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Samstag, 21. Januar 2012

Der kämpfende Mensch (3)

Josef Seifert  (1975)

Fortsetzung, Teil 3

Eine tödliche Illusion

Die Frage ist allerdings, ob eine solche Vorstellung, die den Gegensatz und Kampf auf der Ebene der Politik und des Geistes nicht wahrhaben will: den zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und den Feinden Gottes, ob diese moderne Theorie bzw. Ideologie richtig ist.

Solowjew, der bekannte russische Philosoph, hat einmal im Gespräch mit einem atheistischen Dichter, der über den Dämonenglauben lachte, folgendes gesagt: "Wer kann überhaupt die Geschichte betrachten, ohne in ihr die Dämonen am Werk zu sehen!" Die Art, wie Solowjew diesen Ausruf getan hat, hat den Dichter tief beeindruckt.

In der Tat entlarvt schon ein tieferes Geschichtsverständnis diese moderne Ideologie als falsch. Wenn die Erkenntnis der Wirklichkeit aber durch die Offenbarung ergänzt und in völlig neuer Weise vertieft wird, so ist es unabweislich klar, daß diese Ideologie der Kampflosigkeit eine furchtbare Illusion ist. Wir sollten uns aber alle ernstlich fragen, ob wir davon nicht selber bis zu einem gewissen Grad infiziert sind.

Der Kampf im politischen Bereich

Wenn aber die Wirklichkeit der Geschichte von Feindschaft und Kampf geprägt ist, dann ist es Zeit, aus unseren Illusionen zu erwachen und uns zum Kampf zu stellen, zu jenem entscheidend ernsten, geistigen Kampf, den jeder Mensch in dieser Welt zu bestehen hat; dann müssen wir eine Umkehr, eine Wendung vollziehen gegen die außerhalb und innerhalb der Kirche weithin herrschenden Modeströmungen.

Betrachten wir zunächst kurz die politisch-gesellschaftliche Szene. Wir brauchen nicht weit in die Geschichte zurückzuschweifen und uns etwa an die greulichen, geradezu teuflischen Verbrechen zu erinnern, die Solowjew in seinen berühmten "Drei Gesprächen" aus der Geschichte Rußlands anführt - beschränken wir uns vielmehr auf die jüngste Vergangenheit.

Wenn wir uns nur an die Verbrechen des Nationalsozialismus und an die des Kommunismus denken, an die Millionen, die in den KZs und im "Archipel Gulag" umgebracht wurden, an die furchtbaren Christenverfolgungen, die man nicht durch "entspannendes" Verschweigen aus der Welt schafft, an die Gehirnwäsche im maoistischen China und anderswo - um nur einige wenige Ereignisse in unserem fortschrittlichen Jahrhundert zu erwähnen - , so muß man doch sehen, daß im politischen Leben reale böse Mächte wirksam sind, vor denen die Augen zu verschließen reinste Vogel-Strauß- Politik wäre.

Soll man, kann man nun sagen, daß alle diese Dinge nur auf das Konto des kommunistischen oder nationalsozialistischen Terrors oder gar nur auf das einiger weniger raffinierter Gewaltverbrecher gehen, die unglücklicherweise an die Macht gelangt sind?

Dieser Gedanke verbietet sich von selbst, wenn wir an die unzähligen Abtreibungen denken, in denen sich offenbart, wie weit die verbrecherische Verachtung des Menschenlebens in breiteste Volkskreise eingedrungen ist, die sogar zahllose Mütter zum Mord an den eigenen Kindern treibt! In einem Jahr wird allein in New York eine Stadt, zahlenmäßig fast dreimal so groß wie Salzburg, vernichtet: finden 300000 Abtreibungen statt, die ja doch, auch wenn viele sich dessen nicht voll bewußt sein mögen, schaudererregende Verbrechen sind.

Über entsprechende Zustände in London hat ein britischer Abgeordneter erklärt, es habe in all den Jahren des Nationalsozialismus nichts gegeben, was diesem Geschäft mit Ungeborenen zu vergleichen wäre und den Vivisektionen, die an den abgetriebenen Embryos noch im siebten und achten Monat durchgeführt werden.

Inzwischen hat die deutsche Ärzteschaft in einem Manifest die legalisierten Abtreibungen mit Recht als das "größte Auschwitz" der Geschichte bezeichnet. Müssen wir noch an die Konzepte der Menschenplanung erinnern, die so weit gehen, daß sie einerseits die Bevölkerungsbeschränkung durch Besteuerung "überzähliger" Kinder oder durch gesetzliche Abtreibung vorsehen, andererseits durch Eingriff in die Erbträger die menschliche Intelligenz einseitig für bestimmte Berufe programmieren wollen? -

Ich möchte das nicht im einzelnen ausführen, aber so viel dürfte klar sein, daß schon ein unvoreingenommener Blick der natürlichen Vernunft uns enthüllt, welche Schlacht zwischen den guten und den bösen Mächten in der Gesellschaft, in der Geschichte tobt; vorchristliche Denker haben das bereits erkannt - so finden wir bei Platon im 7. Brief und in anderen Werken ein klares und tiefeindringendes Bewußtsein von den wirkmächtigen Übeln im öffentlichen Leben.


Fortsetzung folgt

Prof. Josef Seifert: Der kämpfende Mensch ( Teil 1)    (bitte HIER klicken!)
Prof. Josef Seifert: Der kämpfende Mensch ( Teil 2)    (bitte HIER klicken!)
Prof. Josef Seifert: Der kämpfende Mensch ( Teil 4)    (bitte HIER klicken!)
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Über den Philosophen Josef Seifert (geb. 1945) bei wikipedia (bitte HIER klicken!)

(Hervorhebungen durch Administrator) 

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