Montag, 31. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Sünde (1)

Foto: a4gpa

Wer die Sünde lieb hat, scheut es höllisch, die Sünde eben als Sünde zu betrachten.


 Adolf Kolping

Hl. Wolfgang von Regensburg, bitte für uns!

hl. Wolfgang von Regensburg; Gemälde von Matthäus Schiestl (1869-1939)

Sonntag, 30. Oktober 2011

Christus, mein König...

Aberglaube

von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

 Ist von „Sünden gegen den Glauben“ die Rede, denkt man zunächst an Glaubensabfall, Irrglauben oder Glaubenszweifel. Und tatsächlich, diese Sünden gegen den Glauben sind sehr verbreitet. Vergessen wird aber oft, dass man sich gegen die erste göttliche Tugend nicht nur durch ein Zu-wenig, sondern auch durch ein Zu-viel verfehlen kann.

Zu viel Glauben? Gibt es denn das überhaupt? Sagt nicht Paulus von der Liebe, der höchsten Tugend des Christen: „Sie glaubt alles“ (1Kor 13,7)? Mehr als „alles“ kann man nicht glauben. Folglich scheint ein Übermass an Glaube unmöglich zu sein.

Zur Klärung der Angelegenheit müssen wir uns an die alte Einsicht des Aristoteles erinnern, dass die Tugend jeweils in der Mitte zwischen zwei Extremen liegt. „Mitte“ bedeutet hier nicht laue Mittelmässigkeit, vielmehr intensive und kraftvolle Balance. Bei einigen Tugenden ist das unmittelbar einleuchtend. So hält ein wahrhaft mutiger Mensch die Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit, und die Tugend der Hoffnung umschifft die gefährlichen Klippen der Verzweiflung auf der einen, der Vermessenheit auf der anderen Seite.
 
Welches aber ist das Extrem, das im Bereich des Glaubens den Mangelformen von Abfall, Häresie und Zweifel gegenübersteht? Es ist der Aberglaube: die Neigung, nicht nur jenen Wahrheiten vertrauende Zustimmung zu schenken, die das authentische Siegel der göttlichen Offenbarung und der kirchlichen Verkündigung tragen, sondern auch Lehren gläubig anzunehmen, die anderswoher kommen.

Niemand, der wachen Auges die Phänomene unserer Zeit betrachtet, wird verneinen können, dass es an derartigen Lehren und Praktiken nur so wimmelt. Es mag sich um krausen Volksglauben oder um die angeblich „höhere“ Weisheit der Gnostiker und Esoteriker handeln, um spiritistische Rituale und bizarre Engellehren, um zwielichtige Erscheinungen und obskure Wundergurus, um Handleserei, Kartenlegerei und Horoskop, um Furcht vor Freitag dem 13. und schwarzen Katzen – immer wird hier eine Art Glaubensakt vollzogen, der sich nicht auf die Autorität Gottes stützen kann. Dementsprechend gehören auch die Inhalte des Aberglaubens nicht zum Glaubensgut der Kirche, sondern fallen unter die Kategorie „Fabelei, Wahn und Hirngespinst“.

Gerade dadurch aber kann ein christlich verbrämter Aberglaube viele fromme Gemüter becircen; denn weil seine Lehren sich nicht mit dem Verstand ergründen lassen, sehen sie den wirklichen Glaubensgeheimnissen zuweilen bis zum Verwechseln ähnlich und überbieten sie sogar an scheinbarer Übernatürlichkeit. Unter der Voraussetzung, dass der Glaube „das Überzeugtsein von dem, was man nicht sieht“ ist (Hebr 11,1), fühlt sich daher mancher Glaubenswillige geneigt, nicht nur dem Übervernünftigen, sondern auch dem Unvernünftigen zuzustimmen.

Foto: Lawrence OP; Hl. Paulus: 1Kol 1,23
Auf den ersten Blick mag eine solche Haltung beinahe rührend naiv und fromm anmuten. Tatsächlich aber hat sie mit wahren Frömmigkeit eines Christen wenig gemein, wurzelt diese doch immer im Glauben, wie ihn Gott geoffenbart hat. Man versteht, weshalb das Konzil von Trient die superstitio (den Aberglauben) als „falsche Nachahmerin der echten Frömmigkeit“ (verae pietatis falsa imitatrix) bezeichnet (22. Sitzung).

Mit dem Aberglauben geht vor allem der heilige Apostel Paulus hart ins Gericht. Beschwörenden Tons warnt er vor „Zeiten, in denen man die gesunde Lehre nicht mehr erträgt, sondern sich nach eigenem Gelüste Lehrer beschafft, um die Ohren zu kitzeln“; dann werde man sich von der Wahrheit abwenden und Fabeleien zuneigen (2 Tim 4,3f.).

Ein „guter Diener Christi“ aber nähre sich „von den Worten des Glaubens und der rechten Lehre“, anstatt sich mit „albernen Altweiberfabeln“ zu befassen (1 Tim 4,6f.). Der heute verbreiteten Schonung lehrmässiger Abirrungen stellt sich der Völkerapostel entgegen, wenn er Titus auffordert: „Weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben!“ (Tit 1,13)

Deshalb also muss wie der Irr-, so auch der  Aberglaube bekämpft werden: weil er die Glaubensgesundheit untergräbt. Wir, die „wir nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt sind“ (1 Petr 1,16), sondern dem klar beglaubigten, völlig glaubwürdigen Zeugnis des fleischgewordenen Wortes, dürfen uns nicht herabziehen lassen in die Niederungen von Wahn und Täuschung, Fabelei und Hirngespinst. Solches neben der Wahrheit Gottes zu dulden hiesse letztlich, den „Anführer und Vollender unseres Glaubens, Jesus“ (Hebr 12,2) mit dem „Lügner von Anbeginn“ (Joh 8,44) auf eine Stufe zu stellen, und das sei ferne! 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
 

Samstag, 29. Oktober 2011

GOTT - Restrisiko oder Ressource?

Am 24. März fand in Berlin die erste Veranstaltung von Disput\Berlin! statt. Die These des Abends war »Ohne Religion wäre die Welt besser dran«.

