Montag, 7. November 2011

Direkt zu Kardinal Meisner

Alle zwei Wochen  beantwortet Joachim Kardinal Meisner von Köln eine Frage, die auf der Internetseite "Direkt zu" an ihn gestellt wurde (Herzliche Einladung zur Teilnahme!!!).

Auf diesem Blog wurde bereits in Bezug auf die Frage, ob Kardinal Meisner sich vorstellen könne, ein Pontifikalamt im Usus antiquior zu zelebrieren, über die Initiative berichtet (s. auch HIER).

Heute beantwortete der Erzbischof von Köln eine, wie ich meine, sehr interessante Frage zu Maßnahmen und Initiativen gegen den Priestermangel im deutschsprachigen Raum. Allerdings scheint mir die Antwort irgendwie unvollständig zu sein...

Der Film der Kleruskongregation, der im Anschreiben genannt wird, war ebenfalls schon Thema im Frischen Wind.

Diakonatsweihe 2009, Priesterbruderschaft St. Petrus, Wigratzbad


Hier sind Frage und Antwort im Wortlaut:



Initiativen gegen Priestermangel

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

zum"Jahr des Priesters" hat die Kongregation für den Klerus einen hervorragenden Film herausgegeben, indem anhand des Vorbilds des hl. Pfarrer von Ars über das Wesen des Priesters und seinen Dienst am Volk Gottes berichtet wird.
Der Film ist sehr ansprechend und sehr informativ und ist auch zur Katechese über das Priestertum geeignet.
Dieser Film ("Alter Christus") ist auf youtube zu sehen in drei Teilen:

http://www.youtube.com/watch?v=1kWAxhccl5U&feature=re...

http://www.youtube.com/watch?v=0zu_WD6i7X4&feature=re...

http://www.youtube.com/watch?v=qYttUC68L4g&feature=re...

Meine Frage: Warum ist dieser Film nicht auf den Webseiten aller Bistümer inklusive der der DBK zu sehen?

Wäre das nicht eine Chance, Menschen authentisch über das Priesteramt zu informieren und so auch vielleicht Herz und Verstand des einen oder anderen jungen Mannes anzusprechen, ob er den Ruf zur engeren Nachfolge nicht spürt? Man könnte auch in den Pfarreien die Gemeinde einladen und gemeinsam diesen Film ansehen - ohne großen Aufwand.

Außerdem hat die Kleruskongregation u.a. im Jahr 2007 eine Initiative mit dem Ziel, die eucharistische Anbetung zur Heiligung der Priester und die geistige Mutterschaft zu fördern, begonnen und die Ortsordinarien aufgefordert, "regelrechte Zönakel zu fördern", also Gebetsgemeinschaften, deren Ziel die Ewige Anbetung ist.

siehe: http://www.clerus.org/clerus/dati/2008-01/23-13/anbetung_...

Meine Frage: Warum hört man von den dt. Bischöfen nichts über diese Initiative? Warum wird sie nicht auf den Bistums-Webseiten empfohlen oder von den Bischöfen darüber gepredigt? Gibt es in Ihrem Bistum Pfarreien, die diese Initiative aufgegriffen haben, um so aktiv etwas gegen den Priestermangel anzugehen und heiligmäßige Priester von Gott zu erbitten?

Mit freundlichen Grüßen
NN




Antwort von Kardinal Meisner:



Sehr geehrte Frau NN,

für Ihre Mitsorge um Priesterberufungen danke ich Ihnen ganz herzlich.

Auch für mich ist diese Frage eines der drängendsten Anliegen. Papst Benedikt XVI hat in seiner Botschaft zum 44. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel am 16.5.2010 geschrieben: „Die digitale Welt stellt Mittel zur Verfügung, die nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Kommunikation bieten, und eröffnet damit in der Tat bemerkenswerte Perspektiven der Aktualisierung in Bezug auf die Ermahnung des heiligen Paulus: ‚Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!‘ (1 Kor 9,16).“ 

In diesem Sinne finden wir in der Tat viele gute und wertvolle Medien, die wir als Kirche insgesamt, aber insbesondere auch als Kirche von Köln noch intensiver und nachdrücklicher verwenden können zur Neuevangelisierung, aber auch Unterstützung jedes Einzelnen bei der Suche nach geistlichen Berufungen.

