Dienstag, 3. Januar 2012

Der gute Wille

Fra Angelico: Schar der Heiligen; 15.Jh.
"Wenn die Christen das Wort Heiligkeit hören, denken sie an allerlei schreckliche Abtötungen und wunderbare Gaben, wovon gewisse Heiligenleben nur zuviel erzählen. Das ist ein grober Irrtum. Alle Getauften haben durch ihre Verbindung mit dem Auferstandenen Erlöser die "heiligmachende Gnade" empfangen: sie sind "Geheiligte". Darum wurden die Christen von den Aposteln selbst "die Heiligen" genannt (1Kor 16,15; 1 Tim 5,10; Röm 1,7; 12, 13, etc.).

Die Taufgnade ist jedoch nur ein Keim, der sich entfalten und wachsen soll "bis zur Vollreife Christi" (Eph 4,13), d. h. bis die Verbindung der Seele mit Christus jenen Grad erreicht, den Gott ihr von Ewigkeit bestimmt hat... Jeder Christ ist zur Heiligkeit berufen: er hat die Taufgnade zur Reife zu bringen:"Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung" (1 Thess 4,3).

Wer aus allen Kräften danach strebt, durch Christus ein gottverbundenes Leben zu führen, der verwirklicht das Tugendideal, zu dem Gott ihn ins Dasein rief und erlöste. Mit anderen Worten, der gute Wille ist unserseits das einzig Notwendige, um zur Heiligkeit zu gelangen. Unsere große und beständige Sorge soll daher sein, den guten Willen in uns unversehrt zu bewahren und immer mehr zu festigen. Denn, sagt der hl. Albert d. Gr., "der gute Wille ersetzt alles, er geht über alles".

Der gute Wille übergibt nämlich Gott dem Herrn durch einen äußerst einfachen Akt der Liebe den ganzen Menschen: die Vergangenheit überläßt er der Barmherzigkeit Gottes, die Zukunft stellt er seiner Güte anheim, dem jetzigen Augenblick allein widmet er seine ganze Aufmerksamkeit, um ihn zu heiligen"


aus: P. Joseph Schryvers C.Ss.R.: Der gute Wille; AD 1959 (s. Quellen)

(Hervorhebungen durch Administrator)

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