Hier das Anfangsstatement von Msgr. Wilhelm Imkamp, Maria Vesperbild:

Freitag, 28. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Gut und Böse (2)

 
Verliert ein Mensch den Glauben an Gott, dann muß er um so hastiger nach dieser Welt greifen und darin zu erwischen trachten, was er nur fassen und möglicherweise behaupten kann.
Scheut der Mensch Gott nicht mehr, dann fürchtet er auch sonst nichts mehr, weder Gericht noch Vergeltung, weder Hölle noch Ewigkeit.

Adolf Kolping  

Berufung zur Heiligkeit

"Der Mensch ist vor allem gerufen, Gott durch seine Gerechtigkeit, seine Reinheit, seine Wahrhaftigkeit und Güte zu verherrlichen. "Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel ist." (Matth 5,28)
 
Sittliche Unwerte sind ein mit nichts vergleichbares Übel, nur sie beleidigen Gott. Sittliche Gutheit spiegelt Gott wieder und verherrlicht Ihn mehr als irgendeine Leistung.

Doch der Mensch soll nicht nur natürliche sittliche Werte verkörpern. Seine wahre Berufung ist die Heiligkeit, die Gottähnlichkeit, die volle Entfaltung des in der Taufe empfangenen göttlichen Lebens. Seine höchste Bestimmung ist die Umgestaltung in Christus. Darin ist nicht nur eingeschlossen, daß er dem natürlichen Sittengesetz entspreche, sondern unvergleichlich höhere, übernatürliche Tugenden verkörpere, d.h. heilig werde."

Dietrich von Hildebrand: Heiligkeit und Tüchtigkeit; AD 1969 (s. Quellen)

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Worauf es wirklich ankommt

"Was den Christen "ausmacht", ist der Glaube und nicht die Ethik oder das soziale Engagement, die nur Auswirkungen des Glaubens sind.

Wäre dein Pfarrer nicht so moralisch und sozial engagiert, wäre er dennoch weiterhin Christ; kein Christ wäre er mehr, wenn er aufhörte, das Evangelium nach dem Dogma und der Tradition der Kirche zu verkünden. Der Heilige Geist garantiert dem Papst, dem "Stellvertreter Christi", die Rechtgläubigkeit der Lehre und nicht die Reinheit der Sitten.

Alexander VI., der berüchtigte "Papst Borgia" einer schwarzen Legende, führte dem Anschein nach wirklich ein sittenloses Leben, doch er "predigte gut". Gewiß: Für die Diskrepanz zwischen Lehre und Leben muß er einmal Rechenschaft ablegen.

Aber uns - die wir zum Glück nicht über ihn urteilen müssen - reicht es, daß er die Lehre rein und unversehrt bewahrt hat. Außerdem hat uns Jesus selbst davor gewarnt: "Richtet euch nicht nach dem, was sie tun", sondern "tut und befolgt alles, was sie euch sagen" (Mt 23,3)"


Vittorio Messori im Gespräch mit Michele Brambilla in "Der Gläubige hat recht", AD 2001 (s. Quellen)

Wir basteln eine Kirche (2)

Auch die Piusbruderschaft lässt Kirchen basteln:
Dieses Modell könnte man sogar als kleines Kunstwerk bezeichnen.








Hinweis:
Nein, ich unterstütze die Piusbruderschaft nicht.
Aber dieses Kirchen-Faltmodell ist wirklich gelungen, wie ich finde.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Wir basteln eine Kirche

HIER geht's zur Bastelstunde.

Da die Kinder und Jugendlichen bereits klare Vorstellungen haben (s. Bildunterschrift), ist das garnicht so schwer...

Weltbild Verlag

Weihbischof em. Max Ziegelbauer (Augsburg) konstatiert in seiner Schrift "Angst vor der Tradition?" ( 2009) vor allem zwei Erscheinungen in der heutigen Kirche: erstens, dass ein Großteil der Katholiken kaum mehr einen Unterschied mache zwischen katholischer Kirche und anderen Religionen und zweitens, dass auch das Gespür für die Religion überhaupt schwindet. Dazu führt er folgendes Beispiel an:

"Siehe da: Der Geschäftsführer von "Weltbild" (zu 100 Prozent in der Hand deutscher Bistümer), Carel Halff, argumentiert, es seien Bücher in dem Sinne religiös, wenn sie eine positive Lebenseinstellung vermitteln. "Ich würde sogar ein Bastelbuch dazuzählen." (FAZ v. 18.11.2004)
Ganz abgesehen von unsäglichen Werken bei Weltbild, die sogar satanistische Musik oder Schamanismus und New-Age-Artikel verkaufen. Eine Wende ist überfällig."



Bei dieser Gelegenheit noch ein interessantes Zitat aus dem oben zitierten FAZ-Artikel vom 18.11.2004:
Warum aber Bücher und nicht Benzin oder Immobilien? Ein kirchlicher Wirtschaftsbetrieb steht naturgemäß unter besonders scharfer Beobachtung, was seine Inhalte angeht. Nicht nur Katholiken fragen sich, ob denn die in der Satzung der Gesellschaft festgeschriebene christliche Wertorientierung so recht erkennbar ist - bei einer Woge aus Unterhaltungsliteratur, Actionfilmen und elektrischen Heinzelmännchen. Im aktuellen Katalog sind gerade einmal vier Seiten von 190 für den christlichen Haushalt reserviert.

Aber die Begriffe sind eben dehnbar. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, hat in einem Interview mit dem „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“ befunden: „Ob dieses oder jenes Buch nun wirklich den Werten entspricht, die die Kirche fördern möchte - diese Frage sorgt natürlich immer wieder für Diskussionen. Ich denke aber, die Möglichkeit, durch Weltbild mit der ganzen Gesellschaft zu kommunizieren, ist dieses Wagnis wert.“



Nachlese:

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Dienstag, 25. Oktober 2011

Franziskus interreligiös

von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Assisi steht seit Jahrzehnten für den Frieden unter den Religionen. Diesen Symbolstatus verdankt die umbrische Stadt, die sich mit ihren Zinnen und Türmen so malerisch an den Monte Subasio schmiegt, ihrem berühmtesten Sohn, dem heiligen Franziskus (+ 1226). Er gilt vielen Christen der Gegenwart als ein Vorläufer und Vorbild des Interreligiösen Dialogs. Mit seinem ganzen Wesen, das von tiefer Ehrfurcht vor jeglicher Kreatur, insbesondere vor der Person des Nächsten, durchwirkt ist, und mit seiner leuchtenden Liebenswürdigkeit, die bis heute Menschen verschiedenster Ausrichtung zu bezaubern vermag, verkörpert er gleichsam den Gegentypus zu jenem rechthaberischen und glaubenskriegerischen Fanatismus, auf dessen Konto die meisten Scherbenhaufen zwischen den Religionen und ihren Anhängern gehen.
 
