"Was den Glaubenden zu Maria führt ist nicht mit wenigen Worten zu sagen. Besonders deutlich zeigt sich das Suchen nach ihrer Hilfe. Maria ist die "Trösterin der Betrübten", die "Helferin der Christen", die "Mutter vom guten Rat".
In ihr, welche die Mutter des Erlösers ist, fühlt der Glaubende eine aller Not und allem Leid zugewandte unerschöpfliche Liebe. Sie ist die Auserwählte, nah zu Gott Hinangehobene; aber nicht nach der Weise einer Göttin, welche in der Seligkeit ihrer hohen Natur dahin lebte, sondern was sie ist, ist sie in der Ordnung der Erlösung, aus Christi Gnade. Daher weiß der Christ, dass er ihrer Liebe sicher sein darf.
Was das aber bedeutet, wenn der Mensch alle Not, auch die verborgenste und stummste, in den Raum einer solchen Liebe tragen kann, ist nicht abzuschätzen. Immer wieder geht darum die Bitte der Bedrängten zu ihr, dass sie helfe. Nicht durch eigene Macht. Weder Maria noch die Heiligen sind Seiten-Instanzen neben Gott, die aus eigenem Wollen und Vermögen wirken. Im Reiche Gottes ist sein Wille alles in allem.
Wohl werden die Heimgegangenen vollendet und also ihres eigensten Wesens mächtig, aber in Gott, und ihr persönliches Wollen will nichts, als dass sein Wille geschehe. Wenn sie also menschlicher Not helfen, so geschieht das aus Gottes Willen heraus.
Die Kirche drückt das dadurch aus, dass sie sagt, die Heiligen bitten für uns. Um diese Fürbitte ruft das Gebet der Bedrängten Maria an und weiß, dass es auf sie vertrauen darf."
aus: Romano Guardini (1885-1968): Vorschule des Betens
(Hervorhebungen durch Administrator)
Bild: Kevelaerer Gnadenbild; Trösterin der Betrübten
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