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Mittwoch, 28. Dezember 2011

Viele Menschen schlafen einen Schlaf der Gleichgültigen...

Zum Gebetstag zum Schutz der ungeborenen Kinder

Kindermord von Bethlehem (Giotto)
" Der Gebetstag zum Schutz des ungeborenen Lebens, der in Fulda seit rund 20 Jahren ganz bewusst am Tag der Unschuldigen Kinder begangen wird, ist eine Bitte gen Himmel, das schreiende Unrecht der Abtreibung ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Gott kann die Herzen der Menschen bewegen, dass sie einsehen: Hier geht es um Unrecht, an das wir uns bereits gewöhnt haben. Die Gesellschaft nimmt dieses Unrecht kaum noch wahr. Es zeigt, wie schlecht es um die Humanität dieser Gesellschaft und den Schutz der Schwächsten in ihr bestellt ist."  Das sagte der Fuldaer Diözesanbischof Heinz Josef Algermissen heute am Fest der Unschuldigen Kinder in einem Interview in der "Tagespost" (28.12.2011; Nr. 154).

Die Gläubigen des Bistums Fulda trafen sich mit ihrem Bischof um 18:30 Uhr zum Gebet an der Mariensäule am Frauenberg, die auch als "Pest-Säule" bezeichnet wird. "Wir demonstrieren gegen eine Pest unserer Zeit," so Bischof Algermissen. Neben den zahlreichen Kriegen halte er den zerstörenden Umgang mit dem vorgeburtlichen menschlichen Leben für eine Seuche.

Politik, Gesellschaft und Lebensschutz

Der Fuldaer Oberhirte bezeichnete es als Skandal, dass trotz Forderung des Bundesverfassungsgerichts die Praxis des §218 seit Mitte der 90er Jahre nicht  durch den Gesetzgeber überprüft worden sei und warf der Politik wie dem Gericht Untätigkeit vor. Man lasse die Dinge ganz einfach laufen.

In Bezug auf die, vor allem im vergangenen Jahr, geführte Diskussion um die Praeimplantationsdiagnostik (PID) meinte Algermissen, dass die fundierten Argumente der katholischen Kirche gegen PID oft gar nicht wahrgenommen würden, politische Mehrheiten für den Standpunkt der Kirche nicht mehr zu finden seien und die Gesellschaft derzeit "einen bioethischen Dammbruch nach dem anderen" erlebe.

Das Grundesetz werde immer weiter ausgehöhlt, das christliche Menschenbild präge kaum mehr die Gesellschaft. Neuinterpretationen und Umdeutungen des Menschenwürdegedankens seien damit Tür und Tor geöffnet. "Trotzdem", so der Bischof, "müssen wir darum kämpfen, das Bewusstsein zu ändern". Dafür brauche es Gebet, tätigen Einsatz und Argumente gleichermaßen.

"Wir sind drauf und dran, eine barbarische Gesellschaft zu werden." Das werde man schneller am eigenen Leib spüren, als viele heute meinen, sagte Algemissen in dem Interview mit Markus Reder. Bei bioethischen Fragen gehe es "immer um das zentrale Thema der Würde des Menschen", gehe es immer um Grundsatzentscheidungen - "ganz gleich ob am Beginn des menschlichen Lebens oder an dessen Ende".

Christen und Lebensschutz

Wer die Nachfolge Jesu Christi ernst meine, der könne gar nicht anders, als sich für den uneingeschränkten Schutz des Lebens stark zu machen. Nicht Friedensstörer, aber Störenfriede da zu sein, wo uns Christen die Kultur des Todes anhauche, das sei die "logische Konsequenz der erlösenden Botschaft des Evangeliums des Lebens", so Algermissen.

Auf die Frage, ob sich Christen stärker politisch engagieren sollten, meinte der Bischof der Bonifatius-Stadt: "Wir haben viele Gremien und Räte, deren Aufgabe es wäre, sich deutlich wahrnehmbar in der Öffentlichkeit einzumischen und auch in die Politik und in die Parteien hineinzuwirken. Das ist deren eigentliche Berufung, ihr Charisma." Das Zweite Vatikanum spreche vom Weltdienst der Laien. Das heiße: "In der Welt Zeugnis geben für das Evangelium." Das sei allerdings "etwas völlig anderes als die Neigung katholischer Laiengremien, sich immer wieder in lehramtliche Fragen einzumischen".

Ökumene und Lebensschutz

Bischof Algermissen nannte es "eine schwere Belastung für die Ökumene", dass Protestanten und Katholiken in Fragen des Lebensschutzes nicht mehr mit einer Stimme sprechen. "Wir geben kein gemeinsames Zeugnis, sondern ein Zeugnis des Widerspruchs." Das führe dazu, dass die Politik die Stimme der Christen nicht mehr ernst nehme.

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