Freilich lebte der heilige Mann im christlichen Mittelalter, also in einer Zeit großer Übereinstimmung in Glaubensfragen, und daher hatte er wenig Gelegenheit zu interreligiösen Begegnungen und Gesprächen. Genaugenommen ist es denn auch nur ein einziges Ereignis, das einen Anhaltspunkt für dieses moderne Quasi-Patronat des Poverello bietet, nämlich sein Auftreten vor dem Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik. Das Zusammentreffen der beiden geschah anläßlich des 5.Kreuzzuges im Jahr 1219 in Damiette, nahe der Nilmündung, und ist, zumal sich Belege auch in nichtfranziskanischen Quellen finden, historisch sicher verbürgt.

Unter den berühmten Fresken des Giotto in der Oberkirche der Basilica San Francesco zu Assisi findet sich eine eindrucksvolle Darstellung der Begegnung: Auf der rechten Seite erblickt man den Sultan auf hohem Thron, umgeben von einigen Hofleuten, in der Mitte steht der Heilige mit einem seiner Minderbrüder, daneben lodert ein Feuer auf, vor dem am linken Rand des Bildes gerade einige Männer die Flucht ergreifen. Der Betrachter  kann sich über die gemalte Szene in der Legenda Maior (bekannt unter dem Titel „Der Engel des sechsten Siegels“), die der heilige Kirchenlehrer Bonaventura (+ 1274) über das Leben seines Ordensgründers abgefaßt hat, informieren (IX,8):

Franziskus, erfüllt von der Sehnsucht nach Ausbreitung des Glaubens und nach dem Martyrium, begab sich mit einem Begleiter unter die Sarazenen, welche die beiden Brüder zuerst mißhandelten, sie aber schließlich zum Sultan vorließen. Als dieser nach dem Grund ihres Kommens fragte, „gab ihm der Diener Christi freimütig zur Antwort, nicht Menschen, sondern der höchste Gott habe sie gesandt, damit er ihm und seinem Volk den Weg des Heiles zeige und das wahre Evangelium verkünde. Dann predigte er dem Sultan mit solcher Unerschrockenheit, Geisteskraft und Begeisterung den einen, dreifaltigen Gott und den Erlöser aller Menschen Jesus Christus, daß in Wahrheit an ihm das Wort des Evangeliums erfüllt schien: Ich werde euch Beredsamkeit und Weisheit verleihen, der alle eure Gegner nicht zu widerstehen und zu widersprechen vermögen (Lk 21,15).
 
Der Sultan war vom Auftreten des Heiligen beeindruckt und bat ihn zu bleiben. „Von Gott erleuchtet, gab jedoch der Diener Christi zur Antwort: Wenn du dich mit deinem Volk zu Christus bekehren willst, will ich aus Liebe zu ihm gern bei euch bleiben. Solltest du aber Bedenken tragen, für den Glauben an Christus das Gesetz des Mohammed zu verlassen, so lasse ein großes Feuer anzünden; dann werde ich mit deinen Priestern ins Feuer hineingehen, damit du wenigstens dadurch erkennen mögest, welchen sichereren und heiligeren Glauben du mit Recht annehmen mußt.“ Sowohl diese als auch eine weitere Feuerprobe, bei welcher der Heilige zum Zeugnis für seinen Herrn allein die Flammen durchqueren wollte, scheiterten an der Furchtsamkeit des islamischen Herrschers und seiner Männer. Franziskus aber wies die Geschenke, die ihm der Sultan „um des Heiles seiner Seele willen“ als Gaben für christliche Arme oder Kirchen anbot, von sich, „weil er alles Geld wie eine Last mied und erkannte, daß das Samenkorn des wahren Glaubens im Herzen des Sultans keine Wurzel fassen konnte.“ ---

Soweit diese Begegnung. Auffällig ist dabei die Selbstverständlichkeit, mit der Franziskus missionarisch zu Werke geht. Moderne Fragestellungen wie die, ob Muslime und Christen vielleicht doch irgendwie dasselbe höchste Wesen verehren, sind ihm viel zu abstrakt. Ihm kann es nur um den dreifaltigen Gott gehen; und um den Herrn, der als Mensch, „in allem uns gleich außer der Sünde“ (Hebr 4,15), in die Armut von Krippe und Kreuz herabgestiegen ist und in dessen Namen man allein das Heil finden kann (Apg 4,12).

Zugegeben, der interreligiöse Ertrag scheint hier recht dürftig zu sein. Jedenfalls hat er mit den Veranstaltungen der Gegenwart, die unter ganz anderen Vorzeichen stehen, herzlich wenig zu tun. Aber vielleicht könnte der heilige Franziskus gerade dadurch zu einem Wegweiser werden in eine Zukunft der Kirche, die zugleich friedliebend und kraftvoll-missionarisch sein muß, dabei ebenso weit entfernt von kriegerischem Fanatismus wie von jenem religiösen Indifferentismus, der die Christenheit heute schleichend zum Abfall verführen will?


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)


Bild: Fresko von Giotto: Franziskus vor dem Sultan (Assisi)

Montag, 24. Oktober 2011

Der Wille Gottes

Foto: Lawrence OP; S. Maria sopra Minerva, Rom

Dies ist der Schlüssel, um die Tür zu öffnen und in das Himmelreich einzugehen: "Qui fecit voluntatem Patris mei qui in coelis est, ipse intrabit in regnum coelorum." Wer den Willen meines Vaters tut..., der wird eintreten!

Hl. Josemaria Escrivá de Balaguer (1902-1975), Der Weg, 754 (s. Quellen)



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Sonntag, 23. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Gut und Böse (1)

 
Wenn das Christentum bisher den unbedingten Sieg über das Böse in der Welt nicht errungen hat, dann liegt die Schuld nicht am Christentum, sondern an den Menschen, welche die Finsternis mehr lieben als das Licht, die sich dem Christentum entziehen und nicht erlöst sein wollen.

