z.B. als die Aussage eines Protestanten verstanden werden, der sich eben treu an die Tradition des Martin Luther und dessen Glauben hält. Und selbst bei "lehramtstreu" ist es heute sehr gut möglich, dass gar nicht verstanden wird, was das Lehramt denn eigentlich sei.
Etwas anders sieht es natürlich aus, wenn der Gesprächspartner ein Grundwissen über die kath. Kirche hat, was man aber leider nicht mehr voraussetzen kann. Deshalb bleibe ich erstmal beim Pleonasmus.
"Traditionist" ist auch ein guter Begriff, aber es wird schwierig sein, ihn im allg. Sprachgebrauch zu etwablieren, da klingt "Traditionalist" einfach zu ähnlich.
Man könnte auch von Häretikern sprechen, um die Gruppe der "nicht-glaubenstreuen Katholiken" zu bezeichnen, doch leben wir derzeit in einer Epoche, in der die Kirche sich in den kollektiven Kopf gesetzt hat, "nicht zu verurteilen", was die eindeutige Zuordnung von Personen zur Gruppe der Häretiker ziemlich schwer macht.
Hier schon mal der Link zum Begriff "Traditionist", hier nach A. Schwibach in Bezug auf den Historiker R. de Mattei:
AntwortenLöschenhttp://www.kath.net/detail.php?id=34825
"Roberto de Mattei gehört zu den der Tradition verbunden katholischen Intellektuellen, ohne dabei als „Traditionalist“ eingeordnet und somit in eine Ecke gestellt werden zu können. Für Denker wie de Mattei bedarf es eines neuen Begriffs, der gerade die vielfältigen Entwicklungen der letzten Jahre innerhalb der Kirche am besten zusammenfasst: de Mattei ist ein „Traditionist“. Aus dem großen Atem der Tradition schöpfend und zutiefst dem Heiligen Stuhl und dem Papst verbunden..."