In seiner Weihnachtsansprache für das Kardialskollegium und die Mitglieder der römischen Kurie sowie des Governatorats sagte Benedikt XVI. heute, am 22.12.2011:
"Was also sollen wir tun? Es gibt nicht endende Dispute darüber, was man machen muß, damit die Trendwende gelingt. Und sicher muß man vielerlei machen. Aber das Machen allein löst die Aufgabe nicht. Der Kern der Krise der Kirche in Europa ist die Krise des Glaubens. Wenn wir auf sie keine Antwort finden, wenn Glaube nicht neu lebendig wird, tiefe Überzeugung und reale Kraft von der Begegnung mit Jesus Christus her, dann bleiben alle anderen Reformen wirkungslos.
Die große Thematik dieses Jahres, wie die der kommenden Jahre, heiße in der Tat: "Wie verkündigen wir heute das Evangelium? Wie kann Glaube als lebendige Kraft heute Wirklichkeit werden?"
Benedikt XVI. nannte die Erfahrung des Weltjugendtages in Madrid "eine Medizin gegen die Müdigkeit des Glaubens". Dies sei gelebte Neuevangelisierung gewesen. Immer mehr zeichne sich in den Weltjugendtagen eine neue, verjüngte Weise des Christseins ab, die er in fünf Punkten charakterisiert.
Unter anderem sagte der Papst:
Madrid, WJT2011 |
"Schließlich möchte ich als letztes, nicht zu übersehendes Kennzeichen der Spiritualität der Weltjugendtage die Freude nennen. Woher kommt sie? Wie erklärt sie sich? Sicher wirken viele Faktoren zusammen. Aber der entscheidende ist nach meinem Dafürhalten die aus dem Glauben kommende Gewißheit: Ich bin gewollt. Ich habe einen Auftrag in der Geschichte. Ich bin angenommen, bin geliebt.
Josef Pieper hat in seinem Buch über die Liebe gezeigt, daß der Mensch sich selbst nur annehmen kann, wenn er von einem anderen angenommen ist. Er braucht das Dasein des anderen, der ihm nicht nur mit Worten sagt: Es ist gut, daß du bist. Nur vom Du her kann das Ich zu sich selbst kommen. Nur wenn es angenommen ist, kann es sich annehmen. Wer nicht geliebt wird, kann sich auch nicht selber lieben. Dieses Angenommenwerden kommt zunächst vom anderen Menschen her.
Aber alles menschliche Annehmen ist zerbrechlich. Letztlich brauchen wir ein unbedingtes Angenommensein. Nur wenn Gott mich annimmt und ich dessen gewiß werde, weiß ich endgültig: Es ist gut, daß ich bin. Es ist gut, ein Mensch zu sein. Wo die Wahrnehmung für das Angenommensein des Menschen von Gott, für unser Geliebtsein durch ihn verschwindet, da findet die Frage, ob es überhaupt gut ist, ein Mensch zu sein, keine Antwort mehr. Der Zweifel am Menschsein wird immer unüberschreitbarer. Wo der Zweifel an Gott dominierend wird, da folgt der Zweifel am Menschsein selbst unausweichlich.
Wir sehen heute, wie sich dieser Zweifel ausbreitet. Wir sehen es an der Freudlosigkeit, an der inneren Traurigkeit, die man in so vielen menschlichen Gesichtern lesen kann. Nur der Glaube macht mich gewiß: Es ist gut, daß ich bin. Es ist gut, ein Mensch zu sein, auch in schwieriger Zeit. Der Glaube macht von innen her froh. Das ist eine der wunderbaren Erfahrungen der Weltjugendtage."
Die gesamte Ansprache des Hl. Vaters findet sich HIER (bitte klicken).
(Hervorhebungen durch Administrator)
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