Adolf Kolping

Samstag, 22. Oktober 2011

Freitag, 21. Oktober 2011

Jahr des Glaubens 11.10.2012 - 24.11.2013

Mit dem Apostolischen Schreiben "Porta fidei" vom 11.Oktober 2011 hat Papst Benedikt XVI. ein Jahr des Glaubens angekündigt. Laut dem Motu proprio wird dieses vom 11. Oktober 2012, dem fünfzigsten Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils, bis zum Christkönigssonntag,
den 24. November 2013, begangen werden.

Ziel des Glaubensjahres soll es sein, dass jeder Gläubige voller Freude und aus tiefstem Herzen, ähnlich wie Maria bei der Verkündigung, sein "Ja" zu Jesus Christus, zur Kirche und dem "unveränderlichen Glauben" spricht.


Benedikt XVI. schreibt in "Porta fidei" unter anderem: 

"Wir wünschen uns, dass dieses Jahr in jedem Gläubigen das Verlangen wecke, den Glauben vollständig und mit erneuerter Überzeugung, mit Vertrauen und Hoffnung zu bekennen.

Es wird eine günstige Gelegenheit sein, um auch die Feier des Glaubens in der Liturgie zu verstärken, besonders in der Eucharistie, die der „Höhepunkt [ist], dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“. (1) 

Zugleich wünschen wir uns, dass das Zeugnis des Lebens der Gläubigen an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die Inhalte des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt wird, wiederzuentdecken (2) und über den Glaubensakt selbst nachzudenken, ist eine Verpflichtung, die jeder Gläubige übernehmen muss, vor allem in diesem Jahr.

Nicht zufällig waren die Christen in den ersten Jahrhunderten angehalten, das Credo auswendig zu lernen. Das diente ihnen als tägliches Gebet, um die mit der Taufe übernommene Verpflichtung nicht zu vergessen.

Mit bedeutungsvollen Worten erinnert der heilige Augustinus daran, wenn er in einer Predigt über die redditio symboli – die Übergabe des Credo – sagt: „Das Symbolum des heiligen Geheimnisses, das ihr alle gemeinsam empfangen und das ihr heute einzeln wiedergegeben habt, sind die Worte, auf die der Glaube der Mutter Kirche fest gegründet ist, über dem sicheren Fundament, das Christus, der Herr, ist. Ihr habt es also empfangen und wiedergegeben, aber im Geist müsst ihr es immer gegenwärtig halten, ihr müsst es im Bett wiederholen, auf den Plätzen darüber nachdenken und es während der Mahlzeiten nicht vergessen; und selbst wenn euer Leib schläft, muss euer Herz in ihm wachen.“(3)


[1] Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium
[2] Vgl. Johannes Paul II., Apostolische Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992): AAS 86 (1994), 116.
[3] Sermo 215,1.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Posts über Papst-Ansprachen gesucht!

Katholon bittet alle Blogger, ihre Posts über die Papst-Ansprachen während des Deutschlandbesuchs in seiner Combox zu verlinken. Das gibt eine schöne Sammlung *freu*!!! Also bitte hier die Beiträge auflisten!

Zum Nachdenken - Kirche (1)


Die Kirche als Lehrerin und Bewahrerin der göttlichen Offenbarung ist gerade so notwendig wie die Offenbarung selbst.

Adolf Kolping



Keine Reform der Kirche ohne Heilige

"Um zunächst bei dem Stichwort Reformer/Heiliger anzuknüpfen: Jeder Heilige ist in dem Sinn ein Reformer, daß er die Kirche neu belebt und sie auch reinigt. Aber man versteht ja unter Reformer häufiger Leute, die strukturelle Maßnahmen durchführen und die sich gleichsam im Bereich der Strukturen bewegen. Und da würde ich sagen, die brauchen wir in der Tat im Augenblick nicht so dringend. Was wir wirklich brauchen, sind Menschen, die vom Christentum innerlich erfaßt sind, die es als Glück und als Hoffnung erleben, die dadurch zu Liebenden geworden sind, und das nennen wir dann Heilige.

Die echten Reformer der Kirche, durch die sie wieder einfacher geworden ist und zugleich Zugänge zum Glauben geöffnet hat, waren immer die Heiligen. Man muß nur daran denken, daß Benedikt am Ausgang des Altertums die Lebensform schafft, durch die das Christentum dann durch die Völkerwanderung hindurchgeht. Oder wenn Sie an Franziskus und Dominikus denken – da ist in einer feudalistischen, erstarrenden Kirche ein ganz neuer Aufbruch einer evangelistischen Bewegung, die die Armut des Evangeliums, seine Einfachheit, seine Freude lebt und die dann eine wahre Massenbewegung auslöst.

Oder erinnern wir uns an das 16. Jahrhundert. Das Konzil von Trient war wichtig, aber es konnte als katholische Reform nur durchschlagen, weil es Heilige wie Theresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Ignatius von Loyola, Karl Borromäus und viele andere gegeben hat, die einfach wieder vom Glauben innerlich getroffen wurden, die ihn originell auf ihre Weise gelebt haben, ihm Formen geschaffen haben, durch die dann auch die Reformen eingetreten sind, die die notwendigen und die heilenden waren.

Deswegen würde ich auch sagen, jetzt kommen die Reformen bestimmt nicht von Foren und Synoden, die auch ihr Recht und manchmal auch ihre Notwendigkeiten haben, sondern sie werden von überzeugenden Persönlichkeiten kommen, die wir Heilige nennen dürfen."


aus:  Joseph Kardinal Ratzinger, Salz der Erde, Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende; Ein Gespräch mit Peter Seewald, Seite 220/221; AD 1996; s. Quellen
(Hervorhebungen durch Administrator)   


Bild: Giotto (1267-1337); Assisi; Hl. Franz, betend in Portiuncula

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Hl. Evangelist Lukas, bitte für uns!

Nachlese

18. Oktober: Festtag des hl. Evangelisten Lukas

Zurück von einem hochinteressanten Bibel-Abend über den hl. Lukas und seinen Evangelienbericht, hier ein paar Einzelheiten die mir aus der ganzen Fülle an wunderbaren Zusammenhängen noch im Kopf geblieben sind:


Wer war der hl. Lukas?

