Worauf beruht der unverzichtbare Stellenwert der jungfräulichen Mutterschaft Mariens in der Heilsgeschichte? Dazu müssen wir uns zuvor fragen: Was ist denn eigentlich der Inhalt dieses Ereignisses?
Es wurde gesagt, mit dieser Erzählung habe man sich aus Gründen der Evangelisierung heidnischen Mythen angepasst. Das kann schon deshalb nicht sein, weil gerade Matthäus für Judenchristen schreibt und weil die Verwandtschaft mit heidnischen Mythen für antike Kritiker wie Kelsos gerade ein Argument gegen die Jungfräulichkeit Mariens war. An diese Mythen glaubte damals nämlich kein gebildeter Mensch mehr.
Die Verteidiger des Evangeliums, also z.B. Origines, betonten deshalb gerade die Unähnlichkeit mit jenen Geschichten, in denen Gott einer menschlichen Frau beiwohnt und einen Halbgott zeugt. Hier hat nicht Gott einen Halbgott gezeugt, sondern der Geist Gottes, der am Anfang der Schöpfung über den jungfräulichen Wassern schwebte und die Erde Gestalt annehmen ließ, läßt nun in einer Jungfrau eine neue Schöpfung beginnen.
Und wer hier empfangen wird, ist nicht ein Halbgott sondern ganz und gar Mensch, und dieser Mensch ist ganz und gar Gott, der von sich sagen kann: "Ehe Abraham war, bin ich" (Joh 8,58), und der auf die Bitte der Jünger hin, ihnen den Vater zu zeigen, antwortet: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9).
Wenn er "ich" sagt, dann ist dieses Ich das ewige Ich, das, wie das große Credo sagt, "aus dem Vater geboren wurde vor aller Zeit". Die jungfräuliche Geburt dieses Menschen ist das Realsymbol dafür, dass mit seinem Eintritt in die Welt etwas ganz und gar Neues beginnt, eine neue Schöpfung.
aus einer Predigt von Prof. Robert Spaemann in der Ev. Stadtkirche Darmstadt am 7. März 2004 im Rahmen einer Predigtreihe über das Apostolische Glaubensbekenntnis (ganze Predigt: bitte hier klicken)
Verkündigung; Foto: Andreas Praefcke
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