Für viel zentraler halte ich aber, dass die Bitte um geistliche Berufungen von vielen Beterinnen und Betern wach gehalten wird. Darum habe ich 1999 im Erzbistum Köln die Gebetsgemeinschaft „rogamus“ gegründet. Hauptanliegen der Mitbeterinnen und Mitbeter ist seitdem die Sorge um den Priester- und Ordensnachwuchs für unser Erzbistum Köln und das tägliche Gebet in diesem Anliegen. Durch ihr Gebet übernehmen die Mitglieder der Gebetsgemeinschaft gleichsam die Patenschaft für junge Menschen, die eine zwar geistliche Berufung in sich tragen, aber noch um innere Klarheit ringen. Heute zählen zu unserer Rogamus-Familie etwa 2.500 Lebende, hinzu kommen an die 1.000 Verstorbene, die uns in unserem Anliegen vom Himmel aus unterstützen und dort Fürsprecher für uns und für die uns im Gebet Anvertrauten sind. 

Im Jahr 2009, also zum 10. Geburtstag der Rogamus-Gemeinschaft, habe ich die Schwestern und Brüder zum Beginn des von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Jahres für die Heiligung der Priester um eine Erweiterung des gemeinsamen Anliegens, um Priester- und Ordensberufungen zu beten, gebeten: nämlich um das Gebet um die Heiligung der Priester.

Dies entspricht u. a. der großartigen Initiative, die die Kleruskongregation im Jahr 2007 angeregt hatte, und die seitdem in vielen Pfarreien, klösterlichen und geistlichen Gemeinschaften, aber auch in zahlreichen Familien unseres Erzbistums Einfluss auf das tägliche Gebet hat. So stand auch das vierzigtägige Gebet um geistliche Berufungen im Erzbistum Köln im Herbst 2009 unter dem Vorzeichen des Gebets um die Heiligung der Priester: Dabei engagierten sich Einzelbeter/innen, Pfarrgruppen, Ordensgemeinschaften und Gruppen geweihten Lebens, sowie Gebetsgruppen und –gemeinschaften in fast 3.500 Stunden gemeinsamen Gebetes. 

Zwei gute konkrete Beispiele unserer Tage seien hier – pars pro toto – genannt: Zum einen kommen an jedem letzten Mittwoch im Monat, das nächste Mal am 30.11.2011, Schwestern und Brüder der Rogamus-Familie in der Seminarkirche unseres Priesterseminars in Köln (Kardinal-Frings-Str. 12) zusammen, um in eucharistischer Anbetung den Herrn der Ernte um Priester- und Ordensberufungen für unser Erzbistum Köln, aber eben auch um die Heiligung der Priester zu bitten. In dieser Woche kommen Beterinnen und Beter an drei Tagen (7.-9.11.) bei den Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament hier in Köln (Brühler Str.) zusammen, um in ewiger Anbetung besonders um geistliche Berufe, um die Heiligung unserer Familien, Gemeinschaften und Gemeinden zu beten und so u. a. auch das Bewusstsein der geistigen Mutterschaft zu stärken. In ähnlicher Weise treffen sich – wie ich weiß – viele Gläubige monatlich, wöchentlich und zum Teil auch häufiger, um in diesen Anliegen öffentlich, d. h. in einer Kirche oder einem anderen geeigneten Ort oder auch privat, d. h. vor allem zu Hause in den Wohnungen und Häusern gemeinsam zu beten. 

Manchmal denke ich, dass ich auf keinem Sektor so erfolglos geblieben bin, wie in meiner brennenden Sorge um Priester- und Ordensberufungen, obwohl ich in kein Anliegen so viel geistliche Kraft investiert habe. Mich tröstet dann, dass im Haushalt Gottes nichts, aber auch gar nichts verloren geht und dass alles, was wir in ihn investiert haben, Frucht bringt, und zwar zu einer Zeit, die er bestimmt und in einer Weise, wie er es will. 

Mit freundlichen Grüßen

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