Lukas war Arzt, schrieb das Evangelium in gutem, stilvollen Griechisch (in erster Linie) für die Heiden (Hellenen, Nicht-Juden). Als Begleiter des hl.Paulus schrieb er wohl vor allem das, was Paulus predigte. Er war wohl unverheiratet geblieben und starb in Bithynien den Martyrertod:

Im Römischen Martyrologium heißt es:
"In Bithynien der Heimgang des heiligen Evangelisten Lukas. Nachdem er für den Namen Christi viel erduldet hatte, starb er, voll des Heiligen Geistes. Seine Gebeine wurden später nach Konstantinopel überführt und von da nach Padua gebracht."

Der Priester erzählte uns, dass er auf einer Wallfahrt nach Padua, nachdem er in der Basilika des hl. Antonius gewesen war und dort auch die Hl. Messe zelebriert hatte, bei der weiteren Erkundung der Stadt auch in eine größere Kirche kam, die einen eher vernachlässigten und vereinsamten Eindruck machte. Auf einem Sarkophag las er (mehr oder weniger zufällig) die Inschrift, dass dort die sterblichen Überreste des hl. Evangelisten Lukas ruhten. Er hielt das zunächst für eine fromme Legende und erkundigte sich, erstaunt über diesen Fund, bei jemandem, den er bei der Kirche traf. Dieser bestätigte ihm, dass es sich tatsächlich um das Grabmal des hl. Lukas handelte, dass dort, in dieser unbeachteten Kirche, tatsächlich einer der vier Evangelisten seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

Er empfahl uns also, sollten wir einmal nach Padua fahren, unbedingt auch den hl. Lukas zu besuchen, der doch einer der ursprünglichsten Zeugen des Evangeliums war. 


Besonderheiten im Vergleich zu den drei anderen Evangelien:

-  die Kindheitsgeschichte Jesu Christi

-  er berichtet (im Vergleich zu den anderen) viel von Frauen

-  sah das alles mit seinem "ärztlichen Blick" (Wunder-Heilungen, Blutschweiß, Christus als Arzt der sündigen und leidenden Menschheit)

-  setzt starken Akzent darauf, dass Jesus oft gebetet hat (vor der Taufe im Jordan, vor Berufung der Jünger, vor der Brotvermehrung); Jesus betet, da er auch ganz Mensch ist, er betet im Namen der Menschheit

-  sein Symbol ist der Stier, das Opfertier, weil er besonders das Leiden Jesu, sein Lebens-Opfer für das Heil der Menschen betont; Lukas macht deutlich, dass Jesus Christus von Anfang an den "Weg nach Jerusalem", dorthin, wo das Opfer dargebracht wurde, bewusst und freiwillig gegangen ist: sein Leiden und Tod waren kein Zufall, keine (unbeabsichtigte) Tragik, sondern der Tod am Kreuz, das Erlösungsopfer, war das Ziel des Willens Jesu Christi


Woher wusste der hl. Lukas all die Ereignisse und Tatsachen aus seinen Berichten?

Darüber gibt der Anfang des Evangeliums Auskunft:

"Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest." (Luk 1,1-4)

Diese Einleitung von Lukas lässt es nicht zu, die darauf folgenden Ergebnisse seiner Nachforschungen als Erfindungen oder nette Geschichten abzutun. Stattdessen dürfen wir sicher sein, dass das, was der Evangelist an Theophilus - und damit auch an uns - überliefert, den Tasachen entspricht. man darf auch annehmen, dass er von Maria, der Gottemutter selbst all das erfahren hat, was er über die Verkündigungsszene und die Kindheitserlebnisse Jesu geschrieben hat.

Montag, 17. Oktober 2011

Grundkonzept des Christlichen



 
Anstatt dem Zeitgeist zu folgen müßten gerade wir ihm von neuem mit evangelischem Ernst entgegentreten.

Wir haben den Sinn dafür verloren, daß die Christen nicht wie "jedermann" leben können.


Die törichte Ansicht, der zufolge es keine spezifische christliche Moral geben würde, ist nur ein Ausdruck dafür, daß ein Grundkonzept verlorengegangen ist: 
 
Das "unterscheidend Christliche" gegenüber den Modellen der "Welt".


Joseph Kardinal Ratzinger in: Zur Lage des Glaubens AD 1985 (s. Quellen)

 Foto: Josepf Kard. Ratzinger 1988; von Rose Meierhofer; wikipedia
(Hervorhebungen durch Administrator)

Sonntag, 16. Oktober 2011

KIRCHE

Foto: Lawrence OP
Keiner von uns weiß, wie tief er aus der Kraft der Gnade lebt, die ihm durch andere zuströmt;

aus dem verborgenen Gebet der stillen Herzen;

aus dem lösenden Opfer der Unbekannten;

aus der stellvertretenden Sühne derer, die sich für die Geschwister einsetzen.

Das ist eine Gemeinschaft tiefster Kräfte.


Romano Guardini, Vom Sinn der Kirche

Zitiert aus: Romano Guardini; Gehalten von Gottes Hand (s. Quellen)

Samstag, 15. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Caritas (3)


Nirgends ist die göttliche Wahrheit überredender, gewinnender als im Munde der sich aufopfernden, hilfreichen Liebe.


Adolf Kolping

Freitag, 14. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Caritas (2)


Das Christentum bewältigt das menschliche Elend mit seiner hingebenden Liebe,
mit der Anwendung jener Liebe, welche den Himmel und die Erde versöhnt.


Adolf Kolping

Zum Nachdenken - Caritas (1)

 
Ohne das Christentum
kein soziales Gedeihen, 
keine wahre Wohlfahrt,
weder eine zeitliche noch eine ewige.


Adolf Kolping

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Caritas ohne Beziehung zu Gott?

Eine Antwort auf die These von Prälat Dr. Peter Neher, kirchliche Caritas sei auch ohne eine Beziehung zu Gott möglich


Am 27.September 2011 erschien in der Badischen Zeitung als Reaktion auf die Freiburger Rede des Papstes vom 25.09.2011 ein Interview mit dem Präsidenten des Deutschen Caritas-Verbandes Prälat Dr. Peter Neher (a).

Benedikt XVI. hatte in besagter Rede Folgendes gesagt:

"Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil.

 Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. "Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst" (Enzyklika Deus caritas est 25).

Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert."

Der verweltlichte Standpunkt des Caritaspräsidenten

Prälat Dr. Neher verneint jedoch den Zusammenhang der Notwendigkeit einer "tiefen Beziehung zu Gott" und kirchlicher Caritas. Für ihn braucht kirchliche Sozialarbeit dieses "Mehr" durch den gelebten christlichen Glauben nicht.

Allein durch die "konkrete Tat und Begegnung" erfülle die Kirche ihren Auftrag. Auch ohne spezifisch christlichen Hintergrund der Helfer und Einrichtungen sei der "Dienst am Nächsten (...) selbst Ausdruck des Glaubens und der kirchlichen Sendung". „Der Menschen wegen und nicht um ihrer selbst willen hat sich die Kirche sozial zu engagieren und damit implizit einen menschenfreundlichen Gott zu verkünden", so Neher in einem Vortrag bei der Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Adenauerstiftung am 30.08.2011 (b).

Wollte der Papst mit seiner Rede in Freiburg durch die Forderung eines "wahren Humanismus" nicht gerade eine solche Einstellung eines rein mitmenschlichen Humanismus ("der Menschen wegen") in Frage stellen? Wollte er nicht gerade dazu ermutigen, durch Ent-weltlichung zu einer von christlichem Glaubensgeist durchdrungenen, gelebten NächstenLIEBE zu finden

Prälat Dr. Neher wehrt sich deswegen auch gegen den Begriff der "Ent-weltlichung", den der Papst in seiner Rede für caritative Einrichtungen der katholischen Kirche angemahnt hatte. Das Evangelium und die darauf aufbauende Soziallehre der Kirche seien die Fundamente für die Sozialarbeit. Eine Pflicht für die Mitarbeiter, eine lebendige Beziehung zu Gott aufzubauen, den christlichen Glauben selbst zu leben könne daraus aber nicht abgeleitet werden...schließlich dürfe "christlicher Glaube nie auferlegt werden" - und das gelte, so Prälat Dr. Neher, auch für Caritas-Mitarbeiter (a).

Reicht es also aus in Leitlinien und sonstwo zu erklären, das Evangelium und die darauf aufbauende Soziallehre der Kirche seien Fundament des kirchlichen Auftrages, und dieser sei allein durch diese Feststellung schon erfüllt?

Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997)
Die Antwort darauf ist ein eindeutiges: Nein. Vielmehr muss dieses Fundament mit Leben gefüllt werden. Nicht toter Buchstabe gilt hier, sondern aus tiefem Glauben gelebtes Christentum. Wenn hinter christlicher Caritas nicht eine christliche Persönlichkeit steht, die durch ihr Handeln den eigentlichen Wohltäter durchblicken lässt, nämlich Christus, dann ist es eine leere, eine entleerte Caritas, vielleicht eine humanitäre Hilfe aber keine Nächstenliebe im Sinne des Christentums.

Soziale Arbeit, gleich aus welcher Motivation (des einzelnen Mitarbeiters) heraus "sei immer auch Verweis auf einen menschenfreundlichen Gott" meint Neher. Das mag sein, aber das gilt auch für die Sozialarbeit aller anderen Wohlfahrts- und Hilfsorganisationen ohne dass diese einen spezifisch christlichen Charakter hätten.

Der Papst ruft mit seiner Rede von der "Ent-weltlichung" dazu auf, genau dieses spezifisch Christliche, nämlich die christlich motivierte Nächstenliebe in den Formen organisierter kirchlicher Einrichtungen zu verwirklichen.

Der Auftrag der Kirche erfüllt sich erst dann, wenn jeder Mitarbeiter der Caritas, der kirchlich organisierten sozial-karitativen Arbeit, diesen Anspruch und dieses Fundament sich zu eigen gemacht hat und selbst aus diesem Fundament lebt.

Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter kirchlicher Caritas das Evangelium Jesu Christi, das Wort Gottes angenommen haben muss und darum bemüht ist, dieses im eigenen Leben - auch unabhängig und außerhalb der organisierten Caritas - umzusetzen.

Dazu gehören Teilnahme am Leben der Kirche, eine lebendige Beziehung zu Christus, auch durch ein Gebetsleben, Anerkennung der Kirche als dem von Christus selbst gestifteten Heilssakrament und  deren Sendung zum Heile aller Menschen sowie die Bejahung der ganzen unverfälschten Lehre der Kirche.

Hierzu zählen auch regelmäßiger Sakramentenempfang (u. a. Beichte, Kommunion) sowie ein den katholischen Überzeugungen entsprechender Lebenswandel aus tiefster eigener Überzeugung (1) und nicht zuletzt ein Streben nach persönlicher Heiligkeit.

Kamillus v. Lellis (1550-1614); wikipedia
Ein leuchtendes Beispiel dazu geben uns die Mitglieder der Ordensge-meinschaften, die zu eben diesem Zweck gegründet wurden, so z. B. die Kamillianer des hl. Kamillus von Lellis, die Vinzentinerinnen des hl. Vinzenz von Paul, die Missionarinnen der Nächstenliebe der sel. Mutter Teresa von Kalkutta und viele, viele andere.

Erst dann kann "kirchliches Liebeshandeln seine volle Leuchtkraft" behalten und geht nicht einfach auf in eine "Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen" (2).

Um es anders auszudrücken:
Allein - ganz unzweifelbar wichtige - berufliche Kompetenz genügt nicht für wahrhafte Mitarbeiter der Caritas (3), sondern die Nächstenliebe muss "Folge ihres Glaubens" sein, "der in der Liebe wirksam wird" (ebd.).

Für alle Verantwortlichen, Mitarbeiter, Helfer, ob haupt-oder ehrenamtlich, muss es "kennzeichnend sein, daß sie nicht bloß auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun, sondern sich dem anderen mit dem Herzen zuwenden, so daß dieser ihre menschliche Güte zu spüren bekommt" (4).

Diakonia (Dienst der Liebe) kann nicht losgelöst von den beiden anderen wesenhaften Aufträgen der Kirche gedacht werden: von der Verkündigung von Gottes Wort (kerygma-martyria) und der Feier der Sakramente (leiturgia) (5). Sie, die Diakonia, ist "opus proprium": "ureigenste Aufgabe" der Kirche, von der sie "nie dispensiert werden" kann. (6).


Zeit zu reden - Zeit zu schweigen

Wenn der "Christ weiß, wann es Zeit ist von Gott zu sprechen und wann es recht ist zu schweigen" (a;b), dann in dem Sinne, dass durch sein Schweigen die Liebe derart hervortritt, dass es auch ohne Worte Zeugnis von Gott wird. Das setzt den überzeugten und festen Glauben des Mitarbeiters voraus.

Deswegen ist es "Aufgabe der karitativen Organisationen der Kirche (...), dieses Bewußtsein in ihren Vertretern zu kräftigen, so daß sie durch ihr Tun wie durch ihr Reden, ihr Schweigen, ihr Beispiel glaubwürdige Zeugen Christi werden" (7).

Vinzenz v. Paul (1581-1660)
Was Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache sagt, ist genau dies:
Auch wenn "jede soziale Arbeit immer auch Verweis auf einen menschenfreundlichen Gott ist" (Neher zur BZ), so ist der kirchliche Auftrag zur Caritas ein fundamental anderer:

Nämlich keine "Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen" (8) sondern durch Ent-weltlichung - oder positiv ausgedrückt - durch eine zutiefst in Christus verwurzelte Grundhaltung der Organisation und ihrer Vertreter ein Leuchtturm gelebten Christentums in der Welt zu sein - ganz im Sinne von "caritas urget nos", "die Liebe drängt uns" (Gal 5,14)! (9)

Es reicht also auch nicht aus, "Mitarbeitenden" ein "geistliches Angebot" zu machen, "damit sie ihre eigene Arbeit vor dem Hintergrund eines christlichen Glaubens reflektieren können" und "sprachfähig" anderen gegenüber sind (a). Wird dieser Hintergrund nicht verinnerlicht und sich zu eigen gemacht und gelebt, so ist die Caritas nicht echt sondern vorgegebenes Schein-Christentum - im Grunde: Heuchelei.

Damit aber wird kirchlich organisierte Caritas unglaubwürdig und dem Anspruch, den sie selbst und die Welt an sie stellt, nicht gerecht. Es ist ein Armutszeugnis für den Caritasverband, wenn deren Präsident Prälat Dr. Neher anmahnt (11), dass es seitens der Kirche möglich sein müsse, als Vertreter bzw. Mitarbeiter der Caritas, entgegen dem Glauben zu leben, den sie doch durch ihren Liebesdienst bezeugen sollen.

Es wäre also angebracht, Bewerber für eine Tätigkeit im kirchlich organisierten sozial-karitativen Dienst auf ihre Eignung auch im Hinblick auf ihr christlich-kirchliches Zeugnis zu prüfen und Ausbildung auch in diesem Sinne überzeugender zu gestalten.

Denn mit der "echt religiösen Grundhaltung" (10) ihrer Mitarbeiter, die sich aus dem Glauben heraus zum Liebesdienst, zur Hingabe ihrer selbst an die Armen, Kranken, Benachteiligten und Notleidenden entschließen, steht und fällt die Glaubwürdigkeit der (auch organisierten) christlichen Caritas.

Es mag vielleicht überraschen, aber auch Laien - nicht nur Ordensleute - sind aufgerufen, IN und MIT der Kirche aus tiefer Christusbezogenheit Caritas zu üben. Auch das ist eine Form der Participatio actuosa, eine tätigwerdende Teilnahme der Laien an der Sendung der Kirche.

F.W.


(3)   Deus caritas est 31a
(4)   Deus caritas est 31a
(5)   Deus caritas est 25a
(6)   Deus caritas est 29

(7)   Deus caritas est 31c
(8)   Deus caritas est 31
(9)   Deus caritas est 33
(10)  Deus caritas est 37
(11)  Dr. Neher: "Was das Arbeitsrecht angeht, gerade das Thema Geschiedene/Wiederverheiratete, sage ich ganz offen: Ich hoffe und erwarte, dass sich an dieser Stelle in unserer Kirche etwas bewegt. Menschen müssen die Chance eines neuen Anfangs bekommen."

Weiter Quellen:

Vortrag bei der Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.08.2011 in Cadenabbia (abzurufen ebd. unter den Downloads)

(alte Adresse: http://www.caritas.de/aspe_shared/download.asp?id=10CBA120C6F459DD000D30B63BAB9D84AB99E5FA040DB1BABA404B8BC469779D1A21FF050619DB535BD2F428B5B7D49C&Description=110830_Caritas%20als%20Tr%E4ger%20des%20Sozialstaates%20-%20Adenauerstiftung&Filename=Vortrag_Neher_Adenauer-Stiftung_300811.pdf)
 
Daraus Zitat von Prälat Dr. Neher:
"Eine für die soziale Arbeit der Kirche äußerst wichtige Aussage steht ebenfalls in "Deus Caritas est": "Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu sprechen, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen." (DCE 31) Weiter heißt es: "Wer im Namen der Kirche karitativ wirkt, wird niemals den anderen den Glauben der Kirche aufzudrängen versuchen." (DCE 31) Diese Aussage ist sowohl für die Arbeit in einer pluralen Gesellschaft wie Deutschland als auch für die internationale Arbeit (insbesondere auch in muslimischen Ländern) von fundamentaler Bedeutung. Der Menschen wegen und nicht um ihrer selbst willen hat sich die Kirche sozial zu engagieren und damit implizit eine menschenfreundlichen Gott zu verkünden.

Der Dienst der Caritas erweist sich damit insbesondere in der Tat und der Begegnung. Damit wird anerkannt, dass die Caritas nicht "ein mehr" braucht, um wirklich kirchlicher Dienst und Ausdruck des Glaubens zu sein. Sondern der konkrete Dienst am Nächsten in seinen vielen Ausdrucksformen in der Caritas ist selbst Ausdruck des Glaubens und der kirchlichen Sendung."

 
Vortrag von Dr. Peter Neher (Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.08.2011 in Cadenabbia) dokumentiert in:
Religion im öffentlichen Raum
Karlies Abmeier, Michael Borchard, Matthias Riemenschneider, Berlin, 9. Apr. 2013
Herausgeber: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., ISBN 978-3-506-77593-1




Nebenbei zu (11):

Sehr geehrter Herr Prälat Dr. Neher,

Menschen haben in unserer römisch-katholischen Kirche immer die Chance eines neuen Anfangs - aber immer entsprechend dem Willen Gottes, der allein maßgeblich sein kann (nicht nach ihren eigenen Vorstellungen). Das gilt auch für zivil wiederverheiratete Geschiedene.
Aber: bevor es einen neuen Anfang geben kann, muss erst einmal "das Alte" zu Ende gebracht werden. In Gottes Namen.

MfG
F.W.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Wahrheit (1)

 
Ohne Glauben und Vertrauen hält die Welt nicht zusammen. 
Glauben und Vertrauen ruhen auf der Wahrheit, ohne die Rechtschaffenheit nicht möglich ist.

Adolf Kolping

Auf dem Weg zu einer echten Re-form der Liturgie

In der "Tagespost" erschien am 06.10.2011 ein sehr interessantes Interview mit dem französischen Liturgiker Alcuin Reid über Tradition und Reform der heutigen Riten.
Nachdem er festgestellt hat, dass sich Liturgiker weitgehend darüber einig sind, dass es "Anzeichen gibt, die darauf hindeuten, dass die für die Reform Verantwortlichen einen Bruch im Sinn hatten" und bei der Ausführung der Konzils-Konstitution Sacrosanctum concilium (Über die Liturgie) in einem solchen Sinne vorgegangen wurde, erklärt er mögliche Lösungswege für die Reform einer Liturgie aus den Quellen der Tradition:


"Wir müssen erneut einen Blick auf die im Gefolge des Konzils erarbeitete Liturgiereform werfen. Nicht als Anhänger irgendeiner Seite, sondern als gute Historiker, gute Theologen und gute Katholiken. Wenn es klar ist, dass wir wesentliche Elemente der liturgischen Überlieferung verloren oder solche eingeführt haben, die schaden, dann müssen wir die Aufrichtigkeit besitzen, das zuzugeben und das Erforderliche veranlassen.

Das hat eingesetzt mit dem Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis und dem Motuproprio Summorum Pontificum sowie dem persönlichen Vorbild von Papst Benedikt XVI. bei seinen liturgischen Zelebrationen. Außerdem müssen wir mit Nächstenliebe und pastoralem Gespür vorgehen.

Es ist nicht möglich, die früheren Riten für jedermann zwangsweise wieder einzuführen, oder die neuen von einem auf den nächsten Augenblick abzuschaffen. Doch es wäre derzeit möglich – fakultativ – einige ältere Elemente (die Offertoriumsgebete, einige rituelle Gesten des Priesters etc.) in den heutigen Riten zu erlauben.

Darüber hinaus ist es möglich, jene Ars Celebrandi zu übernehmen, wie sie in Sacramentum Caritatis besprochen wird, worin die heutigen Riten mit einem liturgischen Reichtum gefeiert werden, der sich in einer spürbareren Kontinuität mit der Tradition befindet. Die Geschichte wird zeigen, wie sich die Liturgie von einem solchen Ausgangspunkt weiterentwickelt.

Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der Kirche von heute oder der von morgen nichts „Heiliges oder Großes“ verlorengeht."



(Hervorhebungen durch Administrator)


Zu dem Interview siehe auch HIER.


Foto: Lawrence OP; Hl. Messe (England) 

Dienstag, 11. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Gotteskindschaft


Mit "Zum Nachdenken" möchte ich in unregelmäßigen Abständen einige Kernsprüche u. a. von Adolf Kolping (1813 - 1865), dem "Gesellenvater" und Gründer der katholischen Gesellenvereine in der Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen, in Erinnerung rufen, die nichts an Aktualität verloren haben.

Gotteskindschaft


Die Familie der Kinder Gottes ist das adeligste Geschlecht der ganzen Welt.

+      +      +

Gott ist unter die Menschen getreten,
wie ein Vater unter seine Kinder, damit die Kinder in den Vater schauen,
sich in ihm spiegeln und sich nach ihm bilden.

+      +      +

Gott ist und bleibt der Herr der Welt und der Schirm der Seinen,
das kann man nicht laut genug in die zaghaften Seelen der Menschen hineinrufen,
damit sie sich besser gewöhnen, sich am rechten Stab festzuhalten.


Adolf Kolping


aus: Weisheit des Herzens; Kernsprüche Adolf Kolpings, AD 1955 (s.Quellen)



Bild: Adolf Kolping; Wikipedia

Montag, 10. Oktober 2011

Gotteskindschaft

















In jener Zeit brachte man Kinder zu Jesus,
damit er ihnen die Hände auflegte.
Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen:
Lasst die Kinder zu mir kommen;
hindert sie nicht daran!
Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, das sage ich euch:
Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind,
der wird nicht hineinkommen.
Und er nahm die Kinder in seine Arme;
dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

Neues Testament, Markus 10,13-16


Foto: More Good Foundation

Das richtige Verhältnis zu Gott

Herz Jesu, Paray le Monial (F)
 Was wir brauchen, um innerliche und zugleich aktive Menschen zu werden: Ganz kindlich dürfen wir (Gott) ... gegenüber sein, auch in unserem Beten, wir sehen am heiligen Franz, daß Kindlichkeit absolut nichts Minderwertiges ist, im Gegenteil, das stellt uns erst ins richtige Verhältnis zu Gott: Wir sind seine Kinder, in allem abhängig von ihm.


Sel. Pater Rupert Mayer SJ (1876 - 1945)

aus: Rupert Mayer, In der Ruhe des gottverbundenen Menschen, AD1987   (s. Quellen)


Sonntag, 9. Oktober 2011

Una Sancta

Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen (1).

Foto: Lawrence OP; Petersdom, Rom
Sie zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen (Joh 21,17), ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut (vgl. Mt 28,18 ff), für immer hat er sie als "Säule und Feste der Wahrheit" errichtet (1 Tim 3,15).

Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird (2). Das schließt nicht aus, daß außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen.

Wie aber Christus das Werk der Erlösung in Armut und Verfolgung vollbrachte, so ist auch die Kirche berufen, den gleichen Weg einzuschlagen, um die Heilsfrucht den Menschen mitzuteilen.


(1) Vgl. Symbolum Apostolicum: Denz. 6-9 (10-13); Symbolum Nicæno- Constantinopolitanum: Denz. 86 (150); aufgenommen in Professio fidei Tridentina: Denz. 994 u. 999 (1862 u. 1868). 
(2) Die Formel "Sancta (catholica apostolica) Romana Ecclesia" findet sich in Professio fidei Tridentina, a. a. O. und in Conc. Vat. I, Sess. III., Const. dogm. de fide cath.: Denz. 1782 (3001).  


II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche "Lumen gentium", 8 

(Hervorhebungen durch Administrator) 

(Anmerkung: Man muss sich bewusst sein, dass andere Dokumente des II.Vatikanums, z. B. Gaudium et spes, auf dem Hintergrund u. a. von Lumen gentium zu verstehen sind.)
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